Am Samstag zogen mehrere tausend Menschen durch Friedrichshain, um ihre Solidarität mit dem rebellischen Nordkiez zu bekunden. Ursprünglich war laut den OrganisatorInnen eine Demonstration geplant, die diejenigen zusammenbringen sollte, die sich gegen die Bullenaktionen der letzten Monate zur Wehr setzen wollten. Dieser Anspruch ging mit dem Wandel der Umstände etwas unter, konnte aber letztendlich dennoch erfüllt werden. Über das gemeinsame Demonstrieren des Gefahrengebiets hinaus gibt es einige Gründe, die Demonstration als positiv zu bewerten.
Wäre unter normalen Umständen wohl ein kleiner Demo-Zug aus AnwohnerInnen mit einer übermächtigen Bullenbegleitung durch die Gegend gezogen, in der Hoffnung, ins Gespräch zu kommen und klassische Mittel der Agitation heranzuziehen, ergab sich durch die Razzien im Januar ein ganz anderes, viel schöneres Erlebnis. 4-5000 kämpferisch gelaunte Leute sind einfach eine Masse, die selbst uns gewohnheitsmäßige DemogängerInnen mit positiven Gefühlen zurücklässt.
Schon die zweite Phase der Mobilisierung, also die Phase nach den Razzien, stimmte zuversichtlich. Wurde von den Organisierten dieser Stadt in der Vergangenheit des öfteren recht erfolglos versucht, mal was Großes aufzuziehen, so wuchs diese Mobilisierung organisch. Immer mehr Gruppen und Personen schlossen sich den Aufrufen an, stellten Werbung her, nutzten ihre Netzwerke. Schnell machte sich die Kunde breit, dass auf diese Demo alle kommen würden. Dementsprechen gemischt waren die TeilnehmerInnen und bunt waren die vielen Transparente, Bengalos und Pappschilder. Nicht so bunt aber war der Dresscode, der ebenfalls eine wichtige Message enthielt. Auch wenn die meisten am Samstag offensichtlich keinen Krawall machen wollten, waren viele auf die Eskalation durch die Bullen mental eingestellt. Zugetraut wird ihnen schließlich alles.
Wir können und wir sollten von dieser Mobilisierung profitieren. Wenn wir versuchen, sie politisch einzuordnen, dürfen wir nicht vergessen, warum letztendlich so viele Menschen gekommen sind. Einerseits die Gentrifizierung: weil existentielle Sorgen die Menschen in Friedrichshain bzw. in Berlin umtreiben und sie aktiv nach Lösungen suchen.
Zweitens die Razzien: weil ein Squat der militanten Autonomen angegriffen wurde. Welche, mit Verlaub, ein wichtiger Teil der Anti-Gentrifizierungskämpfe sind.
Es ist wichtig, dass die verschiedenen Menschen, die auf die Straße gegangen sind, diesen Schritt aufeinander zugemacht haben. Seien wir alle so klug und stellen diese symbolische Allianz auf eine reale Basis. Die autonomen MieterInnen und ArbeiterInnen haben derzeit genauso wie die Vollzeitautonomen eine gute Grundlage, um gemeinsam eine Zone zu schaffen, in der niemand durch die gewaltsame Stadtpolitik weggemobbt werden kann. Die Demo war ein Zeichen der Einen an die Anderen und andersherum, dass militantes Leben nichts mit Szenezugehörigkeit zu tun hat.
Unter dessen im #Gefahrengebiet: einer der Haupfeinde, Tom Schreiber, hat plötzlich eine 180-Grad-Wendung – natürlich in seinem beschränkten Kosmos – hingelegt. Nach Wochen des Bettelns nach härteren Aktionen faselt der arme Kerl nun von Deeskalationsstrategien und Runden Tischen. „Ziel muss es sein, mit der linken Szene ins Gespräch zu kommen und sie von den gewaltbereiten Personen trennen. Dabei sollen nicht linke Wohnprojekte stigmatisiert werden, sondern gewalttätige Extremisten als solche benannt und haftbar gemacht werden.“
Dahinter könnte die intellektuelle Erkenntnis liegen, dass im Gefahrengebiet keine Hau-Ruck-Politik zu machen ist. Auch wir sollten uns darauf besinnen, dass wir möglicherweise die besten Bedingungen haben, die in dieser Stadt für unseren Kampf zu haben sind. Der Nordkiez ist eine Strukturreiche Gegend. Alleine schon die Hausprojekte bieten Möglichkeiten zur Organisierung, zum Treffen, zum Austausch, zur Regeneration und zum Kampf. Auch die Anti-Gefahr-Kontrollen der Bullerei haben daran nichts ändern können und die Aktivitäten sind sogar deutlich angestiegen.
Auch jetzt, nach der „Macht-Demonstration“ am Samstag, gehen die Kontrollen im Gefahrengebiet weiter. Abend für Abend sucht sich das Schnittlauch (außen grün und innen hohl) seine Opfer und wir sind mehr oder weniger machtlos. Um aber beim positiven Denken zu bleiben: solange sie hier den Polizeistaat heraushängen lassen, können wir uns sicher sein, dass wir noch gefährlich sind. Und der Görli wird in Ruhe gelassen. Also: im Gefahrengebiet nichts Neues. Und keine Nachrichten sind gute Nachrichten.
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Ich denke es ist wichtig die gute Stimmung mitzunehmen und nicht verstreichen zu lassen!
es gab ja wohl schon ein weiteres treffen im "kiez", vieleicht gibt es da was neues, wenn nicht online, vieleicht kann es im anschluß an die kommenden treffen oder wie auch immer, so etwas wie einen "kongress" geben!
das hört sich jetzt alles ziemlich dicke an, aber ich denke man sollte das potential nutzen welches sich gerade ergibt und alle linken gruppen welche auch in die demo involviert waren, zu einem großen treffen zusammen zu bekommen (z.B.: in der Köpi), um dann weitere Aktionen und Veranstaltungen zu planen!
Das ganze natürlich nicht von einem Tag auf den Anderen, sondern ebenfalls mit einer großen Mobi-Phase!
Für die Stadt von Unten!
Für die soziale Revolution!
Für die Anarchie!
solche und andere diskussionen bitte ganz woanders
raus aus dem web und rein in die bezugsgruppe und ab auf die echten diskus
beteiligt euch an den plenas und strukturen
haut rein
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stimme 100% zu!
allerdings ist es wichtig, in den kiez hinein zu wirken,
dazu braucht man auch öffentliche "Angebote", bzw. Ziele
Jeder Kampf braucht ein Symbol...
unterschätzt keinesfalls die Symbolkraft die Freiräume wie z.B. Rigaer oder Flora bei Unterstützern bundesweit haben und zu deren Mobilisierung beigetragen haben. Jedes einzelne Projekt ist wichtig, aber eine kraftvolle Bewegung die notwendig ist um eine relevante Masse für unser Anliegen zu gewinnen und um die Themen Freiräume, Gentrifizierung, Recht auf Stadt wirklich warnehmbar zu machen, benötigt ein gemeinsames Symbol für einen gemeinsamen Kampf. Für die Mitglieder unserer Reisegruppe aus K, MS und HB ist die Rigaer ein solches verbindendes Element weswegen wir gemeinsam nach Berlin fuhren!! Es steht exemplarisch für all das was für uns Bedeutung hat, um was wir in letzter Konsequenz mit allen Mitteln kämpfen würden - dafür ist Vielen kein Weg zu weit - und ohne Freunde bekanntlich keine Helfer... ;-) Im Falle einer erneuten Mobilisierung sollte diese Symbolkraft die der Friedrichshainer Kiez nun einmal hat genutzt werden um bundesweit zu mobilisieren...
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danke an alle die von weiter weg kamen!!!!!!!!!!!!!!!!
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"Und der Görli wird in Ruhe gelassen", steht oben im Artikel.
Das stimmt leider nicht. Im Görli, seit langem auch ein sogenannter "gefährlicher Ort", gehen die rassistischen Razzien täglich weiter. Sie wurden sogar ausgeweitet: Auch am Kotti gibt es mittlerweile fast täglich größere Bulleneinsätze, motiviert auch durch die Propaganda von BZ und lokalen Gewerbetreibenden, angeführt vom Besitzer des "Cafe Kotti", der ebenfalls fast täglich gegen Obdachlose und sonstige unerwünschte Menschen hetzt und in jedes Mikro, dass ihm vor die Nase gehalten wird, seinen Senf abgibt, dass dringend mehr Polizei am Kotti notwendig sei.
Es ist gut, die Bullen auf Trab zu halten - nicht nur im Nordkiez in Friedrichshain, sondern überall in der Stadt.