Der HoGeSa-Ableger „Gemeinsam-stark Deutschland“ (GSD) will am 09. April 2016 in Magdeburg aufmarschieren. Zu erwarten sind mehrere Hundert gewaltbereite Nazihools samt Konzert, mehrstündiger Kundgebung und Demonstration, die sich gegen „linke Gewalt“ und „Asylmissbrauch“ gemeinsam stark machen wollen. Angeführt wird diese Mobilisierung von Rechten aus dem Umfeld der Naziband „Kategorie C“ und rechten Hools aus Bremen, Hannover, Braunschweig und Magdeburg.
Zum Hintergrund
Der erste Hinweis zur geplanten Demonstration am 9. April 2016 in Magdeburg konnte in Form eines Mobilisierungsvideos auf dem youtube-channel „Hacke Peter“ gefunden werden. Hochgeladen wurde dieses Video am 18. Januar 2016, zwei Tage nach dem Naziaufmarsch in Magdeburg. In den ersten Veröffentlichungen hieß es, sie Veranstaltung sei von 14 bis 22 Uhr angemeldet. Das erste Mobilisierungsvideo wurde mittlerweile wegen Urheberrechtsansprüchen gelöscht. In den Kommentaren dazu wurde das Anliegen der Demo erklärt. Auf eine Nachfrage, was nach 20 Uhr geplant sei, hieß es: „dann gibt’s auf die fresse“. Youtube-User „Hacke Peter“ bestätigte dieses Vorhaben.
Hinter dem Pseudonym „Hacke Peter“ vermuten wir Marcel „Captain Flubber“ Kuschela. Auf seinem VK-Profil mobilisiert Kuschela ebenfalls seit dem 18. Januar mittags mit einem angepinnten Post zur Demo am 9. April 2016 nach Magdeburg. [1] Der Bremer Kuschela gilt als der „Bereichsleiter Nord“ des Zusammenschlusses „Gemeinsam Stark Deutschland“ (GSD). Er hat innerhalb des „Bereichs Nord“ viele Aufgaben und Funktionen übernommen. Der Zusammenschluss „Gemeinsam-stark Deutschland“ bildete sich Ende 2014 aus einem Flügel des sich in mehrere Fraktionen zerstritteten rechten „HoGeSa“-Sammelbeckens. [2]
Spätestens seit der „Hooligans gegen Salafisten“-Demonstration im Oktober 2014 in Köln, bei der etwa 5.000 Neonazis und rechte Hooligans gemeinsam mit „besorgten Bürgern“ unter dem Deckmantel, „nur“ gegen Salafisten zu sein, die Stadt zerlegten und zahlreiche Menschen angriffen, ist deutlich sichtbar geworden, wie groß das rechte Gewaltpotential der Hooliganzene in Deutschland ist. Als virtueller Vorreiter der „Hooligans gegen Salafisten“ (HoGeSa) kann die Facebookgruppe „Weil Deutsche sich’s noch trau’n!“ gesehen werden. Neben Thorsten de Vries waren viele einflussreiche Nazihooligans in dieser Gruppe aktiv, um ein gemeinsames Vorgehen gegen Salafisten zu diskutieren und zu planen. Hetze gegen Migrant_innen, Muslim_a und Antifaschist_innen sind dabei die Hauptthemen in den Foren. Im Oktober 2014 fand dann die bereits erwähnte, erste große Demonstration der „Hooligans gegen Salafisten“ in Köln statt. Hauptorganisatoren waren damals Marcel Kuschela, Andreas Kraul und Dominik Roeseler. Lediglich einen Monat später, am 15. November 2014, wurde in Hannover der Versuch unternommen, an den „Erfolg“ in Köln anzuknüpfen. Die letztendlich stattfindende stationäre Kundgebung blieb zwar quantitativ wie auch qualitativ hinter den Erwartungen der meisten Teilnehmenden zurück, brachte aber dennoch ca. 3.000 selbsternannte „Hooligans“ auf die Straße.
Bald darauf entbrannte ein heftiger Streit in der Führung um HoGeSa, im Zuge dessen sich die Gruppe „Gemeinsam Stark Deutschland“(GSD) abspaltete. Führende Köpfe bei GSD sind überwiegend Neonazis aus Bremen. Aus den Zerwürfnissen bei HoGeSa sind vier Hauptgruppen hervorgegangen, die im letzten Jahr immer wieder Demonstrationen mitorganisierten oder durch Angriffe auffielen. Die Gruppen B.D.H. (Bündnis Deutscher Hools), GSD (Gemeinsam-stark Deutschland), HoGeSa (Hooligans gegen Salafisten) und „Berserker Deutschland“ haben sich nun allerdings wieder zusammengeschlossen und wollen gemeinsam Stärke demonstrieren.
Kuschela zählt sich selbst zur Crew um die Bremer Band „Kategorie C". Die Band wurde 1997 gegründet wurde und ist der rechten Hooliganszene zuzuordnen. Ihr Name ist auf die von der „Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze“vorgenommene Kategorisierung von Fußballfans nach ihrer Gewaltbereitschaft zurückzuführen, die mit Kategorie C „gewaltsuchende Fans“ definiert. Die Band agierte und agiert teils mit Namenszusätzen zum Bandnamen, teils aber auch unter anderen Namen.
Die Facebook-Veranstaltung zur Demonstration am 9. April 2016 hat die Magdeburgerin Sabine Endert erstellt. Die Demo selbst richtet sich – lt. Facebook – gegen „linke Gewalt und Asylmissbrauch“. Für weitere Informationen wird auf die Homepage www.gemeinsamstark-ev.net verwiesen. Endert ist bei „Gemeinsam-stark Magdeburg“ aktiv [3]. Sie pflegt enge freundschaftliche Kontakte zur Orga der Pegida-Ableger in Braunschweig (Bragida) und in Magdeburg (Magida). Sie hat bei Magida-Veranstaltungen im Sommer 2015 das Frontbanner getragen, war aber auch bei Bragida-Veranstaltungen zu sehen. Auf ihrem Facebook-Profil ist sie auf mehreren Fotos mit der Braunschweigerin Jacqueline Eberhardt zu erkennen. Jacqueline Eberhardt ist die Lebensgefährtin von Swen Obst. Swen Obst ist in der Vergangenheit immer wieder als Teilnehmer von Aufmärschen der NPD und anderen neonazistischen Gruppierungen aufgefallen. Er gilt außerdem als Fan des verbotenen Rechtsrocknetzwerkes „Blood & Honour“, so zeigt ihn ein Foto aus dem Internet vor einer »Blood & Honour«-Fahne mit SS-Totenkopf [4]. Auch mit Marcel Kuschela ist Eberhardt eng befreundet.
Jacqueline Eberhardt und Sabine Endert haben am Naziaufmarsch am 16. Januar in Magdeburg teilgenommen. Während des Naziaufmarsches kam es im Umfeld zu mehreren Angriffen auf mutmaßliche Gegendemonstranten. Die Angreifer sollen in einen blauen VW-Bulli mit dem Kennzeichen H-KZ 8801 geflüchtet sein. Sie hätten zur Tarnung Mützen des Fußball-Vereins St. Pauli getragen.
Angeblich ist die Demo im April in Magdeburg bereits bei der Versammlungsbehörde angemeldet. Zum geplanten Ablauf ist bisher Folgendes bekannt: Sammlungsort ist der Domplatz in Magdeburg um 14 Uhr. Es würden Redner aus der Schweiz, Holland und natürlich Deutschland sprechen, die unter anderem auch schon bei Pegida oder auf anderen GSD-Demonstrationen gesprochen haben. Es werden Musikbeiträge am Kundgebungsplatz und eine Demonstration angekündigt. Um 20 Uhr soll die Veranstaltung wieder mit Musik und kurzen Redebeiträgen beendet werden. In ersten Veröffentlichungen wurde diese Veranstaltung für die Zeit von 14 bis 22 Uhr beworben.
Gemeinsam stark Deutschland übernimmt als Verein die Verantwortung für zwei Demonstrationen in der Vergangenheit:
Am 2. Mai 2015 in Erfurt und am 12.09.2015 in Hamburg. In Erfurt war fast die gesamte Magida-Orga als Teilnehmende zu sehen. Es konnten nach Erfurt immerhin ca. 200 bis 250 Nazihools mobilisiert werden. Am Rand des Demonstrationsgeschehen kam es zu Angriffen auf Linke und Journalisten. Der Aufmarsch im September 2015 in Hamburg wurde verboten. Es fehle an Polizeikräften, deswegen würde es bei der Kundgebung sehr wahrscheinlich zu Ausschreitungen kommen, hieß es zur Begründung des Demonstrationsverbots. In einem Eilverfahren entschied das Bundesverfassungsgericht in der Nacht zum 12.09.2015, dass der „Tag der deutschen Patrioten“ verboten bleibt. Trotz des Verbots erschienen an diesem Tag einige Neonazis in Hamburg. Der GSD-Orga-Kreis koordinierte etwa 30 meist voll besetzte Autos und etwa 200 Neonazis die mit dem Zug unterwegs waren zwischen Hamburg, Bremen und Kirchweyhe. Inklusive der dezentralen Aktionen waren am 12.09. innerhalb Deutschlands etwa 500 Neonazis unter dem Motto „Tag der Deutschen Patrioten“ unterwegs. In Kirchweyhe waren insgesamt etwa 30 Autos meist voll besetzt aus Hoyerswerda, Hamburg, Bremen, Vechta, Rotenburg an der Wümme, Heidekreis, Lüneburg, München, Ratzeburg, Diepholz, Hagen, Euskirchen, Schwandorf, Verden, Osterholz-Scharmbeck und auch Magdeburg unterwegs. [5] Mittlerweile mobilisieren alle einschlägig bekannten und großen rechten Hooligangplattformen und Informationskanäle für den 9. April 2016 nach Magdeburg.
Quellen:
[1] vk.com/captainflubber
[2] antifa-bremen.org/was-ging-ab/2015/rech.../
[3] www.facebook.com/events/793778177434441/
[4] recherche38.info/2015/03/23/bragida-naz.../
[5] linksunten.indymedia.org/de/node/155075
www.youtube.com/watch?v=p5CeL4bXkKA
Gemeinsam-stark "mit" NPD