Rostock-Lichtenhagen: Rassistische Mobilisierung gefloppt – Antifa in der Offensive

Rassisten

Etwa 30 Rassist_innen sammelten sich gestern Abend in Rostock-Lichtenhagen. Der Zusammenrottung vorausgegangen war ein Facebook-Aufruf gegen eine geplante Geflüchtetenunterkunft.

 

„Damit die DRECKS Presse und Politik mal klare Bilder sehn ,das WIR auch noch was zusagen haben,BITTEN wir alle am 30.01.16 um 17.00 uhr in der Möllner Str. /Lichtenhagen einzutreffen!“

 

Mit diesen Worten rief der Sänger der Neonaziband Nordmacht, Torsten Köhn, zu einer Kundgebung gegen eine geplante Geflüchtetenunterkunft in Rostock-Lichtenhagen am Samstagabend auf. Die Band Nordmacht teilte sich bis zum Blood&Honour-Verbot ein Postfach mit der Sektion Mecklenburg. Köhn selbst übernahm bei NPD-Aufmärschen in den neunzigern Jahren organisatorische Aufgaben.

Der von ihm am 27. Januar abgesetzte Post, der etwa 150 mal geteilt wurde, ließ zunächst eine Zusammenrottung hunderter Rassist_innen befürchten. Tatsächlich erschienen jedoch nur rund 30 Menschen. Nach kurzer Diskussion mit der Polizei meldeten die Rassist_innen eine Kundgebung an, traten auf dieser aber propagandistisch nicht in Erscheinung. Stattdessen zeichneten sie sich durch aggressives Verhalten gegenüber Außenstehenden aus. Ein Teilnehmer prahlte damit, am rassistischen Pogrom von 1992 im Stadtteil beteiligt gewesen zu sein. Andere bedrohten anwesende Journalist_innen. Ein Mann warf schließlich eine Flasche nach Pressevertreter_innen und wurde daraufhin festgenommen. Ein anderer versuchte einen Fotografen zu attackieren, konnte aber von Antifaschist_innen daran gehindert werden. Nach etwa 20 Minuten wurde die Kundgebung aufgelöst.

 

Zeitgleich versammelten sich auch etwa 300 Antifaschist_innen in den Zufahrtsstraßen zum Kundgebungsort, den die Polizei abriegelte. Zunächst harrten die Antifas aus und formierten sich nach dem Kundgebungsende spontan zu einer Demonstration durch Lichtenhagen. Diese konnte weitgehenden unbehelligt durch das Viertel ziehen, passierte dabei auch das Sonnenblumenhaus und endete am S-Bahnhof Groß Klein. Während der Abreise kam es zu Übergriffen von Rassist_innen auf Antifas. Die Betroffenen konnten jedoch mit leichten Verletzungen entkommen. Polizist_innen, die sich in Sichtweite aufhielten, griffen zunächst nicht ein und kamen erst nach den Angriffen hinzu.

 

Die Polizei ging im Vorfeld der rechten Versammlung von einer Ente aus, konnte aber auf Kräfte zurückgreifen, die wegen eins Fußballspiels in der Stadt waren. Trotzdem wirkte der Einsatz unkoordiniert und ließ Räume für direkte Aktionen offen.

 

Der Abend kann durchaus als Erfolg gewertet werden. Trotz einer geringen Mobilisierungszeit stellten sich den Rechten rund 300 Antifaschist_innen in den Weg. Mit der anschließenden Demonstration wurden antirassistische Standpunkte auf die Straßen des symbolträchtigen Viertels getragen. Die Rassist_innen haben ihre Hetze nicht verbreiten können, ihre Versammlung floppte. Wären die Antifaschist_innen früher und konsequenter vorgegangen, hätte die Zusammenrottung vermutlich unterbunden werden können. Nicht hinnehmbar sind die zahlreichen Angriffe auf Journalist_innen und Antifaschist_innen durch Rassist_innen. Wir wünschen den Betroffenen der Übergriffe an dieser Stelle gute Besserung.

 

Zukünftig muss klar sein, wo auch immer Rechte in Rostock auftauchen und Hetzen wollen, müssen wir auch sein. Rassistische Stimmungsmache kann nur durch antifaschistische Intervention unterbunden werden. Abwarten und zuschauen gibt nur den Rassist_innen Zeit sich zu organisieren. Zudem muss der antifaschistische Selbstschutz gestärkt werden, dabei ist auf die Polizei kein Verlass. Nur gemeinsames, koordiniertes und konsequentes Vorgehen kann rassistische Mobilisierungen verhindern und rechte Gewalt abwehren.

 

Antifa in die Offensive!

 

Weitere Fotos: Sören Kohlhuber

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LOL - kein Wunder, dass da nur 30 Nasen waren - beim Lesen dieses Aufrufs kriegt man ja Kopfschmerzen. Meine "Anteilnahme" gilt der Grammatik und Rechtschreibung...RIP.

 

Schön auch, dass Feine Sahne Fischfilet noch kurzfristig moblisiert haben. Die hatten ja ihre "100 Freidöner" Aktion in der Nähe extra vorverlegt, wenn ich micht nicht täusche.

Vorne weg ist zu sagen: das war ein starkes Zeichen. Durch die entschlossene Aktion konnten wir an erste Schritte einer neuen Bereitschaft anschließen, die Straße wieder als unser Handlungsfeld zu begreifen. Schon im Dezember haben mehrheitlich Jugendliche die Initiative ergriffen und im Anschluss an eine Kundgebung gegen Abschiebungen eine antirassistische Spontandemonstration durchgeführt. Damals konnten nur etwa 50 Personen mobilisiert werden, die aber zwischen Neuem Markt und Doberaner Platz durchgängig lautstark unterwegs waren und auch etliche Flyer unter die Besucher*innen des Weihnachtsmarktes gebracht haben.

Am vergangenen Samstag konnte die spontane Mobilisierung immerhin 300 Menschen erreichen. Lautstark, energisch und entschlossen hat die Sponti die Aufmerksamkeit vieler Anwohner*innen erregt. Die Menschen in ihrem Lebensumfeld anzusprechen und zu erreichen, muss ein grundlegendes Ziel unserer politischen Arbeit sein! Daher waren die häufig gewählten, leicht verständlichen Parolen in deutscher Sprache ein gutes Mittel, um unsere Anliegen deutlich zu machen.

Einige der Menschen, die unsere Demo aus ihren Wohnungen beobachtet haben, wollten den Moment per Kamera einfangen. Natürlich ist das nicht immer angenehm, vor allem, da wir nie wissen, wer da jetzt gerade Fotos oder Videos macht. Aber wir sollten davon ausgehen, dass die Leute einfach nur daran interessiert sind, einen besonderen und sicherlich eindrucksvollen Moment festzuhalten. Diese Menschen sind nicht unsere Feinde! Daher war es löblich, dass auf die Beschimpfungen aus unseren Reihen gegenüber den Anwohner*innen ("Kameramann, Arschloch!") schnell reagiert wurde. Falls ihr zukünftig ähnlich dämliches Verhalten auf Demonstrationen wahrnehmt, sprecht die Leute darauf an. Fragt sie, was ihr Ziel sei, wen sie erreichen wollen und was sie eigentlich auf unseren Demos zu suchen haben. Erklärt ihnen, dass wir Demos nicht veranstalten, um die Menschen in ihren Wohnungen zu erschrecken oder zu beleidigen. Wir wollen auf unsere politischen Anliegen aufmerksam machen und bestenfalls viele Menschen von unseren Zielen überzeugen. Daher sind Parolen wie "Schiebt ihr uns're Freunde ab, machen wir die City platt!" in solchen Momenten auch ungebracht.

Überlegt euch also, wen ihr mit euren politischen Aktionen erreichen wollt und was ihr von diesen Menschen wollt. Anhand dieser Überlegung sollte das politische Handeln ausgerichtet werden. Es ist schlimm genug, dass wir oft gezwungen sind, uns zu vermummen, um uns zu schützen. Wir sollten also darauf achten, die Menschen, die wir überzeugen wollen, nicht noch mehr zu verschrecken.

 

Wir hoffen, dass ihr diese Gedanken mit auf den Weg nehmt - es ist gut und richtig wütend zu sein und zu handeln, wenn Menschen abgeschoben werden! Aber die Wut und die Handlung muss sich an die richtige Adresse richten. Und diese ist wohl kaum in den Plattenbaugebieten Rostocks zu suchen.

 

In diesem Sinne: "Nazis vertreiben - Flüchtlinge bleiben!" Schön, dass ihr dabei gewesen seid! Kommt beim nächsten Mal wieder mit! Wir sehen uns auf den Straßen und vielleicht bringt dann ja irgendwer auch noch ein Transpi mit. ;)

"... Aber die Wut und die Handlung muss sich an die richtige Adresse richten. Und diese ist wohl kaum in den Plattenbaugebieten Rostocks zu suchen."

 

Äh, doch. Im Falle der Kartoffel Köhn so gar ziemlich genau dort.