Spur eines brutalen Raubüberfalls führt zur RAF

Erstveröffentlicht: 
18.01.2016

Sechs Monate nach dem spektakulären Raubüberfall auf dem Gelände eines Real-Supermarktes im Stuhrer Ortsteil Groß Mackenstedt (Landkreis Diepholz) sind die Ermittler offenkundig ein großes Stück vorangekommen: Nach NDR Informationen aus Behördenkreisen fanden sie in den Tatfahrzeugen entlarvende DNA-Spuren. Es handelt sich um die genetischen "Fingerabdrücke" von drei Menschen, die als Angehörige der Terrororganisation "Rote Armee Fraktion" (RAF) seit Jahrzehnten auf den Fahndungslisten stehen: die 57 Jahre alte Daniela Klette, der 58 Jahre alte Volker Staub und der ebenfalls als Terrorist gesuchte Burkhard Garweg, Alter unbekannt.

 

RAF-Mitglieder nach Auflösung abgetaucht

Alle drei sollen unter anderem 1993 an dem Sprengstoffanschlag auf die Justizvollzugsanstalt in Weiterstadt in Hessen beteiligt gewesen sein. Auch damals waren ihre DNA-Spuren gefunden worden. Zwar hatte sich die RAF am 20. April 1998 per Bekennerschreiben für aufgelöst erklärt. Nach wie vor sind einige Menschen aus dem damaligen Täterkreis abgetaucht. Das gilt auch für Klette, Staub und Garweg.

 

Altersversorgung für ehemalige Terroristen?

Schon einmal waren DNA-Spuren von Klette und Staub nach einem Raubüberfall gefunden worden: Am 30. Juli 1999 überfielen drei Maskierte einen Geldtransporter in Duisburg-Rheinhausen (NRW). Damals erbeuteten die Täter etwa eine Million Mark. Experten wie der RAF-Kenner Butz Peters gingen damals davon aus, dass der Raubüberfall in Duisburg nicht dazu diente, weitere Terrortaten zu ermöglichen, sondern "die Altersversorgung von RAF-Veteranen zu ermöglichen". Mittlerweile könnte das Geld knapp geworden sein.

 

Ähnlicher Überfall bereits in Duisburg

Sicher ist: Es bestehen erkennbar deutliche Übereinstimmungen bei der Tatausführung - mit dem einzigen Unterschied, dass der Raubüberfall in Groß Mackenstedt am Ende scheiterte. Auch in Duisburg waren drei Räuber am Tatort. Bewaffnet waren sie mit zwei Gewehren und einer Panzerfaust. Sie benutzten zwei Tatfahrzeuge - eines versperrte dem Geldtransporter den Weg, mit dem anderen, einem Jeep, flüchteten sie. In dem Fahrzeug fanden sich später die Masken, auf denen die DNA-Spuren von Klette und Staub entdeckt wurden.

 

Mit Panzerfaust und Kalaschnikows im Anschlag

Auch in Groß Mackenstedt kommen im Juni vergangenen Jahres zwei Fahrzeuge zum Einsatz: ein silbergrauer Ford Focus Kombi und ein weißer VW-Transporter vom Typ T4. Mit dem T4 blockieren die Täter am Nachmittag des 6. Juni 2015 am helllichten Tag den Geldtransporter. Die Überwachungskamera des Supermarktes zeigt den Transporter, wie er zurücksetzt, gegen eine Wand kracht und dem Geldtransporter den Weg verstellt. Sekunden später sind zwei maskierte Personen zu sehen, die Gewehre tragen. Eine dritte Person hält eine Panzerfaust. Die Besatzung des Geldtransporters hat mittlerweile allerdings die Türen ihres gepanzerten Fahrzeugs verschlossen. Dann fallen Schüsse. Dreimal wird aus einem der beiden Kalaschnikow-Schnellfeuergewehre gefeuert. Eine Kugel trifft den rechten Reifen des Transporters und macht ihn fahruntüchtig. Eine zweite Kugel lässt das Spezialglas des Geldtransporters splittern, die dritte durchschlägt die Panzerung des Transporters. Deshalb wird auch wegen versuchten Raubmordes ermittelt. Die beiden Insassen bleiben unverletzt.

 

Flucht offenbar ohne Hektik

Offenbar benutzen die Täter Spezialpatronen, die auch größere Widerstände überwinden können - sogenannte Hohlladungsmunition. Nach wenigen Minuten erkennen die drei Maskierten, dass ihr Plan offenbar nicht zu verwirklichen ist. Mit dem grauen oder silbernen Ford Focus fahren sie davon. Die Täter müssen ziemlich abgebrüht sein: Die Abfahrt geschieht offenbar in aller Ruhe. Zwar berichten Zeugen einem wenige Minuten später eintreffenden Fernsehteam, dass sie Schüsse gehört haben. Aber von quietschenden Reifen oder einem aufheulenden Motor ist nicht die Rede. Das Fluchtfahrzeug, der Ford Focus, wird sieben Tage später in einem Waldstück bei Groß Ippener (Landkreis Oldenburg) - kaum neun Autominuten vom Tatort entfernt.

 

"Soko Real" findet Fluchtfahrzeug

Seit Sommer vergangenen Jahres ermittelt bei der zuständigen Polizeiinspektion in Diepholz eine Sonderkommission namens "Soko Real" in diesem Fall. Mehrfach wird auch die Öffentlichkeit in die Fahndung eingeschaltet. Zweimal ist der Raubversuch auch Thema in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY ungelöst". Beide Tatfahrzeuge waren Anfang 2015 in der Region Oldenburg gekauft worden, bei zwei verschiedenen Händlern und offenbar von unterschiedlichen Personen. Von beiden Käufern und von dem mutmaßlichen Schützen wurden Phantombilder gefertigt.

 

Federführung weiter in Niedersachsen

Bislang gab es keine heiße Spur. Erst die genaue Analyse der DNA-Funde in den beiden Fahrzeugen lassen jetzt präzise Rückschlüsse auf die Tatbeteiligten zu. Dabei gehen die Behörden offenbar nicht davon aus, dass es sich um eine terroristisch motivierte Tat gehandelt hat. Alle Pressemitteilungen wurden bisher von niedersächsischen Behörden verfasst. Wäre die Einschätzung eine andere, läge die Federführung bei der Bundesanwaltschaft und beim Bundeskriminalamt. Die Staatsanwaltschaft Verden wollte auf NAchfrage die NDR Informationen weder bestätigen noch dementieren. Der Fall wird am Mittwoch noch einmal in der Sendung "Aktenzeichen XY" eine Rolle spielen.

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Während sich bei "vermutlichen" Ex-RAF Leuten die sich, wie ja selber zugegeben wird, eine Altersversorgung anschaffen wollen, die sie in ihrem verfolgten Untergrund auch brauchen, freuen sich ungezählte gesuchte Nazis bester Langeweile, außer sie versammeln sich für Mob-Touren durch Innenstädte, Gruppenbildung für Terrorakte oder Waffenkäufe...

Der Feind steht links und da sich daran ja nichts ändert, ist es ja zumindest in diesem Licht betrachtet egal ob das tatsächlich so ist oder nicht.

Wir wünschen allen Genossen einen schönen Feierabend! Laßt euch nicht erwischen und viel Erfolg beimnächsten mal!