Belgien: Sabotage an Bahninfrastruktur und Angriff auf Spezialkräfte der Armee

la cavale

Wir werden nicht zurückweichen: vorwärts mit den Kämpfen für die Freiheit – Über die Sabotagen der TGV* und einer Militärkaserne

*(d. Üb.: TGV = „Train à Grande Vitesse“ = „Hochgeschwindigkeitszug“, hier, im Plural, Markenname aber auch generell für eine Baureihe von Hochgeschwindigkeitszügen wie Thalys und Eurostar)

Wenn die Finsternis die Stadtteile umhüllt und die Stadt in einen Belagerungszustand als höchste Bestätigung der Macht des Staates und seiner Ideologie stürzt, ist es einfach der totalen Resignation anheim zu fallen. Wenn die Trompeten Krieg und Massaker ausposaunen und Freiheitskämpfe zerschlagen werden um dem reinen Gerangel um die Vorherrschaft zwischen zwei Mächten Platz zu machen, glaubt man schnell mal, es sei alles zu Ende. Wenn die Medienbombardements die Botschaft der Ordnung einhämmern und jeden Ruf nach Ablehnung und Zurückweisung an den Rand drücken, hört man schnell mal auf selbst zu denken und lässt sich vom blutigen Strom mitreissen.

 

Und trotzdem... Vergangene Woche versuchte der Staat eine totale Befürwortung seiner Werte zu schaffen und drohte allen, die sich ihnen nicht unterwerfen würden, mit brutaler Repression.

Angesichts der jihadistischen Gangräne, die, vor allem anderen, die RevolutionärInnen vieler Länder der Welt gefressen hat (Ägypten, Syrien, Libyen) – RevolutionärInnen, die sich mutig gegen die jeweiligen Regimes und für die Freiheit erhoben hatten und die die Staaten der ganzen Welt nur zu gerne von den Bomben des Staates massakrieren oder durch jihadistische Exekutionen grausam morden liess -, hat er versucht, den Triumph der eigenen Weltschau zu bestätigen: ein schreckliche Welt der kapitalistischen Ausbeutung und staatlichen Unterdrückung. Nun versucht er zu verfügen, dass die einzigen Kriege, zu deren Teilnahme alle gerufen werden, jene zwischen ihm und einem islamistischen Konkurrenten sind und versucht so den einzigen Krieg zu begraben, den wir, die RevolutionärInnen gegen jede ob staatliche oder religiöse Macht, bereit sind zu führen: den sozialen Krieg gegen die Unterdrücker und Ausbeuter. Und der Staat ergreift die Gelegenheit um sein repressives Arsenal zu stärken. Durchsuchungen überall. Verschärfung der Gesetzgebung. Anpassung der Verfassung um jenen Menschen elektronische Fesseln zu verpassen, die eine Bedrohung für seine Ordnung sind (und denkt nicht, das Revoltierende und RevolutionärInnen nicht auf seinen schwarzen Listen landen werden). Mehr Mittel für die Bullen und die Geheimdienste. Verhaftungen zuhauf von Sanspapiers und RebellInnen. Und zweifellos auch eine Beschleunigung der Militarisierung der Grenzen und des Baus neuer Gefängnisse, wie das Maxi-Gefängnis in Brüssel.

 

Und trotzdem... nicht alles ist verloren, die Resignation siecht genauso vor sich hin wie eine Woche zuvor, die Notwendigkeit selber zu denken, jenseits aller Massstäbe, ist die einzige Art und Weise zur Verschrottung der Ideologie des Staates und seiner Konkurrenten.

 

Wir haben von der Presse erfahren, dass es in Belgien gerade zwei Sabotageakte gab, zwei Sabotageakte in derselben Nacht. Zwei Aktionen, die verkünden, dass der Kampf für die Freiheit weitergehen muss, hier und jetzt, auch wenn die Bedingungen härter und die Terrains der Auseinandersetzung ungünstiger sein werden. Zwei Akte, die den Abgrund aufzeigen zwischen auf einer Seite der Staat und jene, die so denken wie der Staat, wie die Anhänger des neuen Kalifats, beide immer zum Massaker bereit und bereit zur Erhaltung und Eroberung der Macht Terror zu säen; ein Abgrund also, der sie von den anderen trennt, von jenen, die für einen Bruch mit dem Bann über das Leben aller kämpfen, die zum Angriff übergehen um zu befreien und nicht um zu unterwerfen.

 

Zwei Sabotageakte in der Nacht des 29 auf den 30. November.

 

Der erste war eine Sabotage an vier verschiedenen Stellen des internationalen Netzes der Hochgeschwindigkeitszüge (TGV, Thalys, Eurostar). Indem bei Ath im Hennegau die Glasfaserkabel längs der Gleise in Brand gesetzt wurden, wurde jeglicher Verkehr dieser Züge für mehr als einen Tag lahmgelegt. Ein Tag, an dem die internationalen Delegationen und die Minister, die zu einem Gipfel nach Paris reisen mussten, aufgehalten wurden, an dem Unternehmenskader, die EurokratInnen, die Direktoren im Bahnhof festsassen und auf Bildschirme starrten, die den Ausfall ihrer Züge mitteilten. Diese Sabotage zeigt uns, dass mit einfachen Mitteln immer möglich ist, die Verkehrsadern der Macht und ihrer Männer, ihre Transport- und Datennetze zu kappen. Und in der davon verursachten Unordnung öffnen sich Räume, die nicht von den Diskursen der Macht gesättigt sind, Räume, wo die Freiheit ihre Flug aufnehmen kann.

 

Die zweite Sabotage hatte nichts weniger als die Militärkaserne der Spezialkräfte des belgischen Militärs und des militärischen Geheimdienstes in Heverlée im flämischen Brabant zum Ziel. Die SaboteurInnen drangen im Schutz der Nacht ein, umgingen Überwachungssysteme und Patrouillen, um an fünf Militärfahrzeugen hausgemachte Brandbomben anzubringen. Der Zündmechanismus funktionierte anscheinend nicht, aber die Botschaft könnte klarer nicht sein: ihr besetzt die Strassen Brüssels, massakriert auf Befehl des Staates Leute in verschiedenen Ländern der Welt, verbreitet Angst und Schrecken mit euren Uniformen, euren Panzerfahrzeugen und euren Kriegswaffen, aber ihr werdet nie vor einem Sabotageakt sicher sein. Ein einziger Akt konnte die Aura der Armee und ihres grossen Chefs, der Staat, in vollem Ausnahmezustand lächerlich machen und angreifen. Ein Akt, der irgendwie allen, die die Nase von ihren Kriegen voll haben, vorschlagen direkt dort anzugreifen, wo sie ihren Ursprung haben: in den Kasernen, in den Waffenschmieden und Sicherheitsunternehmen, in den technologischen Forschungsanstalten. Ein Akt, der nur vom Deserteur aller Kriege kommen kann, der deswegen jedoch nicht auf den sozialen Krieg gegen den Krieg der Macht verzichtet.

 

Aufgeben ist einfach, aber weitermachen ist immer möglich. Angesichts des Krieges für die Macht pusten wir kräftig auf die Glut des sozialen Krieges gegen jegliche Macht. Es gibt Kämpfe, die werden es schwer haben in kommenden Zeiten, der Kampf gegen die Grenzen, der Kampf gegen den Bau von Maxi-Gefängnissen, die Kämpfe gegen die Austeritätsmassnahmen und die kapitalistische Restrukturierung. Stärken wir sie, um aus ihnen genau so viele Sammelpunkte für Deserteure, Widerständige, Unbeugsame zu machen. Und auf das die Sabotageakte weiter die Finsternis erleuchten mögen.

 


 

siehe https://linksunten.indymedia.org/de/node/161209

 

Text zu den Ereignissen auf la cavale

http://www.lacavale.be/spip.php?article284 Üb. mc, Knast Salez, CH, 12.12.2015