[NMS] Recherche-Überblick zur für den 14.11.2015 geplanten Nazi-Demo

Plakat Gegenproteste

Für den 14.11.2015 mobilisiert die Facebook-Gruppe „Neumünster wehrt sich“ zu einer Demonstration nach Neumünster. Mit hetzerischen Parolen wie „gegen Asylbetrug, Rechtsbruch und Masseneinschleusung, konsequente Abschiebung von abgelehnten Asylbewerbern, gegen die Islamisierung der Gesellschaft“, die so auch auf den bundesweit aktuell unzähligen Aufmärschen von AfD, "PEGIDA", Neonazis und besorgten Rassist*innen zu hören sind, wird versucht, an rassistische Stimmungen gegen Geflüchtete anzuknüpfen, die in den letzten Monaten bis in die Mitte der Gesellschaft hinein massiv zugenommen haben.


Zu den OrganisatorInnen gehören zwar nicht Parteien wie die NPD oder die AfD, nichtsdestotrotz stecken überzeugte Nazis hinter der Gruppe "Neumünster wehrt sich". Administriert wird die Gruppe u.a. von Manfred Riemke, Manuel Fiebinger und Hauke Haak, aber auch Enrico Pridöhl gehört zum Orgakreis der Demo.

Der in dem ostholsteinischen Neukirchen wohnende Enrico Pridöhl macht aus seiner nationalsozialistischen Einstellung keinen Hehl, seine diversen volksverhetzenden Posts waren selbst facebook zu viel, weshalb sein Account schon mehrfach gelöscht wurde. "Ihr Juden Lümmel könnte löschen so viel ihr wollt ich hab noch viel viel mehr" postete Pridöhl ein Bild mit dem sich an das Hakenkreuz klammernden Reichsadler, im Hintergrund eine SS-Rune, unten der Schriftzug "White Pride" - der Ostholsteiner ist in seinem antisemitischen Weltbild anscheinend davon überzeugt, dass auch facebook von Menschen jüdischen Glaubens unterwandert sein muss. Trotz seiner Überzeugungen ist er nie in den NPD-Kreisverband aufgenommen worden, stattdessen unterstützte er mehrfach den NPD-Wahlkampf in anderen Bundesländern. Durch die ihnen gemeinsame Frustration über die Personalpolitik von Nordhorn und CO. baute er Kontakt zu dem unten noch vorgestellten Manfred Riemke auf. Pridöhls liebste Freizeitbeschäftigung scheint es aber zu sein, Petitionen und Demonstrationen gegen Pädosexuelle zu sammeln bzw. anzumelden - bei den Bewerbungen dieser Veranstaltungen kommt es wie in der Naziszene üblich immer wieder zu Forderungen nach Lynchmorden und der Todesstrafe. Die TeilnehmerInnenzahlen seiner Demonstrationen, die er bisher vorwiegend im brandenburgischen Prenzlau durchführen wollte, schwankte zwischen 3 und 0 TeilnehmerInnen (der Nordkurier titelte "Außer Spesen nichts gewesen"). Da er sich mit seinen ehemaligen Verbündeten aus der Uckermark inzwischen bis aufs Blut (es gab schon diverse Morddrohungen) bekämpft, hat Pridöhl seinen letzten Versuch zu einer "Großdemo", wie er sie ankündigt, am 31.10.2015 in Bad Malente in Ostholstein gestartet. Obwohl er diesmal auch in der facebook-Gruppe "Neumünster wehrt sich" und mittels einer Annonce in einem örtlichen Anzeigenblatt für die Veranstaltung warb, kamen wieder nur 5 Leute, unter ihnen die schon erwähnten Riemke und Fiebinger.

Manfred Riemkes neonazistisches Menschenbild (u.a. verehrt er NS-Kriegsverbrecher, steht Pridöhl aber auch in Sachen Antisemitismus in nichts nach) ist schon in einem anderen Artikel beleuchtet worden, ebenso seine bisher recht erfolglosen Versuche, eine extrem rechte Alternative zur NPD in Neumünster aufzubauen. Er war zwar bei wenigen Aktionen des NPD-Kreisverbands dabei, stand Nordhorn und Kameraden allerdings zunehmend kritischer gegenüber, seitdem diese sich mit Titanic-Wirt Horst Micheel überworfen hatten und letzterer aus der Partei ausgetreten war
Riemkes zusammen mit dem Titanic-Wirt Horst Micheel gegründeter "Bund für Deutschland" hat sich nach nur ein paar schlecht besuchten Treffen wieder aufgelöst. Dennoch nahm Riemke zuletzt an keinen NPD-Aktionen mehr teil, bei einem Infotisch kam er zwar zufällig vorbei und bepöbelte die GegendemonstrantInnen, wechselte aber kein Wort mit Proch und CO. Statt sich am 31.10. an den Kundgebungen des NPD-Kreisverbands, die in der Nähe von Neumünster stattfanden, zu beteiligen, fuhr er lieber nach Malente, um Enrico Pridöhl zu unterstützen. 

Der 1971 geborene Kieler Hauke Haak, der auch in der Fanszene von Holstein Kiel unterwegs ist und seine Kameraden teilweise mit dem Hooligan-Schlachtruf "Ahu" grüßt, ist bisher kaum bei öffentlichen Auftritten der Nazis in Erscheinung getreten, aber auch er hegt große Sympathien für die NS-Ideologie. Haak kommentierte eine Lobrede von Hamburgs NPD-Landesvorsitzenden Thomas Wulff, der selbst in seiner Partei vielen zu rechts ist, über die "Politik der Volksgemeinschaft" der "Nationale[n] Sozialisten", mit den Worten: "Schön gesagt!" Haak, der gerne gegen Flüchtlinge sowie die "Drecks Antifa" hetzt, stellt sich selbst als kämpfenden Nordmann und "Befreier des Volkes" dar: auf einem von ihm geteilten Bild, das bewaffnete Wikinger zeigt, prangt der Schriftzug "Wir kommen zu helfen, unser Land ist von bösen Krankheit [sic!] befallen" - wobei angesichts der Ausrichtung der für den 14.11. geplanten Demonstration klar sein dürfte, dass es sich bei dieser "Krankheit" um Flüchtlinge handelt.

Der jüngste Mitorganisator der Demonstration ist der Neumünsteraner Manuel Fiebinger, der vor ein paar Jahren noch zur wegen ihrer Gewalttaten bekannten extrem rechten "AG Neumünster" um Alexander Hardt und Nico Seifert gehörte und bundesweit an Nazi-Aufmärschen teilnahm, danach aber wie viele andere zum Bandidos-Unterstützerverein "Contras Neumünster" wechselte. Spannend ist, dass für den 14.11. nicht nur die Demonstration, sondern danach auch eine Feier der "Contras Neumünster" geplant ist. Den Hang zur Gewalt, insbesondere auch der Gewalt gegen politisch Andersdenkende, scheint Fiebinger, der sich bei facebook "Manuel Hassmann" nennt, treu geblieben zu sein: U.a. aus einem Zeitungsartikel des shz ging hervor, dass die Schüsse auf das Haus des Kieler Hells Angels-Präsidenten sowie auf das linke Wohn- und Kulturprojekt "Alte Meierei" auf das Konto von Fiebinger gehen sollen. Nachdem Fiebinger in den letzten Jahren politisch etwas in der Versenkung verschwunden war, hetzte er im letzten Jahr im Internet gegen einen in Neumünster-Faldera wohnhaften verurteilten Pädosexuellen und begleitete wie schon erwähnt zuletzt Riemke nach Bad Malente.   

Ob es dieser wenig illustren Runde, die sich mit weiten Teilen der schleswig-holsteinischen Naziszene zerstritten hat, gelingt, für den 14.11. viele KameradInnen nach Neumünster zu mobilisieren, ist fraglich. NPD-Ratsherr Mark Michael Proch hielt es bisher noch nicht einmal für nötig, der Gruppe "Neumünster wehrt sich" beizutreten. Nachdem Manfred Riemke sich noch vor kurzem über die Bürgerinitiative in Boostedt mokierte, in der ja mit Dietmar Kühl auch eine Person aus dem Landesvorstand der AfD-Splitterpartei Alfa führend mitwirkt, und sich darüber pikiert zeigte, dass die AfD sich teilweise von Björn Hockes Positionen - die ja im Vergleich zu Riemkes noch moderat sind - distanzierte, folgte am 06.11.2015 - in Ermangelung an Verbündeten - ein Offener Brief Riemkes an die AfD bzw. die AnhängerInnen dieser Partei. Hier betont er den "überparteiliche[n]" Charakter der Veranstaltung, weiter folgert er: "Wenn die AfD in Neumünster nicht nur vorgibt, patriotisch zu sein, sondern das Herz und den Mut hat patriotisch zu handeln, dann wird sie unseren Aufruf folgen." Wir werden sehen, ob diese Strategie Erfolg hat.

Unabhängig von den Erfolgsaussichten der Nazi-Demo, für die bisher noch keine Genehmigung seitens der Stadt Neumünster vorliegt, rufen antifaschistische Gruppen bereits zu Gegenprotesten auf. Die Kulturinitiative Mittelholstein aus Kellinghusen fordert, "den besorgten Bürgern den Weg [zu] versperren". In einem Aufuf der Autonomen Antifa-Koordination Kiel heißt es: "Wir rufen daher alle Antifaschist*innen und Antirassist*innen auf, am 14.11. nach Neumünster zu kommen und dafür zu sorgen, dass die Nazis, Rassist*innen und wen sie sonst so mobilisieren können, keinen Raum und kein Gehör für ihre menschenverachtende Propaganda bekommen und damit von vornherein jedweder Möglichkeit von verbalen und körperlichen Übergriffen auf Geflüchtete entgegen zu wirken. Gerade in Zeiten, in denen Übergriffe und Anschläge aller Art in Deutschland zur täglichen, bitteren, rassistischen Realität gehören, ist es wichtig und notwendig, sich denjenigen, die zu diesen Taten aufrufen oder sie potentiell verüben, konsequent in den Weg zu stellen und ihnen zu zeigen, dass, egal wo, wie und unter welchen Namen sie auf die Straße gegen, sie mit massivem Widerstand zu rechnen haben."

Weitere Infos werden u.a. beim Antifa-Café am 12.11. um 19 Uhr in der Alten Meierei (Hornheimer Weg 2, Kiel) bekanntgegeben.

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schön zu lesen

- Weiteres umfangreiches Bildmaterial über Enrico Pridöhl

https://igstoppmissbrauch.wordpress.com/screenshots-vom-angeblichen-kinderschutzer-e-pridohl-achtung-nazis/

 

- Angebliche Drohungen des Enrico Pridöhl

https://igstoppmissbrauch.wordpress.com/2014/12/12/angebliche-drohungen-des-enrico-pridohl/

 

- Links zu den ganzen bisherigen Demos des Enrico Pridöhls

https://igstoppmissbrauch.wordpress.com/2015/01/03/die-demo-hartere-strafen-fur-kindervergewaltiger-des-enrico-pridohl/

 

https://igstoppmissbrauch.wordpress.com/2015/01/10/ist-herr-enrico-pridohl-suchtig-nach-demos/

 

https://igstoppmissbrauch.wordpress.com/2015/02/28/die-demo-hartere-strafen-fur-padophile-des-enrico-pridohl-part-3/

 

https://igstoppmissbrauch.wordpress.com/2015/03/07/die-demohartere-strafen-fur-padophile-des-enrico-pridohl-part-4/

 

https://igstoppmissbrauch.wordpress.com/2015/11/01/die-grossdemo-nr-5-des-enrico-pridoehl/

 

- Sogenannte Freunde des Enrico Pridöhl

 

https://igstoppmissbrauch.wordpress.com/2015/02/26/hans-gerlach-enrico-pridohl-preusische-legion/

 

Das dürfte fürs erste reichen :-)

 

MfG

Es scheint als wäre die NPD Neumünster auch dabei.

 

Mark Michael Proch hat heute in der Facebookgruppe von „Neumünster wehrt sich“ kommentiert:  

Mark Michael Proch „Neumünster wehrt sich“