Bei der Wahl des Oberbürgermeisters von Neumünster gaben nur 2,6% der Wähler_Innen dem NPD-Kandidaten Mark Michael Proch ihre Stimme, selbst in der extrem rechten Szene der Stadt an der Schwale ist Proch alles andere als unumstritten - zu den Wahlkampfveranstaltungen musste er sogar Kräfte aus Nordfriesland, Ostholstein und Hamburg mobilisieren, um nicht alleine dazustehen. Angesichts von Prochs gewaltverherrlichenden und menschenverachtenden Äußerugen sowie seiner sonstigen Ausfälle haben einige seiner Mitmenschen die Zusammenarbeit mit ihm eingestellt, so reagierte auch sein damaliger beruflicher Auftraggeber mit Kündigung der Verträge. Nichtsdestotrotz kann sich Proch neben seinem Freundeskreis auf eine Infrastruktur verlassen, die ihm den Rücken stärkt - und die wir als Ergänzung zur Kampagne "An die Substanz" aufdecken wollen.
Folge 1: AVGL
Hinter der Abkürzung AVGL steckt die Firma Arbeits-Auftragsvermittlung Gau-Lenschau, die 1991 von Uwe Gau und Hans-Jürgen Lenschau gegründet wurde und damals nur für Verpackungs- und Verladungsarbeiten zuständig war. Nach
verschiedenen Umzügen residiert die Firma derzeit in der Wrangelstraße, also in der gleichen Straße, in der
beispielsweise auch die Nazi-Kampfsportschule Athletik Klub Ultra ihre Räume hat. Zu den heutigen Aufgaben gehören in
erster Linie die Vermittlung von Zeitarbeit in den oben genannten Bereichen Verpackungs- und Verladungsarbeiten, aber
auch für die Berufsfelder Schlachter und Fleischer sowie für die Kommissionierung im Tiefkühl- und Frischebereich.
Bereits im Jahr 2001 bezeichnete die anarchosyndikalistische Freie Arbeiter Union (FAU) Zeit- bzw. Leiharbeit als
"moderne Sklaverei", gerade die Fleischindustrie stand in den letzten Jahren diesbezüglich in der Kritik. Während einige Player der Leiharbeitsbranche sich - wenn auch aus wirtschaftlichen Gründen - für eine Öffnung des Arbeitsmarkts für Flüchtlinge aussprechen, machte AVGL eher mit Kontakten zu Nazis von sich reden.
Einerseits ist hier natürlich NPD-Ratsherr Mark Michael Proch zu nennen, dessen Anstellung bei AVGL sogar auf der
offiziellen Seite der Stadt Neumünster verzeichnet ist. Während der Logistikunternehmer Hertling, der über Prochs
neonazistischen Aktivitäten informiert wurde, die Verträge mit ihm und seinen Kameraden aufkündigte, erfolgte von
AVGL keine Reaktion - weder gab es eine öffentliche Stellungnahme, noch Konsequenzen für Proch. Der NPD-Ratsherr,
beflügelt von dieser Rückendeckung, nutzte den Brief an seine Arbeitgeber, um sich erneut als Opfer auf- und die
anderen Parteien der Ratsversammlung gegeneinander auszuspielen (mehr dazu hier). Mehrfach schon nutzte Proch auch Dienstwagen, um seine Kameraden zu NPD-Aktionen zu kutschieren. Der Dacia mit dem Kennzeichen NMS-AV-413 wurde u.a. beim "Heldengedenken" 2013 gesichtet, als Proch und CO. antifaschistische Journalist_Innen mit Steinen usw. angriffen. Der Volkswagen Transporter mit dem Kennzeichen NMS-AV-80 wurde u.a. dafür benutzt, um im Februar 2013 zum NPD-Infotisch auf dem Neumünsteraner Kantplatz zu gelangen. Neben Proch ist aber auch der NPD-Kandidat Peter Klink seit längerem bei AVGL beschäftigt. Klink, der neben seinen Nazi-Umtrieben vor allem durch die offensive Werbung für die für Zwangsprostitution u.a. verantwortlichen Hells Angels auffällt, war vor einiger Zeit auch Ansprechpartner für die Firma LAV (Lenschau Arbeitsauftrag-Vermittlung), die 2010 eingetragen wurde.
Dass insbesondere AVGL-Mitgründer und Hobby-Motorradfahrer Uwe Gau, der nach Melsdorf verzogen ist, kein Problem mit Prochs und Klinks Einstellung zu haben scheint, wird durch einen Blick auf Gaus Facebook-Seite deutlich. Hier ist er auch mit weiteren Nazis wie Andreas Regner, Timo Bauhuber und Björn Micheel befreundet, feierte am 25.10.2014 die Nazi-Hools der HoGeSa als lange überfälligen "Aufstand der Deutschen", teilt Posts von "Wem Deutschland nicht passt darf gerne gehen" (so geschehen am 16.10.2014). Zudem propagiert er Gewalt als legitimes Mittel gegen Pädosexuelle und wirbt offen für die Hells Angels (der immer wiederkehrende Zahlencode 81 steht für für HA, d.h. die Hells Angels, deren Anführer Frank Hanebuth bis vor kurzem auf Mallorca in Untersuchungshaft saß).
Über die Kampagne "An die Substanz - rechte Infrastruktur aufdecken - Nazis in die Pleite treiben":
Verschiedene antifaschistische Gruppen rufen im Rahmen dieser Kampagne dazu auf, rechte Rückzugsräume und Geschäftswelten aus der Deckung zu holen und anzugehen. Aktuelle Informationen zu der Kampagne gibt es regelmäßig auf dem Blog andiesubstanz.noblogs.org. Dort gibt es auch eine Übersicht über rechte Geschäftswelten in Kiel, Plön und Neumünster.