Auf der Homepage publikative.org erschien am 24. September ein Text mit dem Titel „Von Brüdern und Kameraden: Ist der Salafismus ein Fall für die Antifa?“. Als aussenstehender Beobachter der deutschen Linken ist man kaum überrascht: In Deutschland (und Österreich) ist absolut alles ein Fall für die Antifa. Das Profil des Autors Floris Biskamp ist ebenfalls typisch für moralische Autoritäten in einem gewissen Teil der deutschen Szene: Er unterrichtet als Politologe an der Uni Kassel, interessiert sich für Kritische Theorie und Postmodernismus und verwechselt moralische Empörung mit politischer Analyse.
Deshalb gleich diese Warnung: Dieser Text will die von Biskamp aufgeworfene Frage nicht beantworten, sondern die Art seiner Fragestellung kritisieren. Das ganze nahm auf Twitter seinen Anfang, doch Herr Prof. Biskamp findet den Avatar mit Stalin und Mao zu empörend, um auf die Kritik einzugehen. In den gehobenen Kreisen der deutschen Akademielinken macht man nämlich keine Witze, es könnte sich ja jemand dabei verletzen.
In diesem Text geht es deshalb nicht um „Antifa“, denn auch 80 Jahre später behält Bordiga recht: Antifaschismus ist Klassenkollaboration. Antifaschismus bedeutet ein Bündnis mit Sozialdemokraten, Stalinisten und manchmal auch Bürgerlichen, um die Demokratie gegen den Faschismus zu verteidigen. Für revolutionäre Kommunisten und Anarchisten gibt es überhaupt keinen Grund, ein solches Bündnis einzugehen, was natürlich nicht heisst, dass man gegen Faschisten nicht zurückschlagen soll. Aber sicher nicht, um den demokratischen Staat und seine Ausschaffungsflüge, Gefängnisse und Bullen zu verteidigen, sondern aus Solidarität zu Freunden, Genossen und anderen Proletariern, welche zum Ziel des faschistischen Terrors werden.
Genau deshalb ist es auch sinnlos, den Salafismus aus einer antifaschistischen Perspektive zu „analysieren“. Schliesslich läuft auch diese Analyse letztendlich darauf hinaus, „unsere Wertegemeinschaft“ gegen „die Barbarei“ zu verteidigen. Die weitgehende Gleichsetzung von „Rechtsextremismus“ [sic!] und Salafismus ist diesbezüglich aussagekräftig: Es ist das Bild einer barbarischen Horde inmitten unserer ach so toleranten Gesellschaft, welche es natürlich zu verteidigen gilt.
Bei der Lektüre des Texts ist man zuerst einmal überrascht, wie
oberflächlich und karikaturartig der Salafismus dargestellt wird. Obwohl
der Autor scheinbar seit Jahren zum politischen Islam forscht, fällt
seine Analyse sehr dürftig aus. Für ihn gibt es „puristischen“,
„politischen“ und „djihadistischen“ Salafismus und für jede dieser
Strömungen gibt es so eine Art Pendant im „Rechtsextremismus“. Denn im
Gegensatz zu „uns Zivilisierten“ sind die ideologischen
Meinungsverschiedenheiten dieser „Barbaren“ nicht politisch, sondern
psychologisch zu erklären.
Er schreibt: „Diese Parallelen [zwischen Salafisten und Nazis] sind alles andere als akzidentiell und gehen weit über das bloße Kopieren einer Propagandataktik hinaus. Über die ideologische Nähe von Islamismus und Rechtsextremismus wurde schon viel geschrieben. Auch die Ähnlichkeit der Faktoren, die junge Menschen dazu motivieren, sich der einen oder anderen Gruppe anzuschließen, ist unübersehbar: Es ist gut vorstellbar, dass dieselben jungen Männer, die diesen Sommer den deutschen Volkskörper von schwulen Gefahren reinhalten wollen, die muslimische Gemeinschaft gegen alles verteidigen würden, was ‚haram‘ ist, wenn sie nur in den entsprechenden Momenten ihres Lebens an einen Koranverteilungstisch statt an einen rechten Kader geraten wären – und andersherum.“
Nazis und Salafisten werden also nicht als Teil politischer Bewegungen verstanden, welche aufgrund gesellschaftlicher Widersprüche im Kapitalismus erklärt werden können, sondern pathologisiert. Der Verfassungsschutz von Brandenburg verfährt da ganz ähnlich: „Sie [„extremistische“ Bestrebungen] richten sich gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung. So streben Teile des linksextremistischen Spektrums beispielsweise eine "Diktatur des Proletariats" an. Rechtsextremisten wollen statt dessen einen rassistischen "totalen Führerstaat" errichten. Und Islamisten sind auf einen "Gottesstaat" ausgerichtet. Gewalt wird dabei häufig als Mittel zur Durchsetzung der jeweiligen Ziele befürwortet, propagiert oder sogar praktiziert.“ Die „ideologische Nähe“ zwischen den beiden beschränkt sich also auf eine linke Deklination der Extremismustheorie, nur dass in dieser Variante implizit die „freiheitliche demokratische Grundordnung“ als antirassistisch, antisexistisch und frei von jeglichen anderen Formen von Diskriminierung gesetzt wird. Wer häufiger auf den Strassen als in den Gängen der Uni unterwegs ist, dürfte sie durchaus anders erlebt haben.
Noch peinlicher wird es, wenn der Autor „puristische Salafisten“ als „unpolitische Skinheads mit Bart und ohne Alkohol“ bezeichnet. Mal abgesehen davon, dass der Autor nicht die geringste Ahnung der Skinhead-Subkultur zu haben scheint, ist die Unterteilung der Salafisten in verschiedene Niveaus des Extremismus typischer Politologenquatsch. Er schreibt über „puristische Salafisten“: „Als puristisch-salafistisch sind insbesondere die Anhängerinnen von Predigern wie al-Albani und al-Madkhali zu bezeichnen, die beide in der Entwicklung des Salafismus in Saudi-Arabien entscheidende Rollen spielten. Deren Denken prägt in Deutschland eine Reihe von Moscheegemeinden insbesondere in größeren Städten. Diese Gemeinden sind zwar theologisch radikal, ihnen kann jedoch keine im engen Sinne politisch radikale Gesinnung unterstellt werden.“ Nur, wie misst man genau eine „politisch radikale Gesinnung“? Da diese Moscheen vermutlich weitgehend von Saudiarabien finanziert werden, wäre also das saudische Regime auch bloss „theologisch radikal“? Ihm kann gewiss keine „politisch radikale Gesinnung unterstellt werden“, schliesslich ist es mit den USA und Israel verbündet und spielt somit geopolitisch im gleichen Team wie der Autor.
Im gleichen Stil geht’s weiter, wenn der Autor beim „djihadistischen Salafismus“ ankommt. Claudia Dantschke mag die salafistische Szene tatsächlich sehr gut kennen, doch ihre Analogie zwischen diesem Spektrum und der freien Kameradschaftsszene trägt überhaupt nichts zum Verständnis des einen oder des anderen bei. „Gewaltbereitschaft“ ist allgemein kein sinnvoller Indikator für die Radikalität oder den Charakter einer politischen Bewegung, denn diese hängt sehr stark vom gesellschaftlichen Kontext ab. Man braucht nicht Alkohol zu trinken, um sich an Krawallen zu beteiligen, bei den Aufständen in Ägypten und Tunesien beteiligten sich auch Islamisten an den Strassenkämpfen. Der Staat erfüllt allerdings in diesem Bereich seine antifaschistischen Pflichten, somit spricht der Autor die Antifa von jeglicher Pflicht frei.
Den „politischen Salafismus“ soll die Antifa hingegen bekämpfen, dieser steht in Biskamps Politologenschema zwischen den beiden anderen: „Der politische Salafismus ist weder bereit, sich quietistisch auf den Aufruf zu einer islamisch-korrekten Lebensführung im Privaten zu beschränken, noch propagiert er offen Gewalt gegen die staatliche Ordnung.“ Zumindest kann sich hier kein Antifa ob der exzessiven Komplexität der Analyse beklagen. Die Worte sind klar, jetzt sind wir bei der wissenschaftlich abgesegneten Mission der Antifa. Wer mehr wissen möchte, wird auch hier nicht satt. Man sagt sich als Leser, dass es doch möglich sein müsste, die Diskurse der jeweiligen Prediger zu analysieren und so herauszufinden, ob sie eher auf der Linie der Muslimbrüder, Al Qaida oder des IS sind. Dem Autor geht es jedoch gar nicht darum, er analysiert politische Strömungen nicht als solche, sondern beschränkt sich darauf, den Extremismus-Anteil zu messen. Was die Antifa genau tun soll, präzisiert der Autor auch nicht, er belässt es bei der folgenden Warnung: „Antifaschistisches Engagement sollte möglichst nicht dazu führen, dass diese Leute stärker ins Rampenlicht der Öffentlichkeit rücken und sich dort im schlimmsten Falle noch als Opfer inszenieren können.“ Doch wenn die Nazidemo mit 20 Leuten durch die leeren Strassen von Kaffhausen dank der antifaschistischen Gegenmobilisierung ein mediales Echo bekommt, ist das gleiche auch in Bezug auf eine Koranverteilung denkbar. Und eins wissen wohl, im Gegensatz zu den meisten Antifaschisten, sowohl die Nazis als auch die Salafisten: Es gibt keine schlechte Werbung.
Am Schluss wird der Vergleich noch tollkühner: Der Islamische Staat sei der Nationalsozialismus des Salafismus. Es ist wieder eine typische Politologenanalogie, welche die Komplexität des Phänomens verdeckt. Genau wie sich der „Rechtsextremismus“ nicht auf Nazis beschränkt, beschränkt sich der Salafismus nicht auf Anhänger des IS. Gemäss dieser Logik ist Zawahiri kein echter „djihadistischer Salafist“, schliesslich verurteilt er das Kalifat des IS aufgrund einer mangelnden „prophetischen Methode“. Hier zeigt sich die Dürftigkeit der Analyse in aller Deutlichkeit: Aufgrund einer total verfehlten Schematik ist der Autor nicht einmal fähig, den Konflikt zwischen Al Qaida und dem IS zu erfassen. Es hat zumindest den Vorteil, dass er daran nichts ändern muss, sollte Al Qaida eines Tages tatsächlich ein Verbündeter der USA werden, wie vor kurzem von Dan Petraeus gefordert.
Alles in allem weiss man also nach der Lektüre dieses Texts nicht mehr als vorher, die Antifaschisten kennen nun zumindest ihre neue Mission. Der Autor macht den gleichen Fehler wie etliche Politologen und Soziologen: Er erstellt ein Schema mit verschiedenen Kategorien und dann wird die gesellschaftliche Realität aufgrund willkürlicher Kriterien dort reingepackt. Er verliert kein Wort zur wirklichen Geschichte des politischen Islams, zur Gründung der Muslimbruderschaft 1928 oder zur amerikanischen Unterstützung der Mudjahedin in Afghanistan (wobei letztere Auslassung bei den Antideutschen häufig ideologische Gründe hat). Es gibt also in seinem Schema keine Geschichte und somit logischerweise auch keinen Klassenkampf. Das ganze Weltgeschehen beschränkt sich auf einen heroischen Kampf zwischen Kräften des Guten (die „tolerante“ Gesellschaft verteidigt von der Antifa, welche von Uniprofessoren ihre Instruktionen bekommt) und den barbarischen Armeen der Finsternis („Rechtsextreme“, Salafisten). Politisch zeigt sich zudem, dass die antideutsche Ideologie schon lange die Teppichetage der Gesellschaft erreicht hat. Es hat sich eine Art antideutsche Sozialdemokratie etabliert, genau wie ihre ideologischen Wegbereiter beschäftigt sie sich obsessiv mit den Themen Antisemitismus, Rassismus und Antifaschismus. Wer will kann das ganze, wie unser Salafismus-Experte, noch mit einer Prise Postmodernismus würzen und fertig ist der deutsche Durchschnittslinke – garantiert frei von Extremismus.
Doc Sportello
Warum nicht?
Ja natürlich ist Antifaschismus Klassenkollaboration und insofern konservativ, als dass er das Bestehende gegen falsche und verwerflich Auswege verteidigt. Was ist daran falsch? Vom Extremismusansatz unterscheidet Antifaschismus darin, sich nicht auf die Unterscheidung Staat (konkret: Regierung)/ Extremismus einzulassen, sondern generell auf Pluralität und mindestens auf der Zulässigkeit von Kritik der Bürgerlichen Gesellschaft zu bestehen.
Mich auf die im Text aufgeworfenen Unterscheidungen einzulassen - dazu fehlt mir wohl die Zeit. Und ob eine Antifa sich der Zauseln im Nachthemd vor dem Düsseldorfer HBF annehmen sollte, hängt davon ab, ob sie von einer oder mehreren Definitionen von Faschismus erfasst werden.
Also mache ich mich mal zum Lesen auf. Und ich lese auch Politologen. Sogar Politologinnen.
Nichts gefunden
Hallo.
Ich bin die auf der Seite des Aintifainfoblatt vorgestellten Faschismustheorien inzwischen durchgegangen und habe keinen Ansatz gefunden, mit dem sich Salafisten vollständig beschreiben ließen. irgendwas fehlt immer. Am ehesten passte wohl noch die, salopp gesagt, Agententheorie. Natürlich könnten Staaten oder Kapitalfraktionen auf Islamismus zurückgreifen, um aufsässige Subalterne unter Kontrolle zu bringen. Die Eigentümer Saudi-Arabiens (Staat, Klerus und Kapital in einer Familie) etwa tun genau dies und können durchgehen als "der Faschismus an der Macht".
Was jetzt also? Dimitroff reanimieren? Es gab doch eigentlich Gründe, neuere Theorien zu bevorzugen, oder?
Wirr. Verworren und wirr.
Ich bin inzwischen mal den Diskussionspfad zurückgegangen-
1) Patricia Pielage und Sebastian Weiermann definieren+ das Faschistische im Islam als Gegnerschaft zum Antifaschismus: "Der Islamismus ist eine globale faschistische Bewegung, die sich gegen alles wendet, was Antifaschisten wichtig ist: persönliche Freiheiten, Möglichkeiten, sich politisch zu organisieren, Gleichstellung der Geschlechter und vieles mehr."
Islamismus ist faschistisch, weil er Ziele verfolgt, gegenteilig der Ziele von AntifaschistInnen. Na gut. Bielefelder Soziologie. Eine absurde Variante von Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit.
2) Floris Biskamp++ nimmt den Artikel auf und versucht, den Apell zu konkretisieren bzw einzuschränken. Welche Variante des Salafismus angegangen werden soll ist sein Thema. Und das, obwohl Salafisten bei ihm NICHT unter Faschismus fallen, sondern diesem nur ähnlich sind. Ähnlich. Also nicht gleich. Und trotzdem gleich zu behandeln (oder nur ähnlich zu behandeln?): "Wenn es sich bei Salafismus und Neonazismus um in hohem Maße ähnliche Phänomene handelt, sollte die Linke ihre Aufmerksamkeit nicht einseitig verteilen. Sie sollte aufhören, sich auf die altbekannten Neonazis zu konzentrieren und den Salafismus als Gegner ernst nehmen."
Entschuldigung, aber das ist wirr! Faschismus wird abgeleitet von Antifaschismus und wenn etwas nur so hochmaßichlich ähnlich ist wie Faschismus dann ist es auch ega und trotzdem das gleichel.
Die Frage ob Islamismus eine Spielart des Faschismus ist, beantwortet das alles nicht. Und der Verfasser der Kritik an Biskamp natürlich auch nicht. Aber dem ist Antifaschismus ja auch ega und über seine Vorstellung von Faschismus erfahren wir nur, dass man sich da wehren soll. Anders als bei Leuten, die mit Gewalt eine passende Theorie suchen und bei Georgi Dimitrow landen.
+http://jungle-world.com/artikel/2015/34/52535.html
++ http://www.publikative.org/2015/09/24/ist-der-salafismus-ein-fall-fuer-d...
Dimitrow, pff...
Die berühmte Dimitrow-These ist eher eine ideologische Rechtfertigung für die kolossale Wende in der offiziellen Politik der Komintern 1935 denn brauchbare Theorie. Wie erklärst du denn anhand dieser These die Politik der KPD zwischen 1928 ("Klasse gegen Klasse") bis etwa 1933? Was ist denn jetzt "authentische kommunistische Politik"? "Klasse gegen Klasse" oder "Volksfront"?
andere sehen auch kaum Übereinstimmung
Andere Autoren haben schon in der Vergangenheit und auch aktuell erläutert, dass Islamisten und Salafisten nicht vergleichbar mit dem Faschismus sind, sowohl funktional wie auch inhaltlich. Zuletzt hat ein gewisser Steinberger auf Trend einen Artikel verfasst, bei dem es allerdings um Inhalte und weniger um die Funktion geht:
Warum der Islamische Staat keine faschistische Bewegung ist.
Dabei erwähnt er auch Inhalte, über die kaum gesprochen wird (Generalplan Ost, Rassentheorien) und die es im Salafismus nicht gibt.
Auch Bernhard Schmidt (u.a. Artikel und Bücher zu Tunesien, Ägypten und Algerien) sieht hier keine große Gemeinsamkeiten zwischen den Bewegungen:
Islamfaschismus: sinnvoller Begriff der Kritik oder dümmliche Propagandaformel?
Matthias Küntzel und der Islamismus. Der "Krieg gegen den Terror" und das Abdanken linker Politik
Abu Uli hat im Antifainfoblatt dazu auch einen Artikel verfasst:
Islam + Faschismus. Die Orientierungslosigkeit der unabhängigen Linken
Sexismus
Also, ich finde, diese Patricia Pielage echt sympathisch. So vom Foto her. Und ihre Vita klingt auch wirklich nicht so als ob die rassistisch oder ignorant wäre oder so. Bielefeld hin oder her. Egal. Ich find die...... sympathisch und so. Und bestimmt auch schlau. Also gut, meine Position ist angreifbar, wie beschrieben, aber lies doch mal ihren Werdegang.
http://www.uni-bielefeld.de/tdrc/ag_sozanth/team/ppielage/
Ja
Ja. Augen wie eine Prinzessin aus dem orientalischen Märchen. Wie eine Shererazade? Erzählt sie Märchen? Wen zu retten?
Aber ich meine zu wissen, was du meinst.....
Mann müsste in Bielefeld studieren und weder 20 noch 60 sein...
Hach
die rassistischen islamkritiker_innen werden nie so ein schönes Deutsch haben wie wir. Und nie so tolle frauen.
Die Rassisten kriegen nur so was
https://www.youtube.com/watch?v=5Zv-cN9-ea4
Gut beobachtet
Jenseits des blöden Gekeifes gegen "Antideutsche" (gibt es die noch?) ist zumindest eines gut beobachtet. Eine Extremismustheorie richtet sich nicht gegen Rassismus und Antisemitismus, sondern versucht dessen Ausmaß auszumessen und ein "zu viel" zu bestimmen. Ein bisschen Rassismus geht da schon in Ordnung. Und N**** - das wird mann ja wohl noch sagen und blablabla. Und ja klar, politische Strömungen werden anhand dieses Schemas bemessen und nicht einzeln untersucht. Auch bei dem beanstandeten Artikel.
Antifas vorzuwerfen, dass sie gerne lesen und sich am Ende gar noch von Lektüre beeinflussen lassen ist natürlich Quatsch.
Was für ein Vergleich
Rassismus ist weltweit geächtet. Jedenfalls gibt es entsprechende Beschlüsse der UNO. Religionsfreiheit hingegen wird von den meisten Staaten für sich in Anspruch genommen. Und im übrigen auch von den konfessionellen Gruppen, ohne die im Flüchtlingsbereich hierzulande deutlich weniger liefe. Dein Vergleich Islam und Rassismus ist also selten dämlich. Bei Ausübung islamischer Religion ist es natürlich wichtig, WIE strikt das gehandhabt wird. Eine rassistische Ausgrenzung hingegen ist in jedem Fall zu bekämpfen. Vom N-Wort zur Benachteiligung sind die Wege so kurz wie vom Denken zum Handeln.
Insofern hat der Autor überhaupt nichts gut beobachtet. Sondern Äpfel mit Pferdeäpfeln verglichen.
нет!
dass publikative.org eine bürgerliche veranstaltung ist und als solche kritisiert gehört, keine frage. ebenso, dass das konzept antifa kritisch zu sehen ist. und auch die salafisten sind ein lohnenswerter gegner.
wie man es dann aber nicht machen sollte, zeigt uns hier der doc persönlich: die reinhaltung der deutschen klassen als ausgangspunkt seiner - eben nicht - kritik zu machen, führt in logischer konsequenz zu just den hier vorgeführten analytischen klippenstürzen. etwas weiter im text wird sich dann nicht einmal mehr zu erklären versucht. standardwortkapseln wechseln einander ab, "Gemäss dieser Logik" wird "die Komplexität des Phänomens verdeckt" und in der "Dürftigkeit der Analyse" ist "Aufgrund einer total verfehlten Schematik" "der Autor nicht einmal fähig" usw. usf. fast könnte man meinen, er betreibt autoanalyse, doch halt: vollends abstrus wird es erst bei dem sinnentleerten umherwerfen mit dem schlagwort antideutsch. nicht in der lage, sich einen begriff von der sache zu machen, stellt sportello auch klar, was das anfangs erwähnte stalin-lenin-avatarbild alles ist: kein witz nämlich. ein witz hingegen ist die analyse sportis himself. das datum dessen stehenbleibens lässt sich damit ziemlich genau bestimmen: es ist donnerstag, der 05.03.1953.
Argumente?
Wo betreibe ich bitteschön "reinhaltung der deutschen klassen"? Es geht darum, dass der Klassenkampf in unserer kapitalistischen Welt eine Realität ist und dass man politische Phänomene eben nicht verstehen kann, wenn man diese ausklammert. Inhaltlich gehst du nicht im geringsten auf den Text ein, du erklärst auch nicht, wieso die Zuordung des Autors zum weiten antideutschen Spektrum so falsch sein soll. Und wer zudem die Pressemitteilungen der RAF als Referenz für seine Orthographie benutzt, sollte mit ML-Vorwürfen etwas zurückhaltend sein.
Begriffsgeschichte
Die Unterscheidung zwischen puristischen, politischen / aktivistischen und jihadistischen Salafisten stammt von Quintan Wiktorowicz (National Security Council Senior Director der US-Regierung), z.B. "the management of Islamic activism". Seine Unterscheidung der verschiedenen Strömungen basiert rein auf kriminaltechnischer Grundlage: sind sie gefährlich oder nicht.? Sind sie politisch aktiv und wollen ein neues politisches System? Was die Personen und Gruppenmit der Gesellschaft machen oder ob sie Regime im Nahen Osten (von denen keines "demokratisch" oder "liberal" ist) stützen, spielt keine Rolle. Hier liegt ein erweiterter Sicherheitsbegriff zugrunde. Natürlich nicht erweitert um soziale und ökonomische Sicherheit, sondern nur regional erweitert. Demnach ist jede Gefährdung des politischen Status Quo eine Gefahr.
Es wiederholt sich auch ständig, dass sowohl Biskamp wie auch Dantschke nicht eine einzige Originalquelle gelesen bzw. verarbeitet haben. Mich würde doch brennend interessieren wie Biskamp die Schriften von Albani und Madhkali zusammenfassen würde? Oder erst ihre politischen Aussagen? z.B. kürzlich erst Madhkalis Aussagen zu Schiiten, ethnischen Minderheiten oder die Situation im Jemen? Oder ihre Haltung zur Sklaverei?
Claudia Dantschke ist analytisch noch schlimmer. Nach ihr ist die direkte Lesart des Korans das Problem. Keine Rede von politischen Strömungen oder Ideologien.
ziemlich viel Quatsch
Deine gesamte Krtik ist so unsolidarisch formuliert, dass ich darauf ebensowenig Lust habe.
Du beschwerst dich über eine pathologisierende Sicht? An der Stelle geht es aber erstmal um eine individualisierende Sicht, jenseits der größeren gesellschaftlichen Zusammenhänge. Das Individuum, das Teil einer rechten oder Salafistischen Bewegung wird, wird untersucht. Dabei nach Gemeinsamkeiten zu suchen kann durchaus interessant für die eigene Praxis sein.
Du meinst der Autor hat keinen Plan von Skinheads? Kann sein. Du hast keinen Plan von Antifa. Deine dümmliche und verkürzte Kritik wird der Vielschichtigkeit der Bewegung in keiner Weise gerecht. Auch ignorierst du sämtlich Debatten, die sich mit den von dir unterstellten Dingen auseinander gesetzt haben.
Du wirfst einer Person vor, dass sie im universitären Betrieb steht. Was glaubst du wie die Dinge aussähen wenn man dieses Metier einzig den Münklers dieser Welt überließe?
... und so geht es weiter... insgesamt kann das Buch kaum schlechter sein als dein scheiß Artikel...
Ja, unsolidarisch
Natürlich ist die Kritik unsolidarisch formuliert, wieso sollte man mit Sozialdemokraten solidarisch sein? Dass es sich um "eine individualisierende Sicht" handelt, brauchst du mir nicht zu erklären, nur ist dieser Standpunkt eben zutiefst bürgerlich, da er die Individuen in ihrem Handeln als absolut frei konzipiert, was sie in einer Klassengesellschaft eben nicht sind.
Was Antifaschismus betrifft, geht es mir nicht um die "Vielschichtigkeit der Bewegung", sondern um die Kritik am Antifaschismus an und für sich. Kläre mich doch auf, welche Debatten ich ignoriere. Du scheinst hingegen nicht zu wissen, dass sich die Diskussionen über den Antifaschismus nicht auf die Artikel auf Indymedia in den letzten 20 Jahren beschränken.
Zu guter Letzt werfe ich Biskamp nicht vor, an der Uni zu unterrichten. Es gibt diverse Intellektuelle, welche mit beiden Beinen auf dem Boden stehen und die gesellschaftliche Realität nicht nur vom Hörensagen kennen. Das Problem ist, dass Biskamp seine Position als Intellektueller benutzt, um sich in einer vermeintlichen moralischen Überlegenheit zu suhlen. Die Lieblingsdiagnostik solcher Intellektueller ist "mangelnde Bildung", Proletarier sind in ihren Augen alle dumm, antisemitisch und sexistisch und mit Fussnoten zum "generischen Femininum" zeigen sie genussvoll ihre Zugehörigkeit zur gebildeten, anständigen Elite.
Äh...
ja. Da muss ich nachfragen. Wo steht in dem von Dir kritisierten Text, dass Dummheit, Antisemitismus und Sexismus Kennzeichen des Proletariats seien? Könnte seine Kritik nicht auch auf zahlreiche Burschenschaften oder saudische Millionärssöhne und- -töchter zutreffen? Oder die "solcher Intellektueller", mutmaßlich sämtlich denkbaren geschlechts?
Erbitte Erläuterung.
Ach und bei der Gelegenheit, wo Du dich da auskennst: Ist nicht gerade islamischer Integrismus, Salafismus, wie auch immer wir das nennen wollen ein Phänomen der Deindustrialisierung? Einer Nichtklasse von NichtarbeiterInnen? Ausgeschlossen vom Streik als dem Mittel einer IndustriearbeiterInnenschaft? Ausgeschlossen von realen Verteilungskonflikten und damit zückgeworfen auf irrrationale Moral? Ist jemals ingendwer, der oder die ihren festen Platz in Betrieb und Gewerkschaft hatte, irgendwohin gefahren, um sich und andere in die Luft zu sprengen?
Erläuterung
Das steht so tatsächlich nirgends in besagtem Text. Es geht mehr um eine philosophische Grundhaltung, die aus Formen der Diskriminierung moralische Fragen macht anstatt ihre materiellen Grundlagen zu verstehen. Als moralischer Vorwurf formuliert kann eine solche "Kritik" natürlich Leute verschiedener Klassen treffen, aber die Tatsache, dass eine solche Kritik auf moralischer Ebene geäussert wird, macht sie zu einer bürgerlichen Kritik. Wer glaubt, dass Staaten "Schutzräume" sein können und/oder dass die Befreiung der Frauen eine Angelegenheit der Repräsentation sei, akzeptiert stillschweigend die Apparate der kapitalistischen Herrschaft, setzt die Möglichkeit eines Kapitalismus ohne Antisemitismus und ohne Sexismus voraus. Es ist eine Rückkehr des von Marx kritisierten deutschen Idealismus, jedoch als Farce.
Was den zweiten Absatz betrifft, jein. Salafismus als solches ist definitiv älter als die Industrialisierung, aber in Bezug auf den zeitgenössischen politischen Jihadismus hast du freilich recht. Gefördert v.a. vom Westen in den letzten Stellvertreterkriegen mit der UdSSR, die Mudjahedin in Afghanistan in den 1980er Jahren sind für die Entwicklung dieser Bewegung zentral. Die Hamas in Palästina oder die Ursprünge von Al Qaida im Jemen sind ebenfalls in diesem Kontext zu sehen.
Nur, wieso kommst du mir mit Arbeiterbewegung, wenn ich vom Proletariat spreche? Proletarier sind die Reservelosen, jene ohne Kapital, auch wenn sie ihre Arbeitskraft nicht verkaufen können, bleiben sie Proletarier. Deine Lobrede auf die Arbeiter könnte aus der Feder eines Leninisten stammen, der betrübt ist über das Verschwinden der guten alten Zeit. Glaubst du wirklich an eine fein säuberliche Trennung zwischen "realen Verteilungskonflikten" und "irrationale[r] Moral"? Es sprengen sich auch Leute in die Luft, die vermeintlich ihren "festen Platz" hatten. Und wieso ist z.B. ein Arbeitsloser von "realen Verteilungskonflikten" ausgeschlossen? Wenn der IS deiner Familie 200 000 für die Medikamente deines kranken Kindes bezahlt, ist es dann "rational" oder "irrational", sich in die Luft zu sprengen?
Nein, aber
Leninist bin ich wohl nicht. Tatsächlich habe ich Lenin nie gelesen. Dass ich mich nach einer Zeit zurücksehne oder auf eine Zukunft hoffe, in der die Lohnabhängigen reale Macht ausüben und sich nicht auf das Moralisieren beschränken müssen - ja, das ist wohl so.
Zur Zeit aber ist dass nunmal so. Wenn´s gut läuft, rufen gute Menschen zum Boykott irgendeiner Textilkette auf, weil diese ihre Näherinnen in Asien, portugal oder sonstwo nicht ordentlich bezahlen. Wenn´s schlecht läuft, fordern RassistInnen, Privilegien für weisse Biodeutsche ein. Oder "Zauseln im Nachthemd" nehmen für Sexismus, Raub, Mord usw. jenseitig begründete Moral in Anspruch. Moralökonomie nach dem Vorbild feudaler Gesellschaften.
Was verloren gegangen ist, ist eine Arbeiterbewegung, die - prinzipiell- offen ist für alle Lohnabhängigen und an einem guten Leben für alle eintritt. Beginnend mit der wohltuenden Erfahrung, nicht ohnmächtig und ausgeliefert zu sein.
Geblieben ist einzig die andere Seite der Lohnabhängigkeit, die Erfahrung, vereinzelt gegen alle und jeden konkurrieren zu müssen, jedezeit austauschbar, ohnmächtig ausgeliefert. Der Scheffin, den Kollegen, "den Märkten" usw.
Und so triff an die stelle realer (erfahrbahrer) Solidarität dann irgendeine irrationale, nicht erfahrbare sondern nur eingebildete imagined community. Volk, Rasse, IS usw.
Was die von dir veröffentlichte Kritik betrifft, meinst Du, Du könntest noch mal kurz und ohne Unterstellungen zusammenfassen, worum es Dir ging? Dann könnte man oder Frau vielleiht damit arbeiten...
Arbeiterbewegung
Deine Darstellung der historischen Arbeiterbewegung scheint mir zumindest teilweise idealisiert. Diese "reale Macht" der Lohnabhängigen war zwar eine Tatsache, sie wurde jedoch in den meisten Fällen von sozialdemokratischen und/oder stalinistischen Gewerkschaften und Parteien verwaltet. "Lumpenproletarier" wurden verachtet und höchstens in rätekommunistischen oder anarchistischen Strukturen akzeptiert. Häufig war die Arbeiterklasse, wovon man sprach, die nationale Arbeiterklasse in Abgrenzung zur ausländischen Konkurrenz. Der Text "Kommunisierung im Präsens" von Théorie communiste geht detailliert auf diese zentrale Frage ein.
Naive Boykottaufrufe und Rassismus gab es vor der Restrukturierung ebenfalls. Das "gute Leben für alle", wofür die Arbeiterbewegung eintrat, war häufig die Übertragung der Fabrik auf die gesamte Gesellschaft, das Vorbild dafür die UdSSR. Deine Diagnose der zeitgenössischen Vereinzelung stimmt natürlich, doch wenn ältere Genossen mir die Geschichten der Intrigen irgendwelcher stalinistischer oder trotzkistischer Sekten während Arbeitskämpfen erzählen, habe ich immer den Eindruck, dass vieles eben auch zurecht im Mülleimer der Geschichte gelandet ist.
Die eingebildete Gemeinschaft hat es auch schon früher gegeben, das brauche ich dir wohl kaum zu erzählen. Es ist ein Fehler, diese einfach als "irrational" abzutun und das Problem somit für erledigt zu halten. Ein sunnitischer Iraker, der sich dem IS anschliesst, tut dies u.U., weil er Geld braucht und/oder von schiitischen Milizen bedroht wird. Schon Brecht wusste das: Zuerst das Fressen, dann die Moral.
Was meine Kritik betrifft ist der Text ziemlich klar, oder nicht? Grundlegend finde ich es absurd, den Staat zu kritisieren, wenn er sich zur politischen Analyse der Extremismustheorie bedient, das dann jedoch selbst zu "antifaschistischen Zwecken" zu tun. Der philosophische Ansatz des Autors ist komplett metaphysisch und psychologisierend, vom Konzept Geschichte scheint er noch nie etwas gehört zu haben. Und zu guter Letzt halte ich seine Kenntnisse in seinem Forschungsfeld für zweifelhaft. Wie kann ein Politologe zum politischen Islam forschen. ohne arabische Quellen konsultieren zu können? Kannst du dir z.B. einen zum NS forschenden Historiker ohne Deutschkenntnisse vorstellen?
der von oben
Ja. Halbwissen ist bei diesem Thema sehr gefährlich. Und selektiv-radikalisierend im Kreis voneinander Abschreiben ist ja genau das, was diese Irren von FPÖ, Pro Köln und diesen ganzen x-gidas machen, bis sie sich einen fanatisierten Lynchmob zusammensektiert haben. AutorInnen mit Arabischkenntnnissen sind in jedem Fall zu bevorzugen. Und David Harvey wird ja auch vorgeworfen, dass er Marx in Übersetzung liest. Andererseits, wo von Philosophie die Rede war: Geht das nicht vielleicht doch ohne Altgriechisch?
Das Konzept Geschichte sagt mir übrigens auch nichts, würde aber gerne darüber lesen.
Den verlinkten Text lese ich auch. Aber der Einwand entkräftet meinen Einwand nicht. Und dieser ist wichtig für die eigentlich Frage, ob es Thema einer Antifa sein soll, sich mit politischem Islam zu befassen.
Meine These wäre: Nein. Islamismus ist kein Thema für eine Antifa. Wer das nicht will, muss sich für gesellschaftlich Integration durch, Achtung, jetzt kommt wieder Nostalgie, Arbeiterkämpfe und für Verteilungsgerechtigkeit einsetzen.
hier noch ein Text, der das besser erklärt als ich:
http://www.sozialismus.de/index.php?id=8087&tx_ttnews[tt_news]=15523&tx_ttnews[backPid]=6580
Und aus gleicher Quelle nocht ein Text darüber, was die verbliebenen Restbestände der ArbeiterInnenbewegung tun könnte:
http://www.sozialismus.de/index.php?id=8087&tx_ttnews[tt_news]=15523&tx_ttnews[backPid]=6580
Ich weiss, das sind Sozis. Sei einfach offen. Oder tapfer.
ups, falscher link
Sorry, der zweite link ist falsch. Richtig ist vielmehr:
http://www.sozialismus.de/kommentare_analysen/detail/artikel/gegen-missb...
Ich weiss, es klingt sehr zaghaft, seine Hoffnungen in die Kämpfe der arrièregarde der ArbeiterInnenklasse zu setzen. ich wüsste nur einfach nicht, wie Gesellschaft rational gestaltet oder überhaupt nur gemacht werden soll, ohne das.
Den Text von Kommunisierung habe ich überflogen. Ich lese ihn aber nochmal, vor ich Kommentiere oder Frage.
Scheu vor Kommunisierung
Den verlinkten Text (http://www.kommunisierung.net/Kommunisierung-im-Prasens) habe ich jetzt ein zweites Mal gelesen. Und begeistert bin ich von diesem wundervollen, wortgewaltigen Deutsch. Allein in meinem Viertel, stell es Dir einfach vor als eine verkleinerte Kopie von Köln-Chorweiler (https://de.wikipedia.org/wiki/Chorweiler,) hätte ich es lieber friedlich und geregelt. Gerne auch kommunistisch. Veränderung täte gut. Aber es ist echt ne weile her, dass ich für den SV Neptun mal nen dritten Platz gemacht habe. Ich fürchte, für die Kommunisierung bin ich nicht mehr sportlich genug.
Trotzdem Danke für den schönen Text. Auf Deinen Text zum Konzept Geschichte freue ich mich. Das wäre doch erfrischend, mal was anderes, ein solcher Text auf indy? Wie soll eine Antifa denn besser werden, ohne Kritik und Rückmeldung? Oder aufgeben, gäbe es denn was besseres?
Als Dankeschön hier noch ein link zu anderem schönen, antideutschem und antifaschistischem und nichtdeutschem Deutsch:
https://www.youtube.com/watch?v=nh08jIBg_mc
Theorie
Keine Ahnung, was du mit deinem wirren Kommentar sagen willst. Den Text "Gegen Missbrauch..." brauche ich nicht zu kommentieren, der Text von TC sollte eigentlich genügen, um den Anachronismus solcher Pamphlete zu zeigen. Der andere Text zur "Islamisierung" lässt auch zu wünschen übrig. Gilles Kepel spricht von den banlieues als ob es absolute islamistische Hochburgen wären. Das stimmt vielleicht beschränkt für gewisse Quartiere im Norden Marseilles, in Bezug auf die Vorstädte von Paris aber sicher nicht.
Was Geschichte betrifft, geht es einfach darum, dass man keine politische Bewegung verstehen kann, wenn man sie nicht politisch einordnet. Und auf die Antike spezialisierte Philosophen ohne Altgriechisch-Kenntnisse gibt es wohl keine. Was Harvey betrifft, würde er Marx wohl auch mit Deutschkenntnissen nicht besser verstehen, da seine Lesart das Problem ist. Diese Kritik von Paul Mattick jr. bringt's auf den Punkt.
Ja dann von vorn
Ja gut. Dann kommen wir an dieser Stelle halt nicht weiter. Warum also nicht den Zusammenhang zwischen Geschichet und "politisch einordnen" mal textlich zusammenhängend darstellen und eine neue Debatte auf Indy anstoßen? Auf dem Weg zum Schwimmbad habe ich übrigens heute meine Bahn verpasst und konnte ca. 1 Stunde lang PassantInnen befragen. Die meisten Befragten waren "Kopftuchmädchen" (T-Sarazin) in ihren Zwanzigern. Alle anderene hatten es zu eilig. Ergebnis der Befragung: Wenn die Befragten Krawall und "Kommunisierung" wie in dem Text beschrieben haben wollten, könnten sie zu irgendwelchen Verwandten in allen möglichen und unmöglichen Weltgegenden (Chile, Dortmund, Türkei, diverse arabische Länder) ziehen. Aber eigentlich sind sie sehr froh, dass sie den Kinderwagen durch eine Gegend schieben, wo wahrscheinlich nichts schlimmes passieren wird.
Freue mich immer noch auf den nächsten Text
Ja dann...
Es sollte "historisch" und nicht "politisch einordnen" heissen, ich habe mich verschrieben. Für den Rest erübrigt sich jeglicher Kommentar, du findest also das Leben im Kapitalismus ganz nett und freust dich darüber im Zentrum, und nicht in der instabilen Peripherie geboren worden zu sein. Natürlich kommt so eine Meinung auch in der Mitte der Gesellschaft gut an. Hast du dir auch schon überlegt, dass Krawall nicht entsteht, weil irgendwelche Leute das "geil" finden, sondern weil die Ausbeutung einer Klasse durch eine andere notwendigerweise von gesellschaftlicher Gewalt begleitet ist?
hach herje
Ja schade, dass du dich verschrieben hast. Ausgehend von dem verlinktenText hatte ich wirklich gehofft, da käme jetzt noch was inhaltliches. Sorry, dass ich dich überschätzt habe. Oder doch nicht? Und nicht ich, die von mir befragten leben lieber in einem Viertel, in dem Versandhandlungen nur gegen Vorkasse liefern als in.... Libyen. Ich aber auch. Aber okay, junge Männer mit dicken Armen sind auch wirklich schwerer zu befragen, bei uns. Die sind immer so beschäftigt damit, stark und gefährlich auszusehen. Soll ich ein Kinderwagenkopftuchmädchen im Viertel finden, bei deren Verwandschaft Du mal zwei Wochen in Libyen die mir gestellten Fragenden Leuten vor Ort stellen kannst? Und kannst Du Italienisch? Wünsch Dir nichts, was Du nicht wirklich willst...
Und am Besten machst Du wirklich hier noch mal eine neue Debatte auf. Komm schon, du willst es doch auch (ICH hab micht angefangen mit dem Sexismus hier)
cu
Inhalt?
Deinem demokratischen Idealismus ist mit inhaltlichen Argumenten allem Anschein nach nicht beizukommen. Ich lebe übrigens sogar in einem Viertel, wo Versandhandlungen gegen Rechnung liefern, und natürlich lebe ich auch lieber hier als in Libyen. Aber wenn du glaubst, dass der westliche Wohlstand überhaupt nichts mit den Kriegen an der Peripherie zu tun hat, dann lass ich dich mal einfach in deinem Ponyhof. Kannst mich ja vielleicht noch aufklären, was du mit deiner wirren Anspielung bezüglich Sexismus meinst, ansonsten kannst du getrost deinen Weg gehen. Vielleicht diskutierst du das nächste Mal im Forum einer bürgerlichen Zeitung, da dürften sehr viele Leute mit dir einverstanden sein.
nö, lieber mit euch
Nein, ich diskutiere lieber auf indy. Da trifft man und frau und wesen spannendere Leute. Solche, die kommunisierung.de verlinken zum Beispiel. Und Sexismus ist bei uns im Viertel wirklich einfach ein Problem der empirischen Sozialforschung. Und der verborgenen Gewalt- sagen die Frauen von der Beratungsstelle. Männer können sich bei denen übrigens zum Hero ausbilden lassen, der männlich männlicher Gewalt entgegentritt. Na gut, dass gibts inzwischen überall. Aber so richtig Gender ist das nicht.
Aber Anlass für ein schönes Filmzitat:
Jerusalem: Who do you think you are? Will you alter the world? Does making a man a knight make him a better fighter?
Balian of Ibelin: [pause, turn slowly to face Bishop] Yes.
Einen Ponyhof haben wir übrigens wirklich auch, zwei Tramkahltestellen entfernt, am Rand zum Nachbarviertel. Lustig, all die blonden Mädchen im Kreis traben zu sehen. Wann werden die - im arithmetischen Mittel - weniger blonden Mädchen aus meinem Viertel mittraben können?
Aber zurück zur Kommunisierung: Kommt noch inhaltlich was oder bestellst Du in dein Vorkassenviertel jetzt die gesammelten Werke von Tolkien oder machst sonst was eskapistisches? Und wenn, dann schieb das nicht auf mich oder meine wie auch immer zu etikettierenden Vorbehalte. Wenn du nicht verstanden wordnen bist, ist das DEIN Versagen.