Diese Begegnung wird die Bundeskanzlerin wahrscheinlich nicht so schnell vergessen. In Rostock trifft Merkel auf eine Sechstklässlerin mit palästinensischen Wurzeln. Und plötzlich steht die oft so perfekt wirkende Kanzlerin ganz schön hilflos da.
Die Kanzlerin sucht in diesen Tagen die Begegnung mit der Realität. Erst lässt sie sich vom Youtuber LeFloid interviewen, dann spricht sie an einer Rostocker Schule mit jungen Leuten. Während sich Angela Merkel im Gespräch mit LeFloid als Kommunikationsprofi zeigt, bringt der Rostocker Termin sie an ihre Grenzen.
Was ist passiert? Merkel ist zum Bürgerdialog "Gut leben in Deutschland" in der Turnhalle der integrativen Paul-Friedrich-Scheel-Schule. 32 Schüler zwischen 14 und 17 Jahren aus der Rostocker Südstadt können Fragen stellen. Doch Reem Sawhil hat gar keine Frage an die Kanzlerin. Das Mädchen, das vor vier Jahren aus dem Libanon nach Deutschland gekommen ist, will einfach nur beschreiben, wie sich ihr Leben hier anfühlt.
Reem ist eine engagierte Schülerin, sie spricht fließend Deutsch, ist Klassensprecherin der 6B1. Sie möchte studieren, ein gutes Leben in Deutschland führen. Doch das ist gar nicht so einfach. "Wir haben gerade eine schwere Zeit gehabt, weil wir kurz davor waren, abgeschoben zu werden", berichtet Reem, die palästinensischer Abstammung ist. Es sei ihr richtig schlecht gegangen, das habe auch die Schule gemerkt. Ihr Vater, ein gelernter Schweißer, dürfe nicht arbeiten. Denn ohne Aufenthaltsgenehmigung dürfe er nicht beschäftigt werden. Nun habe die Familie eine vorläufige Genehmigung, doch das Leben im Wartestand zermürbe alle.
"Ich verstehe das ..."
Die Kanzlerin, die eben noch bestens gelaunt einen guten Tag gewünscht hatte, fühlt sich in der Situation sichtlich unwohl. Die politische Linie ist klar: Wer keine Chance auf Asyl hat, soll Deutschland schnell wieder verlassen. Doch da sitzt dieses sympathische Mädchen, engagiert und fleißig - eine künftige Staatsbürgerin, wie sie sich jede Kanzlerin nur wünschen kann.
Und Merkel sagt: "Ich verstehe das und dennoch muss ich jetzt auch … Das ist manchmal auch hart - Politik." Schließlich fasst die Kanzlerin wieder Tritt und wird deutlich. "Es werden manche auch wieder zurückgehen müssen." Inzwischen weint Reem. Die Kanzlerin versucht zu trösten und sagt: "Du hast das doch prima gemacht."
Das mag sein, aber es nutzt dem Mädchen nichts. "Ich fühle mich wohl hier, möchte studieren. Aber ich weiß nicht, was kommt", sagt Reem. Doch sie trifft auf Angela Merkel, die das kaum nachvollziehen kann und eigentlich auch nicht hören will. Bürgerdialog, das waren für sie bisher eher Gute-Laune-Veranstaltungen, bei denen sie durchaus punkten konnte. Denn im direkten Kontakt ist die Bundeskanzlerin authentisch und sympathisch. Das ist der übereinstimmende Eindruck von vielen, die Merkel live erleben.
Auch Reem wird wahrscheinlich nichts Schlechtes über die Kanzlerin sagen. Merkel ist zu ihr gekommen, hat sie gestreichelt und zu trösten versucht. Aber verstanden hat Merkel die Not dieses Kindes nicht. Vom Bundeskanzleramt aus gibt es eine Asylproblematik: Zahlen von Asylbewerbern, "wirklich Schutzbedürftigen" und "Aussichtslosen". Reem hingegen ist ein konkreter Mensch, mit Träumen und Ängsten, mit echten Tränen und schwarzen Locken. Und mit denen kann die Kanzlerin irgendwie nicht.
jaja fleissige Staastbürger
wir habens doch eigentlich so gut, wir könnten doch alle so vorbildliche Staatsbürger sein.. warum kann das Mädchen nicht bleiben, fragt man sich als empörter kleinbürger? Fragt sich nur ob der Artikel auch so "positiv" verfasst worden wäre wenn ein junger Schwarzafrikaner mit einer fetten Akne Narben im Gesicht etc. im gebrochenen Deutsch etwas berichtet hätte. Dieses ganze Integration/Leitkultur gequatsche ist so zum kotzen. Das erinnert doch an diese Nazi-Parole "wer Deutschland nicht liebt soll Deutschland verlassen".