Alja Schandra, Fahrradaktivistin und Mitbegründerin des Übersetzerprojekts "Euromaidan Press" in Kyiw, appelliert in einem Blogpost auf der Webseite der LGBTI-Konferenz KyivPride an den „Rechten Sektor“. Die nationalistische Organisation droht damit, eine am Samstag in Kyiw geplante und staatlich genehmigte Demonstration für die Rechte sexueller Minderheiten gewaltsam zu unterbinden.
"Genauer gesagt geht es mir um die Erklärung auf der Website des „Rechten Sektors“ „In Kyiw sind sodomitische Umtriebe nicht erlaubt!“ [Übersetzung hier] und den Aufruf, in dem der „Rechte Sektor“ die Kyiwer Behörden darum bittet, den „Marsch der Gleichheit“ zu unterbinden.
Schon seit eineinhalb Jahren versuche ich auf der Website facebook.com/euromaidanpress.en das englischsprachige Publikum davon zu überzeugen, dass der „Rechte Sektor“ nicht aus Faschisten und Dämonen besteht, wie es russischsprachige Quellen behaupten. Ich mache das auch deshalb, weil ich Euch auf dem Maidan beobachtet habe und weil ich bei euch in Peski [an der Front] war und weiß, dass es beim „Rechten Sektor“ viele engagierte und hilfsbereite Leute gibt, die sogar bereit sind, für die Unabhängigkeit der Ukraine zu sterben. Aber nach diesen Erklärungen habe ich so meine Zweifel, ob ich richtig gehandelt habe, denn gerade Faschisten teilen Menschen gerne in „Menschen“ und „Untermenschen“ ein. Sie verwenden dabei das Attribut „Schwule“ und rufen dazu auf, die Rechte bestimmter gesellschaftlicher Gruppen einzuschränken, weil sie “anders” sind.
Für mich macht es keinen großen Unterschied, ob ich in einer totalitären russischen Gesellschaft lebe, in der ein „Oberzar“ entscheidet, wie ich zu denken, mich zu kleiden oder in sozialen Netzen zu schreiben habe, oder ob ich in einer totalitären Gesellschaft lebe, die auf einer nationalistischen Ideologie basiert, wie Ihr sie Euch offensichtlich für die Ukraine wünscht. Egal ob Fall Eins oder Zwei: ich werde mein Leben jenen widmen, die von einem ignoranten und zynischen Regime aus Hass gedemütigt, unterdrückt oder gar getötet werden.
In meinen Augen ist der „Rechte Sektor“ mit dieser Gewaltandrohung gegenüber Leuten, die nicht so denken und handeln wie Ihr, nicht besser als Putin. Eine Diktatur, egal in welcher Erscheinungsform, verkörpert das Böse. Aber für Euch ist Relativierung offenbar kein moralisches Problem, genaus wie es für [die Parlamentsabgeordnete] Tanja Tschernowol kein Problem war, im Parlament mehrere Abstimmungsknöpfe gleichzeitig zu drücken: die Diktatur Putins, die mit aller Kraft in die Ukraine eindringt, um hier mit Gewalt die „Russische Welt“ zu errichten, ist genauso schlecht wie eine Diktatur des „Rechten Sektors“, der allen übrigen seine Vorstellungen der Welt gewaltsam aufzwängt. Seid Ihr sicher, dass Ihr Euch nicht in das Untier verwandelt habt, das Ihr bekämpft?
Eine weitere Ähnlichkeit zwischen Euch und Putin ist, wie Ihr Eure Einstellung zur Religion für Gewaltaufrufe nutzt. Bereits seit längerem wird ein Vergleich zwischen dem russischen „orthodoxen Dschihad“ und ISIS gezogen. Diese Ähnlichkeit basiert auf dem Missbrauch der Heiligen Schrift und der christlichen Glaubenslehre zum Erreichen politischer Ziele. Ihr behauptet, dass die Gay-Pride (im Unterschied zu Spaßparaden werden Gay-Paraden als Zeichen der Solidarität mit der LGBT-Gemeinschaft durchgeführt) eine „öffentliche Verunglimpfung der christlichen Werte“ sei. Aber in der Bibel ist bei weitem nicht alles so eindeutig, wie es die russischen Medien behaupten.
Beim „Rechten Sektor“ ist dafür alles ganz einfach: „In Kiew halten sich viele Soldaten zur Rotation auf, die gegen solche antichristlichen Erscheinungen sind. Die Soldaten können keine LGBT-Paraden akzeptieren.“ Der Aufruf, Gewalt im Namen Christi anzuwenden, der für seine Peiniger betete, als er gekreuzigt wurde, ist kein christlicher Wert, genauso wie die Werte der „Russisch-Orthodoxen Armee“ [paramilitärische Einheit in der Ostukraine; Red.], die im Donbass mit Maschinengewehren kämpft, nicht christlich sind.
Wollt Ihr das Christentum Christis in die „geistigen Fesseln“ der Russisch-Orthodoxen Kirche verwandeln? [Der Ausdruck “geistigen Fesseln” ist eine ironische Anspielung an einem Ausspruch des russischen Patriarchen Kyrill, der die Russisch-Orthodoxe Kirche als “geistiges Band” der russischen Gesellschaft bezeichnete; Red.] So ist doch gerade die Russische Föderation auf der ganzen Welt für ihren Hass auf die LGBT-Gemeinschaft bekannt. Es war die Russische Föderation, die mit gesetzlichen Repressionen begann, Verbrechen auf Basis von Hass zu legitimieren. Und kommt mir bitte nicht mit Eurer Sorge um die “Gläubigen in Kyiw”: ich bin auch eine Gläubige und mich stört der „Marsch der Gleichheit“ nicht.
Übrigens sprach Swjatoslaw Schewtschuk [Oberhaupt der Griechisch-Katholischen Kirche der Ukraine; Red.], der in Eurem Aufruf aus irgendeinem Grund im Namen der gesamten Ukraine „die falsche Werte der Gender-Ideologie“ ablehnt, bei anderer Gelegenheit auch einen gegenteiligen Gedanken aus, nämlich als er das Programm der “Frauen- und Genderstudien” an der Ukrainisch-Katholischen Universität als „schön“ und „innovativ“ bezeichnete. Wenn sich Christentum, Gender-Thematik und die Probleme der LGBT-Gesellschaft überkreuzen – dann entstehen natürlich Diskussionen. Aber wenn ihr die Worte eines christlichen Oberhaupts zur Rechtfertigung von Gewaltaufrufen gegen Menschen verwendet, die für ihre Rechte einstehen wollen, weil Ihr mit diesen Ansichten nicht einverstanden seit – dann ist das unmoralisch.
Indem Ihr ukrainische LGBT-Aktivisten als „Schwule“, „Abartige“ und „Degenerierte“ bezeichnet, verletzt Ihr nicht nur ihre Menschenwürde, sondern propagiert auch Ignoranz in unserer Gesellschaft. Es ist doch bekannt, dass die fast einhundert Jahre währenden Versuche, Homosexualität „zu behandeln“, kläglich scheiterten und die Menschheit immer mehr zu dem Gedanken neigt, dass Homosexualität angeboren ist. Wie viel „leichter“ es diesen Menschen fallen würde, in einer Gesellschaft zu leben, in der sie als „Perverse, die behandelt gehören“ angesehen werden, könnt Ihr bewerten, wenn ihr den Filmtrailer “Kinder-404” anschaut – ein russisches Hilfsprojekt für LGBT-Kinder, denen die Gesellschaft erklärt, dass sie nicht existieren, und jene offen verhöhnt, die sich doch erdreisten, zu ihrer Besonderheit zu stehen. Ich rate sehr dazu, diesen Film ganz anzuschauen!
Die Gay-Pride in Kiew erlaubt es LGBT-Menschen ganz einfach, sich nicht verstecken zu müssen und sich als vollwertige Bürger fühlen zu können – als Bürger, die übrigens mit uns zusammen auf dem Maidan standen, und auch heute mit uns gemeinsam die Unabhängigkeit der Ukraine mit der Waffe verteidigen.
In Eurem Appell an den Kiewer Bürgermeister ruft Ihr dazu auf, „Provokationen, Konfliktsituationen und Ärger jeder Art“ in dieser für die Ukraine schweren Zeit zu verhindern. Aber gerade in dieser schwierigen Periode unserer Geschichte müssen wir uns doch gegenüber unseren Mitbürgern mit äußerstem Respekt und Verständnis verhalten, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung, ihrer religiösen Überzeugung usw. Gerade deshalb hat der „Rechte Sektor“ weder jetzt, noch irgendwann in der Zukunft das Recht, Ukrainer in „richtige“ und „falsche“ Bürger einzuteilen, oder die Sprache des Hasses zu nutzen, um zu Unterdrückung und Gewalt aufzurufen, und sich dabei hinter religiösen oder patriotischen Losungen zu verstecken. So ein Verhalten wird nicht nur zu „Provokationen, Konfliktsituationen und Ärger“ führen, sondern kann auch langfristig echte „geistigen Fesseln“ schaffen und eine neue totalitäre Maschine erzeugen, in der diese allen Andersdenkenden aufgezwungen werden."
Siehe auch:
- Link zum Originalartikel auf der Seite der "KyivPride 2015"
- Nationalistische Organisation “Trysub” droht LGBT-Aktivist*innen (Euromaidan Press)
anonym
Die werden wohl kaum zuhören, aber immerhin erfreulich, dass es noch Stimmen aus der bürgerlichen Ecke gibt, die dieser ungeheurlichen Hetze etwas entgegensetzen. Die ganze Gesellschaft scheint sich ja als Folge des Krieges radikalisiert zu haben - diesen "Rechtsruck" merkt man ja auch an bestimmten Formulierungen der Fahrradaktivistin - und da wird die Solidarität mit sexuellen Minderheiten ja vermutlich keine große Rolle spielen. Das linke Interviewprojekt Kyiw x20 (http://kiewx20.tumblr.com) hat dazu vor ein paar Monaten ein interessantes Video mit einem ukrainischen Transgender-Aktivisten aufgenommen (https://vimeo.com/114153153)... würde ich in dem Zusammenhang empfehlen.
das nun wirklich nicht
Kommen hier demnächst Briefe an die NPD, in der sie aufgefordert wird, bitte ein wenig netter in der Außendarstellung zu sein, damit man sie nicht für böse FaschistInnen hält. Löschen bitte, den Scheiss. Rechten Sektor bekämpfen, nicht bebetteln.
Ohne Solidarität läuft nichts
Sehr wahr! Aber: Die Linke in der Ukraine ist nicht groß und stark genug, alleine den Rechten Sektor zu bekämpfen - insofern ist ein breites Bündnis gegen die Diskriminierung sexueller Minderheiten absolut wünschenswert. Und diejenigen, die das Borotba-Märchen davon geglaubt haben, dass es keine Linken mehr in der Ukraine gibt, und Gelder an die russisch-völkuschen Kampfverbände geschickt haben, haben auch eher zur verstärkten Polarisierung und Erstarken des Rechten Sektors beigetragen.
Daher: Solidarität mit der emanzipatorischen russischen und ukrainischen Linken, im Kampf gegen autoritäre Systeme, Polizeigewalt und rechten Terror! Hier ist z.B. eine Seiten mit nützlichen Informationen:
http://ukrainesolidaritycampaign.org/about-2/ und http://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/Ausland/Die_neue_linke_Bewegung_in_der_Ukraine.pdf
Märchen? Es gibt keine!
Offenbar gibt es ja aber doch keine Linke mehr in UA. Würde eine Linke den Rechten Sektor kritisieren weil er eventuell, demnächst, wenn er so weiter macht, so schlimm werden könnte wie Präsident Putin? Also... das ist... es fehlen die Worte.
Hätte Ex-Präsident Janukowitsch einen Humor, so geschmacklos wie seine Datsche - er würde der Demo ein Grußwort schicken. Anders als der Bürgermeister Klitschko und Präsident Proroschenko.
Und die kriecherisch den Rechten Sektor anschleimenden Reste von Zivilgesellschaft sollten den Aufständischen im Osten dankbar sein. Dankbar für einen Krieg, der ermöglicht, überhaupt noch solche offenen Bettelbriefe zu veröffentlichen. Wären die Nazis nicht an der Front, dann wären sie heute Nacht bei euch zuhause.
Wer hatte eigentlich die Idee, man, frau, mensch könne mit Nazis gemeinsam Revolution machen?
Boa, Leute, bei aller Liebe, manchmal wünschte ich, ihr würdet von der CIA bezahlt. Dann müsste ich mich nicht fragen,, warum ihr nicht schon lange da weg seid.
nicht Dein Ernst
Dankbar sein? Für Folterkeller? Kennst Du dieses eine Video in dem der Typ sagt, dass man Frauen, die sich in Cafes aufhalten, vergewaltigen sollte? Und dann sein Familienbild aufrollt? Wie von Hitler abgeschrieben, nur ohne Ulraubsreisen.
...Und natürlich gibt es Linke. Siehste doch. Das Mädel von euromaidan news sagt, sie wird immer auf der Seite der Unterdrückten sein. Und sie ist nicht die einzige, die LGTBs unterstützt. Die Anarchisten tuns auch. Und andere Linke; Linke halt, die sich von putin'schen Großmachtphantasien nicht angezogen fühlen.
Hast ja auch gesehen, Poroschenko hat sich gegen die Demo gestellt. Das heißt, die Linke hat Verbündete in der Regierung (aus wechen Gründen auch immer). Mit Maidan hat sich zumidnest ein wenig was geändert.
Tschuldigung, aber...
Der Text trieft ja nur vor völkischem Mist. Ressentiments gegen die ethnischen Russen im Donbass und an der Schwarzmeerküste waren der Auslöser für den Bürgerkrieg. Die Autorin spricht von einem Dikatator in Moskau, der in der Ukraine eine "russische Welt" errichten will und das ist eine ungeheuerliche Verklärung dieser Umstände. Wieviel Watte muß man im Hirn haben um zu übersehen, das mehr noch die Regierung in Kiew und ihre faschistischen Paramilitärs von Anfang an auf diesen Konflikt zugesteuert haben? Da gibt es auch nichts zu relativieren, wenn man auf entsprechende Gruppen auf der Gegenseite verweist. Der bürgerlich-konservative Sumpf, der in Kiew regiert verdient keinesfalls unsere Solidarität.
Wahres und echtes Christentum gegen diktatorisches Christentum, das der IS nicht unähnlich sei - da tut mir ja alles weh. Solche religiösen Phantastereien auf einer linken Plattform? Esoterische Spinner spielen stets die "echten" gegen die "falschen" Vorstellungen aus und wollen im Sinne einer Machtpolitik polarisieren. Und das geschieht in diesem Text mehr als fett.
Es gibt fast kaum eine Textzeile, die mir nicht absolut aufstößt und der thematische Bezug zur Gender-Problematik reicht mir nicht aus, um den Text in linke Zusammenhänge einsortieren zu können. Der gehört sich in Foren der grünen Partei - vornehmlich zu dem braunen Spektrum dort.
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Nee, gar nicht. Russische Soldaten und Söldner waren das, geschickt in die Ukraine von weisst du selber wem.
Deine Redeweise verrät darüber hihaus, dass du nicht so viel Ahnung von der Ukraine hast. Der ethnische Faktor ist da ehe unbedeutend. Ich weiss z.B. nicht, welche "Nationalität" Alexander Zachartschenko hat, genau so wie es vollkommen egal, was ich als ukrainischer Staatsbürger für eine "Nationalität" habe, um die russische Intervention Scheisse zu finden.
Ist es so nachvollziehbar?
Mindestens fünf Euro ins Phrasenschwein ...
Oh, da gibt es einer Menge zu "relativieren" - Herr Tschuldigung drischt nämlich wieder die gleichen Phrasen, die schon unzählige Male wiederlegt wurden. "Ressentiments gegen die ethnischen Russen im Donbass und an der Schwarzmeerküste waren der Auslöser für den Bürgerkrieg." Zunächst handelt es sich nun wirklich um keinen "Bürgerkrieg", sondern um einen von aussen aufgezwungenen und einer, der es wissen muss, teilt dankenswerterweise mit, wie - unter anderem - er den Krieg geschürt hat - hier wurde eine Unmenge von Quellen zusammengetragen und Meister Girkin - nein, er ist kein Ukrainer - wird nicht müde, in jedes Mikro zu beissen, daß man ihm unter den Schnäuzer hält: https://criticusnixalsverdruss.wordpress.com/tag/girkin/ Als letzte Erkenntnis hat er übrigens mitgeteilt, daß die meisten Freiheitskämpfer Drogen- und Alkoholabhängige, Kriminelle und Arbeitslose. Hier sind seine neuesten Einsichten zum Thema eingebunden und auf eine englische Übersetzung https://www.reddit.com/r/UkrainianConflict/comments/372sr3/girkin_ukrain... verlinkt: https://kosmologelei.wordpress.com/2015/05/25/rudelbumsen-mit-gurke/. (Das mit den Kriminellen, nun ja - auch er hat sich gut saniert: Dicker Mercedes, eigenes Haus, Gattin mit Pelz behangen. Aber wir wollen ja hier keine Neiddebatte führen, gelle? Und wieso darf man sich in linken Zusammenhängen nicht als Christin outen bzw seine Auffassung dahzu kundtun? Noch mal zu Girkin: gerade der hat eine Meisterschaft im Mißbrauch religiöser Gefühle bewiesen: Mißbrauch der Prozession einer Reliquien (googeln Sie Girkin und "Gifts of the Magi") um sowohl die Ukraine einschließlich Krim auszuspähen, "Fahnenweihen" die denjenigen, die Hitler mit der "Blutfahne" des Feldherrenhallenputsches zum Verwechseln ähnlich sehen. Öffentliches Abschlabbern der angeblichen Ikone der Muttergottes von Tichwin in Donezk (alles, was es über diee von Lenin ins Ausland verkaufte und auch von Stalin mißbrauchte Ikone zu sagen gibt, würde hier den Rahmen sprengen, aber ich lege gerne nach), Waffenweihe durch die Popenschaft einschließlich der Atomdrohung des weissrussischen Patriachen Moskaus (gucken Sie bei youtube). Ach ja, und dann hätten wir noch den von der DKP beweinten Herrn Mozgovoi, der angeblich für "Sozialismus" und "Menschlich" stand. Nicht nur Todesurteil per Akklamation, sondern auch Hinweise an die Frauen: Androhung der Verhaftung für die, die es wagen, alleine Diskotheken oder Restaurants aufzusuchen. Die gute Frau habe zuhause zu sitzen, ihrem Mann ein schönes Heim zu bereiten und Kreuzstich-Stickereien anzufertigen. Soweit der unlängst von einer konkurrierenden Bande ins Jenseits beförderte Genosse Mozgovoi. Und was heißt hier "ethnische" Russen? Kommen Sie jetzt völkisch? Damit würden Sie sich exakt auf den argumentativen Pfaden der kremlische Rechten bewegen. Es geht, wenn schon um Ressentiments gegen eine KOLONIALMACHT - und das hat mit "ethnisch" überhaupt nichts zu tun, auch wenn die russische Rechte das so sieht. ich geb Ihnen nochmal nen Tipp: ethnische Belgier aus dem Kongo, ethnische Briten aus Zimbabwe und ethnische Franzosen aua Algerien - um in Ihrer Diktion zu bleiben, mußten nach der Unabhängigkeit genauso das Land verlassen wie die ethnischen Niederländer Indonesien. Es ging dabei nicht um die "ethnische" Herkunft, sondern um ihre Funktion in der Kolonialmacht. Wie haben wir es denn mit Lenins "Selbstbestimmungsrecht der Völker", hm? Der Dauerbrenner "Faschisten in Kiew"? Ja, man muß schon sehr viel "Watte im Hirn" haben, um die immer noch so hochzublasen, wie nicht nur Sie das tun und die echte, faschistische Gefahr aus Russland zu übersehen (daß Putin ganz gezielt die europäischen Rechtspopulisten/-extremisten fördert, wissen Sie schon, oder? Und kommen Sie mir jetzt bitte nicht mit "taktischem Zusammengehen". Da gibt es eine Menge zu "relativieren", was in dem Fall heisst, "ins rechte Verhältnis zu rücken": in Russland nämlich sitzen die Faschisten mit in der Regierung. Googeln Sie mal "Rogosin", gucken Sie nach Dugin und sehen Sie sich mal die Geschichtsklitterungen an, die Putin zur Zeit betreibt. Und als Letztes: Trennung von Kirche und Staat (bilden in Russland wieder eine Einheit) sowie Demonstrations- und Versammungsfreiheit.
Eine linke Perspektive demgegenüber:
Das mal so für den Anfang.
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Besten Dank für den Kommentar!
Danke!
Gerade die Aufzählung am Schluss fasst es sehr gut zusammen, was schief läuft, auch in der "linken" Debatte. Statt um emanzipatorische Inhalte dreht sich allzuoft vieles um oberflächliche Symbole. Wer am lautesten "Faschist" ruft, meint er ist deswegen "Antifaschist".... wer den Kampf mit der Waffe in der Hand gegen den "dekadenten Westen" christlich begründet, der ist "links", wer hingegen emanzipatorisches Eintreten für Minderheiten christlich begründet, konservativer Klerikaler... und wenn man schon soweit ist, dann kann man eigentlich alles rechtfertigen, und schwupps sind wir bei den autonomen Nationalen. Inhalte zählen, sonst nichts!
Tschuldigung
Aber so viel verschwurbelten Mist hab ich schon lang nicht mehr gelesen. Er zielt einzig und allein in eine Richtung: "der wahre Feind steht in Rußland" und ist eine Forsetzung der kläglich getarnten Kriegspropaganda in diesem Beitrag oben. Wer sich beim Bürgerkrieg - es ist nämlich einer - mittlerweile überhaupt noch auf eine der beiden kämpfenden Seiten stellt, der hat bei mir schon ausgespielt. Da kämpfen zwei imperialistische Mächte einen Stellvertreterkrieg auf dem Rücken der Bevölkerung aus und nichts - ich wiederhole: NICHTS - kann mich davon abbringen, beiden Seiten die rote Karte der Ablehnung zu zeigen. Ganz besonders könnt ihr schwurbeln wie ihr wollt - ich werde auch nicht die überaus aggressive Intervention der NATO übersehen und auch nicht die auf einen kriegerischen Konflikt abzielende Politik der ersten Wochen in Kiew.
Da schenken sich beide Seiten nichts - basta.
noch was:
Eine linke Position ist auch die Herstellung einer Gegenöffentlichkeit. Putin-Bashing und Hetze gegen Russen hab ich jeden Tag satt - das brauch ich hier nicht auch noch. Hier möchte ich die Infos haben, die belegen das der Westen mit seinen Bütteln keinen Deut besser ist. Diese Wahrheit wird tagtäglich unterdrückt und muß ans Licht.
Links unten und rechts oben
"Putin-Bashing" und "Hetze gegen Russen" hab ich jeden Tag satt.
Aha, also "Putin-Bashing" haben Sie satt? Vom undifferenzierten Begriff "Bashing" mal abgesehen, ist es natürlich eine sehr linke Position, einen autoritären Politiker, der sich am Vermögen seines Volkes bereichert, nicht kritisiert haben zu wollen. Hallo? Links unten ist zurecht voller Merkel-Bashing, dann muss man auch jeden anderen Machthaber kritisieren dürfen, ja man MUSS es. DAS ist nämlich *links* *unten*! Solidarität mit der russischen Linken!
"Hetze gegen Russen"... hier stimme ich voll und ganz zu. Aber wo konkret sehen Sie diese? In 99% der Fälle, wenn von "Russenhetze" geredet wird, ist Kritik am System Putin gemeint, bzw. am Handeln von staatlichen Strukturen der Russischen Föderation. Warum soll diese nicht kritisiert werden dürfen? Auch das deutsche System und seine Strukturen dürfen wie alle Systeme kritisiert werden, ja sie MÜSSEN es. DAS ist *links* *unten*.
Das Problem ist viel mehr, dass viele nicht in der Lage sind, zwischen der russischen Bevölkerung und dem russischen Staat zu unterscheiden - das gilt für beide Seiten. Wer aber Kritik am Staat mit Kritik an der Bevölkerung gleichsetzt, der spielt den Mächtigen in die Hände... Wenn Merkel Kritik an sich mit "Meine Kritiker sind ja nur anti-Deutschland" abtun würde, ist das genauso falsch, wie wenn Kritik am System-Putin als "antirussisch" gebranntmarkt wird. Diese Gleichsetzung ist nämlich hochgradig kolonial, da sie der russischen Bevölkerung ihre Subjektivität abspricht.
Das wäre dann *rechts* *oben*
Nochmal Phrasenschwein
Niemand, wirklich niemand betreibt hier "Kriegspropaganda" - unterhalten Sie sich nur mit sich selber? "ich werde auch nicht die überaus aggressive Intervention der NATO übersehe" Ach ja? Wo bitte sind denn die USA in die Ukraine einmarschiert? Kommt jetzt die ganze Leier mit den 400 Blackwaters? Übrigens behauptet hier niemand, daß der wahre Feind in Russland stehe - ihr Anlauf auf Godwins Gesetz ist nun wahrlich durchsichtig. Bevor Sie hier weiteren Unfug posten, lesen Sie erstmal richtig, was Ihre Vorredner geschrieben haben.Und dann versuchen Sie mal, Ihre Behauptungen zu belegen. Ihr Schröderismus "Basta!" beeindruckt hier, glaube ich, nicht und camoufliert die Abwesenheit von Argumenten keineswegs...Und einen hab ich noch: http://emafrie.de/was-ist-antiamerikanismus/
ach was
Ressentiments, von denen die ethnischen Russen aus russischem Fernsehen erst erfahren haben; weil vorher war es eigentlich ganz ok, oder?
Und überhaupt: blödsinn, es gibt genug ethnische Russen, die weder Putin noch Noworossija-Faschisten, noch diese pseudo-religiösen Volksstaat unterstützen.
Orthodoxer Sektor gegen Rechter Sektor
Orthodox (православный) bedeutet "den richtigen Glauben haben" und das "rechts" (правый) am "Rechten Sektor" kann man auch als "richtig" interpretieren. Wer aber meint, die "Richtigkeit" für sich gepachtet zu haben und von anderen verlangt, nur diese "Richtigkeit" anzuerkennen, steht im politischen Spektrum "rechts". In der Ukraine ist es schwierig zu sagen, wo der "Rechte Sektor" steht, denn es gibt unter den Mitgliedern "orthodoxe" ("Rechtsgläubige" im Sinne von "wir haben die Weisheit mit Löffeln gefressen") und "recht linke" (im Sinne von "wir wollen die Hoheit des Rechts, das allen Menschen Gleichheit vor dem und durch das Recht garantiert"). Offenbar prallen innerhalb der Ukraine diese zwei Vorstellungen unter dem Namen "Rechter Sektor" aufeinander...
kein mitleid mit alja
Ach, der Rechte Sektor trägt vielleicht doch faschistoide Züge? Schockierend! Was kommt als nächstes, war Hitler womöglich Antisemit?
Mal im Ernst: Wenn sich bürgerliche Demokraten mit bürgerlichen Nichtdemokraten (Faschisten, "Nationalisten") ins Bett legen, um ihre Interessen besser durchsetzen zu können.... dann haben sie es auch verdient früher oder später vor den Kopf gestossen zu werden.
Netzwerke wie Euromaidan Press haben durch ihre Propaganda genauso dazu beigetragen, dass in Kiew kein LGBTI-Marsch stattfinden kann, wie der Rechte Sektor & Co.
Die Frage ist nur, was so ein Dreck hier veroren hat. Westliche Propaganda ist doch eigentlich eher Sache des Springer-Verlags oder der Heinrich-Böll-Stiftung.
Kampf dem westlichen und russischen Imperialismus!
Wie für Syriza ins Stammbuch - doch wieder nur Phrasenschwein
von Dir wollte sie auch keinen
...und überhaupt: wo geht es um Mitleid? Das ist vielmehr ein Statement, das genauso hätte formuliert werden müssen.
Es richtet sich außerdem eigentlich an diejenigen, die sich zu "Patrioten" zählen und zugleich konservative Ansichten vertreten. Dieser Text leistet genau die politische Arbeit, die in einer Gesellschaft im Aufbruch statt finden muss, wenn man liberale Werte vertritt. Was soll sie denn sonst machen? Den Nazis den Krieg erklären?
Spar Dir doch Deine Hähme wenn Du nix konstruktives beitragen willst.
Update
Klitschko, der alte Feigling ist vor den Rechten eingeknickt und hat die Demonstranten gegebeten, es dieses Jahr doch aus Sicherheitsgründen zu lassen, aber Poroschenko hat die Pride, wenn auch halbherzig unterstützt: "Ich werde die Pride nicht besuchen, die Protester haben aber das Recht zu demonstrieren, und die Polizei muss sich um deren Sicherheit kümmern." Der morgige "Marsch der Gleichheit" kann somit stattfinden. Hoffen wir das beste - vielleicht hat die durch Aljas in den sozialen Medien kontrovers diskutiert Brief doch dafür gesorgt, dass die eine oder andere Faust in der Tasche bleibt.
Was ist denn hier los?
Kann mir bitte mal jemand von den Mods erklären, warum hier ein Brief stehen bleibt, der nicht nur die ukrainischen FaschistInnen relativiert ("Schon seit eineinhalb Jahren versuche ich auf der Website (facebook.com/euromaidanpress.en das englischsprachige Publikum davon zu überzeugen, dass der „Rechte Sektor“ nicht aus Faschisten und Dämonen besteht") und ganz nebenbei das Sterben fürs Vaterland als Tugend verkauft ("dass es beim „Rechten Sektor“ viele engagierte und hilfsbereite Leute gibt, die sogar bereit sind, für die Unabhängigkeit der Ukraine zu sterben") ?
Du könntest...
dich ja auch mal fragen, warum die Veranstalter der Kyiwer GayPride - also sexuelle Minderheiten, die wohl mitunter am meisten Grund besitzen, sich vor diesen Rechten zu fürchten - diesen Text für so wichtig halten, dass sie ihn auf ihr Blog setzen. Tust du aber nicht.
Vielleicht
Vielleicht, um uns durch die Blume zu sagen, dass Borotba recht hatte, es keine "russische Propaganda" gibt sondern alles wahr ist und wir sie schleunigst rausholen sollen aus diesem Scheissland?
Entlarvend
Ziemlich entlarvende Antwort.
Nein, wollen sie nicht, alleine der Gedankengang ist absurd. Ich habe die LGBT-Organisation "Insight", eine der Organisatoren der KyiwPride besucht ... über Borot'ba berichtet man da nur noch als absurde Episode, wie Teile der ausländischen Linke an der Nase herumgeführt wurden. Glaubst du nicht? Wie wäre es mit Hinfahren und fragen? Achso, ich hab's vergessen... ist ja ein "Scheißland", da fährt man nicht hin, sondern kommentiert es lieber aus dem deutschen Wohnzimmersessel. Auch wenn das ein koloniales, also rechtes, Verhaltensmuster ist.
Hier nochmal ein Link auf ein sehr realistisches und ausgewogenes Interview mit einem Transgender-Aktivisten der gleichen Organisation: https://vimeo.com/114153153
Update
http://www.queer.de/detail.php?article_id=23946