Am Mittwoch, den 20.05., beabsichtigt der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Dr. Reinhard Löffler, vor der Rechtsaußen-Burschenschaft Normannia in Heidelberg auf deren Haus einen Vortrag zu halten. Die Burschenschaft Normannia ist die einzige Heidelberger Burschenschaft, die noch Mitglied im völkisch-deutschnationalen Dachverband "Deutsche Burschenschaft" (DB) geblieben ist. Selbst die Verfassungsschutzbehörden, die stets bemüht waren, der "Deutschen Burschenschaft" Persilscheine auszustellen, kommen mittlerweile nicht umhin, in mehreren Bundesländern Mitgliedsbünde der DB unter Beobachtung zu stellen.
Die Normannia selbst ist seit Jahrzehnten immer wieder durch antisemitische, rassistische und geschichtsrevisionistische Positionierungen und Veranstaltungen aufgefallen. Ihre Verbindungen reichen vom rechten Rand der CDU bis weit hinein in die offene Naziszene. Eine von antifaschistischen Gruppen zusammengestellte unvollständige Übersicht der rechtsradikalen Skandale der Normannia findet sich im Anschluss.
Bindeglied der Normannia zum rechten Flügel der CDU dürfte der langjährige Polizeifunktionär und stellvertretende Ortsvorsitzende des CDU-Kreisverbandes Mannheim Egon Manz sein, der seit Jahrzehnten in den extrem rechten Burschenschaften Normannia Heidelberg und Salamandria Dresden Mitglied ist. Auch denkbar ist eine tatsächliche ideologische Nähe Löfflers zum Gedankengut der völkischen Burschenschaft. Bereits im Jahre 2010 hatte Löffler sich gegenüber dem Grünen-Politiker Özdemir zu rassistischen Beleidigungen hinreißen lassen. Wörtlich sagte er damals: "Könnte es sein, dass noch immer Gedankengut von Blutfehde aus der anatolischen Vergangenheit in ihm lebendig ist?"
Offenbar ist die Normannia bemüht, sich vor ihrem 125. Stiftungsfest, das schon im Vorfeld in Heidelberg zu Protesten führte, als bürgerlich-seriöse Organisation zu präsentieren. Es ist nicht hinnehmbar, dass ein CDU-Landtagsabgeordneter sich in Zeiten grassierender Fremdenfeindlichkeit und brennender Flüchtlingsheime für solch ein Propagandamanöver zur Verfügung stellt.
Unvollständige Übersicht der Aktivitäten der Burschenschaft Normannia Heidelberg
- Dezember 1993: Ein Sprecher der Normannia sagt der StudentInnenzeitung "Ruprecht" auf Anfrage: "Wir müssen uns nicht schämen, Deutsche zu sein und wollen nicht mehr vor Juden buckeln."
- Im Juni 1995 gründen die beiden Normannen Christian Schaar (späterer Bundesvorsitzender der neonazistischen "Jungen Landsmannaschaft Ostpreußen", JLO) und Wolfgang Unold (Sprecher der faschistischen Organisation "Forum 90", die sich als "Jugendbewegung gegen den Parteienstaat" präsentiert) eine rechte Liste mit dem Namen "Die Andersdenkenden" zu den Heidelberger AstA-Wahlen.
- 1996 organisiert die Burschenschaft Normannia das sogenannte Maiansingen am 30.04. unter massiver Beteiligung von Neonazis.
- Im Jahr 2000 verteilt die Aktivitas der Normannia in Couleur neonazistische Flugblätter in der Heidelberger Fußgängerzone, in denen gegen das "jüdische Finanzkapital" gehetzt wird und die der antisemitischen Nazi-Postille "Unabhängige Nachrichten" (UN) entnommen sind.
- Im Frühjahr 2003 organisiert die Normannia eine Flugblattverteilung der Neonazi-Postille UN mit dem Titel "57 Jahre sind genug – Fremde Truppen raus".
- Im November 2003 verteilt die Normannia die antisemitische Rede des mittlerweile Ex-CDU-Mitglieds Martin Hohmann "im Wortlaut" vor der Universität.
- Am 05.11.2003 lädt die Normannia zu einem Vortrag mit dem Titel "Der Bromberger Blutsonntag – Die sogenannten Septemberverbrechen". Referent ist der als "Zeitzeuge" angekündigte Funktionär der "Landsmannschaft Ostpreußen", Knut Schmidt.
- Am 10.12. 2003 lädt die Normannia zu einem Vortrag unter dem Titel "Der Krieg, der viele Väter hatte". Referent ist der Geschichtsrevisionist Schultze Rohnhof, der mit kruden Thesen versucht, eine gemeinsame Schuld der Alliierten und Polens am Ausbruch des Zweiten Weltkriegs zu konstruieren.
- Im Mai 2004 veranstaltet die Normannia einen Vortrag mit dem verurteilten Rechtsterroristen Erhard Hartung.
- Im Juli 2004 versucht die Normannia ein Seminar zum Thema "Deutschland in der Globalisierungsfalle" in Heidelberg durchzuführen.
Eingeladen sind u.a. das ehem. NPD-Mitglied Michael Nier, der österreichische Revisionist Gerhoch Reisegger und Karl Richter (ehemals "Deutsche Liga für Volk und Heimat", Redakteur der rechten Zeitschrift "Junge Freiheit", seit 20.04.2013 stellvertretender NPD-Bundesvorsitzender). Die Organisation erfolgt klandestin über die "Nationalen Infotelefone" der Kameradschaftsszene Die Rhein-Neckar-Zeitung (RNZ) spricht in diesem Zusammenhang von einer von der Burschenschaft Normannia organisierten "rechtsextremen Schulung" (RNZ, 09.07.2004).
- Am 01.05.2005 sind Normannen beim Naziaufmärschen Frankenthal und Worms beteiligt (namentlich z.B. NPD-Anhänger und Normannia-Mitglied Matthias Müller).
- Im Geschäftsjahr 2009/2010, als die Debatte um den "Arierparagraphen" in der "Deutschen Burschenschaft" (DB) ihren Anfang nahm, hat die Normannia Heidelberg den Vorsitz in der DB inne. Ihr Sprecher, der Physikstudent Martin Hackel, bezeichnet in der Diskussion einen dunkelhäutigen Burschenschafter als "Pigmentierten".
- Am 18.05.2011 veranstaltet die Normannia auf ihrem Haus eine Werbeveranstaltung mit Michael Mannheimer (Pseudonym) von der Islamhasserpartei "Die Freiheit" unter dem Titel "Eurabia – die Kapitulation vor dem Islam".
- Am 23.11.2011 lädt die Normannia auf ihrem Haus zu einem Vortrag des stellvertretenden Leiters des "Instituts für Staatspolitik" Erik Lehnert (einer Kaderschmiede der Neuen Rechten) ein, in dem dieser den Verfall der Wehrhaftigkeit Deutschlands durch die Aufnahme von Frauen in die Bundeswehr beklagt.
- Im Juli 2012 beschließt der Generalconvent der Normannia, dass den "Bundesbrüdern" empfohlen wird, in der Öffentlichkeit auf die sonst übliche Begrüßung mit "Heil!" zu verzichten. Es handelt sich wohlgemerkt keineswegs um ein Verbot, sondern lediglich um eine Empfehlung zum Verhalten vor Außenstehenden. Der Beschluss gelangt durch eine Indeskretion an die Öffentlichkeit.
- Am 17.04.2013 referiert auf dem Haus der Normannia der ehemalige "Generalobere" der demokratiefeindlichen, reaktionären und antisemitischen Piusbruderschaft, Franz Schmidberger auf dem Haus der Normannia.
- Für den 24.04.2013 lädt die Burschenschaft Normannia zu einem Vortrag mit Michael Nickel von der CDU-Rechtsaußen-Initiative "Linkstrend stoppen e.V." zur "Krise der Europäischen Union". Nickel selbst ist in der CDU hochumstritten und Mitglied in zwei Sängerschaften (keine Gesangsvereine, sondern rechte Korporationen).
Weitere Informationen zu den Umtrieben der Normannia
Mitglied im Altherrenvorstand der Normannia ist Christian Schaar. Als mittlerweile ehemaliger Bundesvorsitzender der JLO ("Junge Landsmannschaft Ostpreußen", später "Junge Landsmannschaft Ostdeutschland") war er maßgeblich beteiligt an der Organisation der europaweit größten Naziaufmärsche in Dresden. Seine Frau gehörte zur Unterstützerszene des "Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU). Als Mitglied des Nazimusik-Duos "Eichenlaub" sang sie Solidaritätslieder für die Untergetauchten und warb im "Blood & Honour"-Umfeld für Unterstützung für sie.
Mitglieder anderer Korporationen berichten von geradezu bizarren Verhältnissen auf dem Haus der Normannia, am Kurzen Buckel 7, unterhalb des Heidelberger Schlosses: Die Kellerkneipe sei mit Sandsäcken, Handgranaten(attrappen?), "erbeuteten" GI-Helmen als Weltkriegsunterstand ausgebaut, in dem zu besonderen Anlässen Wehrmachtsnostalgie gepflegt wird. Auch werden von anderen schlagenden Verbindungen Nazi-CDs gezeigt, die sie als "Beute" bei sogenannten Couleurbesuchen auf dem Normannenhaus haben mitgehen lassen.
Superklandestin
Offensichtlich ist der Gefälligkeitsvortrag bei der Nazi-Burschenschaft Herrn Löffler selbst nicht ganz geheuer. Obwohl das Ganze von der Burschenschaft Normannia als öffentlicher Termin beworben wird, taucht es weder auf der Homepage noch auf der Facebook-Seite von Löffler auf. Und das, obwohl die arme Sau sonst jede Möglichkeit zur Selbstdarstellung nutzt.
falsch
Auf der Terminliste auf der homepage von Herrn Dr. Löffler ist der Vortrag sehr wohl aufgeführt und das schon seit Tagen, aber sicher schon seit Sonntag (weiter kann ich das nicht bewerten, vielleicht sollte man beginnen, CDU-Seiten zu archivieren)
Mittwoch
20:00 Uhr
Treffpunkt:
Normannenhaus Heidelberg, Kurzer Buckel 7 (direkt neben dem Schloss
http://www.reinhard-loeffler.com/index.php?ka=1&ska=3
Es ist besser, das richtigzustellen, wenn man einen Fehler macht. Möglicherweise ist dem/der Vorkommentierenden das aber noch gar nicht aufgefallen.
Noch eine kurze Kritik:
Der Kommentar hatte sowieso keinen besonders relevanten Informationsgehalt. Das einzig interessante war eben die Frage, ob es von CDU Seite bekannt gemacht wird oder nicht und genua das wurde falsch dargestellt. Die mäßig lustigen Äußerungen über die Selbstdarstellung von Dr. Löffler sind unnötig und führen in eine falsche Richtung. Der Mann ist schon durch rassistische Äußerungen gegenüber Politikern mit Migrationshintergrund aufgefallen, er arbeitet als CDU-Obmann im Untersuchungsausschuss Schlossgarten und ist die Arbeit um die Untersuchungsauschüsse eingebunden, z.B. den NSU-Untersuchungsausschuss in BW. Wenn dieser einen Kontakt zur Normannia herstellt, ist das keine Gefälligkeit. Denn es waren Mitglieder der Normannia Heidelberg beteiligt, als die junge Landsmannschaft Ostpreußen gegründet wurde, welche selbst mit dem Thüringer Heimatschutz Überschneidungen hatte und eng zusammenarbeitete, bei dem Mundlos, Böhnhardt, Zschäpe Mitlgieder waren. Der Normanne Christian Schaar war übrigens 1999 Vorstand der JLO, als sie deutlich nach rechts driftete und sich im Zuge dieses Prozess in Junge Landsmannschaft Ostdeuschland umbenannte (weil die Landsmannschaft Ostpreußen sich abtrennte). Das war exakt die Zeit, in der der operative Teil des NSU in den Untergrund ging. Durchaus möglich, dass hier ein unguter Informationsaustausch zustande kommt, durchaus möglich, dass dieser Vortrag eine Botschaft in die Szene sein soll, dass im Ausschuss alles glatt geht. Der Typ ist ziemlich abgebrüht, das wollte ich sagen.