Flugblatt: Gedanken zum Bahn-Streik

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Wir haben heute 200 Exemplare des unten angehängten Flugblatts zum Bahn-Streik vor dem Dortmunder Hauptbahnhof verteilt. Die Reaktionen waren überwiegend zustimmend. Auch die Leute vom GDL-Streikposten freuten sich, nachdem sie uns zunächst (eher scherzhaft) für Salafisten gehalten hatten, weil wir eine schwarze Fahne dabei hatten. Es kamen einige interessante Gespräche zustande, wobei – für uns eher überraschend – mehrere Leute sehr positiv auf die Idee des Anarchismus reagierten.

 

Generelle Lehre aus der Aktion: Es lohnt sich, Flugblätter zu Anlässen zu verteilen, die die Leute persönlich betreffen und über die ohnehin diskutiert wird. Wir müssen uns mit unseren Ideen und Zielen nicht verstecken, wenn wir mit Leuten ins Gespräch kommen wollen. Und: Auf der Straße ist die Stimmung gegenüber dem Streik keineswegs so ablehnend, wie in den Medien suggeriert wird (dies meinten auch die Leute vom Streikposten der GDL).

 

Einige Leute aus der Anarchistischen Gruppe Dortmund

 


 

Gedanken zum Bahn-Streik


An die Lokführerinnen: Lasst Euch nicht erpressen!
Kaum habt Ihr Euren Streik angekündigt, war das Geschrei groß: „Dieser Streik ist absolut unangemessen und maßlos“ (Deutsche Bahn), „Ein Risiko für den Standort Deutschland“ (CDU-Politiker Michael Fuchs), er werde „die gesamte deutsche Wirtschaft insgesamt schwer treffen“ (Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel). Denkt Ihr denn gar nicht an das Gemeinwohl?
– Lasst Euch von diesem Geschwätz, mit dem Politikerinnen und Bosse Euch ein schlechtes Gewissen machen wollen, nicht beeindrucken! Eure Forderungen sind schon in Ordnung: Ein bisschen mehr Schmerzensgeld dafür, dass man Euch Eure Lebenszeit klaut und eine Stunde Maloche weniger –
das ist ja wohl das Allermindeste. (Darüber hinaus geht es auch darum, wen Eure Gewerkschaft vertreten darf – aber das interessiert uns offen gestanden nicht so sehr.) Überhaupt sind die konkreten Forderungen nicht so wichtig – es gibt 1.000 Gründe zum Streiken, warum sollten wir uns da auf einige wenige festlegen?
Aber im Ernst: Wenn die Chefs „Gemeinwohl“ sagen, meinen sie in Wirklichkeit nur ihre Profite. Für die große Mehrheit bedeutet dieses famose „Gemeinwohl“ namens „Standort Deutschland“ nur Ackern, Langweile, Stress und trotzdem permanent zu wenig Geld in der Tasche. Dass wir trotzdem von der „deutschen Wirtschaft“ abhängig sind, weil unsere Arbeitsplätze am Erfolg dieser Veranstaltung hängen und es uns oft noch schlechter geht, wenn wir uns nicht ausbeuten lassen können, ist leider wahr, aber deshalb müssen wir den ganzen Laden noch lange nicht gut finden.

 

An die Passagiere: Motzt nicht, freut Euch über die Atempause, solidarisiert Euch!
Wer jetzt auf dem Bahnhof herumsteht und vergebens auf einen Zug wartet, sollte nicht auf die Streikenden schimpfen, sondern lieber die unverhoffte Verschnaufpause von der Alltagsroutine nutzen, um mit seinen Mitreisenden zu quatschen oder sich ein paar Gedanken zu machen. Mobilität ist ja schön und gut, aber was haben wir davon, wenn wir sie hauptsächlich dazu benutzen, um zu irgendeiner Scheißarbeit, Uni oder Schule zu kommen? Oder um an einen x-beliebigen Urlaubsort zu fahren, an dem uns die gleiche Langeweile erwartet wie zuhause? Was ist das überhaupt für ein Leben, das so durchgetaktet ist, dass es schon einer Katastrophe gleicht, wenn einmal ein Zug nicht fährt oder die Kita streikt und einem die kleinen Bälger nicht abnehmen kann? Und wenn Ihr jetzt einwendet, dass Ihr schließlich auch Lohnabhängige seid und Eurer Chef kein Verständnis dafür hat, wenn Ihr zu spät auf Arbeit seid, dann sagen wir: Stimmt schon, aber habt wenigstens die Courage, für diese Zwangslage nicht die Lokführerinnen verantwortlich zu machen, sondern die kapitalistische Eigentumsordung, sprich das Pech, dass die Produktionsmittel leider nicht von den Produzentinnen kontrolliert werden.

 

An alle: Wenn unser starker Arm es will, stehen alle Räder still!
Das Interessanteste an diesem Streik ist, dass er den Mächtigen in diesem Land Angst macht. Deshalb wollen sie auch ein neues „Tarifeinheitsgesetz“ einführen, um kleinen schlagkräftigen Gewerkschaften wie der GDL einen Riegel vorzuschieben. Die Profitinteressen der Unternehmen sind in Gefahr, wenn das sonst so geschmeidig laufende Getriebe ins Stocken gerät: „Lager laufen leer, die Produktion stottert, es kann sogar zu Produktionsausfällen kommen", sagt Eric Schweizer, Präsident der Industrie- und Handelskammer. „Wenn der Streik wie angekündigt sechs Tage dauert, kommt die Lieferkette ins Stocken." – Das zeigt: Der Laden läuft nur, wenn wir es wollen. Wenn schon eine so kleine Gruppe von Arbeiterinnen für solche Turbulenzen sorgen kann, was wäre dann erst, wenn sich andere ihrem Beispiel anschließen? Und was, wenn wir diese Macht einmal nicht nur einsetzten, um ein paar Krümel mehr zu bekommen? Sondern, um DIESE GANZE VERROTTETE GESELLSCHAFT lahmzulegen? Um uns die Mittel anzueignen, die wir brauchen, um diese Welt nach unseren Vorstellungen neu aufzubauen? Ohne Herrschaft und Ausbeutung, Lohnarbeit und Konkurrenz und den ganzen übrigen Unsinn?


Ungeahnte Möglichkeiten...


Anarchistische Gruppe Dortmund, 6. Mai 2015
http://agdo.blogsport.eu / agdo@riseup.net

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Die eiserne Lady stoppen!
Deutsche Bahn gib auf!
Stoppt die Hetze!
Solidarität mit der GDL und allen Streikenden!

 

Am Samstag den 9. Mai wollen wir unsere Solidarität mit den streikenden Lokführer*innen deutlich machen. Während die privatisierte Deutsche Bahn AG Milliarden-Gewinne einstreicht, verweigert sie ihren Beschäftigten anständige Lohnerhöhungen und versucht Arbeitnehmer*innenrechte zu untergraben. Hand in Hand mit der Presse und den herrschenden Politiker*innen wird versucht, die Bevölkerung gegen organisierte Arbeiter*innen aufzuhetzen.
Im Stile Margaret Thatchers soll ein Exempel statuiert werden. Es geht zunächst nicht ums Geld sondern um die Zerschlagung jeglichen Widerstands gegen eine neoliberale Privatisierungspolitik. Dieses Prinzip der Entrechtung ärmerer Bevölkerungsschichten zeigt sich ebenso in Merkels Griechenlandpolitik wie im Umgang mit Flüchtlingen, denen in letzter Konsequenz nicht einmal mehr das Recht auf Leben zugestanden wird.
Doch was der Kapitalismus dort und hier vorexerziert ist ein Ausblick auf das, was uns allen droht, wenn wir uns dem nicht entschlossen und solidarisch entgegenstellen um auf allen Ebenen für unsere Rechte zu kämpfen.

 

...ob an den Grenzen, auf der Straße, in der Kita oder bei der Eisenbahn!

 

Deshalb kommt zur Demo:

Samstag 9. Mai
17 Uhr auf dem Willy Brandt Platz
Essen HBF

 

Autonome Linke Lokführer*innen Essen (A.L.L.E.)

Die Lokführer streiken für uns alle. Deutschland sollte Claus Weselsky dankbar sein. Aber Politik und Öffentlichkeit sind gegen ihn. Was wir vergessen: Seine Niederlage wäre unsere Niederlage.

 

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bahn-streik-danke-claus-weselsky-augstein-kolumne-a-1032521.html