Demonstration gegen Homophobie und Intoleranz

Erstveröffentlicht: 
23.03.2015

Nasser (18) hat nach schlimmen homophoben Erlebnissen in der eigenen Familie und einem frustrierenden Prozessausgang gegen seine Eltern nicht aufgegeben, sondern engagiert sich weiter öffentlich. Für den 12. April hat er eine „Demonstration gegen Homophobie und für Toleranz“ durch den Berliner Problembezirk Neukölln angekündigt.

 

Text: David Berger
 
Was Nasser, aus Berlin Neukölln, bisher erlebt hat, möchte man seinem schlimmsten Feind nicht wünschen.
Als er mit 15 Jahren in seiner streng muslimischen Familie als schwul geoutet wurde, übergoss ihn sein Onkel mit Benzin und wollte ihn anzünden, sein Vater ihn töten.
 
Schließlich versuchte ihn die Familie in den Libanon zu entführen, um ihn dort durch eine Zwangsheirat wieder auf den rechten Weg zu führen. Das misslang aber. Große Hoffnung setzte Nasser danach auf den Prozess , den er deshalb gegen seine Eltern führte.
 
1350 Euro für einen Albtraum, aus dem Nasser bis heute nicht erwacht ist?
 
Der von den Medien weltweit verfolgte Prozess freilich war nach fünf Minuten zu Ende, da die Eltern gar nicht erst zur Verhandlung erschienen waren. Das Verfahren wurde daraufhin in ein Strafbefehlsverfahren umgewandelt, das heißt die drei Angeklagten erhielten Strafbefehle über 90 Tagessätze a 15 Euro. Ein enttäuschender Ausgang.
 
Der Redakteur der Tageszeitung  „Die Welt“ , der bei dem Prozess dabei war, bemerkt: „Nasser sinkt in sich zusammen, als er das Urteil hört. Die Enttäuschung ist ihm anzusehen. Sein Anwalt prescht erbost zum Richtertisch. Er murmelt was von einem Deal, den die Anwälte der Gegenseite wohl mit der Staatsanwaltschaft geschlossen hätten – offenbar, um dem Vater und seinen Brüdern den Spießrutenlauf zu ersparen.
 
1350 Euro – für einen Albtraum, aus dem Nasser bis heute nicht erwacht ist? Das entspricht dem Strafmaß von Diebstahl. Es klingt läppisch.“
 
Wir haben das Recht so zu leben, wie wir sind
 
Nasser resignierte aber nicht, sondern kämpft weiter öffentlich gegen Homophobie. Unter dem Motto: „Wir haben das Recht so zu leben, wie wir sind. Nämlich ohne Homophobie“, ruft er jetzt, vor allem über die sozialen Netzwerke zu einer Demonstration gegen Homophobie und Intoleranz am 12. April 2015 auf.
 
Er schreibt:  „Wir haben das Jahr 2015 und es ist an der Zeit, dass wir auf die Straßen gehen und aufklären. Auf uns aufmerksam machen. Unser Ziel ist es, unsere Rechte einzufordern, die uns allen zustehen.“
 
"Nicht nur Neukölln ist davon betroffen"

Eine ähnliche Demonstration  hatte Nasser bereits im vergangenen Oktober veranstaltet und aus dem Stand und ohne dass sein Fall damals einer größeren Öffentlichkeit bekannt war, mehr als 150 Demonstranten auf die Straßen Neuköllns gebracht. Wahrscheinlich ist das seine Art, aus dem Albtraum nach und nach aufzuwachen, die schlimmenErlebnisse aufzuarbeiten. Im persönlichen Gespräch mit ihm hat man den Eindruck, dass ihm das auf diese Weise ganz gut gelingt.
In diesem Sinne soll es angesichts der neuen Lage erneut wieder dort, wo sich ein Großteil der Torturen gegen ihn zugetragen hat, eine Demonstration geben.
 
Nasser sagt: „Bezirke in Berlin wie Neukölln, Marzahn, ... sind nicht wirklich offen gegenüber der Toleranz für Homosexuelle. Und nicht nur Berlin ist davon betroffen. In vielen Städten und Dörfern in Deutschland wird man diskriminiert, wenn ein Mann mit seinem Partner oder eine Frau mit ihrer Partnerin Hand in Hand auf den Straßen rum läuft.“

https://www.facebook.com/events/1377164325939960/</p>

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Aufmerksam machen auf jene Demo - schön & gut.

Dabei einen David Berger zitieren, der auch innerhalb der LGBT- Community sehr kritisch gesehen wird, zeugt von Unwissenheit. Dabei ist sein beinahe schon islamophober Wahn und nicht zuletzt sein fragwürdiges Verhältnis zur deutschen NS- Geschichte hinlänglich bekannt. Also aufpassen mit Behauptungen "streng muslimische" Eltern. Nasser El- Ahmad sieht sich selbst als Muslim und es wird auch muslimische Mitdemonstranten und Redner geben. Damit diese wichtige und richtige Demo gegen Homophobe nicht doch tatsächlich von islamophoben RassistInnen instrumentalisiert und missbraucht wird, lohnt sich eine antifaschistische Teilnahme in jedem Fall. Wir haben kein Bock auf Faschisten und kein Bock auf Homophobie. Übrigens "Problembezirk" diese Demo könnte genauso gut in Marzahn oder Uehlendorf stattfinden.

Erzähle das mal Nasser. Der wird sich freuen was du alles über ihn weißt...

Islamkritik ist und bleibt wichtig und wer das als Rassismus abstempelt hat jedes Recht sich emanzipatorisch zu nennen verloren. Nasser will die Demo nicht umsonst an der Sehitlik-Moschee beginnen lassen.

Wer behauptet Homophobie gehe nicht von großen Teilen von Religion und insbesondere in der heutigen Zeit vom Islam aus, hat ein Brett vor dem Kopf und sollte sich unbedingt mal mit Flüchtlingen aus islamischen Ländern unterhalten, die nur knapp dem Galgen entkommen sind. Sonst muss man auch nicht mehr gegen die 1000 Kreuze demonstrieren, wenn die Religion ja so nichts damit zu tun hat.