408 Autos wurden 2014 durch Brandstifter beschädigt

Erstveröffentlicht: 
03.02.2015

Die Zahl der Brandstiftungen verharrt in Berlin auf hohem Niveau. Die meisten Autos wurden in Pankow, Mitte und in Friedrichshain-Kreuzberg angezündet. Seit 2011 sinkt die Zahl allerdings.

 

In Berlin werden immer weniger Autos in Flammen gesetzt – die Zahl der Brandstiftungen verharrt aber auf hohem Niveau. Im vergangenen Jahr registrierte die Berliner Polizei 242 Anzeigen wegen Brandstiftungen an Kraftfahrzeugen. Das sind sieben weniger als 2013.

 

Da bei einer Brandstiftung oft mehrere Wagen angezündet werden und die Feuer oft auf andere Wagen übergreifen, lag die Zahl der Autos, die dabei beschädigt wurden, deutlich höher – bei insgesamt 408 Autos. 2013 waren es noch 415 gewesen. Die Zahlen nennt die Berliner Senatsverwaltung für Inneres in einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der SPD. Das noch unveröffentlichte Schreiben liegt der Berliner Morgenpost vor.

 

In Pankow brennt es am häufigsten

 

Zum Vergleich: In Hamburg, wo Brandstiftungen an Autos in den vergangenen Jahren auch immer wieder Thema waren, registrierte die Polizei im Jahr 2013 106 Brandstiftungen an Kraftfahrzeugen. Im Verhältnis zur Zahl der zugelassenen Wagen liegt die Zahl der entzündeten Autos in Berlin um rund 75 Prozent über der von Hamburg.

 

Am häufigsten brannten in der Hauptstadt der Statistik zufolge Wagen in den Bezirken Pankow (35 Fahrzeuge), Mitte (34) und Friedrichshain-Kreuzberg (33). Am wenigsten Sorgen mussten sich Autobesitzer im vergangenen Jahr in Lichtenberg (13), Marzahn-Hellersdorf (12) und Charlottenburg-Wilmersdorf (10) machen.

 

Die Polizei geht davon aus, dass 53 der Brandanschläge einen politischen Hintergrund hatten. Meist traf es dabei Fahrzeuge von Personen sowie Unternehmen und Institutionen, die von der gewaltbereiten linksextremen Szene als legitimes Ziel betrachtet wurden. Weitgehend sicher ist das in 20 Fällen, zu denen anonyme Bekennerschreiben aus der linksextremen Szene vorlagen. Angriffe auf Fahrzeuge der Bundeswehr wurden als "anti-militaristisch" legitimiert, Aktionen gegen Autos von Investoren mit dem Kampf gegen Gentrifizierung begründet. Außerdem traf es Wagen der Polizei und von Ordnungsämtern, sowie von vermeintlichen oder tatsächlichen Rechtsextremisten.

 

2011 brannten in Berlin 759 Wagen

 

Ihren Höhepunkt hatte die Zahl der Brandstiftungen im Jahr 2011 erreicht, als 759 Wagen in Flammen aufgingen. Damals war über gewaltbereite Linksextremisten als Täter spekuliert worden. Im August nahm die Polizei nach einer beispiellosen Ermittlungsanstrengung dann aber den damals 27 Jahre alten André H. fest. Er gestand, fast 70 Autos angezündet zu haben – aber nicht aus politischen Gründen, sondern aus persönlichem Frust und aus Neid auf Besserverdienende. Nach 2011 ist die Zahl der angezündeten Autos, langsam aber kontinuierlich, gesunken.

 

Polizeisprecher Stefan Redlich versicherte, dass Mitarbeiter spezieller Brandschutzkommissariate und des Staatsschutzes nach Auto-Brandstiftungen in jedem Fall intensiv ermitteln würden. Bei vermuteten Serien würden spezielle Ermittlungsgruppen eingesetzt. Wichtige Spuren, die zum Täter führen könnten, würden bei Bränden aber naturgemäß vernichtet, was die Suche nach den Tätern erschwere.

 

Besonders schwierig sei die Aufklärung vermutlich politisch motivierter Brandstiftungen, bei denen Autos mehr oder weniger zufällig ausgewählt würden. "Zwischen Tätern und Opfern gibt es keine unmittelbare Beziehung. Das schränkt die Ansätze für Ermittlungen erheblich ein", sagte Polizeisprecher Redlich. Laut Auskunft der Innenverwaltung konnte die Polizei in den vergangenen Jahren keine einzige der vermutlich politisch motivierten Brandstiftungen aufklären. Bei den nicht politisch motivierten Brandstiftungen, etwa bei Vandalismus, gezielten Racheaktionen oder Versicherungsbetrug, wurden im vergangenen Jahr insgesamt 18 Tatverdächtige ermittelt.

 

SPD kritisiert Koalitionspartner

 

Der SPD-Abgeordnete Joschka Langenbrinck, der die parlamentarische Anfrage an die Innenverwaltung gestellt hatte, kritisierte, dass die Zahl der Brandstiftungen noch immer erschreckend hoch sei. Innensenator Frank Henkel (CDU) habe das Problem trotz vollmundiger Versprechungen nicht in den Griff bekommen. "Dass immer noch so viele Autos aus Geltungssucht, Sozialneid oder wegen Versicherungsbetrugs abgefackelt werden, ist nicht zu fassen. Den deftigen Sprüchen und Ankündigungen des Kandidaten Henkel im letzten Wahlkampf steht eine magere Bilanz des Innensenators Henkel gegenüber", sagte Langenbrinck der Berliner Morgenpost.

 

Innensenator Frank Henkel (CDU) betonte dagegen, dass es in den vergangenen acht Jahren nur einmal weniger Brandanschläge auf Autos gegeben habe als im vergangenen Jahr. Gegenüber dem Rekordjahr 2011 sei die Zahl der Anschläge sogar um rund 40 Prozent gesunken. "Wir müssen den Fahndungsdruck bei den politischen Delikten hochhalten. Diese Anschläge zielen ganz klar darauf ab, Menschen in unserer Stadt einzuschüchtern", sagte Henkel der Berliner Morgenpost. Jede Brandstiftung sei eine zu viel.

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

Laut Auskunft der Innenverwaltung konnte die Polizei in den vergangenen Jahren keine einzige der vermutlich politisch motivierten Brandstiftungen aufklären. Bei den nicht politisch motivierten Brandstiftungen, etwa bei Vandalismus, gezielten Racheaktionen oder Versicherungsbetrug, wurden im vergangenen Jahr insgesamt 18 Tatverdächtige ermittelt.