[S] Silvesteraktivitäten

Knast - Ackerseite

Erfolgreicher Knastspaziergang mit 150 TeilnehmerInnen, Feuerwerk und Mauerverschönerungen +++ Kämpferische Demo mit Farbmarkierungen, Plakatierung und Pyrotechnik


Knastspaziergang


An der Stammheimer JVA fand auch an diesem Silvesterabend der traditionelle Knastspaziergang in Solidarität mit den politischen und sozialen Gefangenen statt. Der Stammheimer Knast steht als bekanntes Symbol für die Funktion der kapitalistischen Gefängnisse als letzte Konsequenz der repressiven bürgerlichen Ordnung, als Institutionen für den zugespitzten staatlichen Angriff auf konkrete Veränderungsversuche.


150 teilweise überregional angereiste AktivistInnen zogen am frühen Silvesterabend geschlossen einmal um den Knastkomplex und grüßten die Gefangenen lautstark und farbenfroh. Massenhaft Pyrotechnik fand ihren Weg über die Mauern, die großzügig mit den Parolen „Freiheit für alle politischen Gefangenen“ und „Hoch die Internationale Solidarität“ besprüht wurden. Farbbeutel und Brennflüssigkeiten verzierten den grauen Beton zusätzlich. Außerdem sorgten rote Stofffetzen im Stacheldraht auf den Mauern auch in diesem Jahr dafür, dass nach der Aktion etwas bleibt, dass die Gefangenen zumindest einige Tage noch an die kurze Unterbrechung des tristen Alltags erinnert.

 

Mit Parolen und Megaphondurchsagen wurden die Gefangenen gegrüßt. Insbesondere den beiden revolutionären Gefangenen Özgür Aslan und Yusuf Tas, denen ein Prozess nach dem Paragraphen 129/B wegen „Bildung einer ausländischen terroristischen Organisation“ bevorsteht, wünschten die AktivistInnen viel Kraft und Durchhaltevermögen. 

 

Demo

 

Die diesjährige Silvesterdemo lief mit etwas über 120 TeilnehmerInnen in den späten Abendstunden des 31. durch die Stuttgarter City. Unter dem Motto „Gegen Krisen, Kriege und Reaktion… mit revolutionärem Schwung ins neuen Jahr!“ demonstrierten die AktivistInnen mit Feuer und Farbe für eine kämpferische revolutionäre Bewegung.

 

Viel zu tun...


Mit einer Spontandemo bewegte sich ein großer Teil der AktivistInnen zum Auftaktkundgebungsplatz, um unnötigen Vorkontrollen keine Chance zu geben. Unter dem Einsatz vielfältiger Pyrotechnik zog anschließend die Demo an einigen Aushängeschildern der herrschenden Ordnung vorbei. Engagierte TeilnehmerInnen nahmen das zum Anlass, um diese Akteure des Krisensystems sichtbar zu markieren. Farbe gab es sowohl für die IS-Bank, ein Geldinstitut, das für das türkischen Kapital gerade über die Einbindung ausländischer Investoren eine wichtige Rolle einnimmt, als auch für die zentrale Stuttgarter Bullenwache - vermutlich als kleine Antwort die harte repressive Linie der Stuttgarter Behörden gegen linke Aktivitäten. Die Fassade des baden-württembergischen „Ministerium für Integration“ wurde mit Plakaten beklebt, um auf die menschenverachtende Abschiebe- und Abschottungspolitik von Bund und Ländern und den strukturellen staatlichen Rassismus hinzuweisen.

 

 

So wie bei der IS-Bank und dem „Integrationsministerium“ wurde beim Vorbeigehen mit Lautsprecherdurchsagen auch auf den Radiosender BigFm, der neben haufenweise Kommerz-Müll auch Bundeswehrpropaganda sendet, und auf die Ziraat-Bank, die in Deutschland mit dem türkischen Geheimdienst MIT zusammengearbeitet hat, aufmerksam gemacht.

 

Der Demozug entschloss sich nach einigen Hundert Metern spontan eine Routenänderung vorzunehmen und nahm sich, statt lebloser Seitenstraßen, die zentrale Einkaufsmeile, die Königsstraße, um nach kurzer Zeit wieder auf die angemeldete Route zurückzukehren. Auf Höhe der zentralen Bullenwache vermummte sich der Großteil der Demo unter einem Top-Transpi. Anschließend zündeten AktivistInnen Leuchtfackeln, Rauchtöpfe und Wunderkerzen, während Fassade und Fenster der Polizeiwache mit Farbe verziert wurden. Kurze Zeit nach der Aktion beendeten die AktivistInnen die Demo vorzeitig auf einer größeren Kreuzung, um am offiziellen Endpunkt nicht unnötig von Staatsschergen belästigt zu werden.

 

Klein aber Oho!


Auch mit einer geringen Anzahl von TeilnehmerInnen hat die Demo gezeigt, dass selbstbestimmte Protestformen trotz repressiver Bullen möglich und durchsetzbar sind. Mit Entschlossenheit und zielbewusster Kreativität lassen sich die restriktiven Beschränkungen öffentlicher Aktionen überwinden. Mittel wie Pyrotechnik, Farbe und Plakatierungen können in richtigen Momenten und im richtigen Kontext eigene Inhalte und praktische Kritik dynamisch in die Öffentlichkeit tragen.

 

Die Bullen waren in der Stadt stark präsent, sind dem Demozug mit einem größeren Aufgebot gefolgt und haben versucht, den vorderen Teil mit einem Kamerawagen abzufilmen. Schon nach wenigen Minuten behelmte sich ein Großteil der eingesetzten Bereitschaftsbullen, blieb jedoch die gesamte Aktion über in gewissem Abstand zur Demo. Die Überraschung über den Routenwechsel und die vorzeitige Auflösung erschwerten Zugriffe, so dass es trotz einer angekündigten „Null-Toleranz-Linie“, bei einem durchweg defensivem Bulleneinsatz blieb. Die insgesamt eher kurze Demo konnte ohne Festnahmen zügig und problemlos beendet werden.

 

Die Aktion hat in erster Linie auf eine motivierende Wirkung in die praxisorientierte Linke hinein abgezielt und sollte mit dem Zeitpunkt und dem entschlossenen Auftreten Räume für eine unkonventionelle Demopraxis öffnen. Klar ist aber, dass eine kämpferische Praxis alleine längst nicht ausreicht, um eine revolutionäre Bewegung aufzubauen und weiterzuentwickeln. Die konkreten Kämpfe und Aktionen im kommenden Jahr, gerade die Blockupy und G7-Mobilisierungen, erfordern die solidarische Zusammenarbeit mit vielen weiteren fortschrittlichen Kräfte, klare Standpunkte und eine vielschichtige Vermittlung revolutionärer Politik in die Gesellschaft. Los geht’s...

 

Auf ein revolutionäres 2015!

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Reine Selbstbefriedigung ohne jegliche Aussenwirkung.

 

Die Kinder mit den roten Fahnen habe sich selbst mal wieder gezeigt wie toll sie sind.

 

Schwachsinnige Idee die Silvesterdemo um 21:00 anzusetzen, wenn so gut wie niemand auf der Strasse ist.

 

In den Jahren davor waren dies wesentlich mehr, aber der Lilo Inzest Kreis gefällt sich halt im Pyro-rummackern und schimpfen auf "die Repression"

... wurden in Stamheim denn die KnastinsasInnen mitgezählt oder wie kommt ihr auf 150? Wenn man schon übertreibt, sollte man halt wenigstens nicht Fotos veröffentlichen, auf denen die Anzahl recht gut abzuzählen ist.

Und: im Style von SoL Demo-Fotos nur von vorne veröffentlichen ist eigentlich auch nicht das allerhöchste Niveau (bei SoL ist das deswegen weil nach den ersten Reihen nur betrunkene Kids kommen, bei Euch wohl weil nach ungefähr 9 Reihen schon gar nix mehr kommt... und ob in den 9 oder vielleicht auch zehn Reihen wirklich jeweils 13 Leute waren, damit ihr auf 120 kommt, naja...).
Achso: das bei der ganzen Sache dann auch "überregional" mobilisiert wurde, hätte man vielleicht bei der geringen Zahl dann doch lieber verschwiegen.

Einfach bei der Realität und objektiv bleiben, dann hätte das ganze doch auch gepasst.

Also wenn ich mir beispielsweise das Foto Ackerseite2 anschaue dürften das schon deutlich über 100 sein. Aber selbst wenn, echt jetzt: Du sitzt vorm PC und meckerst über Teilnehmerzahlen und Fotoperspektive, dein ernst?! Darfst dieses Jahr gerne in Stammheim vor Ort die TeilnehmerInnen zählen und Fotos aus ner anderen Perspektive machen.

Wer was kritisiert (egal ob zu recht oder unrecht) ist also automatisch jemand, der nur zuhause am PC sitzt und den Arsch nicht hochkriegt. Du bist aber natürlich der coole Streetfighter, der nichts anderes macht außer für die gute Sache zu kämpfen und daher über jede Kritik erhaben ist. Warum sagst du denn nicht gleich, dass es 700 waren und die Revolution kurz vor der Tür steht, wer was anderes behauptet soll doch dann einfach erstmal selbst raus auf die Straße gehen (auch wenn er vielleicht genau das ständig macht). Bast scho.

Meine Meinung: Guter Bericht und gute Bilder, könnte man det janze aber nicht auch so zusammenfassen:

ein paar dutzend Leute aus ein paar Städten haben sich zusammengefunden um in Stammheim und in der Innenstadt ein wenig Haligali zu veranstalten (was man an Silvester eben so macht, nur halt politischer). Denen kam dabei zugute, dass sich die Bullen (ob aus taktischen Überlegungen weil so die nächsten Repressalien einfacher zu rechtfertigen sind oder einfach aus Unlust an Silvester noch mehr Arbeit zu haben) zurückgehalten haben. Mit Stärke hat das nicht wirklich viel zu tun, weil vermutlich ein paar entschlossene Einheiten BFE oder USK oder was in Stuttgart eben sonst so rumtanzt eigentlich ausgereicht hätte um die paar Leute einzusacken. Ein weiterer Schritt zur Revolution, neue Perspektiven? Nö, hatten wir alles schon, Revolution funktioniert anders.
Naja ist auch ein bischen Spaß die Kritik, manchmal sind euphemistische Darstellungen aber halt angebracht und manchmal wirken sie im Gesamtbild eher nicht so passend.

Warst du in Stammheim mit dabei? Ich denke nicht. 150 kommt schon hin.

 

Und wo wurden denn nur Fotos "von vorne" veröffentlicht? Vllt. mal alle Fotos anschauen...

Hallo,

der 129b-Prozess begann am 2.9.2014 nicht nur gegen Yusuf Tas und  Özgür Aslan, sondern auch gegen Muzzaffer Dogan und Sonnur Demiray. Auch Muzaffer ist in Stammeheim inhaftiert.

Der Prozess findet statt:

Olgastraße 2, 70182 Stuttgart

Die Sitzungen waren bis zum 8. Januar terminiert, jetzt sind Termine bis zum 26. Februar bekannt. Wieder jeweils Dienstags und Donnerstags um 9:30 Uhr. Es sieht so aus: Januar: 8.,15.‚ 20., 22., 27., 29.; Februar: 3., 5., 10., 12.‚ 24.‚ 26.

 

Weitere Infos:

polititical-prisoners.net