Am Montag, den 22. Dezember kam es nach einer PEGIDA-Großkundgebung zu einem brutalen Überfall auf migrantische Jugendliche in der Centrum-Galerie. Im am Tag darauf veröffentlichten Polizeibericht war lediglich von einem verletzten PEGIDA-Demonstranten die Rede. Der 24-Jährige soll demnach auf der Prager Straße mit einem Messer angegriffen und schwer verletzt worden sein.
Nach Information von Hit-Radio-RTL erlitt der Mann aus Großenhain eine Stichverletzung am Oberschenkel. Erst auf der Rückfahrt mit dem Zug nach Großenhain sei dem Mann dann die Schwere seiner Verletzung aufgefallen. Woher der Mann seine Stichverletung hatte, ist noch ungeklärt. Für das rechte Internetportal PI-News stehen die Schuldigen bereits jetzt fest – es waren “Ausländer”. Die Vorgänge in der Centrum-Galerie blieben dagegen bislang nebulös. Informationen, die uns durch zwei Augenzeugen zugetragen wurden, könnten Licht ins Dunkel bringen und dürften starke Zweifel an der “weißen Weste” der PEGIDA-Anhängerschaft aufkommen lassen, denn sie rücken die “Messerattacke” in ein ganz anderes Licht. Dass den Behauptungen mit viel Skepsis begegnet werden muss, zeigt auch ein angeblicher Überfall in Großröhrsdorf. Der Ort war in die Schlagzeilen geraten, nachdem sich ein Überfall durch einen Asylsuchenden auf einen 23jährigen Bewohner des Ortes als frei erfunden herausgestellt hatte. Am Montag darauf war der angebliche Vorfall mehrfach bei PEGIDA zum Thema gemacht worden – eine Richtigstellung erfolgte jedoch nie.
Während Vertreter der sächsischen CDU zunehmend auf Kuschelkurs mit PEGIDA gehen und statt einer klaren Distanzierung immer wieder ihre Bereitschaft für einen Dialog signalisieren, zeigt das anschließende Interview, welche Auswirkungen die islamfeindlichen Proteste der mehr als zehntausend Menschen für die migrantischen Communities in der Stadt haben. Nach den Übergriffen zu Beginn der Montagsdemonstrationen im Oktober richtete sich nun erstmals auch die Gewalt gezielt gegen Migrantinnen und Migranten. Während die Perspektive dieser Menschen in den jüngsten politischen Verlautbarungen im Freistaat kaum noch eine Rolle spielen und stattdessen die “Ängste” der Bevölkerung in den Vordergrund gestellt werden, soll das Interview am Beispiel einer Reihe von Übergriffen am vergangenen Montag Aufschluss darüber geben, was sich in Dresdens Innenstadt abgespielt haben könnte. Dazu haben wir uns mit Cem und Can unterhalten, die Augenzeugen des Überfalls gewesen sind. Ihre Namen wurden auf ihren ausdrücklichen Wunsch hin, und um ihre Sicherheit zu gewährleisten, von der Redaktion geändert. Anders als es die Pressemitteilung der Dresdner Polizei vermuten lässt, beschrieben die beiden kurdischen Jugendlichen ihre Erlebnisse als Hetzjagd und sind sich sicher, dass es ein rassistische motvierter Übergriff war.
Hallo! Ihr wart Augenzeugen bei einem Überfall durch PEGIDA-Demonstranten am Montagabend. Was ist passiert?
Cem: So um halb neun rum sind wir mit Freundinnen und Cousinen durch die Centrum-Galerie durchgelaufen. Da ist ein kleiner Durchgang an der rechten Seite und da kamen uns ungefähr 50 Hooligans von der PEGIDA Demo entgegen. Wir haben sie durchgelassen und sie sind hinter uns stehen geblieben und haben provoziert und haben uns beleidigt und uns vollgelabert. Ein paar von uns, insgesamt waren wir 20 bis 30 aber viele waren Kinder oder Jugendliche, haben den Hools erwidert, was die von uns wollen. Tja und dann sind sie halt durchgedreht, sind auf uns zugerannt und haben dann drei bis vier Leute erstmal geschlagen. Dann kamen noch vier andere Ausländer, die den Übergriff bemerkt haben und wollten uns unterstützen und haben sich mit eingemischt. Die PEGIDA Leute haben die ganze Zeit ihre Parole “Wir sind das Volk” gerufen. Und dann kamen hunderte dazu und die haben uns alle zuammen gejagt, mit Waffen, Tasern, so normalen Tasern die du in der Hand hast und Schusstasern (Elektroschockpistole Anm. d. Red.) und Schlagstöcken sind die alle auf uns zugerannt. Die haben dann welche KO geschlagen und elektrogeschockt. Ein Mädchen aus unserer Gruppe hat jetzt ein Veilchen und die Rippen sind geprellt … geprellt?
Can: Ja, geprellt und viele blaue Flecke im Bauchbereich und am Oberschenkel.
Was ist dem Mädchen passiert?
Can: Ja. Ein 15-jähriges Mädchen wurde von einer Gruppe PEGIDA-Anhängern krankenhausreif geschlagen. Sie hatte es nicht geschafft wegzurennen, weil sie Asthma</a> hat.
Dieses Mädchen war nachher auch im Krankenhaus?
Can und Cem (gleichzeitig): Ja.
Can: Man muss auch mal bedenken, was wäre gewesen, wenn statt dem Mädchen ein Junge dort gewesen wäre? Was hätten die mit dem gemacht? Dann hätten die sicher doppelt so stark und mit doppelt so vielen Menschen auf den eingeschlagen.
Woher habt ihr gewusst, dass das Hooligans sind, die euch überfallen?
Cem: Also erstens hatten da welche Dynamo-Schals oder Dynamo-Jacken an. Viele hatten auch schwarze Klamotten an und sahen alle gleich aus, Deutschlandfahnen hatten sie auch dabei. Man erkennt das ja einfach, dass es Hools sind. Als die “Wir sind das Volk” gerufen haben, kamen die aus allen Ecken. Es war wirklich so, als ob die auf uns gewartet hätten. Es waren überall PEGIDA-Leute. Die erste Gruppe von 50 Leuten waren sowieso organisiert, das hat man denen sofort angesehen. Der jüngste war vielleicht 20 und der älteste so um die 40 Jahre alt. Es waren auch viele sehr breite und kräftige unter ihnen.
Can: Es waren aber auch viele ältere Leute dabei. 30 bis 40-Jährige. Väter waren sogar dabei.</p>
Wie habt ihr mitbekommen, dass die Taser dabei hatten?
Cem: Die haben sie gleich zu Beginn als sie uns angegriffen haben rausgeholt und angemacht. Die haben die ja auch verwendet.</p>
Can: Das eine 15-jährige Mädchen wurde fast von einem Schusstaser getroffen. Zwei Araber sind auch umgefallen wie Bäume, weil die Angreifer den Taser an deren Rücken gehalten haben.</p>
Nochmal kurz zum Festhalten: Wie alt war eure Gruppe?
Cem: Vielleicht so von 12 bis 20 Jahre. Aber wir waren keine feste Gruppe. Man kennt sich vom Sehen, aber als der Angriff losging, sind dann alle Ausländer zusammengekommen, weißt du, um sich und die Kleineren unter uns zu schützen.</p>
Ist die Centrum-Galerie ein genereller Treffpunkt für euch und viele Migranten? Weil viele PEGIDA Anhänger schreiben auf Facebook, es wäre eine direkte Provokation gewesen und dass “die Antifa” dabei war …
Cem: Die Jugendlichen treffen sich dort und die meisten sind einfach Ausländer … aber da sind auch Deutsche mit dabei …
Can: Migranten die nicht richtig deutsch können finden dort halt Kontakt. Es ist eben ein guter Treff, weil dort kein Wind ist und es wettergeschützt ist.
Cem: Da hängen Jugendliche halt so ab. Aus dem Grund waren wir dann auch 20 bis 30 Leute. Wir waren ja Anfangs nur zu siebt mit unseren Freundinnen und Cousinen. Viele waren einfach nur einkaufen und haben das dann gehört. Es war ja auch richtig laut und die sind dann aus den Geschäften gekommen und haben geguckt, was los ist und dann wurden die gleich attackiert. Na schlussendlich mussten wir dann in die Centrum-Galerie rennen, weil die einfach zu viele wurden. Die sind uns dann hinterhergerannt und haben richtig Jagd auf uns gemacht. Was mich erschreckt hat, da war eine arabische Familie, die saßen da und aßen – ein Mann, eine Frau und zwei Kinder glaube ich – und ich habe die ja nachher nicht mehr gesehen. Ich weiß nicht, ob die entkommen sind oder nicht. Wir haben denen noch versucht zu erklären, dass sie wegrennen sollen, haben versucht denen die Situation zu erklären aber die konnten, glaube ich, kein deutsch … ich weiß nicht … es war schlimm! Ein paar von uns sind hoch, ein paar sind runtergerannt, die meisten aber sind rausgerannt. Man hat dann nur noch gesehen, dass die die ganze Centrum-Galerie erobert haben. Die waren dann in der ganzen Galerie drin, vom Erdgeschoss bis zum Obergeschoss, haben dort randaliert und herumgeschrien. Wir sind dann raus und sind abgehauen.
Can: Als wir aus der Centrum-Galerie rausgerannt sind, haben uns noch ein paar PEGIDA Anhänger gedroht, dass wir wegrennen sollen, aber die uns eh finden werden. Das waren aber dann wirklich ältere. Das waren keine Hools, das waren 50 bis 60-jährige, so normale Bürger, die bei PEGIDA mit dabei sind.
Wie viele Migranten wurden letztendlich verletzt?
Can: Einer wurde angestochen, zwei wurden, glaube ich, getasert, das eine 15-jährige Mädchen … insgesamt vielleicht fünf, die schwere Verletzungen hatten.
Abgesehen von dem einem Mädchen, waren die anderen auch alle im Krankenhaus?
Cem: Das wissen wir nicht.
Can: Ich glaube nur zwei oder drei von denen waren im Krankenhaus. Ins Krankenhaus gemusst hätten sie alle. Da war ja auch überall Blut von dem Überfall.
In der Pressemitteilung der Polizei und bei Radio Dresden war bisher nur die Rede von einem PEGIDA-Anhänger, der mit einem Messer attackiert worden sein soll.
Cem: Das sind halt die Medien.
Can: So wie wir gehört haben, soll er selbst von den PEGIDA Anhängern während des Überfalls angestochen worden sein. Oder es ist dann am Hauptbahnhof passiert. Die PEGIDA-Leute sind dort hin, als sie mit uns fertig waren. Das hat uns eine deutscher Freund berichtet, der nicht angegriffen wurde. Er sagte uns, dass die ganze Prager Straße voll war mit denen. Am Hauptbahnhof soll es dann nochmal zu einem Angriff auf Araber gekommen sein. Da sind ja viele, weil es dort einen arabischen Markt gibt. Dort gab es einen Messerwurf durch die Hools, haben wir gehört, und dabei soll ein Junge am Bein verletzt worden sein. Das war aber wohl ein Migrant.
Cem: Bei uns hatte niemand ein Messer. Also wir haben keine Waffen bei uns gesehen. Keiner hatte Messer, Taser oder sonstwas dabei. Weil wir haben uns ja auch nicht getroffen, um jemanden zu überfallen, sondern ganz normal, um dort einzukaufen und abzuhängen.
Was genau hat die Polzei eigentlich getan?
Can: Nur Migranten wurden von der Polizei mitgenommen und verhört. Die PEGIDA-Anhänger haben nur Platzverbote (Platzverweise Anm. d. Red.) bekommen.
Cem: Ein oder zwei Kollegen von uns wurden beschuldigt, sie hätten eine Person mit dem Messer attackiert. Die waren aber gar nicht anwesend, als wir überfallen wurden. Die waren irgendwo in der Stadt und haben das alles gar nicht mitbekommen. Die wurden trotzdem sieben Stunden eingesperrt und befragt.
Can: Die Polizei hat alles von Anfang an mitbekommen. An der Centrum-Galerei haben sie einfach nur zugeguckt und haben gewartet, bis sich die Lage beruhigt. Die konnten von nirgendwo eingreifen.
Cem: Es waren einfach zu viele von den PEGIDA-Leuten. Die Polizei hat nichts gemacht. Wir haben nicht gesehen, dass sie Verstärkung gerufen haben oder sich auch nur ein bisschen bewegt haben, sondern die standen einfach nur da und haben zugeguckt.
Ihr hattet uns im Vorgespräch auch von einem Vorfall am Tag darauf erzählt. Was war da los?
Can: Da sind zwei bis vier Leute aus der rechten Szene in die Centrum-Galerie zu unseren Treffpunkt gekommen und standen dort mit einer Kamera herum und haben ein paar Bilder von uns gemacht. Das waren auch wieder ältere Leute.
Mit einer richtigen Kamera? Nicht nur mit dem Telefon?
Can: Mit einer richtigen hight-tech Kamera, so ein HD Ding. Wir sind dazu gekommen und unsere Freunde haben berichtet, dass die Fotos machen. Die sind dann kurz weggegangen, sind dann aber wiedergekommen und haben wieder Fotos gemacht. Wir waren dann ja auch wieder mehr Leute. Viele haben sich ja am Dienstag getroffen, um herauszufinden, wem es gut geht, wem nicht so gut und so … und da wurden dann halt Fotos von uns geschossen und dann sind die Rechten wieder gegangen.
Wie hat sich der Überfall auf euch und eure Freunde und die anderen Betroffenen ausgewirkt? Wie schätzt ihr die aktuelle Lage ein?
Cem: Das war der Anfang für eine Menschenjagd. Bei Facebook ist ja schon immer Hetzjagd gegen die Ausländer. Die Beschuldigen ja uns, dass wir angegriffen hätten und sagen auch, dass das erst der Anfang war. Die sagen, dass es richtig krachen wird, dass wir Angst haben sollten, uns verkriechen sollten. Dass es unsere letzten Tage wären usw. Wir werden auf jeden Fall ziemlich bedroht von allen Seiten. Man fühlt sich hier gar nicht mehr sicher und wohl in Dresden.
Can:Angst habe ich nicht, dann hätten die gewonnen.
Cem: Man sollte uns auf jeden Fall stark unterstützen. Es sollten Menschen auf unsere Seite kommen und uns helfen, weil wir sind Menschen … die hier auch teilweise aufgewachsen sind, die hier geboren sind, ihre Schule hier machen, deren richtige Heimat schon hier ist und das muss man, glaube ich, anerkennen.
Gibt es noch etwas, was ihr euch konkret wünschen würdet? Es gibt ja die Proteste gegen die PEGIDA, was wünscht ihr euch von den Leuten die PEGIDA kritisieren und gegen sie auf die Straße gehen?
Cem: Dass die Leute, die da gegen PEGIDA demonstrieren, vielleicht nicht gleich nach Hause gehen sollten, sondern nochmal …
Can: … ein bisschen herumlaufen und aufpassen, was nach den PEGIDA-Demos passiert, weil es sind ja auch normale Leute, die sich nicht schützen können, unterwegs. Familien mit ihren Kindern zum Beispiel.
Cem: Und es muss mehr gewarnt werden. Die Ausländer wissen zum Teil nicht was PEGIDA ist. Viele denken, PEGIDA ist gegen die ISIS, dann denken die “Naja gut, dann sind wir für PEGIDA.”, weil die keine Ahnung haben, was das für Rassisten sind. Wir haben auch bei uns Eltern im Freundeskreis, die meinten, PEGIDA ist gut, bis denen erklärt wurde, was PEGIDA wirklich ist. Es muss also auf jeden Fall auch viel Aufklärung geben für die Migranten.
Can: Das könnte genauso nochmal passieren …
Cem: … das wird nochmal passieren …
Can: … und genau deswegen sollte nach der Demo nochmal rumgelaufen werden, um zu schauen, ob es zu Angriffen durch PEGIDA-Leute kommt. Weil angenommen es kommt nochmal zu einem Angriff und wir sind wieder nur 20 bis 30 Leute und es kommen doppelt so viele Angreifer … es sollte da Hilfe von der Gegendemo kommen, weil Hilfe schadet nicht, oder zumindest die Polizei sollte von Passanten gerufen werden. Viele haben ja gar nicht erst reagiert. Die haben einfach nur geguckt “Ach, da schlagen sich welche.”, stellen sich daneben und gucken zu: “Ach, die Ausländer rennen jetzt ja weg, da können wir ja auch gehen.”.</p>
Die Polizei war doch aber vor Ort …
Cem: Wir wünschen uns ja auch die Unterstützung von der Polizei. Die sind ja Gesetzeshüter. Die müssen sich daran halten, da gibt es keine Meinung. Die sehen Menschen in Not, da müssen die einfach eingreifen und uns helfen, egal wer es ist. Das wäre sonst ja auch Schwachsinn. Und PEGIDA, die müsste verboten werden, weil man sagt, dass sind nur normale Bürger, dabei sind es zum Großteil Rassisten. PEGIDA darf sich einfach nicht mehr ausbreiten, weil ich sehe Dresden schon brennen. Dresden wird brennen, wenn PEGIDA sich ausbreitet.
Wie wird das in euren Familien gesehen? Wie redet eure Community über das Thema?
Can: Die Eltern sagen, wir sollen nicht in die Stadt gehen am Montag.
Cem: Oder allgemein rausgehen. Manche von uns dürfen Montag nicht mehr rausgehen, weil die Eltern Angst haben. Ich habe auch schon gehört, dass manche Schüler am Montag von der Schule abgeholt werden. Wenn Eltern Angst haben, dass ihren Kinder etwas passiert, dann stimmt etwas mit der Welt nicht. Wir sind in Deutschland, also wir sind nicht in einem Kriegsgebiet. Das dürfte hier eigentlich nicht passieren.
Gibt es sonst noch etwas, was ihr der Öffentlichkeit sagen wollt?
Cem: Ja, dass sich die Augenzeugen mal melden. Denn so wie es gerade in den Medien berichtet wird, sind wir hier gerade die Übeltäter, obwohl wir ja von hunderten Leuten angegriffen wurden.
Can: Wir brauchen Hilfe jeder Art, ob das eine Zeugenaussage ist, oder die Polizei gerufen wird oder aktiv eingegriffen wird, wenn wir angegriffen werden. Hauptsache Hilfe halt.
non citizens
ein problem von vielen ist, dass pig-idi von praktisch allen als bürger wahrgenommen werden. klar je nach einstellung als fremdenfeindliche oder dumme bürger, oder eben bürger mit sorgen und ängsten oder als bürger die von der politik enttäuscht sind, aber eben als bürger. das die sächsische demokratie (das ist so ne abgewandelte art von osteuröpäischer kleindiktatur für die dies nicht wissen) reaktionäre forderungen institutionell verarbeiten wird ist klar und dagegen kann man auch nur bedingt was machen, aber die aktionen des fußvolkes kann man durchaus eindämmen. pig-idi leute sind nicht als bürger anzusehen, wenn es um antifaschistischen aktivismus geht. denn die die man vielleicht noch als bürger einordnen kann, werden sich nur bedingt an verfolgungsjagten beteiligen, sie werden auf die handlungsfähigkeit der sächsichen demokratie hoffen. all die anderen benötigen eine handfestere behandlung. wo sich wieder die dresden-typischen probleme zeigen: menschen von fragwürdiger politischer eigenbildung stellen sich verwirrten gegenüber. daraus folgt eine analytische blindheit, die zu selbstauferlegtem symbolischen protest führt, bei der die rassistische polizei der sächsichen demokratie als neutraler akteur angesehen wird. schon wenn mensch vermummt durch die menge der gegenprotestanten geht, wird man angeschaut wie ein bunter hund. aktionen die den lächerlichen symbolcharakter der proteste durchbrechen, müssen in diesem klima im ansatz ersticken. so ist auch der mangel an wirkungsvoller antifaschistischer gegenaktivität zu erklären, sobald pig-idi abzieht.
mit aktionen die den prä-pogromen von hools und nazis >und eben nicht bürgern< entgegentreten, kann ein solidarischer schulterschluss zu dehen geschlossen werden, die von geschrei gegnen geschrei nichts halten. der mediale und polizeiliche konterangriff der erfolgen wird, ist mit inhaltlichen antworten und solidarischem zusammenhalt zu beantworten.
bürger?
der faschismus war und ist eine zutiefst bürgerliche bewegung. oder meinst du mit "bürgern" leute, die nicht aussehen wie punks, skins oder typische antifajugendliche? warum sollten bürgerliche leute nicht gewalttätig werden? die burschenschafter sind alle bürgerlich. die meisten nazifuntionäre sind bürgerlich. am end hast du, wie so viele die sich links oder antifaschistisch verstehen, überhaupt keinen begriff vom bürgertum. das bürgertum ist im bürgerlichen staat die herrschende klasse: im wesentlichen die kapitalist_innen und die leute mit herrschaftlichen funktionen im staatsapparat und in staatsnahen bzw. hierarchischen organisationen- ja, der chef vom DGB ist bürgerlich und nicht proletarisch. das ist zumindest der begriff von bürgertum, wie ich ihn verwende.
bitte sei nicht böse; ich find schon vieles richtig was du schreibst.
Aktiv werden
Naja, ist doch alles gesagt worden. Aufklärungsflyer (einfache Sprache, radikale Analyse, praktische Auswirkungen) und Hilfe beim Selbstschutz. Ausnahmsweise mal ne Übereinstimmung von Theorie und Praxis.
Gibt schon ein paar erschreckende Parallelen zwischen heute und dem Ende der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts. Die Rahmenbedingungen sind noch auf unserer Seite, aber ein bisschen mehr "Eurokrise", oder ein Terroranschlag in Deutschland, und dann wird hier der hässliche Deutsche wieder von der Kette gelassen. Migranten, Alternative, Antifas, Vertreter_innen der "Lügenpresse" und diverse "Volksverräter" können sich dann warm anziehen. Und wohl nicht nur in Dresden...
Bam!
Naja, es gibt schon noch einen bedeutenden Unterschied zwischen Heute und Damals.
Damals hatte die radikale Linke (Kommunisten) noch das Ziel (und war auch dazu in der Lage) breite Bevölkerungsmassen mit ihrer Politik anzusprechen und ihnen ihre politische Vision zu vermitteln. Letztendlich hat es zwar nicht dazu gereicht den Machtkampf mit den Nazis zu gewinnen, aber die Gründe dafür sind vielfältig und haben verschiedene Ursachen.
Wenn ich mir aber den Zustand der jetzigen außerparlamentarischen Linken anschaue, wird es sogar noch düsterer.
Angesichts von Pegida (was zweifelsfrei widerlich ist), kriegt das gros der postautonomen Szene halt auch außer "Deutschland ist Scheiße, ihr seid die Beweise" und den Verweis auf den "hässlichen Deutschen" und "Rassismus" auch keine wirkliche Analyse bzw. Aussage mehr hin.
Es gibt auch kaum Selbstkritik.
Woher kommt denn das Potential für Montagsmahnwachen und die verkürzten Vorstellungen der Friedensmahnwachen?
Könnte es damit zu tun haben, dass es keinen linken Antimilitarismus mehr gibt?
Die Linke hat die große Schnauze über den "Friedenswinter" etc., aber kriegt kaum selbst was zustande dagegen, das Gauck seit er im Amt ist, bei jeder Gelegenheit offen deutsche Kriegseinsätze in aller Welt fordert.
Man hängt im eigenen "Freiraum" (Befriedungsraum wäre vllt. passender) herum, organisiert Vortragsreihen darüber, wie rassistisch und stumpf das einfache Volk ist und feiert sich als Diejenigen, die Alles blicken.
In Betrieben, Schulen oder sozialen Bewegungen ist man kaum verankert.
Wie auch? Man hat gar keine eigenen politischen Konzepte mehr, wie die Zukunft der Gesellschaft zu gestalten ist (außerhalb von Phrasen wie "No Border, No Nation" etc.)?
Sorry, aber das, was mal die linke Szene war, hat eindeutig eine Mitschuld daran, dass rechte Spinner die Deutungshoheit in der kapitalistischen Krise sowie aktuellen Kriegszenarien übernommen haben.
Es gibt sicher Ausnahmen, aber das sind meine Erfahrungen, die ich in der Antifa/Linken-Szene Sachsens in den letzten 10 Jahren gemacht habe.
Einigeln, sich bei jeder Gelegenheit identitär vom "einfachen Bürger" abgrenzen und sich dann darüber wundern bzw. aufregem, dass die Leute in der Linken keine politische Alternative mehr sehen.
Ergaenzung eines einfachen Menschen
Hier ebenso. Ich kann dir fast nur zustimmen. Fast.
Aber von vorne...Ja. Die 'linke' ist breit gefaechert, sie ist aber keine homogene Masse, wie von dir dargestellt. Ich stimme dir yu, dass die sog. Autonomen / Antifa-Gruppen ein Land nicht retten koennen, und doch sind sie aber eben auch auf ihre Art und Weise wichtig. Das Problem ist eben, wie du ja auch schon schriebst, dass sie sich immer nur abgrenzen versuchen, anstatt sich zu verankern. Der Individualismus ist eben, wie der des gemeinen Buergers, zum Hoch-Ideal stilisiert. Innerhalb kleiner Gruppen oder Grueppchen ist es kein Kunststueck, gut und halbwegs vernueftig wie gerecht miteinander auszukommen. Doch wirklich POLITISCH wird das ganze erst, wenn man sich der breiten Gesellschaft gegenueber auch so verhaelt - sie nicht ausgrenzt, auslacht, verhoehnt, verpoehnt und 'ihr' (einer ueberhaupt nicht homogenen Masse von Individuen) die Schuld an allem zuschreibt.
Ich versuch mich aber jetzt mal kury yu halten.
1. Ja, Selbstkritik ist manchen leider ein Fremdwort, aber eben nicht allen. Und schon gar nicht den 'alten'. Es sind oft Individualisten die kommen, Spass und Revolte spielen wollen, und dann wieder gehen, die dir (und mir, und vielen anderen) dieses Negativ darreichen.
Schade, oder dumm, ist nur eben, dass viele aeltere da entweder keine konstruktive Kritik oder eben ihre Kritik dermassen hart ausfaellt, dass sie Fronten verdichtet. Ich erwische mich selbst aus Frust und Aerger immer wieder dabei...
2. Aus ersterem ergibt sich eine mangelnde Verankerung innerhalb der Gesellschaft, also wie du sagst in den Betrieben, sozialen Bewegungen usw.
In den Betrieben daher, dass sich kein 'normaler' (und noch so fortschrittlicher!) Arbeiter, Handwerker o.ae. damit identifizieren kann, wenn man 'Deutschland den Deu...', ehm, 'Deutschland verrecke' schreit. Die Gedanken sind frei, die (verantwortungsbewusste und zielgerichtete) politische Agitation dagegen aber ein Drahtseilakt, da man hier klipp und klare Forderungen vereinen koennen muss mit einer Sprache, die auch die erreicht, die yur Erlangung dieser Forderungen von Noeten sind, und die man erreichen moechte.
In den sozialen Bewegungen aufgrund eines falschen Militanz-Verstaendnis. Viele spielen gerne Krieg und vertreten das in ihren anonymen Texten und Artikeln auch nach aussen hin, das wirkt ja auch wie ein Ventil... Aber einen echten Krieg wuerde kein einziger von ihnen ueberleben und auch gar mitmachen wollen. Ebenso wenig wie der normale (fortschrittlichere) BUERGER (=Arbeiter, Student, Angestellter, Arbeitsloser usw.). Da aber Hemmschwellen in Gruppen schnell fallen und jeder einen Alltagssinn und eine Identitaet zu finden genoetigt ist, haben viele das Gefuehl, sie handelten 'militant', wenn sie dies oder das machten, was aber leider viel yu oft keinen Schritt vorwaerts bedeutet, da es niemanden mobilisiert ausser die so oder so schon ueberyeugte eigene kleine Truppe...
Yum Thema Schulen: hier ist die Antifa am aktivsten. Aus dieser Gruppe heraus hat sie aber nach wenigen Jahren die wiederum meisten Abgaenger. Es sind die Jugendrevolten, die jeder Mensch braucht, und die die meisten nach einiger Zeit auch wieder entgeistert verlassen. Eine dauerhafte Bindung dieser gesellschaftlichen Kraefte ist auf diese Art und Weise nicht yu erreichen. Hier wird am meisten verheityt...
3. Aus diesem 'Rueckzug in die eigenen Freiraeume' ergibt sich auch der momentan verstaerkte rechte Trend in (zumindest) Deutschland. 'Dort wo Kommunisten fehlen, stehen Faschisten bereit' soll mal jemand gesagt haben. Ob es stimmt weiss ich nicht. Aber der Satz ist auch so richtig. Wer sich nur seine eigenen Freiraeume schaffen und erhalten will, ist ein Individualist und kein Kommunalist. Wer sich aber nicht um die Menschen kuemmert und gemeinsam mit ihnen (fuer etwas) sorgt, der hat sie auch nicht verdient, er wird sie auch nicht bekommen. Er bleibt allein. Eine Randerscheinung und ein (dennoch notwendiges!) Produkt unserer Gesellschaft, wie sie viele hervorbringt...die 'Produkte' (Produkte nicht im materialistischen, daher also im abstrakten Sinne...).
Kurze Parolen wie 'No Border No Nation Stop Deportation' sind auch wichtig. Sie nuetzen aber den meisten nichts, weil es eben nur Parolen sind. Viele Gruppen betreiben auch aktive Aufklaerungsarbeit, das sind meist politische Gruppen, aber eher weniger die sog. 'militanten'.
Militanz ist eine Kriegslogik, hier herrscht aber kein Krieg. Hier geht es um die Gewinnung von Menschen, und je mehr es werden, desto groesser wird die Masse. Viele (meist juengere) haben mit den Massen aber nix am Hut, sie sind ueberfordert und muessen sich erst einmal selbst definieren. In diesem Prozess jedoch gehen sie meist irgendwo unter...leider !
ES GIBT IN DIESEM LAND KAUM KLARE UND ANDAUERNDE LINKE POLITISCHE STRUKTUREN, WIE AUCH !? SIE WURDEN JAHRZEHNTELANG AUSEINANDERDIVIDIERT IN BIOS, OEKOS, INDIVIDUALISTEN USW...
Gib nicht denen die Schuld, das fuert dich zu nichts. Versuche selber es besser zu machen und trage DEINEN Anteil zu einer besseren Gesellschaft bei. Verdamme und verfluche nicht, wisse und mache es besser. Ich spreche aus Erfahrung...versteh es also nicht als blablabla, sondern als Wiedergabe eigener Erfahrungen von mir.
Mit den besten Gruessen
anonZm
jemand der deine Meinung sehr gut mitfuehlen kann...
Antisystem
Und das ist gut so...
Vorfall bei Pegida-Demo Angriff unter Applaus
In Dresden sollen Pegidisten migrantische Jugendliche angegriffen haben. Eine Strafanzeige wollte die Polizei jedoch nicht aufnehmen. https://www.taz.de/!152095/
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