Die dünne blaue Schnur ist eine brennende Zündschnur (CrimethInc)

Die dünne blaue Schnur ist eine brennende Zündschnur

Es kam nicht überraschend, dass die Grand Jury in St. Louis es gestern abgelehnt hat Darren Wilson – den Polizisten, der Michael Brown im letzten August in Ferguson ermordet hat – anzuklagen. Verschiedene Politiker und Medien hatten Monate lange daran gearbeitet die Öffentlichkeit auf diese Entscheidung vorzubereiten. Sie wissen, was aufrichtige Liberale und Community Organizer erst noch erkennen müssen: Dass es nur möglich ist, die vorherrschende soziale Ordnung aufrecht zu erhalten, wenn Polizisten ein Freibrief dazu gegeben wird, schwarze Männer nach Belieben zu töten. Ansonsten wäre es unmöglich die rassistischen und ökonomischen Ungleichheiten aufrechtzuerhalten, die für diese Gesellschaftsform so fundamental sind. Trotz der breiten Empörung, selbst unter Inkaufnahme von Plünderungen und Brandstiftungen, wird die Justiz Polizisten immer vor den Konsequenzen ihres Handelns schützen – denn ohne sie könnte sie selbst nicht existieren.


Die Entscheidung der Grand Jury in St. Louis ist kein Fehler im Rechtssystem, sondern eine Lehrstunde dafür, worum es hier in erster Linie geht. Ebenso sind die Unruhen in Ferguson nicht Zeugnis für das Scheitern des Versuchs, die Proteste in produktive Wege zu lenken, sondern ein Hinweis darauf, was alle zukünftigen sozialen Bewegungen durchstehen müssen, wenn sie eine Chance haben wollen, die Probleme, die sie hervor gebracht haben, anzugehen.
Ein vom Profitstreben angetriebenes Wirtschaftssystem schafft eine immer weiter wachsende Kluft zwischen Armen und Reichen. Seit der Erfindung der Sklaverei wurde diese Situation durch die Einführung von gesellschaftlichen Privilegien für weiße Menschen sichergestellt – ein Mittel arme weiße Menschen daran zu hindern gemeinsame Interessen mit armen People of Color zu entwickeln. Aber je mehr Ungleichheiten es in einer Gesellschaft gibt – rassistische, ökonomische und andere – umso mehr Gewalt ist nötig um diese aufrecht zu erhalten.
Dies erklärt die zunehmende Militarisierung der Polizei. Dies ist nicht nur ein Weg die Profitabilität des militärisch-industriellen Sektors nach dem Ende des Kalten Kriegs sicherzustellen. Genauso, wie es notwendig war, weltweit Truppen einzusetzen, um die Rohstoffversorgung zu sichern, die unsere Wirtschaft am Laufen hält, wird es nun notwendig, Truppen in den USA einzusetzen um die ungleiche Verteilung der Ressourcen zu Hause zu erhalten. Genauso, wie die Austeritätsmaßnahmen, die der IWF vormals in Afrika, Asien und Lateinamerika angewandt hat nun in den wohlhabendsten Ländern der Welt in Erscheinung treten, werden die Maßnahmen der Gefahrenabwehr und Aufstandsbekämpfung, die ursprünglich gegen Menschen in Palästina, Afghanistan und dem Irak angewandt wurden, nun auch gegen die Bevölkerungen der Länder eingesetzt, die diese Länder vormals überfallen haben.
Private Sicherheits- und Militärunternehmen, die in Peschawar eingesetzt wurden, operieren nun in Ferguson, mit Panzern, die durch Bagdad gerollt sind. Bis jetzt beschränkt sich dies auf die ärmsten, schwarzen Wohnviertel, aber was heute in Ferguson wie eine Ausnahme wirkt, wird bald landesweit zur Gewohnheit werden.

 

Dies erklärt auch, warum Kämpfe gegen die Polizei im letzten Jahrzehnt ins Zentrum der öffentlichen Wahrnehmung gerückt sind. Die Polizei stellt die Frontlinie von Kapitalismus und Rassismus in jedem Kampf. Vorstandsvorsitzende und Geschäftsführerinnen, die durch Fracking oder privatisierte Wasserversorgung Profite schlagen, werden wir wohl nie zu Gesicht bekommen, aber wir sehen die Polizei, die unsere Proteste gegen diese niederschlagen. Wir werden wahrscheinlich nie den Bankdirektor oder Eigentümer sehen, die uns aus unseren Wohnungen vertreiben, aber wir sehen die Polizisten, die kommen, um die Räumungen zu vollstrecken. Als Schwarze Menschen werden wir niemals Gated Communities betreten um diejenigen zu treffen, die von weißen Privilegien am meisten profitieren, aber wir werden dem offensichtlich rassistischen Wachpersonal begegnen, das uns entsprechend unserer äußeren Erscheinung kategorisiert, schikaniert und festnimmt.

Die Bürgerrechtsproteste, die vor zwei Generationen ausgetragen wurden, sind zu Kämpfen gegen die Polizei geworden: Heute kann ein Schwarzer Mann Präsident werden, aber es ist sehr viel wahrscheinlicher, dass er von einem Polizeibeamten getötet wird. Die Arbeiterkämpfe, die vor einer Generation ausgetragen wurden, wurden ebenfalls zu Kämpfen gegen die Polizei: Anstelle von sicherer Arbeit, steht nun eine Bevölkerung, die angesichts der Globalisierung und Automatisierung von Produktionsprozessen nur mit Hilfe von Waffengewalt in eine funktionierende Wirtschaft eingebunden werden kann. Was einst die Bosse für die Arbeiter_innen waren, ist heute die Polizei für die in prekären Verhältnissen Lebenden und die Arbeitslosen.

 

Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass Polizeigewalt zum Katalysator für die meisten großen Bewegungen, Aufstände und Revolten der vergangenen Jahre wurde:

 

- Die Unruhen, die Griechenland im Dezember 2008 erschütterten und dabei eine Ära weltweiten Widerstands gegen Austeritätsmaßnahmen einleiteten, entzündeten sich nach der Ermordung des 15-jährigen Alexandros Grigoropoulos durch einen Polizisten.

- In Oakland schafften die Ausschreitungen in Reaktion auf die Ermordung von Oscar Grant zum Jahresbeginn 2009 die Voraussetzungen dafür, dass die Bay Area zum Höhepunkt von Occupy und anderen Bewegungen wurde.

- Der Protesttag, der die ägyptische Revolution im Jahr 2011 auslöste, wurde von der Facebook-Seite We Are All Khaled Said, die an einen weiteren jungen Menschen erinnert, der von der Polizei ermordet wurde, auf den National Police Day, den 25. Januar angesetzt.

- Occupy Wall Street gewann erst dann an Zugkraft, als Filmmaterial von Polizeiangriffen im späten September 2011 in Umlauf kam.

- Die Zwangsräumung von Occupy Oakland, bei der Polizeieinheiten den Schädel von Scott Olsen, einem Veteran aus dem Irak-Kriegs, brachen, brachte die Occupy Bewegung zu ihrem Höhepunkt und provozierte die Blockade des Hafens von Oakland.

- Die Entwicklung der Proteste gegen die Fahrpreiserhöhungen in Brasilien und die Bebauung des Gezi-Parks in der Türkei im Jahr 2013 – von kleinen Einzelfallprotesten zu massiven Aufständen – waren beide das Resultat von polizeilichen Repressionsmaßnahmen.

- Dasselbe passierte in Osteuropa und löste am Jahresende 2013 die Ukrainische Revolution und im Februar 2014 die Aufstände in Bosnien aus.

- Andere Städte in den USA haben eine Reihe massiver Ausschreitungen nach Ermordungen durch die Polizei erlebt, die in der Revolte in Ferguson nach dem Tod von Michael Brown gipfelte.

 

Es ist nicht nur so, dass die Polizei einschreitet um jede Bewegung zu unterdrücken, sobald diese eine Gefahr für die aktuell vorherrschende Verteilung der Macht darstellt, vielmehr ist mittlerweile die Repression selbst zum Auslöser der Revolten geworden.
Die Polizei kann sich nicht alleine auf die Anwendung roher Gewalt stützen. Sie kann nicht überall zur gleichen Zeit sein – und sie rekrutiert sich zudem aus derselben Bevölkerungsmasse, die sie zu unterdrücken versucht. Daher kann sie sich nicht alleine auf rein militärische Mittel verlassen. Vielmehr als diese ist sie auf eine öffentliche Legitimation und den Anschein ihrer Unbesiegbarkeit angewiesen. Dort, wo es ihr schwer fällt, auf diese beiden Elemente zu bauen, tut sie ihr bestes, das jeweils andere aufzubauschen. Wenn sie die Kontrolle über beide verliert, wie es in all den oben beschriebenen Fällen passiert ist, öffnet sich ein Handlungsfenster für Alternativen – ein Tahrir oder Taksim Square, ein Occupy-Camp oder ein besetztes Gebäude, das besetzte QT in Ferguson im letzten August – in welchem eine Welt ohne all die Grenzen und die Machtungleichverteilung vorstellbar wird, die die Polizei durchsetzt. Dieses Fenster bleibt so lange geöffnet, bis es der Polizei gelingt die Fassade ihrer Unbesiegbarkeit wieder herzustellen und entweder die Kräfte, die sie bis dahin erfolgreich zurückgehalten haben ihrer jeweiligen Legitimation entzieht, à la Chris Hedges, oder es schafft ihre eigene Machtausübung selbst wieder zu legitimiert.
Diese Neulegitimierung kann viele Formen annehmen. In den Occupy-Protesten gelang dies auf rhetorische Weise dadurch, dass die Polizei als Teil der 99% ausgewiesen wurde (was sehr leicht auch mit dem Ku Klux Klan gemacht werden kann). In Ägypten haben die Protestierenden mehrere Regierungen gleich hintereinander gestützt nur um mit anzusehen, wie die Polizei und das Militär im Anschluss immer wieder dieselbe Funktion einnahmen und sich dabei jeweils durch den Regimewechsel legitimierten. Am Ende stellte sich heraus, dass das Problem in der Funktion und Eigenschaft der Polizei selbst begründet liegt und nicht in einer bestimmten, ihr übergeordneten Verwaltung, die sich leicht austauschen lässt. Während der Revolution in der Ukraine übernahmen gerade die Selbstschutzeinheiten der Protestierenden, die die Polizei erfolgreich niedergeschlagen haben, ihre Rolle und führten sie in gleicher Weise aus. Rufe nach “community self-policing” mögen harmlos klingen, aber wir sollten uns an die weißen Bürgerwehren zurück erinnern, die New Orleans nach dem Hurrikan Katrina beherrschten. Policing, in praktisch jeder vorstellbaren Form, erhält Rassismus und Ungleichheit aufrecht. Es wäre wohl besser darüber nachzudenken, wie wir die Faktoren beseitigen können, die zu unserer angeblichen Abhängigkeit von der Polizei führen.
Im Fall der Proteste gegen die Ermordung von Michael Brown gelang die Neulegitimierung der Polizei durch Forderungen nach polizeilicher Verantwortung, nach Bewertungsverfahren durch die Bürger_innen, durch das Mitführen von Kameras durch die Polizei – so als könnte mehr Überwachung eine gute Sache für jene sein, die innerhalb der rechtlichen Ordnung selbst nicht überlebensfähig sind. Es ist naiv Forderungen an vermeintliche Autoritäten zu stellen, die die Polizei als essentiell und uns als entbehrlich ansehen. Dies kann nur dazu führen, dass ihre Legitimität und unsere Passivität wieder hergestellt wird und zeitgleich eine Gruppe von Grenzgänger_innen entsteht, die persönliche Macht daraus schöpfen, dass sie ihre vormalige Opposition zum herrschenden System niederlegen. Wir sollten den Demonstrant_innen in Ferguson dankbar sein, die es in den letzten Nächten abgelehnt haben passiv zu sein, die ihre Repräsentation und einen falschen Dialog unter der Inkaufnahme hoher persönlicher Opfer ablehnten und sich weigerten ihre Wut herunterzuschlucken.
Der einzige Ausweg aus diesem Unheil besteht darin unsere Fähigkeiten zur eigenen Machtausübung horizontal und autonom auszubauen, die Polizei ihrer Legitimation zu entziehen und den Mythos ihrer Unbesiegbarkeit zu brechen. Hierhin lag die gemeinsame Gefahr, die von praktisch allen wesentlichen Bewegungen der letzten Jahre für die herrschende Ordnung ausging. Wenn wir lernen, wie wir dies erreichen können, können wir unsere eigene Agenda durchsetzen, die Autoritäten davor zurückschrecken lassen jungen Männer, wie Michael Brown, ihr Leben zu nehmen und einen Raum schaffen, in dem sie nicht länger fähig sind, die strukturellen Ungleichheiten ihrer rassistischen Gesellschaft durchzusetzen. Bis wir dies erreichen, können wir sicher sein, dass die Polizei weiter töten wird – und keine Untersuchungskommission oder Grand Jury sie daran hindern wird.

 

Jede Aktion, die die Illusion von Ordnung und Resignation zerstreut, ist ein Zauberspruch für mehr davon.

 

Hier findet ihr den englischen Originaltext (inklusive weiterführenden Links)

Weitere CrimethInc. Übersetzungen auf crimethinc.blogsport.de

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Dieser Text greift ein bißchen zu kurz, und ist nicht ungefährlich. Leider gibt es (auch und gerade) in den USA immer noch massive Probleme mit Rassismus, inbesondere gegenüber Schwarzen. Aber die Kluft zwischen Arm und Reich verläuft nicht exakt an diesen Hautfarben-Grenzen, es gibt auch etliche reiche und einflußreiche Schwarze, und die sind oft bemerkenswert konservativer Gesinnung - konnten sie  deshalb erfolgreich werden? Die Probleme sind je nach Bundesstaat und Stadt unterschiedlich, weil sich Zusammensetzungen und Wohlstand unterscheiden.

 

An Ende des Textes geht es darum, die Polizei als Ordnungshüter einer Gesellschaft grundsätzlich zu überwinden. In einer friedlichen, freien und ausgeglichenen Gesellschaft mag das ein sinniges, gar erreichbares Ziel sein, weil man einfach keine mehr braucht, aber in einer Gesellschaft wie den USA - einerseits so voller Möglichkeiten, und andererseits so voller Hoffnungslosigkeit, Armut und Gewalt, großen Unterschieden zwischen Arm und Reich - würde der Wegfall einer staatlichen Ordnungsmacht wahrscheinlich nur dazu führen, daß noch mehr von ihrem per Verfassung verbrieften Recht auf Bewaffnung und "Selbstverteidigung" gebrauch machen, oder sich die Reichen bewaffnete Söldner zulegen würden, mit noch mehr Schießereien, mit noch mehr Toten, sind ja bisher nur so ca. 30.000 pro Jahr.

Dem vorigen Kommentar schließe ich mich an und möchte noch einen Punkt hinzufügen: Solche CrimeThink Texte werden regelmäßig veröffentlicht wenn es in den USA kracht. Das Problem bei diesen Texten ist, dass sie immer eine unerträgliche Riot-Romantik transportieren. Ihre Analyse läuft darauf hinaus, dass es einfach zu wenig Riot gibt, ansonsten wäre alles gut. Gelobt werden diejenigen, die sich die "Straße nehmen", was ja wirklich legitim und gut ist. Gleichzeitig wird aber gegen "Community Leaders" (nicht wie hier fälschlicherweise übersetzt "Community Organizer") gehetzt. Dabei ist in den USA spätestens seit Seatle '99 klar, dass die Auseinandersetzungen auf der Straße ohne Rückhalt in der Nachbarschaft nicht zu gewinnen sind. Damals haben Nachbarschaftsorganisationen und Gewerkschaften ein halbes Jahr vor dem WTO Gipfel in Seatle ihre Zelte aufgeschlagen und in der Stadt Strukturen mitaufgebaut. Im Nachhinein wurde der Protest dann zum autonomen Märchen, was ganz gut in David Solnits Buch "http://www.akpress.org/battleofseattleakpress.html" beschrieben ist. Und da wirkt es etwas befremdlich, wenn CrimeThink Autor_innen (es gibt ja diverse, auf nicht alle trifft diese Kritik zu) die "Community Leaders", also oft Leute aus den Nachbarschaften die - wie in Ferguson - die letzten 100 Tage damit zubringen, in den Nachbarschaften anti-rassistische Strukturen aufzubauen, nur um sich dann von den Autonomen in midlife-crisis aus New York, Portland, San Francisco und LA die Zu-Wenig-Riot-Kritik reindrücken zu lassen. Diese Spaltung ist einfach Quatsch. Deswegen sind Autonome in den USA auch so isoliert, weil sie solche arroganten Texte schreiben und sich für die Drecksarbeit zu schade sind. Hinzu kommt, dass die Riot-Taktik nicht mehr aufgeht, seitdem die Szene um CrimeThink & Co hartnäckig an der Spaltung zwischen Cool und Uncool arbeiten. Aber klar, deren Website sieht schick aus und die Bilder passen einfach gut zum MacBook Air.

Habe Crimethink eigentlich eher so verstanden, dass sie die Polizei überflüssig machen wollen, durch Überwindung der Verhältnisse,die sie nötig machen und durch den Aufbau von besseren Strukturen zur Konfliktlösung.

 

Die Kritik an community leaders oder organizers will m.E. nicht darauf hinaus, generell das Knüpfen von Kontakten mit Leuten in irgendwelchen Nachbarschaften zu diskreditieren. Es wird lediglich kritisiert, dass solche Kontakte von manchen genutzt werden, um die Menschen zur Ordnung zu rufen und von der Rebellion abzuhalten.

 

Gerade Crimethink sind eigentlich sehr gegen eine Isolation der Radikalen. In irgendeinem Text schreiben sie, wenn man denn unbedingt militante Aktionen machen wolle, so solle man es tun, müsse dann aber zugleich Sorge tragen, dass einen auch die eigene Großmutter unterstützt, falls man in den Knast kommt.

 

Habe gerade leider nicht die passenden Zitate zur Hand, um meine Lesart zu belegen.

"Dass es nur möglich ist, die vorherrschende soziale Ordnung aufrecht zu erhalten, wenn Polizisten ein Freibrief dazu gegeben wird, schwarze Männer nach Belieben zu töten" ist mir nicht recht einsichtig. Mag mir wer das erklären?

Meiner Ansicht nach eine polemische Zuspitzung der These, dass die herrschende Ordnung (der USA) auf strukturellem Rassismus basiert und diesen dann eben auch absichern muss.

Die unverfrorene Lüge, Polizisten hätten in den USA einen "Freibrief ... schwarze Männer nach Belieben zu töten", und die "soziale Ordnung" lasse sich nur so und nicht anders aufrechterhalten, geht wohl kaum als polemische Zuspitzung des strukturellen Rassismus durch.

Gibt es in den USA einen Bullen, der verurteilt wurde, nachdem er eine schwarze Frau oder einen schwarzen Mann getötet hat?  Weißt du von einem? Der Rassismus in den USA ist formell abgeschafft, aber nicht faktisch, nicht in der Gesellschaft. Das ist doch offensichtlich. Es ist richtig, auch hier, dass eine Gesellschaft, die auf Ausbeutung und Profitmaximierung beruht, des Rassismus bedarf. Rassismus ist auch ein Instrument der Spaltung, fungiert auch als Instrument der Herrschaftssicherung und je stärker die Krisen sind, um so mehr Rassismus wird gebraucht auch hier in Deutschand. Die USA sind ein Bullenstaat, hier bei uns gibt`s auch eine entsprechende Tendenz. Wo lebst du denn, Schlaumeier?

Der US-Kapitalismus, der auf arm und reich basiert, braucht den Rassismus nicht. Diese Schwarz-Weiß-Problematik in Käffern wie Ferguson ist ein Südstaaten-Problem, dessen Wurzeln zurückgehen auf die Sklaverei des 18. und 19. Jahrhunderts. In den Nordstaaten oder an der Westküste, die wirtschaftlich anders (nämlich viel stärker) aufgestellt sind, und die Zusammensetzung der Einwohner anders ist (mit Asiaten und Latinos, in Kalifornien mit den Weißen schon unterhalb der 60%) läuft die Wirtschaft besser als in den strukturschwachen alten Südstaaten. Effekte aus Armut und Rassismus verstärken sich hier gegenseitig.

 

Ob die USA ein Bullenstaat sind? Es gibt zwar x Sicherheitsdienste und Polizeibehörden, aber im Alltag sieht man dort von der Büttelei genau so viel oder wenig wie hier.

"Gibt es in den USA einen Bullen, der verurteilt wurde, nachdem er eine schwarze Frau oder einen schwarzen Mann getötet hat?  Weißt du von einem?"

 

gucksu hier:

 

http://www.nbcwashington.com/news/local/Maryland-Police-Officer-Johnnie-...

 

Das hat mich nun zwei Minuten gekostet dieses herausgekotzte Ressentiment Lügen zu strafen. Wer ist hier wohl der Ignorant?

...mir nicht sicher, ob ich den Text deines verlinkten Artikels jetzt völlig falsch verstanden habe, aber soviel ich verstanden habe, hat der schwarze Bulle Johnnie Riley (das ist der Mann auf dem Foto) einen Menschen (Kalvin Kyle), der mit einem geklauten Motorrad erwischt wurde, auf der Flucht erschossen. Über die Hautfarbe des Ofpers wird nichts geschrieben. Insofern verstehe ich den Zusammnehang zum von dir zitierten Satz nicht so ganz...

Es kommt auch gar nicht darauf an, was du bereit bist, zu verstehen, sondern worum es hier geht. Das Interesse an von Polizisten hinterrücks erschossenen Schwarzen und der juristischen Aufarbeitung solcher Delikte in den USA muss ja irrsinnig groß sein, wenn man sich in dieser Form gegen den Funken einer Erkenntnis zu imprägnieren sucht.

 

Das hier war Kalvin Kyle:

 

http://wttg.images.worldnow.com/images/19489093_SA.jpg

 

Noch mehr schlaue Einsprüche auf Lager?

Ob Mord oder nicht - das zu kären ist Sache des Gerichts. Es gilt die Unschuldsvermutung. Im vorliegendem Fall hat die Grand Jury keine Klage vor einem Gericht zugelassen. Aus welchen Gründen auch immer. Es gibt noch so etwas wie eine rechtsstaaatliche Justiz. Wie einige hier sich die Justiz wünschen, ist kaum zu übersehen: linke Stammtische klagen an,urteilen und vollstrecken. 

 Stellen wir doch die Frage, was würde geschehen, wenn ein schwarzer Polizist einen Schwarzen erschießt? Dann würde hier geschwiegen, kein Wort vom Rassismus. Rassismus ist, wenn ein weißer Polizist einen Schwarzen erschießt, ein weißer Richter einen schwarzen Copkiller verurteilt.

Die Texte hier sagen wenig aus über die Situation in den USA. Vielmehr offenbaren sie einmal einen tief sitzenden Antiamerikanismus und die Sehnsucht nach einem linken Lynchmob.  

seit wann vertrauen emanzipative menschen in das justiz-system IRGENDeines kapitalistischen (oder sonst wie autoritär organisierten) staates?

 

ist dir vielleicht mal in den sinn gekommen, dass es gar nicht so sehr darum geht, ob der schütze nun ein mörder, oder ein in notwehr-handelnder ist?

sondern darum, dass dies eben KEIN singuläres ereignis ist? hast du dir vielleicht mal woanders texte zu dem thema durchgelesen? und bist du da eventuell drauf gestoßen, dass konserative bis linksradikale, deutsche bis us-amerikanische zeitungen ALLE beschreiben, dass es in den usa eine massives aufklärungsdefizit bei der ermordung von schwarzen gibt und bullen da quasi deinen freibrief haben, wenn es darum geht, menschen abzuknallen?

 

kannst du mir bitte erklären, woher genau dein vertrauen in "den rechtsstaat" kommt?

es tut mir leid, wenn ich hier gerade vorschnell urteile, aber ich werde das gefühl nicht los, dass du auch so eine kanaille bist, die meint, die "westliche" welt und der bürgerliche staat seien irgendwie ganz verteidigenswert...

so eine Kanaille, die Rechtstaatlichkeit (Unschuldsvermutung, ordentliched Gericht und westliche Werte) für verteidigungswert halte, auch GEGENÜBER der eigenen Justiz und gegenüber jeden, der sich anmaßt das Recht in die eigene Hände zu nehmen. Die Alternative hieße Selbstjustiz, Lynchmob irgendwelcher Stammtische (die inzwischen nicht nur pöbeln, sondern randalieren).

Zeige mir auch nur eine Revolution, ob nun marxistisch oder anarchistisch, die sich nicht in ihr Gegenteil verwandelt hatte. Ok, in Spanien bekamen die Anarchisten nicht die Zeit sich in diese oder jene Richtung zu entwickeln. Sogenannte Volks- oder Revolutionstribunale sprechen nicht Recht, sie eliminieren.

Ich habe sehr wohl die Berichterstattung (in den Zeitungen) verfolgt. Ich frage dich: Was wäre, wenn ein schwarzer Polizist einen Schwarzen erschossen hätte? Wo bliebe da die Skandalisierung? Die bliebe auf Indymedia natürlich aus. 

Zumindest zeigst du sehr eindrücklich, dass der grösste Teil der Antideutschen heute nicht mehr Kommunisten, sondern schlicht und einfach stinkbürgerlich sind. Vielleicht hast Du's nicht bemerkt: Ferguson war nicht nur auf Indymedia ein Gesprächsthema, sondern überall. Hätte ein schwarzer Bulle einen Schwarzen erschossen, wären die Proteste wohl auch nicht gleich heftig ausgefallen. Subjektiv würde ich sagen, jeder Bullenmord ist ein Skandal, doch eine revolutionäre Perspektive muss sich natürlich an realen sozialen Kämpfen orientieren. Ich weiss, das ist dir alles scheissegal, Revolutionäre sind für dich linke Lynchmobs und Rechtsstaat ist besser als Anarchie. Vielleicht solltest du dich besser an den Diskussionen auf den Homepages der bürgerlichen Zeitungen beteiligen, dort wirst du etliche Gleichgesinnte finden.

"Hätte ein schwarzer Bulle einen Schwarzen erschossen, wären die Proteste wohl auch nicht gleich heftig ausgefallen. Subjektiv würde ich sagen, jeder Bullenmord ist ein Skandal, doch eine revolutionäre Perspektive muss sich natürlich an realen sozialen Kämpfen orientieren."

 

Das ist ja gerade das Problem, dass es bei dieser Art der Symbolpolitik von vornherein nicht darum geht, ob es sich überhaupt um Mord handelt. Deshalb interessiert auch nicht das Ergebnis einer Jury, sondern nur Bilder, die sich konstruieren lassen, um damit den gewalttätigen Riot zu befeuern. Das soll dann die "revolutionäre Perspektive" sein. Dabei spielt hierzulande immer noch der ordinäre Antiamerikanismus hinein, der sich ausgerechnet die USA als Mutterland des Rassismus denkt und Kritik an den darum gesponnenen Mythen folgerichtig als "antideutsch" abbügelt.

 

Die ganz überwiegende Zahl der schwarzen Mordopfer in den USA wird übrigens nicht von Polizisten umgebracht, aber jedenfalls von Schwarzen. DAS ist dort nämlich der eigentliche Skandal des strukturellen Rassismus: in einem Umfeld leben zu müssen, das von Gewaltkriminalität geprägt ist.

Symbolpolitik? Geh das mal denn demonstrierenden Proletariern in Ferguson erzählen! Du würdest also bestreiten, dass es sich um Mord handelt? Weil ein Gericht eines kapitalistischen Staates entschieden hat, dass es kein Mord gewesen sei? Es geht nicht darum, Riots "zu befeuern", als ob es so wäre, dass amerikanische Proletarier zuerst Indymedia Linksunten konsultieren, bevor sie sich für eine Handlungsweise entscheiden. Es geht schlicht und einfach um Solidarität mit den Ausgebeuteten. Nehmen wir mal an, ein jüdischer Proletarier wäre in Teheran von Bullen erschossen worden und ein iranisches Gericht würde entscheiden, es sei kein Mord gewesen. Daraufhin würden jüdische und solidarische nicht-jüdische Proletarier auf die Strasse gehen, um dagegen zu protestieren. Meine Analyse wäre die gleiche, deine wohl kaum. Ich setze deinem Philoamerikanismus keinen genau so bescheuerten Antiamerikanismus entgegen, es geht hier schlicht und einfach um Klassenkampf. Ich sage auch nicht, die USA seien das "Mutterland des Rassismus", Rassismus gibt es überall auf dieser Welt (ja, auch in Israel z.B.). Das Problem ist deine ideologische Verblendung, die Tatsache, dass für dich in deinen Lieblingsstaaten nicht sein kann, was nicht sein darf.

 

Das gleiche gilt für die "Gewaltkriminalität", sie ist primär nicht ein Resultat des "strukturellen Rassismus", sondern der Armut. Klar, historisch gesehen sind die Schwarzen in den USA Nachfahren der Sklaven und nach der Abschaffung der Sklaverei hatten ihre Vorfahren, im Gegensatz zu den Weissen, kein Startkapital, was als Faktor wohl nicht ganz irrelevant zur Erklärung der Armut der heutigen schwarzen Gemeinschaften ist. Das bedeutet natürlich nicht, dass Rassismus heute nicht mehr existiert und dass dieser kein potentielles Hindernis für den sozialen Aufstieg schwarzer Proletarier ist.

"Es geht schlicht und einfach um Solidarität mit den Ausgebeuteten. Nehmen wir mal an, ein jüdischer Proletarier wäre in Teheran von Bullen erschossen worden und ein iranisches Gericht würde entscheiden, es sei kein Mord gewesen. Daraufhin würden jüdische und solidarische nicht-jüdische Proletarier auf die Strasse gehen, um dagegen zu protestieren. Meine Analyse wäre die gleiche"

 

In was für einer Fantasiewelt tummelst du dich eigentlich so? Weil im Iran niemand gegen die unbestreitbaren staatlichen Morde an Schwulen, Bahai und Oppositionellen auf die Straße geht hast du das also auch nicht nötig und gehst lieber gegen USA und Israel an, gell? Oder kommen dir die Opfer in dem Fall nur einfach nicht "proletarisch" genug vor?

Denn im Iran braucht's natürlich kein Gerichtsurteil, in diesem Fall nennst du staatliche Morde auch bei ihrem Namen. Nur weil der Iran mit deinen Lieblingsstaaten verfeindet ist. Deine moralischen Lektionen kannst du dir sparen, du wirst dich vermutlich noch lange darüber ärgern müssen, dass die Welt die antideutschen Handlungsverordnungen nicht befolgt. Und im Iran gehen sehr wohl immer wieder Leute auf die Strasse, aber da es für dich blosse Projektionsfläche ist und dich die Realität eh nicht interessiert, hast du das auch nicht mitbekommen. Ich nehme auf jeden Fall zur Kenntnis, dass für Antideutsche die USA so dermassen toll sind, dass auch Bullenmorde dort in die Kategorie der legitimen Selbstverteidigung gehören. Argumente hast du keine und du bist dir auch zu fein, auf meine einzugehen, schliesslich kennt jeder die Guten und die Bösen. Im Gegensatz zu dir ist meine Referenz jedoch die reale Welt...

"Nur weil der Iran mit deinen Lieblingsstaaten verfeindet ist"

 

"Verfeindet" ist ja nun auch eine sehr sprechende Bezeichnung für die antisemitischen Vernichtungsphantasien der "islamischen Revolution"...