In Gedenken an Rémi Fraisse und alle anderen Opfer polizeilicher Gewalt. Schweige-Umzug am 7.11. in Freiburg

In Gedenken an Remi Fraisse

Am 26. Oktober wurde Rémi Fraisse, ein 21-Jahre alter Umweltaktivist aus Toulouse, bei Protesten um den Bau eines Staudammes im südfranzösischen Tarn, von einer Granate der Polizei tödlich verletzt. Nach einer Großdemonstration am Samstag war es in der Nähe der Bau- und Rodungsflächen zu Auseinandersetzungen zwischen linken Demonstrant*innen und der Polizei gekommen.

 

Die Polizei verschoss massenhaft Tränengas und Blend-Schock-Granaten. Sie fand eigenen Angaben zufolge um 2 Uhr Nachts den leblosen Körper des Demonstranten und schleppten ihn hinter ihre Reihen. Zwar erschwert dies die Klärung der tatsächlichen Umstände von Rémis Tod, dennoch wurde der junge Aktivist Opfer eines weiteren polizeilichen Gewaltexzesses.

 

Der massive Widerstand gegen die Rodung des Waldes von Sivens und die Errichtung eines Staudammes im Tescou-Tal, zur Förderung der Agrarindustrie im Departement Tarn, zieht sich mittlerweile über Jahre. Dabei hatten bereits im Frühjahr drei Demonstrant*innen infolge von Polizeieinsätzen zur Durchsetzung des Staudammes ihr Augenlicht verloren.

 

Frankreich-weit entbrennt zurzeit eine Debatte um das unverhältnismäßige Vorgehen der Polizei und in den letzten Tagen gab es militante Mobilisierungen gegen Polizeigewalt in Nantes, Toulouse und Dijon.

 

Hierzulande – nichts als Schweigen. Kaum wurde der Skandal der Tötung des Demonstranten rezipiert, über Tage war es kaum möglich deutschsprachige Informationen zu bekommen. 

 

Wir wollen an diesem Tag unsere Solidarität mit den Angehörigen und Freund*innen von Rémi demonstrieren. Es soll um 18 Uhr einen schweigenden Umzug in Gedenken an die Opfer polizeilicher Gewalt vom Bertoldsbrunnen zum Polizeirevier Nord geben.

Schweigend gegen das stetige Schweigen.

Schweigend, um das Schweigen umso lauter brechen zu können.

 

Start: 18:00 Uhr Bertoldsbrunnen

Freitag, 7. November 2014, Freiburg

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Vielen Dank fürs reagiere ihr Freiburger. Schade dass es nicht mehr Aktionen gibt in Deutschland. Mehr praktische Solidarität täte der verpennten sozialen Bewegung hier gut. Aber nee, sie müssen erst selbst wen abgeknallt kriegen, bis sie sich betroffen fühlen.

La famille de Rémi Fraisse a appelé mardi "au calme" lors des rassemblements organisés en hommage au jeune homme de 21 ans, mort dimanche sur le site du barrage de Sivens (Tarn), "pour ne pas répondre à la violence par la violence". - See more at: http://www.humanite.fr/les-parents-de-remi-fraisse-appellent-au-calme-lo...

Vielen Dank für die Aktion am 07.11.2014 in Freiburg.
Ich selber bin kein Mitglied einer Partei oder einer politischen Organisation.
Ich bin ein Bürger der Europäischen Union.
 Ich lebe in Frankreich und  habe selber Kinder im Alter von Remy Fraise.
Auch wenn ich Remy  nicht persönlich kenne, bin ich mit meinen Gedanken bei seinen Eltern. Niemand kann den Schmerz der Familie  nachvollziehen.
Wie kann es sein, das in einem  Mitgliedsstaat  der Europäischen Union unsere Kinder bei  Demonstrationen durch Polizeigewalt getötet und verletzt werden.
Wie kann es sein,  das mitten in einem Land, das von sich selber die Werte Liberté, Egalté, Fraternité -Freiheit ,Gleichheit, Brüderlichkeit in  Anspruch nimmt ,ich als Mutter Angst haben muss, das mein Kind bei einer Demonstration durch Polizeigewalt  verletzt  oder sogar getötet werden kann?
Wie kann es sein, dass Polizisten  bewusst mit Waffen ausgerüstet werden, mit denen Demonstranten getötet werden können?
 Was will der Staat erreichen?
 Das wir Eltern aus Angst vor Polizeigewalt unseren Kindern  untersagen an Demonstrationen teilzunehmen?
Das wir Eltern aus Angst vor Polizeigewalt unseren Kindern untersagen eine eigene politische Meinung zu bilden?
Das wir Eltern, aus Angst vor Polizeigewalt  unseren  Kinder untersagen am öffentliche Leben teilzunehmen?
Das die Familie, die kleinste Zelle der Gesellschaft, aus Angst vor Staats-und Polizeirepressalien sich aus dem öffentlichen, gesellschaftspolitischen Leben zurückzieht.
Welche Konsequenzen hat das für die Gesellschaft?!
Ich hoffe, das sich viele Menschen und ich sage bewusst nicht Franzosen, sondern die Bürger von Frankreich, gleich  welcher Nationalität sich empören gegen die Polizeigewalt in diesem Land.
Keine Gewalt, das ist das Anliegen der Eltern von Remy. Dem möchte ich mich anschließen.

Farid El Yamni, der Bruder vom am 01.01.2012 von Bullen ermordeten Wissam schrieb vor wenigen Tagen einen "offenen Brief an Remis Mutter" in etwa eine gegenteilige Meinung nieder (auf französisch u.a. unter https://paris-luttes.info/). Sein Brief endet mit den Sätzen:

 

Ich habe für Sie, wie für alle die ihn lesen werden, diesen Brief verfasst, um euch mitzuteilen, dass ich heute mehr denn je einsehe, wie sehr gewaltverzicht im Zusammenhang mit staatlicher Kriminalität ihre Grenzen hat. Der Gewaltverzicht, durch seine Machtlosigkeit, ist in manchen Fällen stärker zu verurteilen und gar tödlicher als die Gewalt selber. Die die uns regieren sind boswillig, karrieristisch, sadistisch und Wiederholungstäter. Sie müssen weg, mit allen dafür notwendigen Mitteln,

Les gens qui nous gouvernent sont malveillants, arrivistes, sadiques et récidivistes. Ils doivent partir par tous les moyens nécessaires.

Rémi Fraisse - In unseren Kämpfen lebt er weiter!