Unter dem Einfluss organisierter neo-nazistischer Agitation und Propaganda entwickelten Hooligans ab den 1980er Jahren lockere Organisationsformen mit offenen Bezügen zu rassistischen Ideologien und Organisationen. Bei der hessischen „Taunusfront“ z. B. verschwanden die Konturen zum organisierten Neo-Nazismus. Skinheads und organisierte Neo-Nazis unterstützten und begleiteten diese Entwicklung der bis dato unpolitischen Fußballfans zu öffentlichen Demonstrationen mit rassistischen Inhalten. Nun wurden Flaggen mit faschistischen oder nationalistischen Symbolen im Stadion geschwenkt, rassistische Parolen skandiert und nach sportlichen Veranstaltungen wurden in Hamburg und anderswo von Linken bewohnte oder bewirtschaftete Häuser militant angegriffen.[1]
Wie auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen ist im Fußballsport in den 1980er Jahren eine deutliche Zunahme rassistischer Ereignisse zu verzeichnen, es wurden neo-nazistische Symbole gezeigt oder es wurden rassistische Parolen skandiert, Lieder gesungen und dunkelhäutige Spieler wurden rassistisch angegriffen, beleidigt und benachteiligt, sowohl durch gegnerische Spieler aber auch durch Trainer und Schiedsrichter.[2] Nach dem DFB-Pokalendspiel am 1. Mai 1982 zwischen dem 1. FC Nürnberg und dem FC Bayern München attackierten ca. 250 Hooligans aus verschiedenen Vereinen die 1. Mai-Kundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) mit Parolen, wie „Sieg Heil“ oder „Kanacken raus“.[3] Am 16. Oktober 1982 wurde der Bremer Fan Adrian Maleika (16 Jahre) bei einem Spiel zwischen dem Hamburger SV und SV Werder Bremen, am Volksparkstadion durch einen Steinwurf aus den Reihen des Fanclubs „Die Löwen“ am Kopf getroffen. Er verstarb einen Tag später im Krankenhaus Hamburg-Altona an einem Schädelbasisbruch und an Gehirnblutungen.[4]
Die Neo-Nazis rekrutierten neue rassistische Kämpfer und infiltrierten Gruppen der Skinheads und Hooligans, z. B. bei der „Borussenfront“ aus Dortmund, der „Adlerfront“ aus Frankfurt/M., der Gruppe „Braune Adler“ aus Gießen, den Hooligangruppen aus Berlin (West) wie z. B. „Hertha Frösche“, „Endsieg“, „Zyklon B“ oder „Wannseefront“ sowie den „Sturmtruppen“ aus Mönchengladbach oder den „Löwen“ und die „Savage Army“ aus Hamburg.[5]
Beispielhaft für diese Unterwanderung sind Flugblätter mit rassistischen Inhalten, die 1983 zum Länderspiel Deutschland gegen Türkei in Umlauf gebracht worden sind und in denen gefordert wurde: „Deutschland den Deutschen – Ausländer raus“.[6] Doch auch hier wurden hetzerische Stimmen aus dem politischen Establishment laut, wie die des Berliner Innensenators Heinrich Lummer (CDU), der behauptete, dass Deutsche und Türken unterschiedlich riechen würden und der forderte „Berlin muss deutsch bleiben“.[7]
Vergleichbare strategische Orientierungen lassen sich jedoch auch in fast allen europäischen Ländern feststellen. Die rassistischen und chauvinistischen Exzesse im Sommer 1990 in Ost- und in Westdeutschland, nachdem die deutsche Mannschaft in Italien Fußball-Weltmeister geworden war, weisen auf den „unpolitischen“ Beginn der Hooligans zurück.[8]
Bekannte Beispiele antisemitischer Hetze im Fußballstadion sind das „U-Bahn-Lied“, bei dem vom Bau einer U-Bahn-Verbindung zwischen einem bestimmten verhassten Verein nach Auschwitz gesungen wird und wo als Beschimpfung des Gegners „Zyklon-B“ oder „Juden“ gerufen wird. Ein weiteres Beispiel für rassistische Hetze sind die „Affenrufe“, mit denen dunkelhäutige Spieler angegriffen werden oder antiziganistische Rufe wie „Zick, zack, Zigeunerpack“. Solche und andere rassistische Exzesse sind mittlerweile nicht nur in den großen Stadien des professionellen Fußballsports vorzufinden, sondern sie sind mittlerweile auch in unteren Ligen des Amateurfussballs zu einer Bedrohung geworden.[9]
Im Jahr 2001 war Gerald Asamoah der erste, in Afrika geborene, dunkelhäutige Fußballspieler, der in der deutschen Nationalelf eingesetzt wurde.[10] Auch er wurde in seiner Karriere als Berufsfußballer von Spielern und aus dem Publikum immer wieder rassistisch angepöbelt und beleidigt.
(Dieser Text ist Teil meiner Veröffentlichung "Rassisten in Deutschland", Frankfurt/M. 2012)
[2] Michaela Glaser/Gabi Elverich: Das Handlungsfeld Fußballsport in der Rechtsextremismus- und Rassismusprävention, in: Glaser/Elverich (Hrsg.): Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus im Fußball. Erfahrungen und Perspektiven der Prävention, Halle 2008, S. 5.
[3] Gerd Dembowski/Jürgen Scheidle: Tatort Stadion. Rassismus, Antisemitismus und Sexismus im Fußball, Köln 2002, S. 16.
[4] http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/483/steine_statt_flanken.html. http://www.welt.de/sport/article1270691/Als-der-Todesfall-Maleika-die-Liga-erschuetterte.html; Blaschke, a.a.O., S. 230f.
[8] Thomas Hafke: Fußballweltmeisterschaft, Fans und Nationalismus, in: Zeitschrift für Sozialgeschichte, 1991, Heft 1, S. 108; Hajo Funke: Jetzt sind wir dran. Nationalismus im geeinten Deutschland, Berlin August 1991, S. 101.
[9] Gunter A. Pilz/Sabine Behn/Andreas Klose/Victoria Schwenzer/Werner Steffan/Franziska Wölki: Wandlungen des Zuschauerverhaltens im Profifußball, Bonn 2006, S. 321f.
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1996 hielten deutsche Hools bei einem Spiel Polen gegen Deutschland ein Transparent hoch, auf dem stand "Schindler Juden wir grüssen euch", beteiligt u.a. Michael "Mike" Denz aus Neumünster, siehe http://diynow.noblogs.org/post/2013/03/11/11-03-top-11-des-npd-kreisverb...
doku
"Die sind eben so"
https://www.youtube.com/watch?v=jIsNNj20YMY
über rechte Hooligans aus Dortmund (Borussenfront) und Schalke (Mighty Blues) in den 80er Jahren.
Der Film wurde vom Bundesamt für Politische Bildung produziert und dient der Aufklärung, nicht der Verherrlichung!