[W] Bericht Anti-Israel Demo 20.07.

Schahāda mit Schwert

Gestern fand in Wien die erste Anti-Israel Demonstration, seit Beginn der neuerlichen Auseinandersetzungen zwischen Israel und militanten Kräften im Gaza-Streifen statt. Die Polizei spricht von 11.000, die „Union Europäisch-Türkischer Demokraten“, Veranstalterin der Demonstration, sogar von 30.000 Teilnehmer*innen.Mobilisiert wurde über eine Facebook-Veranstaltung, unter der sich schon im Vorfeld ablesen ließ, dass es vielen Personen nicht nur um Solidarität mit der palästinensischen Bevölkerung ging, sondern dies auch die Gelegenheit bot einen antisemitischen Wahn auszuleben.

 

Die Kommentare auf Facebook reichten von NS-Vergleichen bezogen auf die Israelische Regierung, über die Zerschlagung des jüdischen Staates bis hin zu offenen Vernichtungsaufrufen gegen Jüdinnen und Juden. Viele lassen sich noch immer nachlesen. Im Kontext der zahlreichen antisemitischen Übergriffe auf und Abseits der vielen Anti-Israelischen Demonstrationen der vergangenen Tage und Wochen in Europa sind solche Aussagen auf einer Mobilisierungsplattform äußerst erschreckend. Dennoch verlief die Demonstration in Wien, anders als am Samstag in Innsbruck, ohne Zwischenfälle. Ihr Bild war bestimmt von unzähligen Nationalflaggen, hauptsächlich türkische, ägyptische und die der palästinensischen Autonomiegebiete, sowie vereinzelt Fahnen mit radikal-islamistischen Inhalten, wie zum Beispiel Jihad-Fahnen oder die der rechtsextremen, türkischen Bewegung der „Grauen Wölfe“. Auffällig war auch eine schwarze Fahne, auf der das Glaubensbekenntnis des Islams abgebildet war. Solche Fahnen werden unter anderem auch von der Al-Nusra-Front benutzt, was im Zusammenhang mit eines Protestes, der angeblich auf Solidarität mit den palästinensischen Zivilist*innen abzielt mehr als heuchlerisch und zynisch wirkt; Die Al-Nusra-Front ist seit knapp 4 Jahren am Massaker an der Zivilbevölkerung im syrischen Bürgerkrieg beteiligt, bei dem mehr als 100.000 Menschen getötet wurden, darunter auch viele palästinensische Flüchtlinge.

 

Daneben machten auch einige, ihrem Selbstverständnis nach, linke auf sich aufmerksam, wie zum Beispiel Johannes Wiener, der vor ein paar Jahren von der Israelitischen Kultusgemeinde Wien wegen Volksverhetzung angezeigt wurde, nachdem er öffentlich die Vernichtung des Staates Israel gefordert hatte, sowie einige andere der antisemitischen Sekten Red Revolution und RKOB.

 

Nachdem sich also, zumindest in Österreich, der hauptsächliche Teil des sogenannten Protestes für den Gaza auf höchst emotionaler Weise, wider jegliche Vernunft und Logik, in sozialen Netzwerken abgespielt hat, hat es die „Israel-kritische“-Masse nun auch hierzulande geschafft ihren Protest, nicht weniger unvernünftig, auf die Straße zu tragen.

 

Das seit Jahren in Syrien Menschen verfolgt und getötet werden, weil sie zwischen den Fronten des Assad-Regimes und der Mujaheddin stehen oder das ISIS die Bevölkerung im Irak terrorisiert, hat in Wien sicher noch keine Person, die am Sonntag für Gaza und gegen Israel demonstriert hat, auf die Straße gebracht.

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Die Antisemiten (die kann man leider nicht mal Antiimperialisten nennen) von der RKOB haben schon bei Syrien-Demos mitgemischt, aber wer da ihr Ansprechpartner ist, hat sich ja spätestens gestern gezeigt.

 

Ansonsten war das leider nicht die erste, sondern bereits die 3. (wenn nicht sogar +X) Demo "für Palästina" in Wien der letzten Wochen, die nächste folgt übrigens am 26.7., diesmal aus dem Spektrum der iranischen Diktatur (die Demo gestern wurde von AKP/Erdogan-Unterstützern organisiert):

http://gegendenalqudstagwien.wordpress.com/

es gab schon mehrere schlecht besuchte Kundgebungen in letzter Zeit. Aber soweit ich weiß, war das gestern tatsächlich die erste große Demo und womöglich auch die größte im deutschsprachigen Raum..