[Jena] Besetzung hält an - Räumung droht

CZS11Blockade

Die Carl-Zeiss-Straße 11 in der Jenaer Innenstadt ist weiterhin besetzt. Vor und im Haus sammeln sich immer mehr Aktivist*innen, um den erkämpften Raum auszugestalten, Diskussionen zu führen und um sich auf einen bevorstehenden Polizeieinsatz vorzubereiten.

 

Dienstag 1.Juli

Seit gestern Nachmittag entfaltete sich auf der Carl-Zeiss-Straße und im geöffneten Haus Nummer 11 eine bunte widerständische Situation: Mehrere Maskierte belebten die oberen Stockwerke, schmückten die öde Fassade und den exklusiven Balkon mit Transparenten und erklärten öffentlich, das Haus auch im Fall einer Räumungsandrohung besetzt zu halten. Es ging ihnen weniger um eine plakative Aktion oder die Aufmerksamkeit von Autoritäten verschiedenster Couleur, sondern um den konkreten Moment der Enteignung von Privateigentum und die dauerhafte Perspektive eines erkämpften Raums als Konfliktpunkt im kapitalistischen Jenaer Stadt- und Unibetrieb (http://wolja.noblogs.org/post/2014/07/01/erklaerung-zur-hausbesetzung-de...).

 

Das untere Stockwerk wurde alsbald mit Blumenkästen, Musikanlage, Plakaten, Girlanden und Sitzgelegenheiten bestückt, was bis in die Nacht hinein immer wieder Menschen dazu einlud, sich den eröffneten Raum anzusehen und mitzugestalten. Vor dem Haus sammelten sich ca. 150 Menschen, später am Abend bis an die 200. Hier wurden Sofas aufgestellt, auf Plakatwänden Ideen ausgetauscht, Musik gespielt, Diskussionsrunden zu verschiedenen Themen abgehalten, die Straße mit Transparenten verziert, eine Lesung zum ehemals besetzten Haus in Erfurt veranstaltet und im Einklang mit den Besetzer*innen der Öffentlichkeit kommuniziert: Wir sind gekommen um zu bleiben.

 

Die Polizei postierte an den beiden Zufahrten zur Carl-Zeiss-Straße mehrere Wannen und schläfrige Beamt*innen und hielt sich auf Distanz zur angemeldeten Kundgebung. Gegen 21 Uhr hatte der Einsatzleiter das benachbarte Uniklinikum als Eigentümer des Hauses ausfindig gemacht. Nach einem Gespräch mit dem Verantwortlichen erklärte selbiger Einsatzleiter, dass das Klinikum die Besetzung bis zum nächsten Morgen um 9 Uhr dulden wolle.

 

Mittwoch, 2.Juli

Nach einer relativ ruhigen Nacht zieht die Polizei so langsam ihre Kräfte zusammen. Ein Räumungskommando soll unterwegs sein, um im Auftrag des Uniklinikums dem selbstorganisierten Treiben in der Carl-Zeiss-Straße ein Ende zu setzen. Unterstützung für die Menschen vor Ort wird dringend gebraucht. Wie die Erfahrung in der Neugasse 17 am 6. Dezember 2013 gezeigt hat, hat die Stadt Jena kein Problem damit, für die Wiederherstellung der Eigentumsordnung (=Wiederherstellung von Leerstand) angemeldete Kundgebungen vom BFE wegprügeln zu lassen und das komplette Innere eines Hauses für die Räumung zerschlagen zu lassen. Wer in Jena oder anderswo unterwegs ist: Verbreitet die Nachrichten - macht Aktionen rund um die Carl-Zeiss-Straße und anderswo - lasst niemanden allein im Polizeikessel oder im Gewahrsam! Die Polizei macht gerade an den Aufbau von Hambuger Gittern an beiden Seiten der Straße.

 

Vor und in der Carl-Zeiss-Straße 11 gibt es mittlerweile eine Blockade von Menschen und Materialien. Die Besetzer*innen greifen indessen auf unkonventionelle Mittel zurück, die die Polizei vor neue Herausforderungen stellen: Ein Kamel wurde für die Verteidigung des Hauses gewonnen!

 

Für aktuelle Infos checkt heute und auch weiterhin:   wolja.noblogs.org

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Eventuell Gespräche von Besetzer_innen und Klinikum

Als Verantwortliche für Verwaltungsangelegenheiten des Uniklinikums konnte eine gewisse Frau Seidler-Kwem ermittelt werden. Sie verfügt nun über die Möglichkeit, mit den Besetzer_innen telefonisch in Kontakt zu treten. Ob sie dieses Angebot von Seiten der Besetzer_innen nutzt und ob diese “Gesprächsbereitschaft” nur ein Alibi für den späteren Räumungseinsatz dient ist unklar. Fest steht weiterhin, dass es den Besetzer_innen offenbar nicht naiv darum geht, “jegliche Verhandlungen” abzulehnen. Das, worüber sie verhandeln möchten ist lediglich, diese Besetzung, welche sich im Moment regen Zuspruches erfreut, auf Dauer zu stellen und in einen selbstverwalteten Raum münden zu lassen.

*weiteres folgt*

 

http://wolja.noblogs.org/post/2014/07/02/eventuell-gespraeche-von-besetz...

Nachdem die Polizei bereits vor einer Stunde die angemeldete Kundgebung 50m vom Haus weg verlegt und Absperrgitter aufgestellt hat, gab es eben die zweite Aufforderung an die ca. 50 vor dem Haus verbleibendne Menschen, den Platz zu räumen.

Zuvor geführte Gespräche mit Vertreter*innen des Uniklinikums führten zu keinem Ergebenis. Das Klinikum will das Haus nach fünf Jahren Leerstand weiterhin keiner Nutzung zur Verfügung stellen, sondern es im Rahmen der Klinikumsumstrukturierung abreißen lassen. Die Besetzer*innen sehen keinen Grund dafür, die bereits begonnene Nutzung abzubrechen und im Geiste der Eigentumsordnung von Null an in Hinterzimmern über "Alternativen" zu sprechen.

 

Das BFE steht bereits in Position:  http://t.co/jp4HVRiOS7

Räumung hat nach dritter Aufforderung soeben begonnen, Polizei geht rabiat vor.

Es sind immer noch ca. 100 Personen vorm Haus, die trotz massiver Polizeigewalt nicht weichen. Ingewahrsamgenommene werden zur Identitätsfeststellung in den angrenzenden Hof des Klinikums gebracht und danach mit Platzverweisen bis 16.30 Uhr für die Carl-Zeiss-Straße in 500m Entfernung zum Haus wieder rausgelassen.

Keine Menschen mehr vor dem Haus, einige Verletzte, Besetzer*innen sind noch drin.

Nachdem Vertreter*innen des Uniklinikums "ihr" Haus noch einmal von innen begutachtet haben, sind die Besetzer*innen zur Polizeiinspektion am Anger verbracht worden. Das Haus ist somit komplett geräumt. Was die vielen Menschen in der Stadt mit ihren Ideen und ihrer Wut über die Bullengewalt machen, bleibt abzuwarten.