Die Drogen und Wir? Ein selbstkritisches Plädoyer

Teile machen Spaß

Mit diesem Text wollen wir aufmerksam machen, auf ein unserer Meinung nach immer größer werdendes Problem innerhalb linker Zusammenhänge, von dem wir glauben, dass es unter den Tisch gekehrt wird oder von welchem wenn, dann nur hinter vorgehaltender Hand geredet wird. Das Problem betrifft vor allem die linke, antifaschistische Jugendbewegung. Es geht um den Umgang mit bewusstseinserweiternden und aufputschenden Rauschmitteln bei Zusammenkünften und Feiern innerhalb der linken Szene.

 

Es stimmt, dass jeder Mensch ein Recht auf Rausch hat und unsere Gesellschaft zahlreiche Substanzen per Gesetz ächtet und ihre KonsumentInnen diskriminiert und ständiger polizeilicher Repression aussetzt.

 

Es stimmt, dass nicht jedeR KonsumentIn von bewusstseinserweiternden Substanzen einen missbräuchlichen Konsum praktiziert, sondern den Konsum so handhabt, dass dabei kein Schaden an sich selbst und an anderen vollzogen wird.

 

Es stimmt, dass man Menschen zutrauen sollte selbstbestimmt Entscheidungen zu treffen und von ihnen erwarten kann, die Risiken ihres Handels zu reflektieren.

 

Es stimmt, dass das gemeinsame Konsumieren von Rausch fördernden Substanzen die Gemeinschaft stärken kann und gemeinsame Erlebnisse der Freunde und der Lust befördern kann.

 

Es stimmt, dass wir durch den Konsum von bewusstseinserweiternden Substanzen mehr über uns selbst, unsere Gefühle und unser Unterbewusstsein erfahren können und möglicherweise auf so manche weltlichen Zusammenhänge kommen, auf die wir nüchtern nicht gekommen wären.

 

Es stimmt, dass bei einem guten Wein und bei so manchem kalten Bier schon so manche Idee für eine gute politische Aktion gekommen ist.

 

Es stimmt, dass jedeR nicht nur ein Recht auf Rausch hat, sondern ein Recht darauf mit seinem Körper zu machen, was er/sie will.

 

Es stimmt, dass der Konsum von bewusstseinserweiternden Substanzen ein Mittel ist, um sich abzugrenzen von der Welt der Spießer und Leistungsträger und statt kapitalistischer Konformität zu leben, die Ekstase und den Exzess bevorzugen.

 

Es ist gut, dass die linke Szene Freiräume bietet, seinen Rausch zu genießen, ohne dabei befürchten zu müssen von jemandem schräg angeschaut oder verurteilt zu werden.

 

Es stimmt aber auch, dass die linke Szene oft der erste Schritt in Richtung einer Drogenkarriere ist, bei der es nicht nur bei Alkohol und Cannabis bleibt.

 

Es stimmt auch, dass viele junge Menschen, die sich für linke Politik interessieren und auf Veranstaltungen und Konzerte gehen früher oder später in Kontakt mit Substanzen kommen, die chemisch in unbekannten Laboren produziert wurden und mit Inhaltsstoffen und Streckmitteln versehen sind, von denen niemand weiß, wie schädlich sie sind.

 

Es stimmt auch, dass der Konsum von Amphetaminen, Kokain und LSD sich schon seit längerer Zeit in linken Zusammenhängen etabliert haben und völlig bedenkenlos unter die Menschen gebracht und konsumiert werden.

 

Es stimmt auch, dass ein Zustand erreicht ist, in dem die gesundheitlichen Gefahren des Konsums bewusstseinserweiternder und aufputschender Drogen verharmlost bis ausgeblendet werden.

 

Es stimmt auch, dass innerhalb linker Zusammenhänge eine gesundheitliche Aufklärung bezüglich des Konsums solcher Substanzen nicht statt findet oder als konservative oder Pathologisieren Psychohygiene abgelehnt wird.

 

Es stimmt auch, dass die Zahl derjenigen, die in den missbräuchlichen Konsum abrutschen stetig wächst und psychische Erkrankungen häufiger auftreten.

Es stimmt auch, dass der regelmäßige Konsum von Rauschmitteln nicht nur den emotionalen Apparat und den Körper schwächen, sondern die Szene insgesamt. Es stimmt nämlich auch, dass wer von Freitag bis Sonntag feiert schwerlich dazu zu bewegen ist, sich an politischen Aktionen effektiv zu beteiligen.

 

Es stimmt auch, dass der regelmäßige Konsum von Rauschmitteln in der linken Szene das Misstrauen gegenüber dem Nächsten stärkt und statt Solidarität und gemeinsamer politischer Praxis die Suche nach dem nächsten Rausch und der nächsten Party überwiegt.

 

Es stimmt auch, dass durch den bedenkenlosen Konsum von als illegal deklarierten Substanzen die Möglichkeiten durch staatliche Repression in Schwierigkeiten zu kommen steigen und so die Schlagkraft der eigenen Gruppe geschwächt wird.

 

Es stimmt auch, dass es scheinbar kein Problem mehr ist bei Festen der linken Szene chemische Rauschmittel öffentlich zu konsumieren und zu verkaufen.

 

Es stimmt auch, dass die Hemmschwelle chemische Rauschmittel zu konsumieren gerade bei jüngeren GenossInnen dadurch sinkt, dass viele erfahrenere GenossInnen regelmäßig und gedankenlos zu Rauschmittel greifen.

 

Es stimmt auch, dass einer von chemischen Substanzen durchsetzten Personengruppe kein Ottonormalverbraucher vertrauen wird und mit dieser sicherlich keine soziale Revolution starten wird.

 

Es stimmt auch, dass durch den missbräuchlichen und regelmäßigen Konsum von chemischen Rauschmitteln nicht nur die Schlagkraft der linken Strukturen im allgemeinen abnimmt, sondern dass persönliche Lebensläufe in Delinquenz, klinischen Aufenthalten und Verwahrlosung enden, statt in gefestigten Lebensstrukturen, von wo aus der politische Kampf klarer und konsequenter geführt werden kann.

 

Es stimmt auch, dass durch den zusätzlichen täglichen Konsum von Cannabis und Alkohol wird in einen Zustand versetzt werden, in dem wir nicht mehr in der Lage sind klar zu denken, langfristig zu planen und auf Veränderungen oder Gefahren angemessen zu reagieren.

 

Es stimmt auch, dass innerhalb der linken Zusammenhänge auf diese Probleme bisher kaum reagiert wurde und ein scheinbar stilles Einverständnis darüber herrscht, dass man das alles unter Dach und Fach hält.

 

Das ist kein Aufruf zum Straight Edge, auch wenn das für manche vielleicht der richtige Weg sein mag. Wir plädieren für eine selbstkritische Auseinandersetzung mit dem Thema Konsum von bewusstseinserweiternden und aufputschenden Rauschmitteln und mit den Folgen des missbräuchlichen Konsums. Wir wünschen uns weniger Selbstzerstörung, Verwahrlosung und seelische und geistige Verwahrlosung, sondern mehr Offenheit gegenüber den Ursachen für missbräuchlichen Konsum. Wir fordern eine offensive und solidarische Auseinandersetzung mit denjenigen GenossInnen, die für die Distribution und den Verkauf der Rauschmittel verantwortlich sind und fordern sie auf, selbstkritisch und ehrlich sich die Frage zu stellen, ob es nicht besser wäre, sein Geld anders zu verdienen. Wir sind nicht gegen den Rausch, die Lust und die Ekstase: wir wenden uns gegen die Selbstzerstörung der junger radikaler Linker und wollen nicht, dass unser Geist und unser Handeln durch den Zwang zum nächsten Rausch bestimmt wird, wir wollen nicht, dass sich die Leute durch ihre Konsumzwänge letztlich aus der aktiven Szene in die Psychiatrien und Unterführungen dieses Landes verabschieden, wir wollen eine lebendige, reflektierte, solidarische linke Jugendbewegung, die zwar auch feiern kann, aber die sich auch weiterbildet, persönlich wächst, den Ernst des Lebens und des Klassenkampfes begreift, die aber auch andere GenossInnen schützt vor den Gefahren selbstschädigenden Verhaltens und ihnen zur Seite steht, wenn sie merken, dass es auf die schiefe Bahn läuft. 

 

Wir denken, dass wir hier vielen aus den Herzen sprechen und bitten euch, diesen Brief weiterzuleiten und euch selber darüber Gedanken zu machen.

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

Dazu sei noch auf folgenden Artikel hingewiesen: 
https://linksunten.indymedia.org/de/node/92063

"bewusstseinserweiternde Substanzen"

 

-das ist ein unsachlicher begriff. "bewusstseinsverändernde substanzen" macht viel mehr sinn, denn ob sie das bewusstsein erweitern (was ist denn bewusstseinserweiterung überhaupt?) kann nicht klar gesagt werden. verändern tun sie es auf jeden fall. ob man das positiv oder negativ sieht ist dann eine weitere frage.

 

ich finde drogen haben bei einem emanzipatorischen kampf nichts verloren. damit blendet man nur die realität aus. helfen tun sie nicht.

Über den Text hättet ihr besser noch mal nüchter drübergelesen.

danke.

 

jedoch: wieso blendet ihr weitere grundlegende bezüge aus?

 

beispiel: die osteuropäischen staaten werden gezielt mit drogen de-stabilisiert. und nicht nur diese, auch hierzulande wurden die sozialen bewegungen  bereits seit den 1970er jahren ganz offen angegriffen. das hat alles strategie. es ist ein krieg gegen die armen. erst recht gegen die aufständigen.

 

klar, kann man nicht mal eben so zusammenfassen. aber weiter so! macht ihr gut.

Es stimmt, dass ihr damit ein wichtiges Thema ansprecht

Es stimmt auch, dass der Text zu schlecht und undetailliert geschrieben ist um eine ernsthafte Diskussion anregen zu können

"Wir sind nicht gegen den Rausch, die Lust und die Ekstase"

Ist doch seltsam das Ihr meint, klarstellen zu müssen, dass Ihr nicht gegen Rausch, Lust und Ekstase seid. Anscheinend wird Rausch etc. allerdings vorwiegend mit Dorgen in Zusammenhang gebracht. Nun, Adrenalinkicks bspw. kann mensch auch ohne Substanzeinnahme kriegen. Von vielen Leuten hört mensch jedoch, dass zu Partymachen mindestens Alkoholkonsum dazu gehört. Alkoholfrei bspw. scheint mit Spaß nicht verknüpfbar. Das klingt doch schon recht kaputt für meine Begriffe. Zumal es ja nicht bei einer (Drogen)Feier bleibt und über Gewohneit, Missbrauch entstehen kann. Betroffene der Drogen sind aber nicht nur die Konsument_innen sondern auch Mitmenschen, die die negativen Folgen vieler Drogen - Absenkung der Hemmschwelle und geförderter Aggression - zu spüren kriegen. Angefangen von Rumgemacker bishin zu (sexueller) Übergriffen/Gewalt. Selbst auf Demos sind regelmäßig Teilnehmende zu beobachten, die Alkohol konsumieren oder bereits anderes intus haben. Das vermindert solidarisches, verantwortungsvolles Verhalten bzw. jene werden nicht als verlässlich eingeschätzt. Linke Räume und Veranstaltungen sind darüberhinaus nur schwerlich als rauchfrei zu organisieren. Bedürfnisse von Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen (Asthma, Schwangerschaft) Rauch vermeiden wollen oder einfach, weil sie auf Rauch keinen Bock haben, werden oftmals nicht respektiert. Das daraufhin jene Veranstaltungen fernbleiben, kann durchaus ignoranten Raucher_innen zugeschrieben werden.

 

Macht kaputt, was Euch kaputt macht!

Passt aufeinander auf!