Am 7.6. rief ein breites Bündnis rechter Gruppierung, zumeist militanter Nazis, dazu auf in Dresden den Tag der deutschen Zukunft(TddZ) zu begehen. 4.500 Gegendemonstrant_Innen und 1.000 Faschos seien zu erwarten, hieß es auf Infoveranstaltungen und diversen Aufrufen. Die Zahl der Nazis schien dabei wenig verwunderlich. Waren in den letzten Jahren die Teilnehmer_Innenzahlen etwa bei 500 gewesen, musste damit gerechnet werden das durch die Teilnahme sächsischer und Ostdeutscher Rechter die Zahl der Demonstrant_Innen auf 1.000 hätte ansteigen können. Die prognostizierte Zahl von Gegendemonstrant_Innen schien allerdings von Anfang an unrealistisch, gutes Wetter und der nicht vorhandene „Lokalpatriotismus“ deutscher Bürger_Innen wie zum 13. Februar sind wohl nur einige Gründe. So waren es am Ende die Hälfte an Nazis und ein Drittel an Gegendemonstrant_Innen die am letzten Samstag in Dresden auf der Straße waren. Allein diese Zahlen können nicht als Erfolg gewertet werden.
Der Tag
Bevor wir uns gegen 9 Uhr auf den Weg Richtung Pischen machten berichtete unser Scout davon das ab 7 Uhr vermehrt Bullen auf der Leipziger Straße unterwegs waren, Bahnhof Pischen schon nicht mehr durch zu hohe Präsenz des „Freund und Helfers“ zur erreichen war und Personenkontrollen vermehrt durchgeführt worden. Mit nicht so guten Gefühlen begaben wir uns mit den ÖVM in das Gebiet, diese Entscheidung stellte sich auch als unproblematisch heraus. Angekommen lief Mensch einen größeren Kreis um den Treffpunkt der Nazis (Barbarastraße) um Ersteinmal die Lage zu sondieren. Ein sonniger Tag, warm, ein paar Passant_Innen nur etwas fehlte: Bullen, Nazis und Antifaschist_innen. Ein Anruf beim Infotelefon sollte Klarheit schaffen, es hieß wir sollen zu den angemeldeten Kundgebungen gehen, über Nazis gäbe es nur wenige Informationen. Verwundert darüber das im Umkreis von 100m um den Treffpunkt der Faschos niemand anzutreffen war bewegten wir uns Richtung Kleingartenanlage direkt an der Naziroute. Dort angekommen folgte ein weiterer Anruf. Genaue Informationen waren wieder Fehlanzeige, einzige Info war „zu den angemeldeten Kundgebungen laufen“.
Nach einiger Zeit des Wartens und „abchecken“ der Umgebung wurde entschieden sich zur Rehestrasse zu bewegen. Erfreut darüber in der Nähe davon nicht nur schwarz vermummte Antifakids zu sehen, schöpften wir neue Hoffnung für den Tag. Leider hielt dies nicht lang.
An einem Netto in der Nähe des Haltepunkts Mickten manifestierte sich das Problem von bürgerlichem Antifaschismus, deutscher Widerstandskultur und der Stimmung/Entschlossenheit der Leute an diesem Tag vor Ort.
Alle saßen im Schatten und ließen es sich gut gehen, wirkten eher entspannt und waren weniger darüber interessiert, dass Nazis irgendwo in der Stadt aufmarschierten.
Nach einer Meldung des Tickers, die Erfurter Straße werde wegen mutmaßlicher
alternativ Route gesperrt, waren wir ganz Froh wieder den Platz zu verlassen. Angekommen dort, stellte sich die Information als schlichtweg falsch heraus. Noch immer unermüdlich begaben wir uns Richtung bekanntgewordener Naziroute, auf halben Weg erfuhren wir allerdings vom Infotelefon das diese in der Industriestraße schon ihre Abschlusskundgebung halten würden und wir uns zum Haltepunkt Mickten (2 km entfernt) zu einer Gegenkundgebung einfinden sollen. Auch diese Information verstanden wir angesichts der Entfernung zu den Nazis nicht. Unzufrieden und Enttäuscht machten wir uns auf den Heimweg. Den ganzen Tag über hatten wir keine guten Informationen erhalten, teilweise waren Info´s schlichtweg falsch und Entschlossenheit und Eigeninitiative war von Gegendemonstrant_Innen nicht zu spüren.
Wir sehen den Tag ganz und gar nicht als Erfolg und wollen dies nochmal kurz Zusammenfassen: - keine gute Infostruktur (teilweise sogar falsche Info´s)
- mangelnde Einsatzbereitschaft und Eigeninitiative von Gegendemonstrant_Innen
- sich selbst feiern am Ende anstatt kritisch zu reflektieren
- Nazis konnten ohne große Störungen laufen - es wäre viel mehr möglich gewesen, hätten sich Kleingruppen (mit Wechselsachen und nicht komplett in schwarz gekleidet) in Richtung Naziroute bewegt hätten
Wir hoffen das es eine kritisch reflektierte Aufarbeitung des Tages gibt. Allein das Bullen davon sprechen das es zu keinen „nennenswerten Vorfällen“ und in der Presse die Oberbürgermeisterin Dresdens mit Sätzen wie „Wir lassen uns unser Dresden nicht verschmutzen mit menschenverachtenden Ideologien", kann dies nicht der Anspruch radikaler antifaschistischer Kritik sein.
Es bleibt abzuwarten wie die lokale Antifaszene auswertet und reagiert. In 8 Tagen, am 17.06, steht schon wieder eine Demonstration von Nazis bevor. Die Mobi dagegen ist schwach und die Szene wohl wieder auf sich selbst angewiesen, mit großer Hilfe von Außerhalb kann wenig gerechnet werden.
(A)
Fotos
Fotos vom TDDZ und den Gegenprotesten gibt es hier:
https://www.flickr.com/photos/rene_strammber/sets/72157645061684585/
Mehr Fotos
Zustimmung
Vielen Dank für den Bericht.
Ergänzend kann noch gesagt werden, dass praktischer Antifaschismus für mich was anderes bedeutet als im Schatten zu chillen und auf Infos zu warten.
Koordination ja gerne, wenn es denn funktioniert. Eigeninitiative ja bitte, wenn es denn nicht funktioniert!
Rumchillen und gar nichts tun, nein danke!
aid-ticker
Empfehlung: aid-ticker https://linksunten.indymedia.org/de/ticker/notddz14
no people, no repression
wo ist denn nun die große hetze und repression geblieben, die ja nach dem anschlag auf die bahn ach so hart zuschlagen sollte?
vielleicht wird ja dadurch realisiert, dass repression sich keine "vorwände" sucht und es auch keine false flag aktionen gibt. repression orientiert sich an der gesellschaftlichen relevanz unserer bewegung. wenn so ein lauer tag wie TddZ kaum eine außenwirkung entfaltet und auch kaum ein mensch da war, dann ist es auch nicht nötig ihn repressiv zu belangen. wenn stattdessen szenen wie dresden 2011 zu sehen sind, dann kommen auch die wasserwerfer und bullenhorden und die massenüberwachung (übrigens ganz ohne anschlag vorher).
diese denke ist deshalb so schlimm, weil die menschen auf dem platz des himmlischen friedens auch so gedacht haben und das ergebnis ist bekannt: massaker
(das es sicher unschöne szenen gab, möchte ich damit dennoch nicht verneinen)