Zahlreiche kreative Spuren wurden am Freitag, den 6. Juni, bei einem (Mit-)Täterspurgengang von der Antifa Koordination Köln & Umland (AKKU) in der Kölner Innenstadt hinterlassen. Erinnert wurde mit Transparenten, künstlerischen Aktionen und einer Gedenkplakette dabei nicht nur an den rechtsterroristischen Anschlag in der Keupstraße, sondern auch an eine andere Tat des NSU, an den Bombenanschlag in der Kölner Probsteigasse.
Rund 150 Anti-Rassist_innen starteten in
Köln-Deutz, um stellvertretend Orte und Mittäter_innen aufzusuchen,die
bei der Mordserie des NSU sowie deren Nicht-Aufklärung eine Rolle
spielten und immer noch spielen. Am Finanzamt erzählten der
Geschäftsinhaber und Geschädigte Arif Sadic und der Ehren-Vorsitzende
der Initiative Keupstraße Mitat Özdemir davon, wie die Finanzbehörde die
Ladeninhaber_innen nach dem Anschlag unter Druck setzten, da die
Täter_innen im Umfeld der Opfer vermutet wurden. Ohnehin traumatisierte
Menschen wurden unter anderem durch diese Behandlung zusätzlich
traumatisiert.
"Von einem Augenzeugen ganz persönlich zu hören, wie
demütigend und schikanierend die Behandlung seitens Polizei und Behörden
war, führt das gewaltige Ausmaß von Rassismus in der unserer
Gesellschaft erschreckend vor Augen", so Lisa Müller, Sprecherin der
Antifa'Koordination Köln&Umland.
Weiterhin thematisierte der
(Mit-)Täterspurengang die politisch Verantwortlichen für die
rassistischen Ermittlungen, die Fortschreibung des Rassismus' in den
Medien sowie die einseitige und drangsalierende Ermittlungsarbeit der
Polizei. Schließlich haben diese staatlichen Behörden und
gesellschaftlichen Institutionen mit ihren Ermittlungsmethoden und ihrer
Berichterstattung dazu beigetragen, die rassistische Grundstimmung in
Deutschland weiter zu befeuern. Angegriffen wurden auch die aktuellen
Entwicklungen, bei denen Politiker_innen wie Horst Seehofer mit
rassistischen Umschreibungen eine Politik durchsetzen, die auf
Abschottungen setzt und Migrant_innen nach "wertvoll" und "wertlos"
unterscheidet.
Kritisiert wurden ebenfalls die Politiker_innen, die
sich im Zuge des Jahrestages des Anschlags über die Mordtaten des NSU
empören, ohne die eigene Rolle zu hinterfragen und Konsequenzen zu
ziehen.
Von dem Leid und der Angst, die der Anschlag auf ein
Lebensmittelgeschäft in der Probsteigasse 2001 auslöste, berichtete die
Anwältin der Nebenklage beim Münchner NSU-Prozess, Edith Lunnebach. Bei
dem Anschlag detonierte ein Sprengsatz in einem Lebensmittelgeschäft,
der die Tochter des Ladenbesitzers schwer verletzte. Nur durch ein
Wunder kamen weitere Personen nicht zu schaden.
Auf der
Abschlusskundgebung wurde an diesen zweiten Kölner Anschlag erinnert und
gefordert, auch die zur Verantwortung zu ziehen, die bis heute eine
lückenlose Aufklärung der NSU-Anschläge verhindern und keine
Konsequenzen ziehen wie den Verfassungsschutz. Der (Mit-)Täterspurengang
endete mit einer Schweigeminute und mit dem Anbringen einer
Gedenkplakette in der Probsteigasse.
Der
„(Mit-)Täterspurengang“ fand im Rahmen der Veranstaltungsreihe der
Inititative „Keupstraße ist überall“ zum zehnten Jahrestestag des
Nagelbombenanschlags in der Keupstraße statt.
Kontakt:
akku@riseup.net
Weitere Informationen unter:
http://www.antifakoeln.blogsport.de/2014/05/13/mit-taeterspurengang/
http://www.keupstrasse-ist-ueberall.de/veranstaltungen/programm-10-jahre...
Fotos:
https://www.flickr.com/photos/strassenstriche/sets/72157644632793209/
http://keupstrasse-ist-ueberall.de/fotos-mit-taeterspurengang/
AFA auch nicht besser
Leider haben ja auch die Gruppen die der Antifaschischistischen Aktion zuzurechnen sind nicht reagiert. Nun eine Gedenktafel mit dem entsprechenden Symbol der Bewegung anzubringen hat etwas zynisches. Es braucht nicht beschönigt zu werden: Auch "die Antifa" hat gepennt. Steht halt dazu und hört auf durch rumgelabel irgendwelche Sachen zu übernehmen. Die Gedenktafel wäre auch ohne die zwei Fahnen ausgekommen...
Solidarische Grüße