Ukraine-Friedensdemo in Berlin

Ukraine-Friedensdemo in Berlin 1

Wie in mehreren deutschen Städten versammelten sich auch in Berlin am Samstag zahlreiche Menschen, um gegen Militäreinsätze, Kriegstreiberei, Russlandhetze, Sanktionen, Unterstützung von Faschisten und die Kriegsgefahr bezüglich der Ukraine zu demonstrieren. Sie forderten das Ende jeder deutschen Unterstützung für die mit Faschisten durchsetzte Putschregierung in Kiew, eine Einstellung aller militärischen Angriffe auf die Ostukraine und den Rückzug sämtlichen NATO- und BRD-Militärs aus dem Krisengebiet.

 

Zur Demonstration aufgerufen hatte ein erst vor kurzem gebildetes Anti-Kriegs-Bündnis Ukraine, zu dem sich mehrere linke und Friedens- Initiativen und -Gruppen vereinigt hatten. Hunderte von Menschen (600 laut RBB-Angaben) zogen vom Potsdamer Platz am Kanzleramt (wo ihnen die Polizei eine Kundgebung  verweigert hatte) vorbei bis zum Washingtonplatz am Hauptbahnhof. Unterwegs legten sie eine Zwischenkundgebung vor dem ARD-Hauptstadtstudio ein, wo sie gegen die einseitige und z.T. hetzerische "Berichterstattung" der deutschen Staatsmedien - allen voran der ARD - protestierten.

 

Mehrere Redner forderten das sofortige Ende des Militäreinsatzes der ukrainischen Putschregierung gegen Aufständische und besonders auch gegen die Zivilbevölkerung in der südöstlichen Ukraine. Ein Sprecher der linken ukrainischen Organisation "Borotba" berichtete, dass sowohl die Aufständischen als auch die Zivilbevölkerung gleich von drei Seiten aus mit Waffengewalt angegriffen werden: vom ukrainischen Militär, von der sogenannten "Nationalgarde" (in der die faschistischen paramilitärischen Kämpfer aus der Ukraine teilweise aufgegangen sind) und von den Privatarmeen der Oligarchen. Dabei würden auch Wohngebiete beschossen. (In den letzten Tagen war ja auch bekannt geworden, dass das ukrainische Militär sogar Kindereinrichtungen und Schulen in der Ostukraine mit Artillerie beschossen hat, s. http://www.jungewelt.de/2014/05-31/060.php ). Wie der Borotba-Sprecher zuvor schon bei einer Informationsveranstaltung erklärt hatte, sind sämtliche Büros von Borotba von faschistischen und rechtsradikalen Kräften zerstört worden; es sei für ihre Anhänger inzwischen lebensgefährlich, in der Ukraine noch aufzutreten, und viele von ihnen seien bereits ins Ausland geflüchtet. (Ähnliches hat vor kurzem auch der Vorsitzende der Kommunistischen Partei der Ukraine in einem Interview mit der "Jungen Welt" berichtet, siehe: http://www.jungewelt.de/2014/05-31/050.php ).

 

Stellvertretend für alle anderen Redner anschließend die Rede von Tobias Pflüger, der die Lage in der Ukraine samt ihren Hintergründen anschaulich darstellt und die Forderungen der Demonstrationsteilnehmer zusammenfasst. Ein Video zur Demo findet sich hier: http://www.youtube.com/watch?v=y4zUollZMzM&feature , dabei ist insbesondere auch die Rede von Eckart Spoo zu den Nachrichtenmanipulationen der ARD zu empfehlen (ab Minute 7:02).

 

Hier die Ansprache von Tobias Pflüger:

 

Liebe Freundinnen und Freunde,

 

ich bin zuerst mal sehr froh, dass wir diese Demonstration organisiert haben, ich bedanke mich bei euch, das ihr hier seid. Wir wollen ein klares Zeichen setzen, dass es endlich aufhören muss mit dieser Eskalation in der Ukraine, und dass die Bundesregierung, die NATO und die Europäische Union aufhören sollen zu zündeln. Wir wollen von hier aus ein klares Zeichen setzen. Vielen Dank, dass ihr hier seid!

 

Im Moment ist die Situation in der Ukraine so, dass in der Ostukraine ein sogenannter "Antiterroreinsatz" stattfindet. Was das konkret heißt, ist, dass auch normale Bevölkerung zusammengeschossen wird, zum Beispiel in Slawjansk, und wir fordern die Bundesregierung auf, dass sie endlich bei der sogenannten Regierung der Ukraine Einfluss nimmt, dass dieser "Antiterroreinsatz" endlich beendet wird! Man kommt sich ja vor wie in einem falschen Film - Eckart Spoo hat es sehr schön beschrieben, wie die Medienberichterstattung ist: offensichtlich ist Russland an allem schuld. Nur: ich will mal ein bisschen zurückgehen in diesem Konflikt. Was war am Anfang? Am Anfang gab es den Streit, ob die Ukraine die Eurasische Zollunion, die jetzt gegründet wird, mit unterschreibt, oder ob sie das EU-Assoziationsabkommen unterschreibt.

 

Liebe Freundinnen und Freunde, dieses EU-Assoziationsabkommen ist nicht irgendein harmloses Abkommen zur Zusammenarbeit, sondern da geht es um wirtschaftliche Interessen. Bei diesem EU-Assoziationsabkommen wird geregelt, dass in Zukunft Freihandel geben soll zwischen der Ukraine und der Europäischen Union. Und das heißt – da kann ich die Neue Osnabrücker Zeitung zitieren – "Ein Assoziierungsabkommen mit der EU würde zunächst dazu führen, dass europäische Unternehmen die Ukraine mit Produkten überschütten – ein Markt von 45 Millionen Konsumenten lockt. Ukrainische Unternehmen gerieten unter mächtigen Konkurrenzdruck. Viele brächen zusammen. Die wirtschaftliche Misere würde noch schlimmer." Oder sagen wir es mit unseren Worten: das EU-Assoziationsabkommen wird dazu führen, dass Privatisierungen stattfinden werden, dass die Löhne 'runter und die Preise nach oben gehen, und dass Stück für Stück die Bevölkerung verarmen wird.

 

Liebe Freundinnen und Freunde, dieses EU-Assoziationsabkommen ist eine imperiale Geste der Europäischen Union, und die ist nicht unwesentlich für die Eskalation dieses Konfliktes verantwortlich! Wir wollen nicht, dass es diese EU-Osterweiterung in dieser Form gibt, denn das bedeutet nämlich Eskalation, und die wollen wir nicht!

 

Die Bundesregierung macht ja eine nach der anderen dieser derzeitigen Regierungen hoffähig. Jetzt haben sie den Herrn Jazenjuk eingeladen nach Aachen, zum Feiern des Karlspreises. Jazenjuk ist einer derjenigen, die die Menschen, die in Odessa ermordet wurden, und die jetzt in Slawjansk ermordet werden, als „Terroristen“ bezeichnet. Liebe Freundinnen und Freunde, nein, das sind auch ganz normale Menschen, und wenn Menschen zu Terroristen stigmatisiert werden, ist das immer ein Zeichen, dass gelogen wird und dass Interessen dahinter stehen, und dass Krieg gerade läuft. Und genau wenn die Bundesregierung einen Herrn Jazenjuk hoffähig macht, ist das Teil einer Eskalation. Wir wollen nicht, dass Herr Jazenjuk irgendwie in Aachen herumspringt, wir wollen, dass er gerne wieder nach Hause gehen kann, aber nicht, dass er in Aachen herumspringt.

 

Und, liebe Freundinnen und Freunde, jetzt fand ja dort eine Wahl statt. Andrej Hunko war als Wahlbeobachter des Europarates in Odessa, und es ist ihm nicht erlaubt worden, gemeinsam mit Offiziellen an das Gewerkschaftshaus zu gehen und dort Blumen niederzulegen. Ich kann nur sagen: dort sind Menschen, Antifaschisten umgebracht worden, und es ist unsere Pflicht und Schuldigkeit, mit den Menschen dort solidarisch zu sein. Es ist eine Unverschämtheit, dass man ihn nicht in seiner offiziellen Funktion diesen Kranz hat niederlegen lassen am Gewerkschaftshaus in Odessa. Ich bin froh, dass er dennoch hin ist. Und er hat berichtet von der Wahl, dass sie in weiten Teilen der Ukraine relativ ruhig abgelaufen ist, aber dass es in der Ostukraine praktisch unmöglich war, zu wählen. Klar: wenn Kriegszustand ist, wie soll man dann wählen? Und hier wird der neue Präsident, Herr Poroschenko, ein Oligarch von westlichen Gnaden, als der „legitime“ Präsident beschrieben. Ich kann nur sagen: wer während eines Krieges zum Präsidenten gewählt wird, hat nur eine eingeschränkte Legitimation. Und es ist auch klar, dass zuerst dieser Krieg beendet werden muss, und dann kann vernünftig gewählt werden.

 

Liebe Freundinnen und Freunde, es heißt immer, Russland sei an diesem Konflikt schuld. Ich frage mich: wenn das denn so sein soll, warum werden dann Stück für Stück immer weitere Truppen der NATO an der Grenze zu Russland stationiert? Ich fordere die Bundesregierung auf, die sechs Eurofighter, die sie in die baltischen Staaten geschickt hat, sofort zurückzuziehen! NATO-Truppen haben an der Grenze Russlands nichts zu suchen! Ich erinnere an den 2+4-Vertrag, in dem es eigentlich mal hieß, dass in dem östlichen Bereich keine NATO-Truppen stationiert werden. Liebe Freundinnen und Freunde, wir wollen, dass die NATO und die Bundeswehr sofort zurückgezogen werden aus diesem Gebiet! Und dann soll noch einer sagen, wenn die Frau von der Leyen davon redet, die NATO sei dort unbedingt notwendig für die Sicherheit – Frau von der Leyen, Sie eskalieren! Und, Frau von der Leyen: bei den ersten sogenannten OSZE-Beobachtern, die dort festgesetzt wurden – das war einfach eine Lüge! Das waren keine OSZE-Beobachter, das waren Militärbeobachter von der Bundeswehr und von anderen Staaten, und ich frage Sie bis heute: was haben die dort zu suchen gehabt? Die haben dort nichts zu suchen gehabt! Und Sie haben uns angelogen, indem sie sie als OSZE-Beobachter bezeichnet haben! Frau von der Leyen, Sie eskalieren, und es ist eine Unverschämtheit, die Bevölkerung hier in der Bundesrepublik so hinters Licht zu führen!

 

Ja, an dem Punkt bin ich richtig wütend: weil es nämlich tatsächlich so ist, dass diese Bundesregierung so tut, als ob sie vermitteln würde usw.. Nein, was hier passiert ist, ist nicht Vermittlung, sondern was hier passiert von Seiten der Bundesregierung, ist Teil einer Eskalationsspirale. Und das müssen wir deutlich machen, auch, wenn es in den Medien so nicht berichtet wird.

 

Liebe Freundinnen und Freunde, die NATO, die Europäische Union und die Bundesregierung haben sehr viele Eigeninteressen in diesem Spiel. Und es heißt immer, wir wären nicht bereit, Russland zu kritisieren. Ja, was Russland da gemacht hat mit der Krim, das war zumindest völkerrechtlich fragwürdig. Aber, liebe Freundinnen und Freunde, eine Eskalation in der derzeitigen Situation wird insbesondere von der Europäischen Union und von der NATO betrieben. Da müssen wir klar benennen, und deshalb sagen wir: Keine NATO-Osterweiterung, keine EU-Osterweiterung, und ein Rückzug sämtlicher Truppen, die die NATO dort stationiert hat! Und, liebe Freundinnen und Freunde, derzeit - unser Freund und Genosse Sergej Kirichuk wird gleich reden - , derzeit ist es für Linke kaum möglich, dass sie normal in der Ukraine leben können und politisch arbeiten können. Sie werden verfolgt, und es ist selbstverständlich für uns hier als Friedensbewegung und als Linke: wir sind solidarisch mit den Antifaschisten in der Ukraine, und wir kämpfen gemeinsam mit ihnen, dass es keinen Durchbruch des Faschismus in der Ukraine gibt! Und Solidarität ist etwas sehr Konkretes: das heißt, dass man den Menschen hilft, und dass man öffentlich macht, wie die Situation derzeit in der Ukraine tatsächlich ist. Und die ist nicht so, wie sie immer wieder in den Medien beschrieben wird, sondern da findet derzeit, vor allem in der Ostukraine, ein Krieg statt. Und wir erheben – als Friedens und Antikriegsbewegung, als Linke – die zentrale Forderung: Stoppt endlich diesen Krieg in der Ostukraine! Dort werden Zivilisten umgebracht - das wollen wir nicht. Wir wollen einen sofortigen Stopp der Kampfhandlungen, die Waffen nieder!

 

Liebe Freundinnen und Freunde, das wird nur die erste Demonstration sein, die wir zu diesem Thema machen. Und ich bin sehr froh, dass wir heute hier zusammengekommen sind, und dass wir dann doch einige geworden sind. Nur: wir werden mehr werden müssen, und wir müssen mehr mobilisieren, und wir müssen immer mehr und häufiger auch in die verschiedenen Regionen der Bundesrepublik gehen. Wir müssen dort zeigen, wo der Krieg beginnt: wenn sie nämlich Truppen schicken, dann müssen wir an die Bundeswehrstandorte.

 

Liebe Freundinnen und Freunde, ich befürchte, dass dieser Konflikt noch heftig weiter eskalieren wird, und ich fordere euch auf und bitte euch, bei den zukünftigen Antikriegs- und Friedensaktionen dabei zu sein. Wir haben heute den Anfang gemacht, wir werden weiter machen, und das ist dringend notwendig. Vielen Dank.

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Verwunderlich das immer noch 600 Menschen zu solch populisten Veranstaltungen gehen.

dass so sinnentleerte Kommentare stehen bleiben. Hast du auch Argumente oder so etwas wie eine Gegenrede. Ansonsten erinnert mich dein Kommentar eher an Zwischenrufe im Bundestag. Also warum populistisch? Füll deine Kritik bitte mal.

 

Ansonsten ist der nächste Kommentar sicher:

 

"Ich finde es toll, dass 600 Menschen da waren"...

Ich war vor Ort, nichts war schwarz - weiss oder populistisch. Was soll also dein Kommentar? Billige Anmache ohne Inhalt.

 

Mal eine Presse - Stimme dazu:

 

http://www.jungewelt.de/2014/06-02/048.php

 

(wetten das Kommentator 1 nicht vor Ort war!!!)

Also, zunächst einmal waren es eher an die Tausend, die an der Demo teilnahmen, zumindest am Anfang und bis zur ARD. Gegen Ende vor dem Hauptbahnhof mögen es nur noch 600 gewesen sein.

 

Hier ist ein Redebeitrag von dem Journalisten Eckart Spoo vor dem ARD Büro, wo er die zuständigen KollegInnen fragt, warum sie gegen besseres Gewissen Verharmlosungen, Unwahrheiten und direkte Lügen verbreiten, die der Befeuerung des Bürgerkrieges in der Ukraine dienen:

http://www.freie-radios.net/64097

Hier seht ihr, dass die Demo weit größer als 600 TeilnehmerInnen war

https://www.youtube.com/watch?v=y4zUollZMzM&feature=youtu.be

Der erste Kommentar hier hat schon Recht, wenn er von Populismus im Zusammenhang der Demo schreibt. Allerding legt er keinen Beweis vor.

Was zum Beispiel das am Revers geheftete Sankt-Georgs-Band auf einer Friedensdemo zu suchen hat, ist mir schleierhaft. Ein kurzes Nachschlagen bei Wikipedia hätte zur Ablehnung dieser militaristischen "Auszeichnung" aus der russischen Zaren- und Königszeit gereicht.

 

Sankt-Georgs-Band - Wikipedia

http://de.wikipedia.org/wiki/Sankt-Georgs-Band

 

Russischer Orden des Heiligen Georg - Wikipedia

http://de.wikipedia.org/wiki/Russischer_Orden_des_Heiligen_Georg

 

Und was ist mit etwas Kritik gegen die russische Regierung und Putin? Da schweigt weitestgehend die gesamte Friedensgemeinschaft - von der alten Friedensbewegung bis hin zu den Montagsmahnwachen.

Angeblich hätte der Westen das "alte Feindbild Rußland" wieder neu entdeckt und Deutschland sei wieder mit dabei. (Bild 10) Auf was sich dieses alte Feindbild bezieht, wird leider nicht genauer ausgeführt. Scheinbar sind viele Friedensbewegte noch immer in der Gedankenschleife eines sozialistischen Sowjetprojekts gefangen und projizieren in Russland ihren Traumstaat und in Putin den großen kommunistischen Gelehrten hinein. So erklärt sich auch, dass Tobias Pflüger die Annexion der Krim mit einem Aber-Satz relativiert. Oder, wie auf Bild 6 gefordert: "Schluss mit der Russland- und Putinhetze".

 

Dieser Populismus ist mit den Montagsmahnwachen kompatibel. Und so wundert es nicht, dass ein größerer linker Protest gegen diese Querfrontveranstaltungen ausbleibt.

wir brauchen keine >schwarz-weiss< bullshit phrasen von der autoritären linken*,besonders von der DKP und der KPD !

 

autoritäre linke*,KPD und DKP verpisst euch endlich !