Raul Zelik: Warum ich nicht mehr für die TAZ schreibe

Anfang 2014 bestellte die TAZ bei mir eine Reportage über die Familienangehörigen von Arnaldo Otegi, dem Generalsekretär der baskischen Linkspartei SORTU. Im Februar wurde der Text von der Reportagen-Redaktion mit dem Hinweis, er sei nicht nah genug an den Personen und man erfahre nichts über „ihre Lebenslügen“, abgelehnt. Eine Überarbeitung wurde mir nicht vorgeschlagen, ein Ausfallhonorar nicht angeboten. Auch auf zwei Anschreiben an die Chefredaktion hat die TAZ nicht regiert.

 

Bei mir verfestigt sich damit der Eindruck, dass es in der TAZ handfeste Formen von politischem Ausschluss gibt.

 

Der Fall von Arnaldo Otegi ist meiner Ansicht nach ein gravierendes Beispiel für die autoritären Tendenzen in der EU-Innenpolitik. Otegi und 5 weitere Politiker_innen, darunter auch der Vorsitzende des zweitgrößten baskischen Gewerkschaftsverbandes LAB, wurden 2011 wegen der Gründung einer (damals bereits legalen) Linkspartei zu sechseinhalb Jahren Gefängnis verurteilt, obwohl die Parteigründung v.a. das Ziel verfolgte, die ETA zur Einstellung ihres bewaffneten Kampfs zu bewegen.

 

Fast ebenso skandalös wie der Fall erscheint mir allerdings das Schweigen der europäischen Medien. Die Verteidigung von Menschen- und politischen Rechten ist offensichtlich nur dann von Belang, wenn es um Missstände außerhalb oder am östlichen Rand der EU geht.

Ich bin sehr enttäuscht darüber, dass diese Haltung auch von der TAZ geteilt wird. Bei der Verfolgung von Oppositionellen in Kuba, Russland oder einem afrikanischen Land zeigt sich die TAZ als Speerspitze des engagierten Journalismus. Die Verhältnisse in der EU selbst hingegen scheinen ihr weniger relevant.

 

Es war nicht das erste Mal, dass ich mit der TAZ derartige Erfahrungen gesammelt habe. Eine vom TAZ-Magazin bestellte Reportage über ein Begleitprojekt für bedrohte Gewerkschafter_innen in Kolumbien wurde vor einigen Jahren abgelehnt, weil der Text seine Sympathien für die kolumbianischen Kolleg_innen deutlich zum Ausdruck brachte. Ein Essay zur Renaissance der Versammlungsdemokratie am Beispiel des spanischen 15M konnte erst erscheinen, als der leitende Redakteur einige Tage im Urlaub war. Eine Reportage zur Situation in Bolivien wurde aussortiert, weil sie in erster Linie über die politische Lage im Land erzählte. Auch ein Interview mit dem baskischen Schriftsteller Bernardo Atxaga wurde erst geordert, dann nicht gedruckt. - Dabei ging es immer sowohl um die Form als auch um die inhaltlichen Statements der Texte.

 

Ich weiß, dass sich einige RedakteurInnen in der TAZ sehr um gesellschaftskritischen Journalismus bemühen. Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die TAZ oft die Funktion ausübt, rechte Positionen in der Linken durchzusetzen. So werden Militärinterventionen stark gemacht, die Spaltung von Linken in „vernünftige Moderate“ und „durchgeknallte Fundamentalisten“ forciert, soziale Bewegungen diskreditiert usw.

Bislang habe ich versucht, zumindest gelegentlich in der Zeitung kritische Gegenpositionen zu formulieren. Aber die Tatsache, dass sich die TAZ selbst den einfachsten Auseinandersetzungen um kontroverse Texte und Themen entzieht, zeigt mir, dass das, zumindest in meinem Fall, keinen Sinn mehr hat.

Aus diesem Grund habe ich mich entschieden, für die TAZ auch keine anderen, inhaltlich unverfänglicheren Texte mehr zu liefern.

 

Raul Zelik

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Lieber Paul,

 

es gehört nunmal zur redaktionellen Freiheit auch zuvor bestellte Texte nicht zu drucken. Berechtigte Gründe gibt es dafür ebenfalls genug, zumal Du scheinbar ja nicht nah genug am Thema warst. Rücksprachen mit der zuständigen Ressortleitung direkt - oder kam die Anfrage etwa von der Chefredaktion der taz? - hätten vermutlich auch mehr erreicht, als hier nun die beleidigte Leberwurst zu spielen.

Lesen und Verstehen, ganz nützliche Kulturtechnik.

Wenn du die beherrschen würdest könntest du am End sogar Paul und Raul unterscheiden.

Ein Vorschlag: lest doch alle mal die "taz" für zwei Wochen lang, jeden Tag. Spätestens nach einer Woche dürfte das große Kotzen kommen darüber, was die "taz" versucht, im vermeintlich "linken Diskurs" hoffähig zu machen.

 

Von der absolut widerlichen Position zum Konflikt in der Ukraine - selbst bürgerliche Zeitungen wie die Süddeutsche waren da um Klassen besser - will ich erst gar nicht anfangen.

 

Anfang diesen Jahres gab es einen Kommentar, der sich zustimmend auf die bevorstehende polizeiliche Räumung des Oranienplatzes bezog.

 

Und und und... kein Tag ohne Scheisse in der "taz".

 

Ganz anders dagegen etwa die "le monde diplomatique", und die gibt es zum Glück auch ohne den taz-Dreck als tägliche Beilage.

Gute Erklärung, aber auch unabhängig davon, ob der zuständige Redakteur nervt, sollte man als linker nicht für dieses Drecksblatt schreiben.

Wie es scheint steckt die Taz in einer Identitätskriese:

 

„Wir sind eben käuflich“

 

https://linksunten.indymedia.org/de/node/114409

http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/afd-anzeige-in-der-taz-w...

 

 

Zu dem oben genannten kann ich allerdings nichts sagen, weiß zu wenig darüber.

 

Abgesehen davon lese ich die linke Taz, Junge Welt oder ND eigentlich ziemlich selten und überhaupt deutsche Quellen, da weiß ich sowieso in der Regel was die Schreiben, ich lese Queer im Internet aus verschiedensten Quellen (auch mit Übersetzungsprogrammen) und mache mir ein Bild von der Konflicktsituation und

fahre damit ganz gut, zumindest bei den Konflikten der letzten Jahre, lag mein Resultat "leider" schon früh da. Die Seite linksunten ist auf jeden Fall eine  mir dankbare Quelle.

Naja ist hier auch nicht besser, hier werden Solidaritätsthermine für übelst stalinistisch nationalbolschewistische  Schläger Gruppen veröffentlicht:

 

- Solidarität mit dem antifaschistischen Widerstand! Verteidigt linke Organisationen wie die KP der Ukraine und „Borotba“, die unter der Repression leiden!

 

https://linksunten.indymedia.org/de/node/114896