Montagsdemos II: Die Linke

Montagsdemo, 05.05.2014 in Halle

Nachdem wir uns ja frühzeitig zur sogenannten "neuen Friedensbewegung", die seit einigen Wochen Montags bundesweit mahnwacht, geäußert hatten, nehmen wir uns jetzt einen beinahe noch interessanteren Gegenstand zur Brust: Die linke Debatte rund um die Montagsdemos.

 

Die Geschichte der deutschen Linken in den vergangenen Jahrzehnten aufzuschreiben, wäre ein zumal international lohnendes Unternehmen. Man könnte manch anderer Bewegung Fehltritte ersparen, denn die hiesige Linke ist Weltmeisterin im Ausdenken irrsinniger Positionen und deren praktischer Umsetzung. Viele der Debatten, die in diesem Land mit einem geradezu übermenschlichen Elan geführt werden, machen außerhalb der Diskursmatrix der marginalisierten deutschen Linken wenig bis gar keinen Sinn. Anhand der verschiedenen Positionierungen zu dem, was als “Montagsdemos” im Verhältnis zur Teilnehmerzahl überproportional Furore machte, lässt sich ein weiteres Mal zeigen: Monty-Python-Sketche mögen in anderen politischen Kulturen als Satire gelten, in Deutschland sind sie Dokumentarfilme.

 

Der frühe Vogel fängt den Wurm

 

Ganz am Anfang tat die deutsche Linke, was sie, geplagt von Soli-Parties, auch in einem nicht-metaphorischen Sinn gerne tut: Verschlafen. Antimilitarismus und die Friedensfrage sind seit langem keine allzu “beliebten” Sujets für Linke in der BRD, es ist ein eher kleinen Teil der radikalen Linken und Antifa-Bewegung, der sich für sie interessiert. Der parlamentarische Arm der Linken, die sich bescheiden Die Linke nennende Partei, engagiert sich hier zwar regelmäßiger, allerdings auch eher auf dem Weg, der ihr seit Jahren am meisten liegt: Schriftlich. Jenseits von – sicher wichtigen, aber keineswegs hinreichenden – Kleinen Anfragen, Willensbekundungen und Erklärungen gab es kaum das Bedürfnis auch eine außerparlamentarische Bewegung zum Thema zu schaffen, Demos zur Friedensfrage blieben – nach den großen, aber ideologisch sehr heterogenen Irak-Demos – immer eher klein.

 

Verschlafen haben andere aber nicht. Pfarrer Gauck, wie es sich für einen Geistlichen gehört, stand früh auf dieses Jahr und predigte das Ende der aus Holocaust und Weltkrieg stammenden erzwungenen deutschen Bescheidenheit, Ursula von der Leyen legte nach und kündigte mehr Auslandseinsätze an. Die dann beginnenden Interventionen in Afrika kann man der deutschen Linken nicht vorwerfen, schließlich ist der Kontinent ja weit weg, da kann man schon mal eine Entwicklung verschlafen.

 

Dann aber kam die Ukraine. Und die ist nicht nur relativ nah, sondern bereitete auch schon in den zwei vorhergehenden Weltkriegen und zwischen selbigen regelmäßig zuerst Deutschland und dann dem Westen generell schlaflose Nächte. Nachdem dann endlich auch der letzte begriffen hatte, dass die schwarz-roten Fahnen auf dem Maidan keinen anarchistischen Aufstand, sondern die Rückbesinnung auf den Bandera-Faschismus meinten und die deutsche Außenppolitik flankiert von so manchem großen Medium da eine Koalition aus Oligarchen, Faschisten und neoliberalen Arschlöchern supportet, wäre es endgültig an der Zeit gewesen, mal was zu unternehmen. Hauptfeind im eigenen Land und so, kennt man ja.

 

Es kam aber nichts. Andere aber schliefen auch hier nicht. Eine sich aus dem Umfeld des Rechtsesoterikers Lars Mährholz, einer national aufgehübschten Anonymous-Seite, dem klugen Geschäftsmann und grottigen Schreiber Jürgen Elsässer, dem sendungsbewußten Messias Ken Jebsen und etlichen Verschwörungs-, Reichsbürger- und Chemtrailbloggern zusammensetzende Peer-Group erkannte das bei vielen vorhandene Bedürfnis “jetzt doch mal was zu tun” und setzte sich an die Spitze. Avantgarde hatte Elsässer ja schon im KB gelernt und sonst war ja auch niemand da, der das Thema für sich beanspruchte.

 

Und so entstand eben das, was wir uns nun als “Montagsdemos” gegenseitig um die Ohren werfen: Viele normale Menschen, die mit dem einen oder anderen Aspekt des Kapitalismus – zu Recht – unzufrieden sind. Und viele Scharlatane, die ihnen idiotische Erklärungen für ihre Unzufriedenheit liefern.

 

Alle Scheiße außer ich

 

Das nun rief aber jene Teile der Antifa auf den Plan, die schon längst aufgegeben haben, jemanden von den eigenen Positionen zu überzeugen, sondern sich hauptsächlich darin gefallen, sich von jenen, die nie in den Genuss eines Adorno-Studiums gekommen sind und skandalöser Weise auch keinen Postone gelesen haben, so weit wie möglich abzugrenzen.

 

Das Hauptziel ist hier: Nachzuweisen, dass alle Teilnehmer im Grunde Faschisten sind, dann kann man sich nämlich auch die Diskussion sparen, denn mit Faschisten diskutiert man nicht. Dass etwa Elsässer mit seiner permanenten Rothschild-Polemik antisemitische Ressentiments bedient, ist das eine. Dass jeder, der “den Kapitalismus personifiziert”, deshalb automatisch und ohne Aussicht auf Besserung Feind ist, ist eine andere – und sehr blödsinnige – These.

 

Diejenigen, die so reagieren, haben mit dem Gedanken, große Teile der Bevölkerung gewinnen zu müssen, um etwas ändern zu können, abgeschlossen. Der Prolo ist dumpf, blöd und grundsätzlich gefährlich. Dass im Alltagsbewußtsein un- oder anpolitisierter Menschen allerhand Widersprüchliches und auch viel zu Überwindendes vorhanden ist, interessiert nicht, denn man wähnt sich selbst als moralisch rein und intellektuell so überlegen, dass Diskussionen mit dem Pöbel ohnehin nur beleidigend wären.

 

Also will man nicht aufklären oder gar andere organisatorische Möglichkeiten schaffen, um dem Unmut der Menschen eine Form zu geben, man will ihnen eigentlich nur sagen, wie scheisse sie sind. Mit USA- und Israel-Fahne gerüstet, zieht man ins Feld und einem hübschen Transpi auf dem der Evergreen “Hinter dem Ruf nach Frieden verschanzen sich die Mörder” steht. Wichtig ist dabei nicht, ob das irgendein anderer versteht, wichtig ist die Bestätigung des eigenen Selbstverständnisses als Wahrer emanzipatorischer Werte gegen die schaurigen Irren, die Masse, die nur noch als homogener regressiver Mob gedacht wird.

 

Bewegung?! Yeeehaah!

 

Nun schafft es die deutsche Linke aber nicht, eine völlig abstrakte Extremposition hervorzubringen, die doof ist, nein, sie gebiert auch gleich die entgegengesetzte. Nun tritt die sogenannte “Bewegungslinke” auf, eine Spezies, die ideologische und inhaltliche Flexibilität mit größtmöglicher Mobilität kompensiert.

 

Den Anfang macht Pedram Shahyar in Leipzig. Er bekommt einen Redebeitrag und nutzt den mit einer Mischung aus Richtigem und peinlichen Anbiederungsversuchen. Zum einen – das muss man ihm zugestehen – versucht er die Mahnwachen sanft in einen linken internationalistischen Kontext zu rücken und kritisiert vorsichtig, aber doch die Trennung zwischen “raffendem” und “schaffendem” Kapital. Abgesehen von einer für jeden historisch Interessierten völlig lächerlichen Idealisierung der “antiken Demokratie” (also jener, bei der Sklaven und Frauen die Arschkarte gezogen haben) und einigen Schnitzern in der Kapitalismuskritik sagt er eigentlich viel Gutes. Schal ist aber die gnadenlose Anbiederung an die versammelte Bewegung. Er redet irgendwas von der “wunderbaren friedlichen Revolution” von 1989 – also jenem Event bei dem der Westdeutsche endlich wieder den ostdeutschen Staat schlucken konnte, auf dass die Nation zur alten Größe zurückfinde -, wie “toll” alles ist und irgendwas mit “Freundschaften”, dem “Internet” und dass er auch gerne mal ein “Deutschlandtrikot” bei der WM trägt.

 

Was er nicht sagt, ist, dass diese Bewegung sich notwendig spalten muss, will sie eine tatsächlich emanzipatorische Friedensbewegung sein. Was er nicht sagt, ist der einfache Satz: “Ok, ihr seid für Frieden, ich auch, aber lasst uns doch ohne Reichsbürger, Compact-Redaktion, Neonazis und Berufsirre demonstrieren.” Was er nicht tut, ist einen Keil in jene These zu treiben, die von Anfang an das Paradigma der Organisatoren war: Es gibt kein links und rechts mehr.

 

Nahtlos fortgesetzt wird diese unkritische Anbiederung in einem Papier unter dem Titel “Für eine solidarische Auseinandersetzung mit den Montagsmahnwachen”. Unterzeichnet von mehrheitlich Leuten aus der Linkspartei und deren außerparlamentarischen Arm, der “Interventionistischen Linken” hält der Aufruf die richtige Einschätzung fest: “Wir erkennen an, dass soziale Bewegungen, die organisch entstehen, in sich die Widersprüchlichkeit tragen, die aus der Widersprüchlichkeit ihrer Gesellschaft entsteht.”

 

Klar, das ist nicht falsch. Warum das aber offenkundig bedeutet in den Aufruf kein Wort zu den Organisatoren aufzunehmen und zudem auch keinerlei inhaltliche Kritik an falschem Bewußtsein zu formulieren, ist schwer einzusehen.

 

Das Einfache, das einfach zu machen ist

 

Jenseits der beiden Pole einer durch keinerlei Bedürfnis nach Vermittlung mehr gestörten Distanzierung zum Zweck der Bestätigung der eigenen Identität und dem bewegungsblinden Mitmachen auf egal welcher Grundlage gäbe es eigentlich relativ einfache Antworten. Der Witz an der Sache ist, dass beide Pole einen tatsächlich richtigen Punkt aufgreifen, ihn ins Groteske übersteigern bis er umschlägt und zu einem Fehler wird. Setzt die Selbstbestätigungsfraktion zurecht an dem Punkt an, dass ohne Kritik an vorhandenem Irrsinn das Mitmachen keinen Sinn macht, kann die Bewegungsfraktion für sich verbuchen, dass man die Verpflichtung hat, an einer Bewegung, bei der sich viele anhand eigentlich linker Thematiken anpolitisieren, mitzuwirken und sie zu unterstützen. Die einen wollen Mitmachen ohne Kritik (die in diesem Fall eben eine Spaltung impliziert, denn mit Elsässer und Co. geht es nunmal nicht). Die anderen wollen Kritik (im übrigen ganz oft auch Kritik, die ihrerseits falsch ist, aber das ist eine andere Geschichte) ohne sich zu beteiligen (oder zumindest eine andere Alternative zu bieten).

 

Zudem ist schon die Aufgeregtheit, mit der verdammt oder affirmiert wird, gar nicht nachvollziehbar. Es handelt sich um eine Bewegung einiger tausend Leute bundesweit, sie eine Massenbewegung zu nennen, wäre weit übertrieben. Es gibt also zunächst gar keinen Grund so zu tun, als ob die Linke auf Gedeih und Verderb davon abhänge, sich jetzt irgendwie zu positionieren.

 

Nun denn, wenn es aber schon so ist, dass da eine Bewegung existiert, die offenkundig mit äußerst vielen “Widersprüchen” behaftet ist, dann müsste doch der erste Schritt sein, zu sehen, welche dieser Widersprüche in welchen Bewegungsformen auszutragen sind. Dann kann man da, wo es not tut Trennstriche ziehen, und zwischen Linken und Elsässer, Mährholz und den zahlreichen “kleineren” Antisemiten und Reichsbürgern, geschweige denn den NPD-Kadern muss es jederzeit klare Trennstriche geben. Keine Trennstriche aber muss es da geben, wo anpolitisierte Menschen, die aus aufrichtigem Unmut auf die Straße gehen, noch nicht dem entsprechen, was man selbst für richtig hält. Da redet man dann eben drüber, so schlimm wird das schon nicht sein.

 

Noch entscheidender wäre aber, nicht immer Entwicklungen hinterherzulaufen, sondern langfristig eigene Strukturen und Verankerungen aufzubauen und zwar nicht allein in der Frage des Antimilitarismus, sondern in allen gesellschaftlich relevanten Bereichen. Abgesehen davon, dass es unglaublich peinlich ist, dass völlig marginalisierte Gestalten die Friedensfrage “neu entdecken”, bevor das die Linke getan hat, zu deren Kernbestand sie eigentlich zählt, erspart man sich so den Zwang, sich immer zu etwas zu verhalten zu müssen, bei dem andere die Spielregeln vorgeben. Und wenn man dann nicht immer das Gefühl hat, man hänge auf Leben und Tod von der gerade jetzt sich regenden Bewegung ab, werden vielleicht auch die Debatten entspannter. Zumindest das wäre ja ne chillige Sache.

 


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wie soll mensch denn bitte mit menschen diskutieren (und sie überzeugen), die an verschwörungstheorien glauben!? diese leute haben sich von der realität verabschiedet und glauben, dass die welt sich gegen sie verschworen hat. sie sind "erwacht" und alle anderen sind schafe, die folgsam ihren führern folgen...tut mir leid, aber ich weiß nicht, wie mit menschen, die einem solchen glaubens- und weltdeutungssystem (mit chemtrails, bilderberger etc.) folgen, eine ernsthafte politische bewegung aufgebaut werden soll. querfront? nein danke!

Bitte die Linke ( APO ) ist nicht in der Lage chemtrails, bilderberger Elsässer, Esoteriker, und Gruppen /  Einzelpersonen die alles in Fragestellen psychisch zu heilen, den ich glaube das die genannten ernsthaft einen Psychischen Schaden haben. Wir Können nur mit eigner Grundlagen Disskusion eigenen Verranstaltungen soetwas verhindern. Wann gab es bitte schön eine strömungsübergreifende Debatte in der letzten zeit, zur Strategie WIE wir gemeinsam etwas gegen den Kapitalismus unternehmen. Statdessen sind viele zu blockupy gelaufen und haben jeder für sich sein thema ( Vorgarten ) gepflegt. Die einen gegen die Ausbeutung der Tiere vor einem Stekhause oder die anderen vor einer verhassten Amerikanischen Modekette. Ich frage mich wie mit dem Bünten Haufen der Kapitalismus ohne Teoriediskussion auf Marksistischer Grundlage überwunden werden kann. Uns droht aufgrund der Weltweiten Überpruduktionskriese ein zusammenbrechen des Kapitalismus in der Mitte Europas, dass kann nicht verhindert werden mit der genannten Vorgarten pflege.

Die Montagsdemos haben schlicht und einfach wie der artikel ja schön schreibt offene flanken genutzt - jetzt sollten wir als linke bei den "Normalen" demonstranten anknüpfen und die "Spinner" isolieren.

 

- z.b. Dienstagsmahnwachen wären eine Idee, oder den sog. Antikriegstag zu reanimieren der ja kaum

noch mit einer Demo oder aktionswoche genutzt wird.

 

Ganz klar Bundesweit zeigen das wir als emanzipatorische kräfte Krisenlösungen ,Kapitalismuskritik und Ideen und handlungsmöglichkeiten gegen Krieg anbieten die eben ohne Verschwörungstheorien und Hetzte auskommen.

 

Ich denke die IL und die Linke haben ihre Erklärung schon absichtlich so formuliert, was Taktisch verschoben scheint macht strategisch oft sinn.

Wie so oft, wird behauptet, dass gewisse Dinge nicht existieren, allerdings ist u.a. bei Wikipedia

 

http://de.wikipedia.org/wiki/Bilderberger

 

ein recht ausführlicher Artikel erschienen und zwar mit Quellenangaben und allem Pipapo; das übrigens alles oft anderen Artikeln fehlt. Desweiteren finde ich die höchst differenzierte Aussage "[die, ]die alles in Fragestellen psychisch zu heilen, denn ich glaube das die genannten ernsthaft einen Psychischen Schaden haben." bemerkenswert! Erst, zumindest was die angebliche Inexistenz der Bilderberger-Konferenzen angeht, Unsinn erzählen und dann gleich anschließend diffamieren, sollte wer nur wagen, anders zu denken oder gar zu behaupten!

 

Na vielen Dank, wenn das mal keine Debattenkultur generell ist...

wo wird denn behauptet es gäbe keine bilderberg-konferenz? das problem mit leuten die mit den "bilderbergern" argumentieren, ist nicht, dass sie auf die existenz dieser treffen hinweisen, sondern was sie damit erklären (bzw. zu erklären können glauben). alle mögliche - als negativ angesehene - entwicklungen und ereignisse werden auf eine verschwörung einer kleinen gruppe einflussreicher leute zurückgeführt (ein erklärungsmuster was immer wieder antisemitisch ausschlägt, weil jene gruppe mit "jüdischen Strippenziehern" identifiziert werden). komplexe gesellschaftliche verhältnisse werden auf absurd einfache weise eben auf den diabolischen willen dieser gruppe zurückgeführt. letztendlich sind solche bilderberger-verschwörungstheorien eine art moderner, säkularisierte teufels- und hexenglauben, wer überall das diabolische machwerk finsterer kreise am werk sieht, den kann man durchaus als wahnhaft bezeichnen. 

Wo wird denn behauptet die Bilderberg-Konferenz seien "jüdische Strippenzieher"? Was ich immer wieder feststelle, ist, wenn die argumentative Auseinandersetzung zu scheitern droht, die Antisemitismuskeule hervorgezaubert wird, es wird irgend etwas "jüdisches" unterstellt, also, mal weiter gefaßt, die Bilderberger-Konferenzen seien jüdisch, ergo ist jede Person, die an einer wie auch immer gearteten Veranstaltung teilnimmt, die den Bilderberger-Kram kritisiert, im Kern ein ganz übler Antisemit ist und das lustigerweise mit der Rhetorik der Unterstellung, Bilderberger-Konferenzen seien jüdisch. So läuft das mit der Kritik an der Bankenkritik, mit der Kritik an der Kapitalismuskritik und und und...

 

Was soll das? Was soll mit so einer Art und Weise der Nicht-Auseinandersetzung bezweckt werden? Eben, genau NICHT-Auseinandersetzung, damit jaaa alles bleibt wie es ist. Anders kann ich mir das alles nicht erklären, sorry!

der schluss das die mächtigen jüdische strippenzieher sind ist immer recht häufig gezogen. er wird natürlich nicht von allen geteilt, aber allein die abwehr des antisemitismusvorwurfs von den rednern zeugt ja schon was. letztlich fungieren diese ja als stichwortgeber für die anwesenden.

 

nehmen wir nunmal an es werden nun keine jüdischen strippenzieher genannt, so ist es doch eine falsche vorstellung von kapitalismus. die machtakkumulation und machtkonzentration auf kleinere personenkreise ist ja ein beiwerk der kapitalmonopolisierung. die die sich in solchen treffen treffen, sind ja dennoch nur charaktermasken, die keine tatsächliche gewalt über die verhältnisse haben. dies wird von den rednern der montagsdemos natürlich nicht erkannt. die versammlung der charaktermasken wird mit einer versammlung von verschwörern verwechselt und so wird nicht die struktur des kapitalismus, sondern irgendeine konstruierte gruppe von menschen verantwortlich gemacht. dies können, dem historischen vorurteil nach, juden und jüdinnen sein, muß es aber nicht. das ist auch nicht wichtig, denn aufgrund der oben beschriebenen analytischen unzulänglichkeiten der redner endet es letztlich immer in einer gruppenbezogenen menschenfeindlichkeit.

 

es geht nicht um eine nicht-auseinandersetzung, sondern darum das die kritik an schlechten analysen oft zu kurz kommt bzw. eben viel zu lang und schwer ist. ein audiodokument welches die charaktermasken im kapitalismus beschreibt geht über 2 stunden.

es müssen sich menschen finden, die diese zusammenhänge besser und kürzer (ohne zu verkürzen) klarmachen und diese kritik muß dann verbreitet werden. leuten mit esotherisch geschlossenem weltbild braucht man diese info-zettel natürlich nicht aushändigen.

es stellt sich halt die frage, ob alle personen, welche mit den montagsdemos sympathisieren ein geschlossenes verschwörungsideologisches weltbild haben. was diese personen gruppe angeht hast du sicherlich recht, mit denen zu diskutieren gleicht dem versuch einem tier das sprechen beizubringen. was aber ist mit den unentschlossenen, welche angesichts des konfliktes ein unbehangen empfinden, welche das völlig legitime anliegen haben, das mit kriegerischen auseinandersetzungen endlich mal schluss sein soll? Lohnt es sich hier nicht linke Positionen zu formulieren, welche nicht einseitig einer partei in der globalen staatenkonkurrenz die schuld am beschissenen gesamtzustand geben, sondern eben jenes weltsystem der um weltmarktanteile konkurrierenden staaten selbst inf rage stellen und als gegenperspektive die staaten und klassenlose weltgesellschaft setzen? außerdem macht der beitrag doch deutlich, dass es eine umgangsweiße mit den montagsdemos jenseits von einreihen in die querfront gibt: hingehen und spalten!