Redebeitrag der Brunnenstr. 6/7 zur Walpurgisnachtdemo im Wedding Es war mal eine Zeit, da gab es in Ostberlin über 100 besetzte Häuser. Gut, dass ist schon ein viertel Jahrhundert her. Die meisten von uns haben zu der Zeit auch noch nicht in Mitte, Prenzlauer Berg oder Friedrichshain gewohnt. Trotzdem ist die Geschichte für uns wichtig. Einige der Häuser haben sich gehalten und öffnen Räume für günstiges Wohnen, unkommerzielle Kultur und politische Debatten. Dazu gehört auch die Brunnenstraße 6/7 in Mitte, mit knapp 100 Bewohner_innen eines der größten Hausprojekte in Europa und Teil der aktiven Häuserszene in Berlin.
Wir konnten ziemlich viele Jahre von den gut ausgehandelten Verträgen der Erstbesetzer_innen profitieren. Aber jetzt trifft uns auch die Entwicklung, die seit einigen Jahren viele Mieter_innen und Projekte auf die Straßen bringt: die Mieterhöhung. Der Hausbesitzer Gawehn will nach all den Jahren endlich mehr rausholen aus seinem in Mitte doch so renditeträchtig gelegenen Mietwohnungen. Zwar hat er mal viel Geld für Sozialen Wohnungsbau von der Stadt bekommen, aber wen kümmert schon sein Geschwätz von gestern? Er blickt neidisch auf all diejenigen, die gerade in Mitte richtig fett Kohle machen. Zur Erinnerung: Die jetzt überall entstandenen Eigentumswohnungen sind überwiegend Häuser, aus denen Mieter_innen verdrängt wurden.
Nun also wir. Auch wenn die jetzige Mieterhöhung uns noch nicht alle – wie so vielen andere – zum Auszug zwingt, sind wir entschlossen, von Beginn an Widerstand zu leisten. Wir haben keinen Bock auf Mieterhöhungen! Im Gegenteil: Unsere Forderung lautet: runter mit der Miete! Nicht nur in Mitte, sondern überall! Denn wir wollen keine Stadt, in der nur die Reichen sich aussuchen können, wo sie wohnen wollen. Wir wollen keine Stadt, in der Miete zahlen heißt, über die Hälfte des Einkommens fürs Wohnen auszugeben und Menschen mit Harzt-IV-Bezug schikaniert werden. Wir wollen keine Stadt, in der Menschen zwangsgeräumt werden, weil widerliche Hausbesitzer sich höhere Renditen versprechen. Und wir wollen erst recht keine Stadt, die eine menschenverachtende europäische Flüchtlingspolitik umsetzt und Proteste dagegen spaltet, räumt und zunichte macht wie am O-Platz.
Wir fordern ein Recht auf Stadt für alle! Und wenn wir fordern sagen,
richten wir uns nicht an irgendwelche Politiker_innen. Das können wir
nur selber machen. Alle – Gemeinsam – Solidarisch!
Was hier im Wedding gilt, gilt überall: Vernetzt euch, redet mit euren
Nachbar_innen, bildet Banden! Gegen Vertreibung, gegen den ganzen
Kapitalismusscheiß, gegen Polizeigewalt und rassistische Ausgrenzung!
Denn: wir können auch anders! Miete verweigern – Kündigung ins Klo – Häuser besetzen sowieso!
Squatting Days 27.-31.8.2014 in Hamburg
Kommt zu den Squatting Days 2014 in Hamburg!
Vom 27. bis 31. August werden wir gemeinsam Hausbesetzungen zum Thema machen. Lasst uns Erfahrungen austauschen, diskutieren, um die Häuser ziehen und Aktionen starten.
Die Gründe für Besetzungen sind zahlreich und unterschiedlich: Um unbezahlbaren und steigenden Mieten etwas entgegenzusetzen, einen drohenden Abriss zu verhindern, aus der Notwendigkeit für neue, selbstverwaltete und unkommerzielle Räume, zum Wohnen, für Atelierräume, Werkstätten, Kulturzentren und vieles, vieles mehr.
Die Häuser um uns herum stehen leer
Viele Menschen schlafen auf Straßen , in Parks, unter Brücken, in Wohnzimmern bei Freund_innen, in Turnhallen, in Flüchtlings- und Notunterkünften und in viel zu teuren WG-Zimmern. Mieten steigen, ganze Viertel werden unstrukturiert, alternative Orte sind bedroht, und teils trotz Widerstands leider verloren.
Gründe, in leere Häuser einzuziehen oder nicht aus unseren Wohnungen auszuziehen haben wir genug. Leerstand wieder mit Leben zu füllen, sich Räume anzueignen und zu nutzen bietet außerdem die Möglichkeit,das eigene Leben selbstbestimmt(er) zu organisieren und zu leben. Besetzte Häuser können Orte für Utopien sein, können Raum bieten für selbstgestaltetes Wohnen und für die Arbeit von Initiativen und Gruppen, für gemeinsames Ausprobieren und Finden bisher unbekannter Probleme und Lösungswege… Aktivist_innen verstehen Besetzungen nicht selten als Angriffe auf die herrschenden Verhältnisse, als Symbol gegen kapitalistische Wohnungspolitik und verbinden den Kampf um Häuser mit dem Kampf um ein besseres Leben.
Wie erhöhen wir unsere Chancen auf erfolgreiche Besetzungen? Was sind die Schwierigkeiten, die uns hindern uns die Häuser zu nehmen? Und wie kommen wir zu einer Praxis ,die unsere Vorstellungen Realität werden lässt?
Wenn wir gemeinsame Interessen finden und aus Erfahrungen lernen, können wir viele Fehler vermeiden, uns gegenseitig unterstützen und inspirieren. Zusammen können wir uns unseren Ängsten stellen, uns gemeinsam wehren gegen Kriminalisierung und Repression.
In Bewegung kommen
Bei all unseren Unterschieden und Widersprüchen was unsere Kämpfe angeht, unsere Art zu leben, zu diskutieren und zu streiten, wird der Kongress eine Chance sein, all diese gemeinsam zu nutzen. Es gibt genug zu lernen, zu diskutieren, zu hinterfragen. Und viel zu erleben.
Beim Stöbern in Kongressberichten vergangener Jahrzehnte, beim Bücher lesen und Filme gucken, in Gesprächen mit Aktivist_innen aus unterschiedlichen Kontexten, zeigt sich die Breite der Hausbesetzungsbewegung. Wir freuen uns darauf, uns mit allen Interessieren theoretisch wie praktisch mit dem Themenkomplex auseinanderzusetzen. Grenzüberschreitendes Verhalten in Formen wie Rassismus, Sexismus, Homophobie und Antisemitismus steht in unserem Verständnis einer konstruktiven Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Verhältnissen klar entgegen und soll hier keinen Raum finden. Wir wünschen uns, in einem solidarischen Miteinander verschiedene Strategien und Konzepte zu entwickeln und umzusetzen.
Lasst uns städteübergreifend vernetzen und gemeinsam in Bewegung kommen.
Am Samstag, den 30. August 2014 findet ein Aktionstag statt, in Hamburg und überall da, wo ihr was startet.
Legt los!
Hiermit rufen wir dazu auf, schon jetzt mit inhaltlichen Debatten zu beginnen. Wir sind gespannt auf Texte, Berichte, auf Fragen, Diskussionsbeiträge von euch, euren Gruppen und Projekten. Schreibt sie auf, macht Videos oder Radiobeiträge, schickt sie an uns über squattingdays@riseup.net (zum verschlüsselt Schreiben s. Website/Kontakt) und / oder veröffentlicht sie auf indymedia und über andere Kanäle. Nutzt die Zeit der Squatting Days in Hamburg, um eigene Inputs vorzustellen, Workshops zu machen, Wissen zu verbreiten.
Egal ob ihr in Squats wohnt oder wohntet, ob ihr Erfahrungen mit Besetzungen gemacht habt, ob ihr gerne in Leerständen oder auf Freiflächen feiert oder von Räumung bedroht seid, ob ihr euch gegen Zwangsräumungen einsetzt, ob ihr gerade auf Wohnungssuche seid oder ob ihr erst beginnt, euch für Leerstände und ihre Nutzungsmöglichkeiten zu interessieren,
Kommt nach Hamburg!
27. – 31.8.2014
squattingdays.noblogs.org
Marktwirtschaft
Angebot und Nachfrage. Sind viele Wohnungen vorhanden, sinken die Preise/Mieten. In Berlin sind wenige zu günstigen Preisen vorhanden. Die Preise für anfallende Kosten steigen jedoch. Soll der Vermieter draufzahlen, damit du glücklich bist?
Wenn du die Wahl hast. Ich nehme für meine Wohnung eine Miete von 500 € oder von 1000 €. Welche Variante würdest du als Hausbesitzer umsetzen? Als guter Mensch wahrscheinlich gar keine. Du würdest den ersten der kommt kostenlos wohnen lassen.