FFM: Protest gegen Rechtspopulismus

Am heutigen Donnerstag, dem 20. März 2014, protestierten knapp 30 Antifaschist*innen gegen eine Veranstaltung der Freien Wähler in Frankfurt am Main. Der Jurist Björn Schumacher sollte einen Vortrag über „Morale Bombing“ halten. In der Sache läuft das darauf hinaus, die Deutschen von Tätern zu Opfern des Nationalsozialismus umzudeuten und ein Mahnmal für sie zu fordern.

 

Stattfinden sollte die Veranstaltung im Saalbau Gallus, dem Gebäude in dem vor 50 Jahren die Auschwitz-Prozesse stattfanden. Diese waren ein wichtiger Schritt der Auf-klärung über die breite Beteiligung der Deutschen an den Verbrechen des NS waren. Dass nun ausgerechnet hier eine geschichtsrevisionistische Ver-klärung stattfinden sollte ist eine besondere Provokation.

 

Erst vor etwa einem Monat hatte es am selben Ort bereits Proteste gegen eine rechtspopulistische Veranstaltung aus dem selben Umfeld gegeben. Der selbsternannte „rechte Islamkritiker“ Manfred Kleine-Hartlage wollte über die halluzinierte Bedrohung des Abendlandes schwadronieren. Damals hatte sich Andreas Lichert, der Leiter der Projektwerkstatt Karben (http://www.infobuero.org/2014/01/neues-aus-der-projektwerkstatt-in-karbe...), eine Beule eingefangen bei dem Versuch den Ort der Veranstaltung zu betreten: http://www.fr-online.de/frankfurt/protest-gegen-rechte-veranstaltung-pru...

 

Heute jedoch traf die Polizei sehr schnell und mit BFE ein. In Anbetracht des Verlaufs der letzten Proteste kann dies kaum verwundern. An eine Störung oder gar Verhinderung war so nicht zu denken. So musste sich dieses Mal auf lautstarke Parolen und Redebeiträge per Megaphon beschränkt werden. Die Veranstaltung konnte so nicht verhindert werden, sie konnte aber auch nicht unwidersprochen stattfinden.

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Am 20. März 2014 wird der rechte Saarbrücker Jurist und Autor Dr. Björn Schumacher einen Vortrag mit dem Titel „Morale Bombing - und die Folgen“ im Saalbau Gallus halten. Eingeladen haben ihn die Freien Wähler anlässlich des 70. Jahrestages der Zerstörung der Frankfurter Altstadt 1944. In seinem Buch, das sich ebenfalls mit „morale bombing“ auseinandersetzt, versucht Schumacher aus einer völkerrechtlichen Perspektive die Alliierten zu Kriegsverbrechern umzudeuten. Er kritisiert die Erinnerungskultur an die Opfer des Nationalsozialismus und tritt stattdessen für ein Mahnmal für deutsche Opfer ein.

Erst vor kurzem haben die Freien Wähler im Saalbau Gallus eine Veranstaltung mit dem neurechten Publizist Manfred Kleine-Hartlage, der sich selbst als rechten Islamkritiker bezeichnet, durchgeführt. Beide Veranstaltungen wurden nicht öffentlich angekündigt, sondern nur in neurechten Zirkeln beworben. Die Veranstaltungen wurden als geschlossene Gesellschaften im Saalbau angemeldet.

„In dem Gebäude fanden vor 50 Jahren die Auschwitz-Prozesse statt, die gezeigt haben, wie breit die Beteiligung der ‚normalen‘ Deutschen an der Shoah war. Dass hier heutzutage ein geschichtsrevisionistischer Autor einen Vortrag hält, indem kurzerhand alle Deutschen zu Opfern der Allierten Bombenangriffe verklärt werden, ist für uns nicht hinnehmbar.“, sagt Julia Benario vom antifaschistischen Bündnis Gallus (ABG).

Die Aktivist*innen des Bündnisses weisen außerdem darauf hin, dass die zeitliche Nähe dieser Veranstaltung zu den von verschiedenen Institutionen des Viertels organisierten Gedenkveranstaltungen anlässlich des 50. Jahrestages der Auschwitz-Prozesse besonders perfide ist.

„Wir fordern den Saalbau auf, keine Räume für derartige Veranstaltungen zu vermieten. Der Saalbau Gallus ist ein historisch bedeutsamer Ort. Aus der Geschichte der Auschwitz-Prozesse ergibt sich auch eine historische Verantwortung.“, ergänzt Julia Benario.