Ukraine's chief rabbi tells Kiev's Jews to flee city

Erstveröffentlicht: 
22.02.2014

Fearing violence against Ukraine's Jews, the Jewish community asks Israel for assistance with the security of the community.

 

Ukraine's chief rabbi, Rabbi Moshe Reuven Azman, called on Kiev's Jews to leave the city and even the country if possible, fearing that the city's Jews will be victimized in the chaos, Israeli daily Maariv reported Friday.

 

"I told my congregation to leave the city center or the city all together and if possible the country too," Rabbi Azman told Maariv. "I don't want to tempt fate," he added, "but there are constant warnings concerning intentions to attack Jewish institutions."

 

According to the paper's report Azman closed the Jewish community's schools but still holds three daily prayers. He said the Israeli embassy told members of the Jewish community to avoid leaving their homes.

 

Edward Dolinsky, head of the umbrella organization of Ukraine's Jews described the situation in Kiev as dire, telling Maariv "We contacted Foreign Minister Avigdor Lieberman requesting he assist us with securing the community."

 

Protesters in the Ukrainian capital claimed full control of the city Saturday following the signing of a Western-brokered peace deal aimed at ending the nation's three-month political crisis.

 

President Viktor Yanukovich is still in Ukraine, a senior security source told Reuters on Saturday following reports his residence was empty and unguarded and his Kiev offices were in the hands of protesters.

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...und deswegen gibt es auch sehr unterschiedliche Wahrnehmungen/Äußerungen/Positionierungen jüdischer VertreterInnen zur ukrainischen "Revolution". Auch wenn der Antisemitismus von Svoboda & Co., dem rechten Sektor und anderen rechten Gruppen (den es übrigens in unterschiedlichen Abstufungen gibt) gibt, und es am Wochenende zu einem Brandanschlag auf die Synagoge (siehe: http://vestnikkavkaza.net/news/society/51789.html) im ostukrainischen Zaporozhiye kam, lässt sich nicht mit 100% Sicherheit sagen, dass dies auf das Konto der oben genannten rechten Gruppen geht. Die Staatsmacht hat in den letzten beiden Monaten vor allem im Osten des Landes immer wieder Schlägerbanden (sogenannte Titushki) beauftragt, wahlweise staatliche Institutionen, Oppositionelle, die Polizei und sogar sich gegenseitig anzugreifen, um der ostukrainischen Bevölkerung zu suggerieren, einzig und allein die Opposition stecke dahinter.

Antisemitische Äußerungen wurden auch auf der offiziellen Berkut facepuke-Seite getätigt, die in bester Verschwörungstheorie behaupteten, der Maidan werde von Juden gelenkt:

http://maidantranslations.wordpress.com/2014/01/25/joseph-zisels-law-enf...

Was ich damit sagen will, dass Antisemitismus sicherlich nicht alleiniges Problem der "westlich orientierten Opposition" und ihrer paramilitärischen Verbände ist und dass es innerhalb der sehr heterogenen jüdischen Community in der Ukraine es sowohl Leute gibt, die pro-Moskau/pro-Yanukovich als auch oppositionell eingestellt sind.

Die Gesamtsituation in der Ukraine ist zur Zeit schwer überschaubar, da es in jeder Stadt/Region anders aussehen kann. Der Präsident des Allukrainisch-Jüdischen Kongresses Vadim Rabinovich hat eine entspanntere Haltung zu dem Machtwechsel und möglicher antisemitischer Übergriffe, nachzulesen hier auf russisch:

http://www.mignews.com.ua/ru/articles/156410.html und hier eine Übersetzung:

http://maidantranslations.wordpress.com/2014/02/25/statement-of-vadim-ra...

Dennoch muss man die berechtigte Sorge um eine zukünftig mögliche Pogromstimmung ernstnehmen. Der Eingangs erwähnte Brandanschlag auf die Synagoge in Zaporozhiye ist schrecklich (vor allem für das Sicherheitsempfinden der jüdischen Minderheit in Zaporozhiye), keine Frage, es handelt sich jedoch nicht um ein Pogrom mit massenhafter Beteiligung organisierter Faschisten.

Die hier von mir zitierten  "bürgerlichen" Quellen sind natürlich auch mit Vorsicht zu geniessen, es herrscht ein unglaublicher Informationskrieg auf beiden Seiten über angebliche Wahrheiten und Untaten der Gegenseite. Vor allem dem hier von mir verlinkten maidantranslations.wordpress muss man kritisch sehen, da sie versuchen, den klar neofaschistischen Charakter eines Teils (und zwar hauptsächlich des aktionsorientierten paramilitärischen Teils) unter den Teppich zu kehren bzw. auszublenden. Nichtsdestotrotz habe ich diese Website hier verlinkt, da es sich um u.a. um ein Statement bzw. dessen Übersetzung handelt, das nicht die Absicht hat, extrem rechte Kräfte zu unterstützen (gemeint ist das Statement von Vadim Rabinovich).

 

Wie gesagt, es git auch andere jüdische Stimmen aus Kiev, die diametral anders sind und die Berichte von jüdischen BürgerInnen, die sich trotz neofaschistischer Präsenz an den Protesten auf dem Maidan und auf den Barrikaden beteiligt haben und aus ihrem jüdisch-Sein keinen Hehl gemacht haben. Inwiefern das wiederum eine Verharmlosung rechter Positionen sein könnte, will ich mir nicht anmaßen, da ich Ende Januar lediglich eine Woche in der Ukraine war, aber es bringt wenig ein, hier vom Schreibtisch/laptop in Deutschland eine einseitige Wahrnehmung zu verbreiten. Es hat eben alles seine 2 bis 17 Seiten. Soviel erstmal zum Thema antisemitische Übergriffe, welches man differenzierter betrachten sollte, als das eindimensionale Posten über die Besorgnis eines Rabbiners (der, wie man  in Kiev sagt sehr Moskau-hörig sei) im Kommentar über mir.

 

Aktuell macht mir große Sorgen, dass der rechte Sektor ganz offiziell mit in die zukünftige Sicherheitsarchitektur des neuen Innenministeriums mit einbezogen werden soll (siehe: http://www.pravda.com.ua/rus/news/2014/02/22/7015717/ - hier die Übersetzung mit google-translate: http://translate.google.com/translate?hl=ru&sl=ru&tl=en&u=http%3A%2F%2Fw...). Es ist ebenso besorgnis erregend, dass unter die Amnestie auch sogenannte "politische Gefangene", die lange vor den Protesten zu Haftstrafen verurteilt wurden und die fast alle der extremen Rechten angehören, auf freien Fuß kommen. Diese Entscheidung des Parlaments suggeriert, als hätten diese rechten Arschgeigen allesamt "unschuldig" im Knast gesessen. Bedenklich in dem hier verlinkten Artikel der mainstreamlastigen englischsprachigen Kyivpostist ist die Übernahme rechter Sprachgepflogenheiten wie "ukrainophob" (ein klassischer Kampfbegriff der ukrainischen extremen Rechten, mit dem sie jedwede Kritik gegen sie diskreditieren will) here we go:

http://www.kyivpost.com/content/ukraine/cases-of-the-23-political-prison...

Machst hier einen auf ehrlich besorgt, um uns so die Botschaft "alles nicht so wild" unterzujubeln. Schon, wenn ich diesen Quatsch lese, von Juden die auf dem Maidan aus ihrem Jüdisch-sein kein Hehl gemacht haben. Wie soll das überhaupt gehen, haben die einen Judenstern auf die Jacke geklebt so wie die Svobodafaschisten es mit ihren Swastika und Sonnenrädern gemacht haben??? Kein offen erkennbarer Jude hätte fünf Minuten auf dem Maidan überlebt und mir ist auch absolut unklar, wieso ein Jude sich mit dem Querfront-Nazipack verbünden sollte, von denen er wissen muss, dass sie allemal schlimmer sind als Janukowitsch, der immerhin demokratisch gewählt und kein Antisemit war, ob's dir nun passt oder nicht.

Also erstmal schön die Kirche im Dorf lassen. Wie ich in meinem ersten Kommentar schon sagte, mangelt es an einer differenzierten Sichtweise. Natürlich nehme ich das individuelle Sicherheitsempfinden von Juden und Jüdinnen in der Ukraine ernst. Selbst wenn es so sein sollte, wie zur Zeit aus dem Pro-Maidan Lager überall verbreitet wird, dass Svoboda in den letzten 2 Monaten ihre übliche antisemitische Rhetorik zurück gefahren haben sollte, traue ich denen keinen Millimeter über den Weg. Das sind Wölfe, die jetzt ein bisschen Kreide gefressen haben und ihre öffentliche Rhetorik zur Zeit etwas "liberaler" halten. Wie die tatsächlich ticken, weiß ich selbst gut genug, da ich seit 15 Jahren regelmäßig zu Besuch in der Ukraine bin und den virulenten Antisemitismus ukrainisch-nationalistischer Prägung seit dem sehr aufmerksam beobachte. Unabhängig von diesem spezifisch ukrainisch-nationalistischen Antisemitismus findest Du ebenso in der Zentral-/Ost-/Südukraine und in Russland (Deutschland und den Westen klammere ich hier mal aus, auch dort gibt es virulenten Antisemitismus) einen erschreckenden Antisemitismus.

Die Gleichung: Hier die bösen AntisemitInnen aka prowestliche Protestbewegung des Maidan vs. die guten philosemitischen Pro-Yanukovich/Pro-Russland AntifaschistInnen, die einen Abwehrkampf gegen den Neofaschismus führen, greift nicht, auch wenn am Maidan extrem rechte informelle, offizielle und paramilitärische Zusammenschlüsse involviert sind.

Der Maidan ist nach wie vor ein extrem widersprüchlicher Zusammenschluss, der es nicht schafft und auch nicht willens war/ist, sich von der extremen Rechten klar zu distanzieren und sie bestenfalls zu verjagen. Beim Sichten von Propaganda Videos des rechten Sektors habe ich keinerlei Zweifel an deren neonazistischer Ausrichtung (inkl. Antisemitismus), man braucht sich nur die schwarze Sonne auf einem der Schutzschilder ansehen (Minute 2:07) und man weiß wo der Hase lang läuft:

https://www.youtube.com/watch?v=-Inu_-0dcSU

 

Zurück zu meiner ketzerischen These "aus der Propagandaretorte": Ich kann mit so einer Behauptung Deinerseits ganz gut leben, weil von Dir (Ubootjäger*in) bislang nichts substanzielles dazu gekommen ist. Ich weise lediglich darauf hin, dass die Bewertung des Maidans und des Machtwechsels mit den dafür verbundenen Folgen für die jüdischen Communities von ihnen selbst unterschiedlich aufgenommen wird. Ein weiterer ""Schöner" Kommentar aus der Propagandaretorte" von der Jerusalem Post, die es nicht nötig hat, den FaschistInnnen nach dem Mund zu reden: http://www.jpost.com/Jewish-World/Jewish-Features/Ukraines-Jews-ponder-t...

Jedenfalls ist dieser Artikel aus der bürgerlichen israelischen Presse wesentlich differenzierter als das Gros der Kommentare auf linksunten zum Thema Maidan/Antisemitismus. 

Ein weiteres Statement auf der Website des Euro Asian Jewish Congress findest Du hier:

http://eajc.org/page32/news43522.html

 

Auf der anderen Seite halte ich folgendes Interview mit einem "jüdischen Kämpfer", dass der  Maidan enthusiastisch verbreitet, für sehr widersprüchlich. Vor allem die Aussage: "There are no Anti-Semites here." geht an der Realität vorbei, auch wenn der Interviewte vorgibt, mit keinerlei Antisemitismus konfrontiert worden zu sein. Wenn das Interview authentisch ist, kann man davon ausgehen, dass der Interviewte die antisemitische Realität der NationalistInnen ausblendet und sich damit  selbst die Hucke voll lügt:

http://euromaidanpr.wordpress.com/2014/02/21/maidan-jewish-commander-the...

Das Original auf russisch findet sich hier:

http://censor.net.ua/resonance/270358/evreyikomandir_na_mayidane_antisem...

 

@ Ubootjäger*in: Iss' mal Deine Propaganda(re)torte selbst auf und nehme zur Kenntnis, dass es auch innerhalb der jüdischen Communities unterschiedliche Haltungen und Bewertungen gibt, von denen Dir manche nicht schmecken weil sie von Deiner Haltung abweichen.

 

Hiermit schließe ich mit einem Zitat von Woody Allen (oh ja ich weiß, der geht aktuell für viele gar nicht...;-)

"Antisemiten? Ich bevorzuge Baseballschläger."