Sind wir eigentlich mitgemeint? Diese Frage müssen wir uns als Inter*- und Trans*-Personen leider sehr oft stellen, wenn es um Feminismus geht – auch am 8. März.
Im Aufruf zur Demo am Frauen*kampftag 2014 in Berlin heißt es:
»Frauen* = Wir haben den Begriff »Frauen« und »Mädchen« mit Sternchen* markiert. Damit schließen wir Trans*-Frauen. und Inter*-Menschen explizit ein. […] Außerdem wollen wir diejenigen einschließen, die sich nicht als Frauen* verstehen, aber gleichermaßen von sexistischer Diskriminierung betroffen sind, weil sie im Alltag als Frauen* gelesen werden.«
Das ist dann aber auch schon alles, was zu inter* und trans* gesagt wird.
Uns drängt sich der Eindruck auf, als würde davon ausgegangen, dass Cis-Frauen (cis bedeutet: nicht trans*), Trans*-Frauen und Inter*-Menschen in gleicher Weise von Diskriminierung betroffen seien. Das ist aber nicht der Fall. Der Aufruf sagt nichts zu trans*- und inter*spezifischer Diskriminierung und Gewalt. Kein Wort zu den gewaltvollen und häufig traumatisierenden Genitaloperationen, die – auch in Deutschland – täglich an intergeschlechtlichen Kindern durchgeführt werden, um sie einem der beiden offiziell anerkannten Geschlechter zuordnen zu können. Kein Wort zu den unzähligen Morden an Trans*-Frauen, die weltweit aus Trans*misogynie verübt werden. Kein Wort zum gesellschaftlichen Zwang, sich einem der beiden offiziell anerkannten Geschlechter zuordnen zu müssen. Kein Wort zur alltäglichen Gewalt, die – vor allem feminin auftretende – Trans*-Menschen auf der Straße und im sozialen Umfeld erleben. Kein Wort zur Unmöglichkeit, sich jenseits der Kategorien »Frau« und »Mann« zu verorten.
So sehr wir uns auch freuen, dass ein feministisches Bündnis versucht, Inter*- und Trans*-Personen einzubeziehen, haben wir dennoch das Gefühl, dass nicht genug darüber nachgedacht wurde, welche Konsequenzen sich daraus ergeben (müssen). Wir wollen uns nicht bloß mitgemeint fühlen, wenn von »Frauen*« gesprochen wird. Inter*- und Trans*-Positionen mitzudenken muss mehr sein, als ein Sternchen bei »Frauen*«. Denn unsere Lebensrealitäten sind so vielschichtig, dass ein Sternchen nicht ausreicht, um sie zu beschreiben. Der Kampf gegen die Unterdrückung von Frauen* funktioniert nicht ohne die Infragestellung der Kategorie »Geschlecht«. Deshalb werden wir – zusammen mit solidarischen Personen (Allies) – bei der Demo am 8. März einen Inter*- und Trans*-Block machen, um zu zeigen: Es gibt mehr als zwei Geschlechter!
Für einen Feminismus, der Inter*- und Trans*-Positionen konsequent mitdenkt!
Demo zum Frauen*kampftag am 8. März
Samstag, 8. März 2014 | 13 Uhr
Gesundbrunnen | U8 & S-Bahn
Treffpunkt für den Inter*- und Trans*-Block:
12:45 Uhr | Ecke Badstraße/Behmstraße (nördlicher Ausgang der U8)
bündnis
die kritik ist gerechtfertigt. allerdings ist unklar, wieso mensch sich überhaupt an einer demo beteiligen sollte, die von einem bündnis aus wenigen linksradikalen und zahlreichen reformistischen, sozialdemokratischen bis hin zu regierungsamtlichen gruppen und einzelpersonen gewuppt wird? was verbindet eigentlich die top, die tgfa, die spd, mlpd und die grünen?
spaltung
ich finde nicht explizit weibliche frauen, bzw. sich als frauen verstehende personen, haben auf der demo den frauen nicht die show zu stehlen sondern sollten besonders die unterdrückte rolle der frau thematisieren und für die gleichberechtigung der frau protestieren.
vereint
Warum "show" stehlen? Die Gruppe der Frauen* ist nun mal nicht einheitlich. Women of Colour machen ebenso wie Trans*-Frauen andere Diskriminierungserfahrungen als weiße Frauen. Dieser Tatsache wird zwar teilweise im Aufruf Rechnung getragen, aber es spricht doch nichts dagegen, wenn Betroffene aktiv werden und dafür sorgen, dass diese Unterschiede in den Erfahrungswerten im Kampf um Freiheit auch deutlich werden.