In der vergangenen Woche wurden im Raum Wiesbaden mehrere Denkmäler, welche an Verstorbene des 1. und 2. Weltkriegs erinnern sollen, verschönert.
Mit Farbe markiert wurden Erinnerungstafeln für verstorbene Soldaten des 2. Weltkriegs auf dem Nauroder Friedhof, das Denkmal für verstorbene Soldaten des 1. Weltkriegs auf dem Neroberg, ein Denkmal auf dem Sonnenberger Friedhof für beide Weltkriege und die Gedenktafel für ein im 1. Weltkrieg bombadiertes Haus in der Emmanuel-Geibel-Straße.
Deutsche Täter*Innen sind keine Opfer!
Put an end to the myth of Dresden!
Schwächste aller Maßnahmen
Bei aller Kritik an Opfermythos, Heldenverehrung, Kriegsverherrlichung und Co. - auf wehrlose Steine Farbe zu kippen ist die schwächste aller Maßnahmen. "Die Toten mahnen - nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!", und mensch sollte deshalb zurückhaltend damit sein, die Erinnerung an die Toten zu beschädigen.
Heldenverehrung lächerlich machen
Heldenverehrung mahnt nicht. Und genau das wird mit Denkmälern ausgedrückt wenn auf den "wehrlosen" Steinen "[...] in Treue und Dankbarkeit" steht. Wehrlose Steine, was soll denn das eigentlich heißen - Farbe nur auf Menschen, oder wie? Was mahnen denn die Soldaten auf dem Denkmal auf Bild 5, das ist einfach nur verherrlichend. Also: Daumen hoch!
Zugegeben
Zugegeben, die Denkmäler sind oft verherrlichend und verharmlosend. Trotzdem haben Sie einen Nutzen: Sie halten die Erinnerung an Krieg und dessen Folgen (Tod und Zerstörung) wach. Die Kriegstreiber von heute täten sich sicherlich leichter, wenn es all die Soldatenfriedhöfe und Denkmäler nicht gäbe, die an diese Folgen erinnern. Mensch sollte deshalb wirklich zu besseren Maßnahmen greifen, um heutige Kriegstreiberei anzugreifen, als Farbe auf Steine zu kippen.
Blödsinn
Die Denkmäler halten nicht "die Erinnerung an Krieg und dessen Folgen (Tod und Zerstörung) wach", sie propagieren eine Wiederholung der Verbrechen. Die Kriegstreiber von heute besuchen regelmäßig genau diese Stätten, um für neuerliches Töten zu werben. Alle Soldatenfriedhöfe und Kriegsdenkmäler sollten gesprengt und durch Antikriegsdenkmäler ersetzt werden!
Wie sollte das aussehen?
Wie sollte ein Antikriegsdenkmal aussehen und mehr Wirkung entfalten als ein Soldatenfriedhof, auf dem tausende Kreuze bzw. Gräber stehen? Eine Forderung nach deren "Sprengung" wirkt ein bißchen wie ein Baustein aus einer "Schlußstrich"-Debatte, aber mensch sollte sich im Gegenteil gegen das Vergessen stellen. Um mal ein bißchen Guns N’ Roses zu zitieren, aus "Civil War":
(Die "wall of D.C." meint die "Memorial Wall", Teil des "Vietnam Veterans Memorial", das die USA an den Vietnam Krieg erinnert.)
Nieder mit der militaristischen Gedenkpolitik
Ein Antikriegsdenkmal würde keine marschierenden Soldaten, keine heroische Germania oder pathetische Stahlhelme zeigen, sondern vielleicht WiderstandskämpferInnen, DeserteurInnen oder das Elend der Unterdrückten. Eine Sprengung würde zeigen, dass der Kampf um die Erinnerung nicht den Nazis und ihren ideologischen Nachfahren überlassen wird, denn nur die bauen so einen Schund. Meinetwegen können wir auch alle militaristischen Denkmäler auf einen Monument-Friedhof des Schreckens bringen und sie dort in einer Art Freilichtmuseum ausstellen. Aber sie dort zu lassen, wo sie ihre Erbauer haben wollten – niemals!
ps. Überleg dir bitte, wen du für deine Argumentation zitierst. Guns'n'Roses eignet sich sicher nicht, denn wer sowas verbreitet, hat auf linksunten nichts zu suchen (aus: One In A Million):
Interessanter Hinweis
Für WiderstandskämpferInnen gibt es eigene Denkmäler (hier in Stuttgart z.B. in der Bolzstraße für Eugen Bolz), ebenso für Unterdrückte bzw. NS-Opfer (hier in Stuttgart z.B. das Denkmal am Alten Schloss, die Gedenkstätte „Zeichen der Erinnerung“ am Nordbahnhof oder die Stolpersteine). Militärdenkmäler im heroischen Stil werden in D schon lange nicht mehr neu gebaut, siehe z.B. das Ehrenmal der BW im Bendlerblock in Berlin. Die alten Denkmäler zu sprengen oder ins Museum zu packen - finde ich schwierig, dabei würde historischer Kontext gebrochen und das Thema aus der Gegenwart geschafft, besser wäre vielleicht begleitende Info jeweils vor Ort.
P.S. Interessanter Hinweis zu GNR, dieser Song bzw. diese Textzeilen waren nicht auf dem Schirm.