Erste Stellungnahme der Selbstverteidigungsgruppe Aquila, Michoacán, México

Foto von Juan José Estrada Serafín, 18. Januar 2014

Von der Selbstverteidigungsgruppe Aquila, Michoacán an die Öffentlichkeit:
Die Bewohner der Provinzhauptstadt Aquila sind müde von den Erpressungen, Vergewaltigungen, Morden, Entführungen und allen anderen Arten von Straftaten, die von den "Tempelrittern" begangen werden. Angesichts der Tatsache, das die Bürger völlig aufgegeben wurden durch die Gemeinde- und Landesregierungen, die 12 Jahre lang nichts für die Sicherheit unserer Leute und für ein friedliches und würdevolles Leben getan haben, haben wir beschlossen, eine Selbstverdigungsgruppe zu gründen, um die organisierten Verbrecher aus unserer Stadt zu vertreiben.

 

Wir laden alle Mitglieder der Gemeinde ein, sich gegen die steigende Kriminalität zu erheben, so dass sie nie wieder Angst empfinden müssen oder Schutzgebühren zahlen brauchen.


Wie aus den nationalen und internationalen Medien bekannt ist, hat unsere Gemeinde bereits vorher versucht, sich von dem Joch der organisierten Kriminalität zu befreien. Diese Bewegung wurde von den Mitgliedern der indigenen Gemeinschaft San Miguel Aquila geführt. Diese Gemeinschaft ist eine von vier, aus denen die Gemeinde besteht, und ist Besitzer einer Eisenmine, deren Ressourcen durch das transnationale Bergbauunternehmen Ternium abgebaut werden. Das Unternehmen zahlt eine Lizenzgebühr an die indigene Gemeinschaft für das extrahierte Eisen, und bringt es von Aquila, Michoacán nach Tecomán, Colima. Die organisierte Kriminalität erhält davon ein monatliches Schutzgeld. Das heißt, sie fragen die Bewohner, ob sie das erhaltene Geld mit ihnen teilen. Wenn sie nicht zahlen, werden sie getötet. Also beschlossen die Indigenas, einen gemeinsamen Wachschutz zu bilden, um ihr Erbe, ihr Leben und ihre Würde zu schützen. Sie luden uns ein, sich ihnen anzuschließen, aber wir hatten Angst vor den Repressalien der organisierten Kriminalität, so das wir beschlossen, sie nicht zu unterstützen.

Der illegitime Gemeindevorsteher, Juan Hernández Ramírez, wurde eingeladen, sich der Bewegung anzuschließen und die Zahlung von Schutzgeld an die Verbrecher in der Region zu stoppen. Doch er beschloss, zu fliehen und überliess uns der Willkür der organisierten Kriminalität. Es ist bekannt, dass dieser Bürgermeister sein Amt durch Wahlbetrug erhalten hat, bei dem das Tempelritter-Kartell alles unternahm, um Menschen einzuschüchtern, damit sie für Juan Hernández abstimmen. Sie verbrannten auch Wahlurnen in Wahlkreisen, wo er einen klaren Nachteil hatte. Aber all ihre Tricks haben nicht ausgereicht, denn der Gegenkandidat gewann die Wahlen. Also drohten ihm die Kriminellen mit dem Tod, damit er sein Amt nicht antritt. Und so wurde Hernández Ramírez Gemeindepräsident mit Unterstützung der Templer. Der Zeitraum vom 24. Juli bis 13. August 2013 - als der indigene Wachschutz der Gemeinschaft San Miguel Aquila in der Region tätig war - war eine sehr ruhige Zeit. Die Vergewaltigungen, Entführungen und Zahlungen von Schutzgebühren hörten auf, als die Verbrecher geflohen sind. Dadurch wurden wir inspiriert, die Gemeinschaft grundsätzlich zu unterstützen. Doch am 14. August gab es eine gemeinsame Operation staatlicher und kommunaler Regierungsstellen in Aquila, zusammen mit den Marines, gegen die Gemeinschaftsbewegung. 45 Menschen wurden verhaftet. Die Special Operations Group (GOES) und die staatliche Kriminalpolizei töteten zwei Männer und schlugen auch Frauen, Kinder und ältere Menschen, die die Männer, welche sie gegen die organisierte Kriminalität verteidigten hatten, zur Rückkehr aufriefen. Nachdem der Wachschutz zerschlagen wurde, beschlossen die Tempelritter, unter Federführung der staatlichen und kommunalen Behörden, alle Bewohner von San Miguel Aquila "auszurotten". Miguel Alcalá Alcalá, Emilio Martínez López und Miguel Martínez López wurden von den Templer-Verbrechern gefoltert und ermordet. Ignacio Martínez de la Cruz, Francisco Javier Ramos Walle und Carlos Díaz Zapien sind am 25. November 2013 verschwunden und man hat nichts mehr von ihnen gehört. Die übrigen Bewohner wurden vertrieben oder verfielen in Panik und Trauer, weil ihre Regierung nichts tat, um sie zu beschützen.

Als der Gemeindewachschutz vollständig von dem Dreierbündnis Tempelritter-Bundesregierung-Bezirksregierung zerschlagen worden war, beschlossen die Tempelritter, Schutzgeld von allen Bewohnern der Region zu fordern, was sich insbesondere auf unsere ärmeren Nachbarn negativ auswirkte. Wir dachten, wenn wir den Wachschutz nicht mehr unterstützen, würden die Templer Mitleid mit uns haben und kein Schutzgeld mehr eintreiben, oder zumindest nicht erhöhen, und unseren Familien keinen Ärger mehr machen. Doch sie waren ehrgeiziger und blutrünstiger als je zuvor. Die Templer erhöhten das Schutzgeld, weil ihnen das Geld von denen fehlte, die inhaftiert, ermordet, verschwunden und vertrieben waren. Nur einige in der Gemeinde übergeben dann das ganze Schutzgeld an die Templer, weil sie Beziehungen zu ihnen haben. Es sind unter anderm José Cortes Méndez, Miguel Zapien Godínez, Fidel Villanueva Espinosa, Juan Carlos Ramos Martínez und Juan Sandoval Zapien.

Das Phänomen der Selbstverteidigung in Michoacán hat eine grosse Dynamik. Jeden Tag gibt es mehr Leute, die sich dafür entscheiden, die Verbrecher aus ihren Regionen zu vertreiben, was dazu geführt hat, das die Templer in die Nachbarregionen, insbesondere in unsere Region, wandern, und somit die Gewalt in Aquila wächst. So sind wir jeden Tag mit der Gewalt konfrontiert, und müssen mit der Komplizenschaft der staatlichen und kommunalen Verwaltungen und der Gleichgültigkeit der Bundesregierung leben. Aus diesen Gründen, die nun allen Einwohnern des Verwaltungssitzes von Michoacan bewusst sind, beschlossen wir, eine Selbstverteidigungsgruppe zu organisieren, um alle Verbrecher aus der Gegend zu vertreiben. Unser sozialer Kampf wird nicht enden, auch wenn Federico González, alias "El Lico", der Chef des Tempelritter-Kartells in der Region Aquila-Coahuayana, gestürzt wird, sondern wenn alle seine Partner und bewaffneten Männer verschwinden.

Unsere Selbstverteidigungsbewegung ist allgemein für alle Bewohner und Menschen in der Region Aquila organisiert. Aus diesem Grund gaben wir dem regionalen Gemeindepräsidenten Juan Hernández Ramírez ein Vertrauensvotum und luden ihn ein, sich dem Kampf gegen die Kriminalität anzuschließen. Aber der Bürgermeister zeigte wieder einmal seine Sympathie für die Templer und entschied sich, das Gebiet zu verlassen. Unsere Selbstverteidigungsgruppe und die Menschen, die die Bewegung unterstützen, verurteilen die strafbare und gleichgültige Haltung von Juan Hernández Ramírez. Es muss klar sein, dass unsere Selbstverteidigungsbewegung aus der sozialen Not heraus geboren wurde, gegen die organisierte Kriminalität. Wir versuchen, wieder Ruhe und Ordnung für unser Volk herzustellen. Wir laden alle Städte, Dörfer und Gemeinden im Bezirk Aquila ein, sich unserem Kampf anzuschließen. Wir suchen Wohlstand und sozialen Frieden.

Mit freundlichen Grüssen,

Die Selbstverteidigungsgruppe Aquila, Michoacán

 

Erste Stellungnahme der Selbstverteidigungsgruppe Aquila, Michoacán

Veröffentlicht am 19. Januar 2014 in Mexiko, Michoacán

 

 

Übersetzt von @FibsFreitag

http://elenemigocomun.net/2014/01/self-defense-aquila-michoacan/ (englisch)
http://elenemigocomun.net/es/2014/01/autodefensa-aquila-michoacan/ (spanisch)

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