Anni Lenz (93): Zum Geburtstag wirft sie ihr Vermieter raus

Anni Lenz (93) hat die ganze Nacht geweint, weil ihr jetzt die Obdachlosigkeit droht. Sie ist fassungslos.
Erstveröffentlicht: 
16.01.2014

Berlin –  Es passieren Dinge in dieser Stadt, da verschlägt es einem die Sprache. Wir haben schon oft über skrupellose Vermieter berichtet, doch folgende Geschichte ist an Dreistigkeit kaum zu überbieten: Anni Lenz, eine schwer kranke Frau, erhält aus heiterem Himmel nach 64 Jahren die fristlose Kündigung. Ausgerechnet am 93. Geburtstag!

 

Sie sitzt in geselliger Runde, Nachbarn, Freunde und Familie stoßen mit einem Gläschen Sekt auf die hochbetagte Jubilarin an. Da kommt der Brief. „Vielleicht ein Glückwunsch“, denkt sich die ahnungslose Rentnerin. Als sie ihn vorliest, versagt ihr die Stimme. „Wir kündigen fristlos“, teilt ihr der Eigentümer mit. Bereits in zwei Wochen soll sie raus sein – am 29. Januar.

 

Anni Lenz bekommt Herzrasen, ihr dreht sich der Magen um. Gäste wollen den Notarzt rufen. Als Grund nennt der Vermieter Äußerungen ihres Sohnes. Er soll möglichen Kaufinteressenten von leerstehenden Nachbarhäusern abgeraten haben. „Ich bin doch nicht für die Äußerungen meines 61-jährigen Sohnes verantwortlich“, sagt sie bitter. Ihre Augen sind ganz rot vom vielen Weinen, die Hände zittern.

Die denkmalgeschützte Siedlung Am Steinberg in Tegel besteht seit fast 100 Jahren. Sie gehörte bis 2010 der GSW, dann kaufte eine Entwicklungsgesellschaft die kleinen Reihenhäuser. Seitdem ist es mit der Ruhe vorbei. Der neue Eigentümer plant die Komplettsanierung des Viertels, das seine Bewohnern liebevoll Klein-Kleckersdorf nennen.

 

Nachbarin Edith Franke (79) bekam als erste die Modernisierungsankündigung (KURIER berichtete). Sie soll danach 1667,54 Euro Kaltmiete zahlen. Jetzt sind es 334,62 Euro für 83 Quadratmeter. Ein Anwalt machte dem Eigentümer klar, dass die Umbaupläne weit über eine übliche Modernisierung hinausgehen. Seitdem hat sie nichts mehr davon gehört.

 

Als wir Anni Lenz besuchen, ist sie nicht allein. In ihrem kleinen Wohnzimmer warten bereits viele ihrer Geburtstagsgäste auf den KURIER. Die Anwohner sind aufgebracht und wütend. „Wir haben nie damit gerechnet, dass ausgerechnet bei uns solche Heuschrecken einfallen“, sagt Ursula Haj-Ahmad (68).

 

Die meisten von ihnen wehren sich über Anwälte gegen den Vermieter. Sie wollen sich nicht rausklagen lassen. „Modernisieren ja, aber wir lassen uns nicht vertreiben“, erklärt Bernd Baumgart (52). Vor den Häusern parken Autos mit Plakaten, auf denen steht: „Gemeinsam kämpfen macht stark. Wir bleiben alle!“

 

Anni Lenz sagt dann einen Satz, bei dem die Anwesenden heftig nicken: „Raus gehe ich nur mit den Füßen zuerst.“ Der Eigentümer hat sich bis Redaktionsschluss zur Kündigung nicht geäußert.

 

Von CORNELIA SCHMALENBACH

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Anni ist kein Einzelfall aber trotzdem berührt er und macht wütend.Ein Grund mehr am 25.01.2014 dahin zu gehen wo derweil das ganze Bonzenpack es sich's gut gehen lässt.

watch out the camera in the street "An der Heide", better to visit over "Myrtenweg"

keinen cent soll das bonzengesindel an diesen häusern verdienen.