FILMCLUB MODERNE ZEITEN ZEIGT: einen Filmabend mit und über Peggy Parnass

Peggy

Peggy Parnass ist  Schauspielerin, Gerichtsreporterin und Autorin.

Sie arbeitete als Sprachlehrerin, Filmkritikerin, Kolumnistin und Dolmetscherin, spielte in Film und Fernsehen.

Siebzehn Jahre lang schrieb sie Gerichtsreportagen für die linke Zeitschrift »Konkret«.

 

Veröffentlichte Bücher:

Unter die Haut; Hamburg: Konkret-Literatur-Verlag

Kleine radikale Minderheit; Hamburg: Konkret Literatur Verlag

Süchtig nach Leben; Hamburg: Konkret Literatur Verlag

Prozesse 1981; Gerichtsreportagen

Mut und Leidenschaft; Hamburg: Konkret Literatur Verlag

Kindheit; Hamburg: Verlag Schwarze Kunst

 

Wir zeigen eine filmische Collage über das Leben, die Liebe, über Prozesse und

über Recht und Gerechtigkeit.

 

„Ich ging fast nie an einer Anklagebank vorbei zur Pressebank, ohne das Gefühl zu haben: Reiner Zufall, dass ich nicht dort sitze.“

Peggy Parnass

 

Freitag den 10.01.2014 um 20 Uhr, Volxküche, Hafenstrasse 116,        

20359 Hamburg. Eintritt frei, Spenden erwünscht !

http://filmclubmodernezeiten.jimdo.com 

http://de.wikipedia.org/wiki/Peggy_Parnass 

http://www.peggyparnass.com 

 

https://de-de.facebook.com/PeggyParnass 

 

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"Auch Leute, die nicht so weit vom Schuß waren wie Barbie, hatten nicht gerade einen frühen Prozeß zu befürchten. Denn die NS-Prozesse wurden von Haus aus immer verschleppt, nach Tätern bis heute nie per Fahndungsplakat gefahndet, nie ein Suchfoto veröffentlicht. Dementsprechend wenige wurden gefunden, noch weniger angeklagt und die allerwenigsten verurteilt. Die meisten Massenmörder kamen erst als für die Bevölkerung mitleiderregende Mummelgreise dran. Wenn überhaupt. Kein mörderischer, verbrecherischer, arschkriechender Richter aus der Nazizeit ist jemals zur Rechenschaft gezogen worden. Ganz im Gegenteil, sie konnten auch nach dem Krieg ihre Täterschaft fortsetzen, Urteile sprechen und unter Adenauer weiter Kommunisten verfolgen und einsperren. Dieses Justizgesindel vergalt Gutes mit Gutem, half den Kumpanen innerhalb und außerhalb des Gerichts. Sympathisanten hatten sie reichlich.

 

Es gab auch den Volljuristen Dr. jur. Hahn, den Henker von Warschau. Er war auf freiem Fuß während seines ganzen Prozesses, so wie die Angeklagten der Auschwitz- und Majdanekprozesse auch. 900 000 Menschen sind auf seine Veranlassung umgebracht worden. Die verzweifelten Zeugen konnten nicht fassen, daß sie ihm auch vor dem Saal, in den Gängen, auf der Treppe, in der Gerichtskantine und auf der Straße begegnen mußten. Hahn wurde zu zwölf Jahren verurteilt. Da er Haftverschonung bekam, konnte er wie sonst auch nach Hause gehen. 1975 war er noch mal dran, wegen anderer Taten - gemeinschaftlichen Mordes an mindestens 230000 Menschen. Diesmal mußte er zwar ins Gefängnis, durfte aber als privilegierter Gefangener das Knastarchiv leiten. Er kriegte Blasenkrebs und ein Bein ab. Gräßliche Krankheiten, die man eigentlich niemandem wünscht. Bei ihm hörte ich es gern.

Es gibt keine adäquate Strafe. Jede Strafe, auch lebenslänglich, selbst die Todesstrafe - und wenn man die Täter durch den Fleischwolf drehen würde - kann da nur Symbolcharakter haben. Verrückt vor Gram und Reue, das wäre vielleicht was. Nur, diese Leute bereuen nichts. Sie sind es nie, die vor Gericht zerbrechen, sondern die Zeugen, in denen alles wieder hochkommt."

 

 

Peggy Parnass (aus Barbie in Bolivien)