Besetzung gegen Tierversuchslabor

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Boehringer, Deutschlands zweitgrößter Pharmakonzern, plant ab Herbst, ein Tierversuchslabor in Hannover zu bauen, in welchem Impfstoffe für Schweine getestet werden sollen, um derern Massenhaltung zu optimieren. Nachdem es dagegen schon von verschiedener Seite Widerstand gab, besetzten am 2. Juli rund 30 unabhängige AktivistInnen den Bauplatz.

 

Bisheriger Widerstand

 

Der bisherige Widerstand gliedert sich in den der „Bügerinitiative gegen Massentierversuche in Wohngebieten“ und den verschiedener Tierschutz- und Tierbefreiungsgruppen.

Die BI sammelte bisher über 7000 Unterschriften bei Infoständen u.ä. Um politischen Druck ausüben zu können.Im Sommer und Herbst 2008 fanden 3 Demonstrationen mit klaren Tierbefreiungspositionen statt, auch eine antispeziesistische Demo, die nicht nur Boehringers Versuchslabor, sondern ebenso andere tierausbeuterische Unternehmen wie Escada und das kapitalistische Wirtschaftssystem als ganzes kritisierte.

Boehringer plante das Tierversuchslabor vorher bereits in Tübingen, zogen sich dort aber zurück weil der Widerstand der AnwohnerInnen zu massiv war.

 

Die Besetzung

 

Das Gelände auf dem das Versuchslabor gebaut werden soll besteht zur Hälfte aus ehemaligen Kleingärten mit Hütten und Häusern, welche teilweise von den BesetzerInnen bewohnt werden oder umfunktioniert wurden zu Werkstätten, einer Direct-Action-Ausstellung, Kunsträumen, und anderem. Die andere Hälfte des Geländes besteht aus Wiesen und Hecken. Hier wurden Zelte aufgeschlagen, Kompostklos gebaut und Infohütten gezimmert. Auf dem Gelände gibt es außerdem eine Eiche auf der eine Plattform errichtet wurde, die im Fall einer Räumung schwer zu erreichen ist. Die Tierversuchsgegener haben sich für die Besetzung des Geländes entschieden, um sich direkt dem Vorhaben Boehringers in den Weg zu stellen, und um von dort aus Öffentlichkeitsarbeit machen zu können.

Die Besetzung soll auch einen Freiraum darstellen. Frei von Verwertungslogik und soweit möglich von Diskriminierungen aller Art. Ein Ort für Ideen und deren Umsetzung.

Zum Beispiel wird die Besetzung auch genutzt für verschiedenste Veranstaltungen. So gibt es zum Beispiel Vorträge über verschiedene antispeziesistische Theorien, Schreinerworkshops, Direct-Action Workshops, Konzerte, Hörspielkneipen und mehr.

 

Repression gegen die Besetzung

 

Als die Besetzung bekannt wurde fuhr die Popelei erstmal alles auf was sie zusammentrommeln konnte, und die BesetzerInnen gingen schon von einer Räumung aus. Dann beschloss Boehringer aber die Besetzung erstmal zu dulden und für einige Zeit war es ruhig. Vor kurzem begann Boehringer aber in die Trickkiste zu greifen: Die Hütten würden Asbest enthalten und müssten deshalb für die Gesundheit der BesetzerInnen abgerissen werden. Es gibt aber Hütten die komplett aus Holz sind, die Boehringer auch abreißen lassen will. Der Asbest ist also nur ein vorgeschobenes Argument. Siehe: http://de.indymedia.org/2009/07/256977.shtml

Die BesetzerInnen kündigten an den Abriß der Hütten wie eine Räumung zubehandeln und ihn blockieren zu wollen.

 

In der Nacht auf vergangenen Dienstag wurden Parolen gegen Boehringer am Haus von Oberbürgermeister Weil gesprayt. Das nahm die Polizei zum Anlass mit einer Hundertschaft auf die Besetzung zu stürmen und alle Personalien aufzunehmen, die dazugehörenden Personen gelten nun als Verdächtigt. Da es keinen konkreten Verdacht gibt dass die TäterInnen sich auf der Besetzung aufhalten könnten war diese Aktion der Popelzei rechtswidrig.

Die Bullen stellten außerdem einen Eimer roter Farbe sicher (die Sprüche waren mit roter Farbe geschrieben) welcher darauf überprüft werden soll (vom LKA) ob er identisch ist mit der Farbe an der Wand.

  1. Niemand hat einen Bullen gesehen der mit einem Eimer Farbe das Gelände verlassen hat.

  2. Auf den Bildern ist eindeutig zu sehen dass die Sprüche gesprüht und nicht gepinselt wurden

Siehe: http://de.indymedia.org/2009/07/257032.shtml


Tierversuche

 

Im allgemeinen lässt sich über Tierversuche sagen, dass sie genau keinen Sinn ergeben, da Ergebnissen von Mäusen, Schweinen u.s.w. Keine Aussagen treffen über die Reaktion des menschlichen Körpers.Bei diesem Versuchslabor von Boehringer geht es aber nicht darum Produkte für Menschen an Nicht-menschlichen-tieren zu testen, sondern darum, die Massentierhaltung (hier Schweine) zu optimieren. Da Massentierhaltung immer grausamere Ausmaße annimmt, wird auch die Ansteckungsgefahr der Schweine untereinander gesteigert. Schnell sind Seuchen ausgelöst, an denen tausende Schweine sterben. Nicht das der Tod der Tiere ein Problem wäre, diese Leben eh nur um geschlachtet zu werden. Durch die Krankheiten entstehen aber große Ausfälle. Um diese zu verhindern, sollen also Impfstoffe entwickelt und getestet werden. Das ganze wird dann „Tiergesundheitsbranche“ genannt um zu verschleiern, dass das ganze System darauf ausgerichtet ist kranke Tiere zu erzeugen (die sich nicht bewegen können und nie das Sonnenlicht sehen) die halt bloß nicht, vor dem Schlachttermin verrecken sollen.

 

(Massen-) Tierhaltung

 

Steigender Fleischkonsum führt zu immer mehr, immer größeren Massentierhaltungsanlagen. Täglich finden Massenmorde in den Schlachthöfen statt. Die meisten der Tiere haben nur wenige Monate gelebt, hatten keine Bewegung und nur künstliches Licht. Ein Leben in gewalttätigen Verhältnissen, welche Schmerz und Qual erzeugen, mit dem einzigen Zweck: Fleisch- Milch- oder Eiproduktion.

Neben den endlosen Quale zahlreicher Tiere sind die ökologischen Auswirkungen verheerend. Global ist die Tierhaltung zu gleichen Teilen am Klimawandel beteiligt wie der gesamte Verkehr inklusive Flugverkehr. Das liegt Hauptsächlich am großen Sojaverbrauch durch die Fütterung. Über den Umweg Tier kommt nur jede siebte Kalorie beim Menschen an D.h. Für einen Liter Milch wir siebenmal soviel Soja benötigt wie für einen Liter sojamilch. Die Sojafelder wiederum fressen sich immer weiter in die noch bestehenden Regenwälder, welche viel CO2 gebunden haben, welches bei der Rodung oder Brandrodung freigesetzt wird.

 

In Mac Pomm/ Alt Tellin soll diesen Herbst die größte Schweinemastanlage Europas gebaut werden. Auch hier gibt es Widerstand. Vom 8. bis zum 11 September findet hier ein Aktionswochenende statt. http://schweinerei.blogsport.de/

 

Boehringer

 

Boehringer ist nach Bayer der zweitgrößte Pharmakonzern Deutschlands und hat wie es sich für ein Pharmaunternehmen gehört jede Menge Dreck am Stecken (abgesehen vom kapitalistischen Normalbetrieb, welcher auch in der Pharmabranche das größte Verbrechen darstellt. Denn im Kapitalismus hat jededs Pharmaunternehmen ein interesse an kranken Menschen, da sie durch diese viele Geld verdienen können. Die verkauften Produkte werden also kranke Menschen erzeugen um weiter Profote aus ihnen schlagen zu können).

Wohl am bekanntesten ist der Dioxin-Skandal von 1984 in HH. Trotz Kenntnissen des Konzerns über Dioxin-Freisetzung und deren Gesundheitsauswirkungen, stoppte der Konzern die Produktion nicht und ist somit verantwortlich für die schlimmen Erkrankungen vieler ArbeiterInnen, welche zum großen Teil bis heute nicht entschädigt wurden (was für eine Annahme, dass mensch die Desundheit mit etwas Kohle entschädigen könnte)

Boehringer lieferte auch das Dioxin für das Agent Orange welches im Vietnam eingesetzt wurde und verheerende Auswirkungen hatte.

In neuester Zeit behinderte der Konzern den Zugang von Nevirapine-Sirup (welches entscheidend für die HIV-Behandlung infizierter Kinder ist) an bedürftige Menschen.

Die BesetzerInnen suchen Kontakte zu anderen sozialen Bewegungen die an anderer Stelle gegen Boehringer kämpfen, um den Widerstand koordinieren verstärken zu können.

 

Anti-Speziesistischer Hintergrund:

 

Die meisten BesetzerInnen argumentieren mit einem antispeziesistischen Hintergrund, welcher versucht einen Mensch-Tier-Dualismus abzubauen.

Dabei wird die Willkürliche Grenzsetzung zwischen Menschen und Tieren kritisiert und für eine differenziertere Betrachtungsweise plädiert. Denn: Natürlich ist ein Borkenkäfer nicht das gleiche wie ein Mensch. Aber ein Borkenkäfer ist auch nicht das gleiche wie ein Schimpanse. Der Unterschies zwischen einem Menschen und einem Schimpansen dürfte sogar wesentlich geringer sein, als der zwischen Schimpanse und Borkenkäfer.

Eine differenzierte Betrachtungsweise die in abstufungen denkt dürfte näher an der Realität sein, als ein Dualismus, der allen Tieren die gegenteiligen Eigenschaften zuweist wie dem Menschen. Der Mensch ist vernunftsfähig, also müssen Tiere vernunftsunfähig sein.

Menschen können fühlen, also können Tiere nicht fühlen.

Nur durch diesen Dualismus ist es möglich Tiere zu Objekten zu degradieren, die weder denken noch fühlen können und die von Menschen nach belieben benutzt werden können.

 

Aktionswoche gegen Tierversuche

 

Vom Freitag den 4. September bis zum Mittwoch den 9. September wird auf der Besetzung eine Aktionswoche stattfinden. Viele Aktionen, Workshops, Vorträge, Konzerte und weiteres sollen hier stattfinden. Werdet selber kreativ, und denkt euch Programm und Aktionen aus. Auch wenn die Besetzung schon geräumt sein sollte, wird die Aktionswoche anderswo stattfinden.

 

Wie könnt ihr die Besetzung unterstützen?

 

-Kommt vorbei und bringt eigene Ideen mit (und veganes Essen:-))

-Startet Soli-Aktionen bei euch.

-Macht Aktionen gegen Boehringer

-Kommt zur Aktionswochenende

-Startet eigene Kampangen gegen für Tierbefreiung und gegen Tierausbeutung

 

Weitere Informationen: boehringerbesetzung.blogsport.de

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Heute war ich auf der Biotechnica 2009 und es ist erschreckend zu sehen mit welchem Anschauungsmaterial die Aussteller aus Forschung und Pharmazie sich dort in den Hallen 8 / 9 präsentieren. Nicht nur schockierende Bilder von Versuchen mit Mäusen und Viren, sondern auch die Arbeitsweisen der Forscher sind teilweise ekelerregend dargestellt. Die Branche feiert sich selbst auf dieser Messe und ignoriert alle Proteste. Biotechnica 06.-08.10.2009 Messe Hannover Halle 8 / 9.