Jagdleidenschaft – die wahren Gründe

Aus Freude am Töten

Schaut man sich Pro-Jagd-Argumente an, wird schnell deutlich, dass dies alles vorgeschobene Gründe sind. Fakt ist, dass einer der Hauptgründe pro Jagd die Herstellung von so genanntem Wildbret ist, also die Herstellung von angeblich gesundem und natürlichem Fleisch: „Lebensmittel“ aus nachwachsenden Ressourcen, wie es so schön im Jägerlatein heißt.

 

Ein weiterer Grund, der nicht verleugnet wird, ist die „Ernte einer guten, alten Trophäe“1. So heißt es sogar im neuen IUCN2-Dokument, dass Trophäenjagd „eine Form der Nutzung der Wildtiere darstellt, die für die Erreichung von Erhaltungszielen hilfreich sein kann, wenn sie gut geführt ist – dies, indem sie Einkommen und wirtschaftliche Anreize schafft für die Erhaltung der Arten und lokale Lebensgemeinschaften unterstützt.“ Mit Spaß am Töten und der Macht, über ein Lebewesen Richter über Leben und Tod zu spielen, solle das nichts zu tun haben: „Keinem macht es Spaß, ein Lebewesen zu töten.“1

Doch manchmal lassen sie sich doch ertappen, und noch so viel Gegensteuern der weniger emotional auftretenden VertreterInnen aus der Jägerschaft kann nicht verhindern, dass immer mehr BürgerInnen begreifen, dass Jäger weder Umwelt-, Tier- noch Artenschützer, sondern Mörder aus Leidenschaft sind. So ließ sich eine Jägerin in einem Beitrag vom SWR3 dabei in ihrem Ansitz filmen, wie sie stolz sagt: „Ich empfinde das für mich als sehr schön, dass ich mit einer geladenen Waffe im Hochsitz sitzen kann und es in meinem Ermessen liegt, ob ich jetzt schieße oder nicht. Das finde ich für mich ganz toll.“ Was sind das für Gefühle, die da bei ihr aufkommen? „Ja, so Machtgefühle irgendwie.“

»Beim Abdrücken habe er das gleiche Gefühl, als wenn er einen reifen Apfel pflücke.

Während diese ältere Dame Machtgefühle erlebt, geht es bei Männern offensichtlich noch um andere Gefühle. So beschreibt ein Spiegel-Beitrag4, warum Kursteilnehmer, die sich auf Großwildsafaris vorbereiten, so viel Lust beim Töten empfinden. Die Reisejagdveranstalterin Tamela Moss hat schon Hunderte Jäger beim „finalen Schuss“ begleitet. Ihre Kunden würden die Grenzerfahrung suchen, erläutert sie. Je größer oder gefährlicher das Tier, desto besser. „95 Prozent der Männer fallen auf die Knie und fangen an zu heulen, wenn sie ihren ersten Elefanten geschossen haben. […] Ein so großes Tier zu erlegen ist wie der beste Orgasmus, den Sie sich vorstellen können. Da ist man so nah bei Gott, wie man es nur sein kann...“ Krank, pervers – beides? Auf jeden Fall sind sie perfide genug, ihr Tun auch noch als gutes Werk hinzustellen: Die Jäger rechtfertigen zum Beispiel Jagd-Safaris – gerne auch auf gefährdete Arten – mit dem Argument, dass ein Großteil ihres Geldes der Bevölkerung und damit letztlich auch den Tieren zugutekomme. Laut einem Bericht der WAZ5 machen rund 15.000 Deutsche mehr oder weniger regelmäßig Jagdurlaub im Ausland.

»Die Jagd hat die Beute,
der Sex den Orgasmus

Die Schweizer Jäger sind offensichtlich nicht so genant und sagen es auf www.jagdportal.ch frei heraus: „Vorbei die Zeiten, in denen wir auf die Frage nach den Gründen unseres blutigen Tuns allein mit den alten Geschichten vom Hegen und Pflegen, vom Erlösen alter und kranker Tiere, von den fehlenden Prädatoren, der Wildschadensbekämpfung, dem Schutz unserer lieben Füchse vor Seuchenzügen und der Freude an unvergesslichen Naturerlebnissen antworten müssen. Jetzt können wir frei von der Leber weg das sagen, was wir im Innersten schon immer sagen wollten: Jagen ist etwas Lustvolles, Jagdpassion hat etwas mit Lust und Freude zu tun.“ Der Beitragsschreiber Martin Ebner lässt sich inspirieren von Autor Florian Asche6: „Wir Jäger wollen mit der Natur ins Bett. […] Ja, die Jagdleidenschaft ist mit Sex zu vergleichen. Das ist ein Trieb, den auch niemand rechtfertigen muss. Beide Leidenschaften haben ein Ziel. Die Jagd hat die Beute, der Sex den Orgasmus.“ Jäger Karl Lüönd7 erklärt: Beim Abdrücken habe er das gleiche Gefühl, als wenn er einen reifen Apfel pflücke.
Erstaunlich ist, dass es – zumindest einige – JägerInnen irgendwie schaffen, einen relativ „seriösen“ Eindruck zu machen und sich sogar an Kindergärten und Schulen für „Umweltunterricht“ breit machen können. Eine kleine, aber feine Kampagne anonymen Ursprungs klärt auf eigenwillige Art auf. Verschiedene Motive mit dem real nicht existenten Absender Vereinigung Deutscher Jäger prangen auf offensichtlich zigtausend verbreiteten Aufklebern, die erstmals zur Anti-Jagd-Demo in Düsseldorf Ende September aufgetaucht sind. Sie sind kostenlos erhältlich bei einschlägigen Online-Shops, auch im tierbefreier-Shop Auch wenn es kurzfristig keinem Tier das Leben retten wird, kann doch langfristig weiter am Image der Waidmänner gekratzt werden – und das ist es, was ihnen wirklich weh tut. Ob Jagd und Jäger noch gesellschaftsfähig sind, wird sogar im eigenen Kreis diskutiert. „Experten und Praktiker“ setzten sich auf einer Tagung8 mit der Jagd und ihrem Bild in der Gesellschaft auseinander, denn die Meinung über die Jagd hat sich in den letzten Jahrzehnten bereits stark geändert.

Viola Kaesmacher


Fußnoten:
1 Beschrieben in einer 12seitigen Pro-Jagd-Beilage, redaktionell verantwortet vom Bayerischen Landesjagdverband (BJV) und vertrieben über die Allgäuer Zeitung
2 International Union for Conservation of Nature und Species Survival Commission (SSC): Guiding Principles on Trophy Hunting as a Tool for Creating Conservation Incentives; vom 9. August 2012: https://cmsdata.iucn.org/downloads/.pdf
3 www.youtube.com/watch?v=-Ls-m1kDwVY (bei Minute 1:30)
4„Ganz nah bei Gott“, Spiegel 32 vom 6. August 2012
5 www.derwesten.de/reise/jagdtouristen-id7139940.html
6 Florian Asche: „Jagen, Sex und Tiere essen. Die Lust am Archaischen“, Verlag Neumann-Neudamm, Melsungen, 2012.
7 Chefredakteur der Zeitschrift Jagd&Natur im Interview mit der Zeitung Südostschweiz, 1. September 2012
8 11. und 12. Oktober: An die 100 Tagungsteilnehmer aus Österreich, Deutschland und der Schweiz beteiligen sich an der Diskussion beim 16. Wildtiermanagementtagung der Nationalpark Akademie in St. Jakob.

 

 

http://www.tierbefreier.de/tierbefreiung/77/jagdleidenschaft.html

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Die Jagd neurotisiert die Tierwelt, schädigt ökologische Systeme und begünstigt Tierseuchen. Darüber hinaus stempeln Jäger_innen bestimmte Tierarten zu Sündenböcken für menschengemachte Probleme oder sprechen ihnen ihr Schmerzempfinden ab. Nicht zuletzt wird versucht von der eigenen Mitschuld am Artenrückgang abzulenken und die Ermordung nichtmenschlicher Tiere zu rechtfertigen. Die Abschaffung der Jagd, inklusive des Angelns ist deshalb längst überfällig.

 

Die letzte Sendung von Radio Animal Liberation Freiburg befasste sich mit dem Thema Jagd und Angeln. Sie soll ein Beitrag zur Debatte sein und gängigen Jäger_innenmythen entgegentreten.

Die nächste RALF-Sendung befasst sich mit dem Thema Repression gegen die Tierrechtsszene in Österreich und wird kommenden Montag, den 18.April um 16 Uhr gesendet. 102,3 Radio Dreyeckland oder www.rdl.de, nachzuhören auf www.radioalf.blogsport.de

 

Jäger- und Angler_innen verwechseln Mord mit Sport


Historisch betrachtet stellte die Jagd in den kalten Regionen der Erde eine Notwendigkeit zum Überleben dar. In wärmeren Regionen spielte sie hingegen eher eine untergeordnete Rolle. Über 80% der Nahrung wurde überwiegend von Frauen und Kindern bewerkstelligt durch das Sammeln von Wildfrüchten und Wurzeln. Die Jagd kann deshalb als eine eher brutale „Nebensache“ bezeichnet werden, die weniger der Ernährung, sondern wohl eher der Darstellung „männlicher“ Macht diente. Meist war die Jagd aber einfach unrentabel und wurde deshalb schon nicht häufig ausgeübt. Mit Beginn des Ackerbaus und der Viehzucht verschwand die Notwendigkeit der Nahrungsbeschaffung durch Sammeln und Jagen. Damit vollzog sich auch eine Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Große Wildtierbestände standen nunmehr im Kontext von Schädigungen an Feldkulturen und Herdentieren und zogen den Zorn der Landwirte auf sich. Somit war die zuvor noch vorhandene Wertschätzung in Feindseligkeit übergeschlagen. Das Machtpotential innerhalb der Natur hatte sich zu Gunsten des Menschen verschoben. Der Mensch konnte sich mittels Waffen Vorteile gegenüber anderen Raubtieren verschaffen, was die Ausrottung vieler Wildtiere mit sich brachte. Im Mittelalter entstanden dann Jagdformen, die nur noch dem Vergnügen und geselligen Zeitvertreib der Adligen dienten. Im Jahr 1934 wurde durch die Nationalsozialisten mit der Schaffung des Reichsjagdgesetzes das Jagdausübungsrecht neu geregelt. Sie schränkten die bis dato entstandenen jagdlichen Freiheiten der Gründstückseigentümer ein und machten die Jagd per Gesetz wieder bestimmten Personenkreisen gezielt zur Lustbefriedigung nutzbar. Das Reichsjagdgesetz wurde in wesentlichen Bestandteilen 1953 als Bundesjagdgesetz übernommen.


Durch das Bundesjagdgesetz begünstigt, wird heute inzwischen auf fast allen kommunalen und privaten Naturflächen die Jagd überwiegend von Privatpersonen ausgeübt, welche diese als Hobby betreiben. Diese Menschen müssen nicht töten, sondern sie wollen jagen und töten. Sie investieren viel Zeit und Geld, damit sie ihrem mörderischen Hobby ganz legal nachgehen können.


In der Nachkriegszeit wurde das Jagdrecht zunehmend in Richtung der sogenannten Hege erweitert. Diese gesetzlich abgesegnete Hege hält die Populationen künstlich hoch dient nur dazu noch mehr Tiere bejagen zu können.


Durch die Jagd in Deutschland kommen jedes Jahr etwa 5 Millionen Wildtiere durch jägerische Flinten und Fallen zu Tode. Mit etwa 300.000 Jäger_innen gehen damit etwa 0,3% der Gesamtbevölkerung diesem mörderischen Hobby nach. Deutschland ist europaweit das Land mit der größten Hochsitzdichte und entspricht mit seinen 96 jagdbaren Tierarten nicht einmal den internationalen Standards des Naturschutzes. Zahlreiche in Deutschland immer noch jagdbare Arten wie z.B. Feldhase, Baummarder, Waldschnepfe und Rebhuhn stehen landesweit auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Die Jagd ist zwar nicht der einzige Gefährdungsgrund für diese Tiere, allerdings trägt der Abschuss bedrohter Tierarten bestimmt nicht zu deren Erhalt bei. Seit dem 17. Jahrhundert ist die Jagd und die Zerstörung von natürlichen Lebensräumen durch den Menschen für 57% der ausgerotteten Vögel- und für 62% der ausgerotteten Säugetierarten verantwortlich.


Die Jagd ist Teil eines Weltbildes, das auf Hierarchien beruht, auf Herrschaft über Tiere, Menschen und die Natur. Die zu 95% männlichen und überwiegend wohlhabenden Jäger_innen machen Jagdreisen im Stil deutscher Kolonialherren und beziehen sich oft auf Jagdtraditionen aus der Nazi-Zeit. Die Jagd ist Ausdruck patriarchalen Herrschaftsdenkens über alles „Nichtmännliche“. Auch Frauen wird in einer patriarchalen Gesellschaftsordnung eine niedrigere Stellung gegenüber dem Mann zugewiesen. Der Vorstellungsprozess des „Weiblichen“ umfasst, was für das Selbstbild des Mannes unvereinbar ist, d.h. geistige und physische Schwäche, Passivität, Hilflosigkeit, Weichheit, Naturnähe, Sentimentalität, Mitleid, aber auch Zügellosigkeit und Triebhaftigkeit. Ebenso wie Tiere als das Andere konstruiert werden, wird die Frau als das andere des Mannes gedacht. Tiere wie auch Frauen bedürfen nach dieser Ansicht der sozialen Kontrolle des männlichen Vernunftgeistes. Im Jagdgebiet des Mannes treten Frauen und Tiere ganz konkret als Beute und Opfer auf. Parallelen zwischen Frauen und gejagten Tierkörpern zeigen sich beispielsweise in der Sprache der überwiegend männlichen Jäger. So bezeichnet das Wort Luder beispielsweise ein getötetes weibliches Tier. Als Schnalle wird ursprünglich das Geschlechtsteil eines weiblichen „Raubwildes“ bezeichnet, das herausgeschnitten wird um als Köder benutzt zu werden. Weiter finden sich -nicht nur- in der Jägersprache Begriffe gegenüber Frauen wie Mieze oder Häschen. Männer gehen auf die Jagd oder auf die Pirsch nach Frischfleisch, wobei in beiden Fällen Frauen gemeint sind. So wird die unterlegende Rolle der Tiere auch auf Frauen projiziert.


Mit Scheinargumenten versuchen Jäger_innen ihr Morden ökologisch zu rechtfertigen. Da es aber keine ökologischen Argumente für die Jagd gibt beschränken sich die eigentlichen Interessen meist auf das Jagdvergnügen bzw. die Lust am Töten, die Trophäenausbeute sowie die wirtschaftliche Nutzung eines künstlich hochgehaltenen Tierbestandes.


Zu den selbstgestellten Aufgaben der Jäger_innen gehört die Begrenzung einer zu hoch erachteten Populationsgröße von Tieren. Dabei werden ökologische Gesetzmäßigkeiten völlig ignoriert. Weder die von Jahr zu schwankenden äußeren Bedingungen wie z. B. die Tragfähigkeit des Lebensraumes noch Temperatur und Klimaschwankungen oder Nahrungsangebot werden berücksichtigt. Die Bestandszahlen von Tierpopulationen passen sich an die ständig wechselnden Lebensbedingungen an. Geburten- und Sterberate beeinflussen die Population ebenso wie Wanderungsbewegungen. So löst eine höhere Sterberate z.B. durch Abschüsse bei vielen Arten eine Steigerung der Geburtenrate aus. Werden mehr Tiere geboren kann dies die (Ab)-Wanderung von Teilen der Population steigern. Diese Faktoren beeinflussen sich wechselseitig und werden somit zu wichtigen Regulativen von Tierbeständen. Die Jagd wirkt auf diese biologischen Regulationsmechanismen wie ein massiver Störfaktor. Doch die Logik vieler Jäger_innen scheint dies völlig zu ignorieren. Vielmehr sieht sie so aus, dass ein zuviel an Tieren dadurch zustande komme, dass zu wenig Individuen sterben und dass Jäger_innen deshalb eingreifen müssten. Das ist der primitive Versuch einer ökologischen und dabei grundfalschen Rechtfertigung des Jagens. Viele Jäger_innen behaupten sie müssten als Ersatz für ausgestorbene Raubtiere dienen und deren Aufgabe der Regulation erfüllen. Doch der Tod durch sogenannte Fressfeinde spielt nach den Untersuchungsergebnissen zahlreicher Wissenschaftler_innen an Tieren der verschiedensten Klassen nur eine untergeordnete Rolle. Beutegreifer sind nicht für die zahlenmäßige Kontrolle ihrer Beutetiere verantwortlich. Beutegreifer erbeuten bevorzugt alte, kranke und schwache Tiere bzw. fressen Aas und tragen so zu einem gesunden Wildbestand bei. Jäger_innen die auf große Entfernung schießen, können nur in den seltensten Fällen beurteilen, ob ein Tier krank oder alt ist. Zudem bewegt die Trophäengier viele dazu mit Vorliebe die besonders kapitalen männlichen Tiere zu ermorden, was einem Beutegreifer kaum gelingen würde. Ein Zitat aus der Jäger_innenzeitung Wild und Hund 13/2001 unterstreicht diese These. Dort heißt es, „Jagd bedeutet auch nicht nur Schwaches und Krankes zu erlegen, sondern überzählige kerngesunde Tiere“. Mit dem Abschuss von bundesweit jährlich 700.000 Mardern, Füchsen und Wieseln dezimieren Jäger_innen sogar noch vorhandene Beutegreifer mit der sich widersprechenden Begründung, sie würden ihnen die Beute wegnehmen. Wolf, Luchs und Braunbär wurden in Europa größtenteils durch die Jagd ausgerottet, die Population von Adlern ist stark dezimiert.

 

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https://linksunten.indymedia.org/de/node/37747