Kapuzenpulli falschrum an. Zur Nachbereitung „Über den 16. Februar in Kreuzberg“

Kapuzenpulli
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Die VerfasserInnen des Texts Über den 16. Februar in Kreuzberg schließen ihre Nachbetrachtung der Demonstration gegen den Polizeikongress in Berlin mit dem Satz: „Wir freuen uns auf weitere Nachbereitungen, Kritik und Anpöbeleien.“ Dazu fällt uns einiges ein, und das hat verschiedene politische Gründe: Kritik an solchen Veranstaltungen wie dem Europäischen Polizeikongress ist richtig und wichtig, gerade vor dem Hintergrund, dass bei den „Sicherheitsbehörden“ die Repression gegen „innen“ und „außen“ zusammenläuft (z.B. die Verfolgung derjenigen Menschen, die es trotz der militärischen Grenzabwehr geschafft haben, nach Europa zu kommen). Außerdem ist jede unabhängige, unbürokratische und parteiferne, also „antiautoritäre“ Bewegung immer noch einer der wenigen Silberstreifen am erstarrten Horizont unserer Zeit.

 

Wenn ein Horizont erstarrt ist, also relativ wenig Anzeichen bestehen, dass etwas Hoffnungsvolles passiert, kann das aber auch etwas mit der Perspektive der Betrachtenden zu tun haben und mit den Betrachtenden selbst. Am Horizont wird sich nichts ändern, wenn die Perspektive von Scheuklappen bestimmt ist und von Lupen, die auf den eigenen Bauchnabel gerichtet sind. Der Auswertungstext, um den es hier geht, ist dafür ein gutes Beispiel. Er ist, um das am Anfang ganz klar zu sagen, die Wortmeldung einer Szene im schlechtesten Sinne, einer Szene, die „Autonomie“ als Aufforderung missversteht, sich um alles einen Dreck zu scheren, was außerhalb des eigenen Horizonts passiert. Es ist ein Horizont, der am Oranienplatz beginnt und am Görlitzer Park endet, und auf den romantisch verzerrte Bilder „der 80er“ (wahlweise: aus „Griechenland“) projiziert sind.

Es ist eine Szene, die vor lauter rebellischer Aufgeregtheit den vielgeliebten Kapuzenpulli falsch herum angezogen hat. Und was passiert dann? Richtig: die Sicht (auf die gesellschaftliche Realität) ist verhindert, es herrscht (politisch-analytische) Dunkelheit und man kriegt (polizeilich) auf die Fresse. Wie am „16. Februar in Kreuzberg“.

 

1. „Inhalt“

Der grundlegende Fehler des Unternehmens „Demonstration gegen den Polizeikongress“ wird schon im ersten Satz der Nachbereitung deutlich:

Mit der Demonstration am 16. Februar sollte zum Einen eine inhaltliche Auseinandersetzung mit der Arbeit der beim Polizeikongress versammelten TeilnehmerInnen angeschoben werden.“

Uns ist schleierhaft, wie eine „inhaltliche Auseinandersetzung“ aussehen könnte, die durch eine Aktion angeschoben werden soll, die ausschließlich darauf ausgelegt ist, sich mit Bullen zu schubsen, „BVG-Bushaltestellen mit ihrer Werbung“ (oho!) zu zerstören und das dann hinterher zu einer rebellischen Politik (oder Anti-Politik, call it what you want) umzudeuten. Wenn wirklich eine inhaltliche Auseinandersetzung gewollt ist, dann muss sie etwas ganz grundsätzlich anderes sein, als das, was passiert ist.

 

Passiert ist nämlich die Sammlung von mit hundertachtzig Ausrufezeichen versehenen Appellen und schriftlichen Wutanfällen in Szeneblättern und -internetforen, deren gesellschaftliche Verbreitung und Wirkung mit der des Rundbriefs der Reichsbürger identisch sein dürfte. Eine inhaltliche Auseinandersetzung müsste AkteurInnen und Menschen dieser Gesellschaft zusammenbringen, die an ganz unterschiedlichen Orten die Repression und Zurichtung durch den Staatsapparat erfahren. Die jeweilige Erfahrung und ihre Ausdrucksformen müssten der respektierte Ausgangspunkt sein, um gemeinsam ins Gespräch zu kommen; es müsste eine Sprache gefunden werden und erlaubt sein, die eine gemeinsame Analyse möglich macht.

 

Für die politische Einstellung, die aus dem Nachbereitungstext spricht, ist dies aber unmöglich. Denn für die Selbstbestätigung des eigenen rebellischen Charakters, für die Inszenierung als KämpferInnen (aufregend und praktisch: SchauspielerIn und Publikum zugleich!) ist eine Sprache entstanden, die hermetisch abgeschottet ist gegen andere Ausdrucksformen, die aus der Erfahrung dieser Gesellschaft stammen. Inhaltlich und politisch, das zeigt der Auswertungstext, ist der Kapuzenpullikopf perfekter abgeriegelt als Frontex Europa jemals wird abriegeln können.

 

Entsprechend wenig überrascht die nächste Erkenntnis des Texts:

Der Diskurs zu den Absichten der beim Kongress versammelten Bullen und Firmen verlief leidenschaftslos. […] Nicht erreicht wurde eine genaue Analyse von Aufstandsbekämpfung oder ein theoretisches Zerlegen der Ideologie vom Polizeikongress, sowie den dahinter stehenden Logiken des Systems.“

Das ist nur eine logische Folge der Abkapselung, die als „revolutionär“ oder „autonom“ verstanden und verkauft wird: Der „Diskurs verlief leidenschaftslos“, weil er niemals eine Chance hatte, zu beginnen und eine „genaue Analyse“ wurde nicht erreicht, weil nie begonnen wurde, sie zu versuchen. Debatten und Analysen entstehen weder beim Texte-Verfassen von Kleingruppen, noch dann, wenn Ellenbogen sich beim Unterhaken in der dritten Reihe berühren, verdammt!
Wenn wirklich Debatten und Analysen gewünscht sind – und wir wünschen das Beste, trotz der Kritik und Polemik – dann braucht es stattdessen: Öffentlichkeit und Offenheit, die Bereitschaft, schmerzhaft die Realität anderer zu realisieren, das Verlassen der eigenen („Frei-“)Räume und die Einladung an sich selbst, eigener Gewissheiten beraubt zu werden! Gesprächsrunden, Tages- und Wochenendseminare, einen Kongress...

 

2. „Eigeninitiative“

Der Text stellt den diagnostizierten Mangel an unkontrollierbarem Straßentheater am 16.2. selbst unter den Programmbegriff der kapitalistischen Aktivierung der Menschen und ihres Lebens: Eigeninitiative. Diese habe gefehlt, und es habe sich bestätigt,

dass es nötig ist den Leuten hinterher zu rennen, wenn eine Aktion nicht von einem kleinen Kreis dominiert werden soll, das gefällt uns nicht.“


Wie praktisch: Die Passivität der anderen ist schuld, nicht die eigene politische Fehleinschätzung. Uns scheint, dass der Text hier als fehlende Eigeninitiative auslegt, was der eigene Planungsfehler war. Das kommt von den Beschränkungen in der Vorstellung von dem, was Politik ist.
Sie ist hier nicht das Projekt, in dem es vielen Menschen hoffentlich gelingt, aus den Erfahrungen ihres Lebens heraus tätig zu werden und ihre Leben auf vielfältigste Weise in die eigene Hand zu nehmen – in Schulen, Vierteln, Betrieben, auf der Straße, in der Familie, im Café, in der Beziehung, auf dem Fußballplatz, beim Singen und in der Erfahrung der Solidarität -, sondern sie reduziert sich auf den Fetisch der phyischen Konfrontation mit Leuten, die extra zu diesem Zweck vom Staat ausgerüstet wurden. „Straßenschlachten mit den Bullen“ sind politischer Selbstzweck, über den bei Bedarf das Politikmäntelchen „Gewaltmonopolinfragestellerin“ geworfen wird.


Wer so denkt, hat aber ein Problem: Gewalt als Mittel der politischen Auseinandersetzung auf der Straße und sonstwo ist im sozial befriedeten Deutschland seit Jahrzehnten praktisch inexistent. Der Wunsch, dass die Leute wütender und, auf das richtige Ziel gerichtet, auch unkontrollierter wären, ist uns sympathisch. Aber dieser Zustand wird nicht durch die Aufführung des Theaterstücks „Die Verfolgung und Verprügelung der rebellischen Metropolenzwanzigjährigen durch die Gewaltbereitschaftspolizei des Berliner Senats unter Regie von Frank Henkel“ erreicht, sondern durch die – ja: langwierige, langweilige, lahme – Unterstützung der kleinsten, kleinen und hoffentlich bald größeren Kämpfe der Menschen an den Orten, an denen sie diese Kämpfe führen. (Natürlich: Auch diejenigen, die die hier kritisierte Nachbereitung geschrieben haben, werden in solchen Kämpfen involviert sein. Darum geht es nicht; es geht darum, dass nicht diesen Kämpfen, sondern der Straßeninszenierung eine so große Bedeutung zugeschrieben wird.)


Der Blick aus dem Kapuzenpulli geht ins Leere. Das Schlimmste: er ist völlig fantasielos.

 

3. „Aufmerksamkeit“

Uns kommt das politische Verständnis des Nachbereitungstexts ein bisschen so vor wie dasjenige einer DiscogängerIn, die ständig auf die Discokugel starrt, ohne zu merken, dass das Fantastische an ihr die Reflektion und das Reflektierte ist. Anders: Es mag ja um ein was Schönes gehen, aber der Blick ist durch das Starren derartig verstellt, dass man gar nichts mehr merkt:

die Absicht war sich für einen gewissen Zeitraum einen Teil vom Kiez zu nehmen, um dort auf den Polizeikongress aufmerksam zu machen unabhängig von einer staatlichen Legitimation.“

 

Es ist ein sinnvolles Ziel, die Aufmerksamkeit auf den Polizeikongress und die Kritik an ihm zu richten. Aber dieses Ziel ist durch den Fetisch der Straßenkonfrontation komplett verstellt. „Unabhängig von staatlicher Legitimation“ geht auch ohne Risikospiel für die körperlich Fitten und Waghalsigen am Samstagabend, ohne martialische Werbung (wie unterscheidet sich eigentlich das Mobilisierungsplakat für die Demo in seiner Strategie der Aufmerksamkeitserzeugung von dem „zerstörten“ Werbeplakat an einer Bushaltestelle?), ohne die Zentralität der körperlichen Konfrontation und Sachbeschädigung. Den Bullen die Kontrolle in einem Stadtteil abzunehmen geht über Masse und Kreativität, über „Zuversicht, Mut, Humor, List, Unentwegtheit“ (Walter Benjamin, Thesen über den Begriff der Geschichte), über Fantasie und das Neue, über Unerwartetes und Überraschung.

Eine klassisch schwarz angezogene, angemeldete oder unangemeldete Demo in 36 zu zerkloppen ist das Gegenteil eines Kontrollverlusts der Polizei – es ist genau das, was sie machen, was sie machen sollen und was sie machen wollen. Ob die Demo angemeldet ist oder nicht, ist nur eine formale Nebensächlichkeit verglichen mit dem, was angemeldete Demonstrationen oder Aktionen an Kontrollverlust und Stillstellung des üblichen Gangs der Gesellschaft bewirken können und bewirkt haben.


Es geht hier nicht darum, Befriedung zu verharmlosen oder gar Friedfertigkeit zu fordern. Es geht darum, dass es uns ankotzt, wie eine völlig engstirnige Inszenierung von „Rebellion“ die Entwicklung von Ideen verhindert, die eine wirklich rebellische Praxis bedeuten könnten. So wird Tag für das Tag das gleiche Stück aufgeführt, anstatt dass wir das Theater verlassen und in der Kantine in Ruhe und gleichzeitig äußerst aufgeregt darüber nachdenken, was unsere Köpfe zu denken und zu tun in der Lage wären, wenn wir ihnen mal diese ewige Kapuzenpulligewissensberuhigungspille verweigern würden.

 

4. Demonstrationsverbot durch Flüchtlinge

Es ist nicht nur eine Floskel, wenn wir an dieser Stelle sagen, dass wir sprachlos sind angesichts dieses Absatzes:

 

Leider hatte das Flüchtlingscamp auf dem Oranienplatz erklärt, dass sie keine Demonstration am O-platz vorbeiziehen, starten oder enden sehen wollten, egal zu welchem Anlaß. Ein Schlag ins Gesicht aller, die sich mit dem Kampf der Flüchtlinge solidarisieren und eine Funktion, die dem Myfest gleichkommt. Noch nie hat es wer gewagt, ein Demonstrationsverbot mitten im 36 Kiez zu fordern!“

 

Dieses Beispiel unfassbarer Ignoranz gegenüber der Realität unserer Gesellschaft und der Realität der Menschen, die Kämpfe darin führen, hätte wegen seiner Brutalität und Menschenfeindlichkeit eigentlich an erster Stelle dieser Kritik stehen müssen. Wir haben es aber erst gegen Ende angeführt, weil wir denken, dass es kein Zufall ist. Diese aktive Entsolidarisierung, dieser „Schlag ins Gesicht“ aller Flüchtlinge, Geflüchteten und MigrantInnen ist ein logisches Resultat der „Politik“ (an dieser Stelle kann das Wort in Zusammenhang mit dieser Szene dann doch nur in Anführungsszeichen stehen) einer Szene, die nur drei Dinge kennt: Bullen, Brüllen und sich selbst.

Nur so ist zu erklären, dass die Situation der Menschen, die von Staat und Gesellschaft von den elementaren Rechten und sozialen Ressourcen der StaatsbürgerInnen ausgeschlossen sind, vollkommen ignoriert wird. Schlimmer noch: Sie wird nicht nur ignoriert, sondern auch noch erschwert, indem den Menschen, die wegen ihrer wesentlich gefährdeteren Situation darum bitten, eine Demo nicht in ihrer direkten Nähe stattfinden zu lassen, die erklärtermaßen auf Konfrontation ausgelegt ist, nun auch noch ein politischer Vorwurf gemacht wird.


Die „anti-autoritäre“ Quarktaschen halluzinieren dann auch noch ausgerechnet Flüchtlinge und Geflüchtete in die Position einer staatlichen Instanz, die ein „Demonstrationsverbot“ ausspricht. Daraus spricht eine derartig ausgewachsene Unfähigkeit, irgendetwas anderes als den eigenen pseudopolitischen Spielkasten wahrzunehmen, dass die VerfasserInnen des hier kritisierten Texts froh sein können, dass diese (und hoffentlich viele andere) Kritiken überhaupt an sie gerichtet werden. Logisch wäre es, Leute mit einem solchen Verständnis der Gesellschaft, der Politik und der Menschen um sie herum ab sofort für immer in ihren Windjacken einzusperren. Huch, ein autoritärer Wunsch, der hiermit wieder zurückgenommen wird und ersetzt durch die Bitte: Leute, reflektiert mal eure Situation, euer politisches Begehren und vor allem diese ganze Scheiße, die da Rassismus und Privileg heißt.

 

Nur ein Satz zu diesem Absatz:

Wir hatten den Wunsch geäußert, dass die Demonstration den Bullen keinen Vorwand liefert, um in die besetzte Schule einzudringen, womit klar war, dass von uns auf dem Weg dorthin keine Eskalation ausgeht.“

Die Einsatzleitung der Polizei schert sich einen Dreck um Wünsche und Vorwände von DemonstrantInnen. (Wir dachten, diese Erkenntnis wäre ein Bestseller der autonomen Allgemeinplätze?)

 

Und natürlich ist ein soldatischer Mord im Irak schlimmer als ein kaputter Seitenspiegel. Das ist so banal, wie es an dieser Stelle bescheuert ist, weil es völlig an der Kritik vorbeigeht, die an beknackter Selbsterfahrungsgewalt geübt wird. Rumpelstilzchenhaftes Herumgeömmele im eigenen Kiez ist beknackt, weil es Selbsterfahrungsgewalt ist, der Fetisch der direkten Aktion und der Tathandlung, der Versuch, mit Muskeln und für Adrenalin im Hier und Jetzt umzusetzen, was an gesellschaftlicher Bedeutung vermisst wird.

Ähnlich konstruiert ist der Vorwurf, es gäbe eine „Gleichgültigkeit“ gegenüber der Gewalt von Staat und Markt, die automatisch dann auftaucht, wenn „Empörung über Scherben“ geäußert wird. Egal, welche Gleichgültigkeit gegenüber der Gewalttätigkeit von Staatsorganen, dem Zwang zum Verkauf der Arbeitskraft und der Brutalität der Geschlechterverhältnisse besteht: Leute, die auf die öffentliche Aufmerksamkeitswirkung ihres Straßenspektakels setzen, müssen ehrlich und inhaltlich auf die Kritik eingehen, die sagt, dass ihr Straßenspektakel gemessen an ihren eigenen Ansprüchen mehr Schaden anrichtet als Nutzen bringt. Und die Inszenierung eines solchen – kurzen -Spektakels wie am 16.2. ist letztlich auch das genaue Gegenteil dessen, was am Ende des Textes von der Linken eingefordert wird: Widerstand „im Alltag“.

 

Zum Schluss:

Die Stärke einer Demonstration misst sich nicht an der Anzahl der geworfenen Steine, sondern an ihrer Wirkung in den Köpfen und Herzen der Menschen, die sie erreicht.“

Stimmt. Nur, dass das nicht für, sondern in allen Aspekten und in himmelschreiender Lautstärke gegen die Demonstration am 16. Februar und eure Nachbereitung spricht.

 

Für mehr „Partycharakter“ – auf Parties, auf Demonstrationen und in den Köpfen!

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Vielen vielen vielen vielen Dank für diesen Text, ich bin SO erleichtert dass es anscheinend noch Menschen mit Hirn in der Linken gibt! Ihr sprecht mir aus der Seele! Und ihr habt das super niedergeschrieben. Ganz großes Lob!

Stimmt, steht vieles Richtiges in dem Text. Nur: Es wird von denjenigen, an die er sich richtet, vermutlich eh nicht gelesen werden. Da reicht ein Marcuse-Zitat aus, um den Text als nicht ernst zu nehmendes "Theorie-Gewichse" zu den nicht vorhandenen Akten zu legen.

Communiqué for Anarchist Actions in Barcelona and Response to the Nihilist Comrades

 

With this communiqué, we wish to claim the following actions, as part of a struggle for the destruction of the State, Capital, patriarchy, and any system of domination, a struggle for the free creation of voluntary and solidaristic relations at the global and local level; in other words, a struggle for anarchy.

 

  • May 5, at night, we told a child the story of the maquis and the anarchist struggle against Franco and against democracy.
  • May 13, we cooked a healthy meal for a comrade who has a chronic illness.
  • May 17, we wrote a letter to a comrade imprisoned for participating in a riot.
  • June 12, we took care of the infant of some friends who suffer economic precarity and the imposed obligation of wage labor.
  • June 16, we spoke publically with our neighbors about the need to burn the banks and attack the police in order to realize our dreams.
  • June 19, we told some leftist activists that the masked-ones were not police infiltrators but ourselves, and that it was necessary and good to mask up and take the streets with force.
  • June 20, we gifted vegetables from our garden to friends and neighbors, without money or exchange.


Why do we claim these actions? In the last months, we have also barricaded roads with dumpsters, burned banks, injured journalists, smashed shop windows, and attacked cops.


For us, the attacks against the system are essential to our struggle. But we've fooled ourselves. A struggle does not consist only in attacks. The attacks are NOT more important than the need to care for ourselves, to preserve and spread our collective history, to create relations based in the gift, solidarity, and reciprocity, to imagine new worlds and new struggles, to confront our isolation and establish subversive and honest relationships with people outside of the categoric and political ghetto in which the Spectacle hides us.

 

With a long memory, it becomes apparent that we have lost several times in the past, and that the hardest of all is the historical fracturing and the loss of our own memory of struggle; it's having to start from scratch. Hyperalienation, against which nihilism is a logical response, is nothing more than the result of defeat in past struggles. We find ourselves in a totality which must be destroyed in its entirety, only because nothing remains of what we built up in the past. So as not to lose everything every single time we rise up, we have to sustain ourselves, not as isolated individuals but as a commune, a collective and multigenerational struggle. And this cannot be accomplished with a singular prioritization of the attacks.

 

The hierarchy of tactics belonging to the Left was minimally transformed within nihilism: they took the head of the spear, the actions that were supposedly more important, as the only ones that mattered, and forgot about all the rest.

 

It is a patriarchal and counterproductive vision. It is the forgetting of all the actions—first disappeared by the patriarchy, then by capitalism, and then by the supposedly anticapitalist Left—that are necessary for life and for struggle as well. The most aggressive tactics only make sense and can be sustained and repeated in a complex of actions of all types, as long as they are libertarian and direct.

 

By not understanding that struggle means carrying with us a new world that is waiting to be born in the ashes of the dominant system, we transform ourselves into mere weapons against capitalism, in tools dedicated to destroy, without the other things that human beings need to live and fight. It is capitalism that wishes to treat us as tools We should not do the same.

 

The truth is that we are overjoyed to learn of the attacks of the nihilists and other comrades. We know very well that bravery and rage are two of the most important things in order to rebel. Specifically in Barcelona, it seemed an error to us that in the last year fewer illegal attacks were realized as more opportunities to participate in broad spaces appeared. Naturally, the rise in attacks—carried out by nihilists and by more “social” comrades—pleased us. And at the global level, we laughed to find out about the kneecapping of the director of Ansaldo Nuclear in Italy, and we were inspired to read the letters of comrades (nihilist and other) imprisoned in Greece who have not submitted to fear.

 

But too many times we've seen comrades who, departing from desperation, impatience, and alienation, threw themselves recklessly into the war against the State that all of us live daily. They always ended up dead or in prison, and often after less than a year. And then what happened? The others, the comrades who survived, did everything we could to support each other and to support the prisoners, to not forget the slain, to not let the repression win, to not lose all our strength and not allow a historical fracture, so that we don't lose our collective memory of struggle.

 

But little by little this memory is lost, and every three or four years a new group appears that neglects all the other tasks of the struggle to dedicate themselves solely to the destruction of our common enemy. And when we support them but also criticize, or sometimes without even that provocation, they call us cowards for dedicating ourselves to other tasks (even though we also are in the riots or the nighttime actions), for differing with them ideologically and not glorifying their group or informal federation.

 

They don't know how many times they have already lost because one task they neglect is the transmission of memory. [1] Instead of a memory that is profound, alive, and strategic, they only have their martyrologies. And then we have to watch as our friends and comrades are turned into symbols—and ultimately weapons—of ideology. Some of the dead comrades were nihilists. But in the nihilist martyrology comrades who belonged neither to one side nor the other, or who were clearly from the other side in this stupid division between “socials” and “antisocials” (like Lambras Foundas) are also recuperated, and their names and images are used to encourage attacks, total destruction, without stopping to reflect on their errors or the actual projects and desires of these comrades when they were alive.

 

It's clear that we have to fight and this includes the possibility of death or prison. But this does not mean having to celebrate death or prison. Suicide is also a form of resistance, but it is not revolutionary.

 

It's clear that we have to remember our dead and our prisoners, but this does not mean converting them into martyrs and heroes.

 

In conclusion, we want to criticize the current state of anarchist literature, disproportionately based as it is on superficial communiqués with no context, analysis, or reflection, that only value the attacks and not the other tasks that we have to carry out in order to remain alive and powerful.

 

Obviously, it's helpful to find out about clandestine actions done by other comrades. It gives us strength and joy to read that some symbol of power has been smashed or burned. But it is much more useful to think (and write) about strategies of conflictivity, according to each moment and place, instead of encouraging a quantitative vision of struggle. We refuse to convert our rebellion into a mathematical equation to measure our rage: the more blows and fires we produce, the stronger we are; the greater the economic damage, the more powerful the action. This is the thinking of an economist, a general, or a simpleton

 

For all these reasons, we decided to write this communiqué to claim a series of actions we consider just as important in the current situation as the attacks. They are actions we do every week, normally without thinking twice or announcing it on the internet. We publish them now to visibilize a personal worry and a weakness generalized throughout the anarchist space.

 

AGAINST COMMUNIQUÉS!
FOR ANARCHY AND ALL THE TASKS OF THE STRUGGLE!

 

[footnote 1: For example, “neither do we remember the past, because we hate it... we destroy the present.” from the communiqué of “Anarquistas Nihilistas” of Barcelona, April 25, 2012]

"Öffentlichkeit und Offenheit, die Bereitschaft, schmerzhaft die Realität anderer zu realisieren, das Verlassen der eigenen („Frei-“)Räume und die Einladung an sich selbst, eigener Gewissheiten beraubt zu werden! Gesprächsrunden, Tages- und Wochenendseminare, einen Kongress...""

 

Dieser Text strotzt nur so von nichtssagenden Worthülsen und kommt dabei genauso wie der "Espresso Text" auf de.indy oberlehrerhaft daher.

Wenn man die ganzen Hülsen weglassen würde, bleiben eigentlich nur ein paar wenige Sätze übrig, aber wahrscheinlich lernt man auf den "Tages- und Wochenendseminare" (s.o.) von Avanti, IL und wie die ganzen Elendsverwalter heissen, genau dass, sich selber und seine bedeutungslosen Ergüsse ins Unendliche aufzublasen.

 

In der Art und Weise, wie hier mit immer neuen Debattenbeiträgen und spamcomments  einige der wenigen zukunftsweisenden Aktionen der letzten Jahre in Berlin diskreditiert werden soll, manifestiert sich das Staatsschutzdenken in den Köpfen vieler Linker, was die Frage überflüssig macht, ob dieser nicht selber in die Tastatur hackt.

 

Bei allen Fehlern und Sachen, die nicht rund gelaufen sind: Liebe GenossInnen aus der Vorbereitung, DANKE für eure Initaitive, wir lieben euch dafür.

 

Wir sehen uns wieder- auf der Strasse....

 

Nichts ist vorbei- Es hat gerade erst angefangen

Ihr setzt euch hier mit wenigen Menschen auseinander, die auf der Straße demonstriert haben. Ihr arbeitet euch förmlich an ihnen ab. Diese sind Subjekt eurer Kritik, dabei sollte ihr selbst Subjekte des Handelns sein und Alternativen schaffen . Also, hopp, hopp einfach mal selbst aktiv werden und fangt endlich an eigene Bilder zu projizieren, die dann die 80er Jahre Romantik überstrahlt. Es gibt wenigstens Menschen mit Wut, ihr scheint noch micht mal das zu haben. War das dezentrale Konzept der Demo nicht auch ihrem Verbot geschuldet. Es wurde dennoch demonstriert. Und ich bin mir sicher, ihr seit nicht einen Millimeter weiter in euren Rebellionsphantasien, sonst würdet ihr konkreter werden und euren Anspruch glaubwürdiger rüberbringen. Wer sich schon über Werbeplakate echauffiert, opfert seinem Text Raum für die wirklich wichtigen Debatten...

 

In meinen Augen seit ihr selbst Teil der Endlossdebatte innerhalb der Szene und selbst keinen Schritt weiter... Falls euch ein Weg nicht passt, geht euren eigenen aber geht ihn...

 

Wenn ihr hier wenigstens einen analytischen Text zum Thema beigestuert hätte, hätte ihr wenigsten einen wertvollen Beitrag geschaffen.

 

Auch ihr seit Szeneklüngel! Langweilig!

erstmal ein Lob an dich/euch.Zu eurem Absatz Gewalt........ich war an dem Tag als die East Side Gallery abgerissen/versetzt werden sollte zugunsten von Luxuswohnungen. dort und war angenehm überrascht das sich dort ca.400 Menschen eingefunden hatten.Dies waren Menschen aller Altersklassen,die Linksradikale Szene war wenn überhaupt nur vereinzelt dort,leider.Aber auch so waren die Anwesenden bereit sich auf Widerstand einzulassen.Ich frage mich natürlich auch wieso da nicht hingegangen wird,mich interessiert die Mauer zb einen Scheissdreck,genauso wenig wie die Clubs dort,aber das dort Luxuswohnungen gebaut werden sollen schon umsomehr.Wird da nicht hingegangen weil irgendjemand was gegen irgendjemand hat?Oder die politische Zielrichtung nicht richtig ist.Ja,es ist so einfach,Solidarität einfordern aber nicht geben.Das der Abriss erstmal gestoppt wurde,ist erstmal ein kleiner Erfolg für den Tag,aber auf RBB war zu lesen das am Montag die Arbeiten wohl wieder aufgenommen werden sollen.Ich bin mal gespannt wieviele menschen am Montag dasein werden,oder am Sonntag auf der Walldemo

Ich kann mich eigentlich nur dem erst erschienenem Kommentar anschließen.Wie gut das es Menschen gibt,die solch klare Analyse niederschreiben,veröffentlichen und das ganze mit ganz viel Charme,Sinn und Verstand.Für mehr Rebellion auch ausserhalb der North Face Jacken Fraktionen....

hab ich hier bei artikel und diskussion, ähnlich auch bei anderen themen, immer das gefühl, das sich so ein bisschen die theorie und die praxis leute bashen.
warum kann denn nur eins richtig sein? sich gegenseitig befruchten, auch was anderes zulassen (was nicht heißen muss: anything goes), die eigenen stärken einbringen, um gemeinsam was hinzubekommen.
naja, ein paar verwirrte gedanken von einer, die theorie und praxis für wihtig hält und lieber gemeinsam was macht als sich zu bashen

ich seh ehrlich gesagt keinerlei ansätze in dem text, die tatsächliche praxis bashen würde, sondern nur den wunsch nicht jegliche praxis zu idealisieren, genauso wie es wohl nicht gewünscht ist sich jeglicher theorie hinzugeben.

Bei aller Kritik an dieser Demo, warum wird so viel über die Herkunft und die Kleidung der TeilnehmerInnen geschrieben? In fast sämtlichen Kritiken wird von bestimmten Jacken der Leute gesprochen, die angebliche Hautfarbe (weiß), das angebliche Alter (16 bzw. Krawallkids), der soziale Status (priviligiert) und mit Gewaltfetisch (mackermilitanz - männlich). Das beweist, dass niemand von den SchreiberInnen dieser Kritiken dabei war oder über Hintergrundwissen verfügt.

Das Plenum des Flüchtlingscamps am O Platz hat erklärt, dass sie nicht wünschen dass die Polizeikongressdemo und die WBA Köpi Demo am Oranienplatz starten, enden oder vorbei gehen. Hintergrund ist die Auflösung von Spontis für die Flüchtlinge und für Villa Amalias in der Nähe des O Platz, die beide nicht zu Bullenaktionen gegen das Camp führten. Dieser Plenums Beschluss darf sehr wohl kritisiert werden. Ob Leute die an der Polizeikongressdemo teilgenommen haben weiß sind oder nicht, wie sie sich kleiden oder ob sie nicht vielleicht doch auch beim Flüchtlingscamp mitgemacht haben, können diese KritikerInnen nicht wissen und es spielt auch keine Rolle.

Die Kampagne gegen den Polizeikongress war wirklich nicht auf Gewalt fixiert, die Inhalte haben aber weniger interessiert als das Glas, welches am 16.Februar zerstört wurde. Wenn ein kleiner Teil der Energie für die Hetze gegen diese Demo im Vorfeld für etwas anderes bereit gewesen wäre, hättet ihr doch eure Projekte hochziehen können. Nicht verzichten kann diese Art der Kritik auch auf Nazi Vergleiche.

Mich würde es sehr wundern, wenn dieser Schaum vorm Mund nicht aus der gleichen Ecke kommt wie die Texte von Gunnar Schuppelius.

Es war anders am 16.Februar in Kreuzberg als es dieser Text behauptet, im Gegensatz zu euch war ich nämlich dabei.

(bin älter als 16, weiß, nicht priviligiert in Bezug auf Arbeit, weiblich - trotzdem nicht gegen Steine, war nüchtern, ohne Kapuzenpulli unterwegs)

Vielen Dank für den Kommentar.

 

Eben. Das Plenum vom Camp hat genau diesen Beschluss gefasst und das ist einer der Punkte, der halt nicht unter den Tisch gekehrt werden sollte. Ein Demoverbot von Innen, dass ist absurd und hat es meiner Meinung nach noch nicht gegeben. Sowas darf es auch gar nicht geben. Abgesehn davon, dass niemand auch nur ein Interesse hätte die Flüchtlinge dort vor Ort in Gefahr zu bringen. Es gibt da auch keinen Zusammenhang, denn die Bullen führen ihre Reppressalien auch ohne uns durch, wenn sie wollen und einen Anlass konstruieren. Kundgebungen und Demos, die evtl. aber in die nähe oder am Camp geendet hätten, würden auch wieder dort mehr Öffentlichkeit erzeugen. Diese fehlte nämlich ebenfalls komplett in den letzten Monaten. Aber genug zum Camp.

 

Was ich auch bemerkenswert finde ist zum Einen, dass diese Demo Reaktionen und Beiträge als Reaktionen auslöst. Dass ist schon mal ein Erfolg wie seit langem nicht. Es ist zu wünschen dass das so weiter geht, nur eben ein gegenseitiges und teils unsolidarisches dissen der Orga ist echt daneben. Grundsätzlich ist es zu begrüßen dass Leute überhaupt aus der Letargie kommen und etwas starten. Wir alle haben eben die Freiheit eigene Akzente zu setzen, im Vorfeld ist dies von nur sehr wenigen Gruppen passiert (Danke dafür), im Nachhinnein sind dann wieder alle schlauer und der reudige Stammtisch wirft brocken in die Runde. Es wäre zu begrüßen, dass alle die ernsthaft an einem Sprung nach vorne interessiert sind, soch im Vorfeld aktiv beteiligen. Bildet Banden!

 

Für eine (a)narchistische Perspektive! Weniger destruktives, mehr aktives, ob in Theorie oder der  Praxis!

Alle, die Kritik an unseren Aktionen üben, sind Nazis, (Staatsschutz-)Bullen oder vom VS!

kannja garnich anders sein

..und die kriegen eh alle aufs Maul, ne?

Hihi, wär es nicht so traurig, wäre es witzig. "Provokateure" hallte es auf mancher Demo. Ich glaubte das damals schon nicht. Aber das es jetzt tatsächlich Leute gibt, die sich organisert wie Provokateure verhalten und dann auch noch den Kritiker_innen vorwerfen Staatsschutzbullen zu sein macht mich fassunglos. Wo ist die Kreativität, die Regellosigkeit, warum diese ritualisierte ewiggleiche langweilige vom Gewaltfetisch durchdrungenen Formen? Warum nicht mal gleichzeitig Stadtweit 100 Hydranten aufmachen und 10 mal Feueralarm auslösen? Warum nicht die netten Ansätze der letzten Jahre aufgreifen - Überflüssige, Mieterproteste, Mayday-Parade?

aber das Aufdrehen von hundert hydranten (wasserverschwendung) und die Beschäftigung einer sinnvollen Institution, wie der Feuerwehr ist jetzt 'politisch fantasievoll' und 'vermittelbar', oder was??

 

Ich bin jedenfalls immer wieder maßlos beruhigt, dass die Blödheiten, die sich in den Kommentarspalten der beiden indymedias so ansammeln, nicht so irre viel mit der realexistierenden aktiven Linken zu tun haben.