Ritualisierter Gewaltausbruch in Athen

Sniper auf dem Syntagma

Die Beteiligung am 4. Generalstreik Tag in diesem Jahr war im Einzelhandel und Cafes/Kiosken höher als am 26. September. In Athen fuhren viele Busse und Bahnen, einen kompletten Stillstand des öffentlichen Lebens gab es nicht. Dem Aufruf zur Streikdemo folgten geschätzte 40.000 Menschen. Viele prekär Beschäftigte wurden durch die Drohung ihre Arbeit zu verlieren vom Streik abgehalten.

 

Die Mobilisierung verlief in den letzten Tagen eher schleppend, besonders das antiautoritäre und anarchistische Millieu hielt sich auffallend  zurück. Diese Zurückhaltung war unter anderem der Repression der letzten Wochen geschuldet; nicht nur Folterungen in der Polizeizentrale sondern auch das Veröffentlichen von Fotos festgenommener DemonstrantInnen auf der Homepage der Polizei und präventive Verhaftungen vor Ereignissen haben abschreckende Wirkung entfaltet.

 

Von einigen Strukturen wird es ebenso als problematisch gesehen, immer wieder auf Mobilisierungen der griechischen Gewerkschaften aufzuspringen, obwohl es sich bei diesen weder um Verbündete noch Freunde oder Partner handelt, im Gegenteil sind diese eigentlich politische Gegner.

 

Auch die Bevölkerung Griechenlands scheint von den eintägigen Streiks ermüdet. Das Druckpotential scheint erschöpft und Mißhandlungen durch die Polizei gehören zu jedem Streik. Jedenfalls war der Syntagma gestern nicht von so vielen Menschen besetzt, daß ein längerer Widerstand möglich war. Die Polizei hat inzwischen eine besserer Schutzausrüstung bekommen und anscheinend auch eine bessere Schulung in Einsatztaktik.

 

Gegen Mittag hatte sich die MAT in mehreren Spalieren am Syntagma postiert um so bestimmte Blöcke schnell Kesseln zu können. Diese Situation war vielen Leuten unangenehm, zumal es keinen "schwarzen Block" gab, der als Ziel der Bullen ausgemacht werden konnte. Die Demonstration wäre vielleicht friedlich verlaufen, wenn nicht plötzlich die MAT einen Block der Gewerkschaft vor dem Hotel Grande Bretagne blockiert hätte. Auf den Unmut vor allem älterer Demonstranten und Würfe mit Plastikflaschen reagierte die Polizei mit Gasgranaten. Vermutlich sollte so der übliche Angriff auf das Parlament vor die Luxushotels am Platz verlagert werden. Auf die dazu bestimmte Einheit ging ein Hagel aus Molotov und Steinen nieder und als nach einer halben Stunde die Munition der wenigen organisierten Gruppen verbraucht war, folgte die Räumung des Platzes.

 

Treffer bei den Bullen wurden von den friedlichen DemonstrantInnen mit Applaus bedacht, auch wenn einige Gewerkschaftsfunktionäre mit dem Gebrauch von Feuer nicht einverstanden waren. In Sprechchören wurde die Polizei als uniformierte Chrisi Avgi bezeichnet, was nicht verwunderlich ist.

 

Inzwischen wird diese Nähe sogar schon von BBC gesehen:

http://www.bbc.co.uk/news/world-europe-19983575

http://www.bbc.co.uk/news/world-19976841

 

Der Einsatz der Bullen war mit wesentlich stärkeren Kräften als bislang üblich und auch schneller. Vor den zahlreichen Kameras am Syntagma waren MAT Beamte relativ zurückhaltend, in Seitenstraßen gewohnt brutal. Der Rückweg der Demoreste nach Exarchia war von mehreren DELTA Teams belagert, um eine neue Formierung der Demonstration zu verhindern. Wie üblich erreichte die Hälfte der TeinehmerInnen durch die Ausschreitungen nicht das Parlament.

 

Die stalinistische PAME marschierte bereits morgens in Reih und Glied am Parlament vorbei ohne größere Aufmerksamkeit zu erfahren. Dabei starb einer ihrer Demonstranten, jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit ohne Kontakt mit dem Gas der Polizei gehabt zu haben.

 

Später gab es in Exarchia noch Zusammenstöße zwischen BewohnerInnen und Bullen, die sich dem Viertel näherten. Beide Seiten brachen den Riot aber schnell aus taktischen Gründen ab. Die anarchistische Seite wegen zahlenmäßiger Unterlegenheit, die Polizei um nicht für das kurze Besetzen einer Kreuzung verbrannt zu werden. Kurz darauf wurde die Stournari Straße wieder von 200 Junkies übernommen.

Bilanz gestern: 103 Verhaftungen von denen 7 Menschen dem Richter vorgeführt werden. 6 Menschen wurden schwerer verletzt, 2 Polizisten haben gebrannt.

 

Es hat sich gezeigt, dass mit 24h Streiks und dem rituellen Clash vor dem Parlament kaum noch Druck erzeugt werden kann. Anarchistische Demonstrationen sind zu klein um etwas zu erreichen, man ist auf gemeinsame Mobilisierungen mit Studierenden oder den verhassten Gewerkschaften angewiesen. Der Präsident der GSEE hat inzwischen einen weiteren Generalstreik am 14.November angekündigt, der gleichzeitig auch in Spanien und Portugal stattfinden soll.

 

Ob es dann zu einer stärkeren Beteiligung der anarchistischen Gruppen kommen wird ist noch nicht abzusehen. Der unbefristete Generalstreik ist für die Gewerkschaften leider noch keine Option.

 

Die Polizei ist derweil nicht untätig. Heute morgen griffen zwei Züge der Bereitschaftspolizei die migrantischen Straßenhändler vor der ASSOE Universität mit Granaten an. Dabei warfen sie auch Blendschock aus deutscher Produktion wie ein Foto belegt:

https://athens.indymedia.org/front.php3?lang=el&article_id=1431404

 

Bereits gestern setzte die MAT in Exarchia neue Splittergranaten ein,

https://athens.indymedia.org/front.php3?lang=el&article_id=1431291

 

Video Syntagma 18.Oktober

https://www.youtube.com/watch?v=tRsURgAQGWY&feature=player_embedded

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Polizei behauptet sie hätte afrikanische Straßenhändler kontrollieren wollen. Diese seien in den Hof der ASOEE geflüchtet und hätten vom Unigelände Steine auf die Bullen geworfen. Der Verkehr auf der Patission musste gesperrt werden.

http://www.crime.gr/4841/articles/petropolemos-stin-asoee/article.aspx

http://www.ssi-media.com/pigbrother/Report2003Part2.htm

 

Rheinmetall Waffe Munition GmbH
Heinrich-Ehrhardt-Straße 2
29345 Unterlüss
Germany
Phone: +49 5827 80-02
Fax:   +49 5827 10 90

 

Rheinmetall Hellas S.A.
Ploutarchou Street 18
10676 Athens
Greece
Phone: +30 210 724 9555
Fax: +30 210 724 9550

Das ist kein Stück besser als Molotovs.

 

Solange die die Demsonstranten mit Helmen, Knüppelfahnen und so weiter bewaffnet sind wird die Eskalation beider Seiten weitergehen. Ist ja auch im Interesse der Genossen. 

Schon gut, dass sowas bei uns verboten ist. 

weil helme töten...

 

unter etc. fallen dann auch gasmasken, alle arten von protektoren und nicht zu vergessen der ganz böse kapuzenpullover!

 

"Schon gut, dass sowas bei uns verboten ist."

dass ihr Euch die Mühe gemacht habt, einen eigenen Bericht für linksunten zu verfassen. Meistens wird ja nur das Neuste von occupiedlondon und contra info hier reinkopiert. Schön, auch mal eine Einschätzung zur derzeitigen Situation zu lesen. Wir hoffen, ihr bleibt am Ball und berichtet weiter.... 

Interessanter Bericht. Nur ist es nicht so, dass wenn überhaupt, dann vor allem an Tagen des Generalstreiks was läuft und der kommende (bedeutendere) dann doch wieder mehr Hoffnung bietet, weil nicht nur in Griechenland was passiert. Vielleicht entsteht so etwas, wie ein gemeinsames Solidaritätsgefühl...

 

Wenn schon nicht lokal bei uns, spendet wenigstens Geld für den antifaschistischen Kampf, wenn wir uns schon nicht auf der Straße treffen, weil´s unseren FreundInnen  in Griechenland derzeit leider ein übler Abwehrkampf aufgezwungen wird....

 

http://www.abc-berlin.net/aufruf-zur-solidaritaet-mit-dem-antifaschistis...