Jena: Bundesamt für Verfassungsschutz betrieb eigene NPD-Schulungszentrale

Verfassungsschutz-Objekt "Braunes Haus Jena"

Im Zuge der Fahndung nach den seit 1998 flüchtigen Jenaer Neonazis Uwe Mundlos, Uwe Bönhardt und Beate Zschäpe hat ein V-Mann der Bundesamts für Verfassungsschutz über Jahre eine eigene Neonazi-Schulungszentrale im thüringischen Jena betrieben. Bei dem V-Mann und Betreiber soll es sich um Ralf Wohlleben, den NPD-Kreisvorsitzenden und zeitweiligen Vizelandesvorsitzenden der Thüringer NPD handeln, der sich zur Zeit in Untersuchungshaft befindet.


Die drei Personen, die sich nach heutigen Erkenntnissen zum "Nationalsozialistischen Untergrund (NSU)" zusammenschlossen und mindestens 10 Menschen ermordeten, wurden seit dem Frühjahr 1998 wegen des Auffindens von über 1 Kilogramm TNT in Jena bundesweit steckbrieflich gesucht. Im Zuge der Fahndungsmaßnahmen hat das Bundesamt für Verfassungsschutz im Jahr 2002 eine eigene NPD-Schulungszentrale in Jena eingerichtet. Das Gebäude in der Jenaischen Straße 25 in Jena-Lobeda wurde knapp sieben Jahre lang von einem V-Mann aus der Neonazi-Szene betrieben. In dem Haus, welches als Wohn- und Veranstaltungsobjekt genutzt wurde traten auch eine Reihe bekannter Neonazi-Größen aus dem Bundesgebiet auf.

Wohlleben, der möglicherweise unter dem Decknamen "Hausziege" beim BfV geführt wurde beschaffte dem NSU-Trio bisherigen Kenntnissen nach die tödliche Waffe, mit der die 9 Migranten ermordet wurden. Er hatte außerdem den Auftrag mit der Einrichtung des Tarnobjektes in Jena Hinweise zum Aufenthaltsort des Flüchtigen Trios zu sammeln, sagte der Staatsekretär Klaus-Dieter Fritsche aus dem Bundesinnenministerium am Donnerstagabend. Das Gebäude, vormals die ehemalige Gaststätte „Zu den Löwen“, wurde mittels Mietkauf von Wohllebens zweitengsten Vertrauten, Maximilian L. erworben. Ein Jahr später fand bereits ein NPD-Landesparteitag in der vom Verfassungsschutz betriebenen Schulungszentrale statt, mehrere Angriffe auf Gegendemonstranten wurden in der Vergangenheit aus dem Haus heraus durchgeführt.

Das Gebäude des Braunen Hauses wurde von den Bewohnern im Laufe der Zeit ohne baurechtliche Genehmigung umgebaut und deshalb 2009 polizeilich geräumt. Seitdem finden auf dem Grundstück Veranstaltungen in einem im Garten aufgebauten Zelt statt. Ob es sich bei dem "Braunen Zelt" ebenso um eine Verfassungsschutz-Operation handelt steht bislang nicht fest. Besonders pikant ist jedoch, dass Wohlleben seit Jahren als IT-Fachmann der Thüringer NPD galt. Über seine Server wurden Webseiten, Datenbanken und Emailkonten der Thüringer NPD und anderer Neonazi-Gruppierungen betrieben, folglich könnte auch der Verfassungsschutz direkte Einsichten in die elektronische Kommunikation der Nazis gehabt haben. Auch diverse Razzien im "Braunen Haus", die meist ergebnislos blieben erscheinen so in einem neuen Licht. In Thüringen sind bereits mehrere Fälle bekannt, in denen V-Leute vor Durchsuchungen vorgewarnt wurden.

Im vergangenen November war bekanntgeworden, dass die Neonazi-Terrorzelle NSU für die Morde an neun Männern türkischer und griechischer Herkunft sowie einer Polizistin verantwortlich sein soll. Erst vor wenigen Monaten geriet an die Öffentlichkeit, dass die bayrische Polizei im Zuge der Fahndung nach den vermeintlichen Mördern aus dem Milieu der organisierten Kriminalität auch einen eigenen Döner-Imbiss in Nürnberg von einem V-Mann betrieben ließ.

(Noch eine halbe Satire. Möglicherweise in Kürze aber schon in Gänze wahr)

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