Berlin: Gegen Aufwertung und Vertreibung - "Lärmdemo" am Kotti

2012-05-26-15-02-47

Seit dem 25.06.2012 halten MieterInnen aus den angrenzenden ehemaligen Sozialwohnungen den südlichen Teil des Kottbusser Tors besetzt. Sie haben ein Protestcamp errichtet, um sich gegen ihre Vertreibung aus der Innenstadt zu wehren.

 

Viele wohnen schon seit Jahrzehnten hier, all ihre sozialen Bezüge, Familie, Freunde, etc... befinden sich hier.
Kreuzberg 36 ist hip geworden und während am Schlesischen Tor Luxusappartement für StudentInnen aus der upper class entstehen sollen mit integrierten Reinigungsservice, doorman und angeschlossener Autovermietung, werden nach und nach die Mieten in den in den 70iger entstandenen Neubauten rund um den Kotti erhöht. Ehemals im Besitz landeseigener Wohnungsunternehmen, verspricht der nun privatisierte Wohnungsbestand höhere Profite abwerfen zu können.

Zu den Hintergründen siehe auch https://linksunten.indymedia.org/de/node/61192

 

In den letzten Tagen gab es schon viele verschiedene kleinere Aktivitäten rund um das Protestcamp, etliche Anwohner schauten auf einen Kaffe und ein Gespräch vorbei, täglich um 18.00 wurde auf einem offenen Plenum über das weitere Vorgehen beraten.

 

Die Berichterstattung in Berlin über den Kampf der MieterInnen ist recht umfangreich, von taz über Tagesspiegel bis zur RBB Abendschau gab es eine eher wohlwollende Berichterstattung.

Die Politik hat sich dazu entschlossen, den Dauerprotest auf öffentlichen Strassenland bisher zu dulden.

 

Heute versammelten sich ungefähr 150 Leute zu einer kleinen "Lärmdemo", die in einer Runde um den Neubaublock und rund um den Kreisverkehr am Kotti führte. Angeführt von den MieteraktivistInnen wurde auf Kochtöpfe geschlagen, in Trillerpfeifen geblasen und zahlreiche Schilder mit Parolen wie "I love Kotti", "Geld ist nicht alles", etc mitgeführt. An die Umstehenden wurden Flugblätter verteilt und die Bullen waren sehr dezent mit nur zwei Streifenwagen vertreten.

 

Auffällig war der hohe Altersdurchschnitt, auch und gerade unter den UnterstützerInnen.

Trotz einer umfangreichen Mobilisierung auch im Netz (Ankündigung u.a. auf beiden Indy´s, Startseite Stressfaktor, antifa.de, mietenstopp blog), hielt sich die Beteiligung  "der Szene" sehr in Grenzen. Aktionen jenseits der eigenen subkulturellen Verortung, scheinen trotz aller Bekundungen diverser Gruppen und Zusammenhänge, "endlich die soziale Frage stellen zu wollen", offensichtlich keinen hohen "Eventfaktor" in sich zu tragen.

Diese Haltung korrigieren zu können, bieten die nächsten Tagen noch ausreichend Gelegenheit.

 

Die MieterInnen haben sich, in dieser für sie existentiellen Frage, auf einen längeren Kampf eingestellt.

Ihre Forderungen und der aktuelle Stand finden sich auf dem blog von Kotti und Co http://kottiundco.wordpress.com/

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Die Besetzung an sich und auch die kleine Lärmdemo gestern sind nette Aktionen mit sehr heterogener Beteiligung und hohem Potential. Ich fand es gut, dass diese erste größere Aktion die aus der Besetzung entstand, der kleine Umzug, nicht gleich von "Szene" überflutet wurde. An sich wäre höhere Beteiligung wünschenswert, aber der Tag hat auch Anschlussfähigkeit - für alle nicht rechten - demonstriert und die Tatsache, dass die Aktion eben von den MieterInnen und der Ini kommt und nicht aus unserem Sumpf. 

Zu erwähnen wäre noch, dass die "Mikrophon-Mafia" aus Kölle am Nachmittag ein kurzes Konzert gerapt haben und knapp 300 Menschen zugegen waren.Tolle Stimmung, keine Bullen, kein Stress.

Die Platzbesetzung ist ein politischer Erfolg mit toller Ö-Wirksamkeit. I don't love Kotti, aber Wohnraum für alle und billiger schon ;O)