Über die Kritik an den Insurrection Days

Insurrection Days

Überraschend viel Energie wird derzeit in Kritik an den insurrection days gesteckt. Was eigentlich als positives Zeichen gewertet werden könnte, nämlich Interesse für ein Projekt aus antiautoritären Zusammenhängen, wirft dann doch den üblen Schatten eines polemischen Gedisse auf unsere nicht grade expandierende Bewegung.

 

In der Tat sind die AufruferInnen der insurrection days nicht mit dem perfekten Rezept zur Vertiefung sozialer Spannungen zwischen Herrschern und Beherrschten aufgeschlagen. Ihr Aufruf konnte eigentlich nur als erweiterungsbedürftig verstanden werden und eine Einladung zu eigener Beteiligung sein.

So berechtigt einzelne Kritikpunkte sein mögen, stellt sich aber die Frage warum soviel Aufwand für das Verhindern der insurrection days betrieben wird?

 

Selbst wenn Ende April in Berlin nichts weiter entstehen würde als ein paar neue Kontakte, einige Steinwürfe und Autobrände, wäre das tatsächlich so schlimm, das es im Vorfeld so niedergemacht werden muss?

 

Als Beispiel soll der Text „ID – oh je…“ aus der Interim 736 erwähnt sein. Ein „autonomer Zusammenhang aus Berlin“ zeigt sich „irritiert“ über den Aufruf, den sie „fad“ finden weil er ihre Alltagspraxis mit dem Begriff des Aufstands „aufhübschen“ würde. Sie haben sich über „das Angepisse in dem Aufruf geärgert“, wie angeblich auch andere Gruppen.

In der gleichen Interim ist auch ein Text der „Anarchistische Gruppe Süd Ost“ platziert, der ebenfalls die Verwendung des Begriffs Aufstand bzw. Insurrection kritisiert. An diesem Wort hängt sich der Großteil der Kritiken auf.

Für uns erscheint es wichtiger was tatsächlich in den Tagen Ende April passiert und ob es dabei gelingt den kleinen Kreis der eigenen Szene in irgendeiner Form zu verlassen, die Bezeichnung dafür sollte eher zweitrangig sein. Denn warum regen sich die KritikerInnen nicht an der Bezeichnung der Demonstration zum 1.Mai als „revolutionär“ auf? Diese Demo ist in keiner Weise revolutionär, weil eine der sie tragenden Gruppen enge Kontakte zu Parteien unterhält, sogar diese Demo schon mal von einem Parteimitglied angemeldet wurde und auch Parteien auf der Demo vertreten sind.

Die letzten die noch revolutionärer waren als der heutige Vorbereitungskreis, war die RIM, die zum Glück inzwischen mit ihrer 13 Uhr Demo verschwunden ist. Der damalige Streit in den 90er Jahren um die revolutionäre Ausrichtung der 1.Mai Demonstration könnte eigentlich eine Lehre sein für jene, die heute alles schlecht reden, was nicht auf ihrem eigenen Mist gewachsen ist. Denn auch die Abspaltung der „echten Kommunisten“ von der „Antifa Demo“ hatte genauso wenig mit der Bedeutung von Revolution zu tun wie jetzt der Diskurs um Insurrection; es ging lediglich um eine Vormachtstellung in einem Mikrokosmos.

 

Ein echtes Bedürfnis an der Vorbereitung aufständischer Situationen scheint es nicht zu geben, zumindest die Beteiligung an der Berliner AVV oder irgendwelchen anderen Projekten lässt kein Interesse an einer Zusammenarbeit erkennen. Obwohl es eine Flut von Texten zum Thema Aufstand gibt kommt kein echter Austausch zu Stande. Viele gehen nicht zur AVV weil sie sich durch eine Person diskreditiert hat, manche lehnen jede Zusammenarbeit mit einem Teil der Szene ab und schreiben lieber Polemiken. Auch durch eine inzwischen rigide Nicht-Veröffentlichungs Praxis bestimmter Texte durch die Interim wird es nicht leichter sich inhaltlich weiter zu entwickeln.

 

Das große Manko autonomer Mobilisierungen, nämlich meistens nur auf Ereignisse zu reagieren statt zu agieren, könnte mit den insurrection days überwunden werden. Wem das nicht gefällt weil es unter einem "falschen Titel" läuft, mag zu Hause bleiben. Es wird nicht die Versuche stoppen den Szenesumpf zu verlassen und soll auch niemanden abhalten dem Weg der RIM in den totalen Dissens zu folgen.

 

Auf dem Blog  http://insurrectiondays.noblogs.org/diskussion/ ist übrigens auch ein Aktionsvorschlag erschienen.

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Vielleicht solltet ihr die Kritik auch lesen! Es geht doch um euer dämliches Verhältniss zu "Aufstand", ihr tut doch immer so als wäre "Aufstand" per se etwas Gutes ohne die inhaltliche Ausrichtung dessen auch nur zu kennen. Und jetzt sind alle die nicht mit euch mitmachen die Spalter, wie die RIM eben? Ihr Insurrectionalist_innen habt echt den Schuss nich gehört.

Das Problem ist doch der schwache Organisierungsgrad und die Zersplitterung der linksradikalen bzw. autonomen Szene. Daran müssen wir arbeiten und zwar meines Erachtens bevor vollmundig Tage des Aufstands oder andere großen Dinge ausgerufen werden und dann doch nichts passiert außer ein wenig Glasbruch hier und da, der aber der reaktionären Presse als Aufhänger dient, um wiedermal vom "linksextremen Terror" zu hyperventilieren, obwohl im Endeffekt nocht nicht mal wirklich was passiert ist. Sowas nennt sich Eigentor und läuft eurem Anspruch, außerhalb der Szene Menschen zu erreichen, eher zuwider.

Vielleicht täusche ich mich auch und es warten bereits drei Dutzend Gruppen ungeduldig darauf, endlich in Aktion zu treten, dann lass ich mich nur zu gern eines Bessern belehren.

Damit ich nicht falsch rüberkomme, ich würde mir angesichts der Rolle Deutschlands als Zuchtmeister Europas und deren nationalistischer Unterfütterung in den Medien auch nen fetten Aufstand wünschen, dessen Parolen sogar noch vermittelbar sind. Nur halte ich den Weg, sowas  auszurufen und dann drauf zu hoffen, dass schon viele Gruppen irgendwas machen werden, für ungeeignet.

Vielleicht bin ich zu oldschool, aber ich fände es besser, erst daran zu arbeiten, die eigenen Strukturen, Kommunikationskanäle etc wieder so aufzubauen, dass die autonome Szene wieder handlungsfähiger und koordinierter wird, dass zB sowas wie die Carlo Guiliano Demo nicht ein halbes Jahr Vorlauf braucht, sondern nur ne Woche, dass bei krassen Bullenschweinereien oder Naziübergriffen noch am selben Abend verabredete Spontis laufen, die vielleicht auch mal empfindliche Wirkung entfalten (also nicht nur im eigenen Kiez drei Mülltonnen anzünden).

Dass Strukturen vorhanden sind, die in der Lage sind, auch kontinuierliche Aktionen zu stemmen: So eindrucksvoll die Reaktion auf die Liebigräumung ausfiel, so schnell war die Dynamik auch wieder dahin (zum Vergleich nur mal das Ungdomshuset).

Dass wir vernehmbar Stellung beziehen zu Sozialen Kämpfen, die mal nicht nur die eigene Szene betreffen.

Doch dazu braucht es meines Erachtens einen guten Organisierungsgrad und um den zu erreichen braucht es wiederum langen Atem und viel Geduld, viele Treffen, vielleicht mal wieder nen Autonomen Kongress und viel Vernetzungsarbeit (ich weiß, das Wort hat mittlerweile schon fast nen ironischen Beiklang).

Es gibt in Berlin viele Gruppen und unterschiedliche Spektren, die teils gute politische Arbeit machen, aber eben häufig nur ihr Ding machen, so dass ihre Wirkung begrenzt ist. Angesichts der ja immernoch vorhandenen linken Infrastruktur (im BRD-Vergleich) und der Anzahl der Leute ist das, was wir zur Zeit gebacken kriegen, weit unter unseren Möglichkeiten.

 

Ich würde mir Menschen oder Gruppen wünschen, die Lust und Energie auf ne neue Organisierungkampagne haben bzw. besser noch diese praktisch angehen, zB eine Gruppe, die die AVV wieder belebt und so organisiert (und moderiert), dass diese wieder ihrem Namen gerecht wird und wie sie auch in den ersten Jahren funktionierte, dass sie von vielen Gruppen und Zusammenhängen als Diskussionsforum, zur Vor-und Nachbereitung von Kampagnen, zu inhaltlichen Stellungnahmen und Auswertungen genutzt und geschätzt wird. In einer solchen AVV hätten auch vereinzelte Freaks keine Möglichkeit zur Selbstinszenierung.

 

Insurrection Days sind natürlich viel aufregender, ich bezweifle nur,  dass sie an dem genannten Problem etwas ändern werden. Aber vielleichtkommt es ja zu einem Mobilisierungsschub, wer weiß.

an interesting text i found in the endless space of the infostores in this world:

http://mostlywater.org/insurrection_vs_organization_reflections_on_a_poi...

 

an US-based anarchist writes about his experiences in europe, especially greece, and the discussions between insurrectionists and organizational anarchists.

it's in englsih and definetely no solution to the topic, but an interesting point of view

nicht nur euer konzept bzw. die idee ist unklar, sondern auch was ihr mit dem text eigentlich wollt.

 

ihr hattet ausdrücklich den text zur diskussion gestellt und euch gewünscht, daß leute sich auf diesen text beziehen. deswegen ja auch der reiter "diskussion" auf dem blog. und nun? viele leute haben diesem wunsch entsprochen, und nur weil das offensichtlich nicht so ausfiel, wie von euch gewünscht, wird die beiträge komplett nun als "dissen" runtergemacht. gehts noch?

 

niemand hat euch gezwungen, den text zur diskussion zu stellen. wenn ihr keinen bock auf eine diskussion und auf kritik habt, dann veröffentlicht den text, macht flyer und plakate mit dem text, der euch gut erscheint, aber ladet nicht zu einer diskussion ein, um diese dann auf eine sehr arrogante art wieder abzuwürgen - ohne sich die mühe zu machen, auf die argumente der kritiker_innen einzugehen.

 

was ist jetzt? gibts noch ne inhaltliche auseinandersetzung und dann vielleicht einen text, der von vielen gut gefunden wird? schön wäre es!