Von der Räumung zum Flächenbrand?

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Wir leben in einer Gesellschaft, die auf der andauernden Zirkulation der Waren basiert. Sie zeigt jeden Tag mehr, wie die Verteidigung des Eigentums Priorität über die Bedürfnisse der Menschen besitzt. Die Sprache der Herrschenden kennt keine Worte wie Solidarität und gegenseitige Hilfe. Jegliche Ansätze diese Worte durch Momente der autonomen Selbstorganisation zu verwirklichen, versuchen sie zu unterbinden.

 

Denn in diesen Momenten realisieren die beteiligten Menschen, wie überflüssig die Existenz der Autorität und die Aufrechterhaltung der kapitalistischen Beziehungen, die auf Ausbeutung beruhen, sind. Gefangene der alltäglichen Hektik, die uns zur Lohnarbeit, zur Schule, zum Ausbildungsplatz oder zum Supermarkt führt, um uns glauben zu lassen, dass wir integriert seien. Wir fragen uns nicht mehr wo wir hingehen und wofür, wir tun es einfach, weil wir daran gewöhnt sind.

 

Am 2.Februar wurde ein ehemals besetztes Haus, die Liebig 14, in Friedrichshain von der Staatsmacht geräumt. 2.500 PolizistInnen setzten die Gewalt des „Rechtsstaates“ durch und versuchten vergeblich, die Ausbrüche der Wut zu bändigen.

 

Nach Jahren der relativen Resignation während Hausräumungen, zeigte sich dieses mal, dass ein Teil der Menschen nicht mehr bereit ist, alles hin zu nehmen was ihnen als Normalität verkauft wird, und sie in der Lage sind ihre Unzufriedenheit auszudrücken.

Sie erkannten, dass diese Räumung ein Teil der Stadtentwicklungspolitik darstellt, die von Verdrängung und Aufwertung gekennzeichnet ist. Sie ist ein einfaches Spiegelbild der Beziehungen der Ausbeutung und Unterwerfung, die genau diese Normalität vorschreiben.

Denn den Menschen geht es um viel mehr als um die Räumung eines Wohnprojektes. Es geht um die völlige Wiederaneignung unseres Lebens.

 

Deshalb entlud sich der Zorn. Gegen den Raub unseres Lebens, ein Angriff auf alles, was uns nicht erlaubt jenes zu genießen. Gegen das Blockieren unseres Denkens, eine Blockade ihrer Normalität. Banken, Einkaufszentren, Luxus-Lofts, Polizeigebäude, Polizeiautos, PolizistInnen; all das und überall in dieser Stadt wurde zum Ziel.

 

Die Demonstrationen wurden zu etwas, das sie sein sollten: unkontrollierte Momente unserer Unversöhnlichkeit mit diesem System, wo wir selbst entscheiden, wie wir sie gestalten wollen.

Angriffe auf den Stadtverkehr, wie die Sabotage von Ampel- und Bahnanlagen oder Barrikaden auf den Straße verschiedener Bezirken erinnerten diejenigen, die die Augen vor den hier stattfindenden Konflikten so gerne verschliessen, dass wir alle unvermeidlich in ihnen verwickelt sind. Denn die Vernichtung von alternativen Lebensformen in der Innenstadt, ist nur ein kleiner Teil des Gesamtbildes. Ihr Zusammenhang mit unserer alltäglichen Erniedrigung durch Lohnarbeit, mit der Unterwerfung, dem Krieg im Innern und im Ausland, dem Sicherheitswahn und der permanenten Krise, gilt es zu erkennen.

 

Ist es möglich das Rennen zum Profit anzuhalten, um wieder zu atmen? Ist es möglich die Getriebe dieses sozialen Mechanismus zu sabotieren, da sie unseren Bezug zur Welt, die uns umgibt, gleichgültig machen, um das Ganze radikal in Frage zu stellen und die Freude zum Leben zurück zu erobern?

 

Während dieser Tage– die hoffentlich noch nicht vorbei sind – fingen einige an, sich mit diesen Gedanken anzufreunden. Brennen eure Herzen noch? - Fragte jemand – Ja? dann lasst dieses Feuer die Stadt erwärmen: dort wo ihr eure Konflikte seht und auf der Art, die euch am nächsten liegt.

 

Einige FreundInnen des unkontrollierten Flächenbrands

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Eines kann ich nicht verstehen. die sinnlose Gewalt gegen Anwohner und deren Eigentum. Beispielsweise die Zerstörung von Autos, dessen Besitzer meist weniger Geld besitzen als die Randalierer, interressant ist auch in einem rbb-bericht, wie ein Anwohner die DEmonstranten beschimpft, sie sollen dahin zurück gehen, wo sie herkommen, er lebe hier schon immer und die Anwohner wollen die Linksautonomen nicht in ihrem Kiez. Dabei muss ich ihm beipflichten. Bei der Person handelt es sich übrigens um einen Glaser, dessen Anhänger umgekippt wurde und die Scheiben darauf zu Bruch gingen. Für dien sinnlosen Schadenmuss er nun finanziell selbst aufkommen. Im Gegensatz zur Zerstörung der Banken etc, die alle gut versichert sind und denen die Zerstörung nichts ausmacht. So macht man sich keine Freunde. Deshalb brauch man sich nicht wundern, dass die Berliner Bevölkerung sich nicht mit solchen Idioten solidaisiert. Zudem wird immer wieder die Gentrifizierung angesprochen. Mal darüber nachgedacht, dass dafür maßgeblich die Linksalternativen selbst schuld sind. Sie kamen nach der Wende in diese Viertel und lockten mit ihren Läden haufenweise Hippies, Autonome, Studenten etc. in diese Viertel, dadurch wurde das Viertel 'Kulturell' aufgewertet, ohne dabei zu berücksichtigen, dass die Bewohner dieser Viertel gar kein Bock auf das alles haben. Ihr spricht immer von unserem Kiez, obwohl ihr in Wirklichkeit nur eine Minderheit seit. Auch sind die Liebig 14 Bewohner selber schuld. wenn man einfach so die Schlösser seiner Wohnung auswechselt, ist es nachvolziehbar, dass einem gekündigt wird. das wäre jedem anderen genauso passiert. also ein bischen Selbstkritik wäre schon angebracht, sonst muss man sich nicht wundern, dass es immer weniger Solidarität gibt

Dem Ganzen kann ich nur beipflichten. Die Häuserkämpfe der 80er und frühen 90er haben sich maßgeblich ausgezeichnet, nicht durch ihre Miltanz oder die Bereitschaft zum "Straßenkampf", sondern auch durch die Solidarität mit den EinwohnerInnen rund um die Häuser. Wie denkt ihr ist sonst so eine Bewegung entstanden? Natürlich gab es damals Randale und Bambule, gegen Bullen und Banken. Aber es wurde Wert darauf gelegt, dass der Bäcker um die Ecke heile blieb. Und das wussten die Leute damals. Geschichtsverklärung in der autonomen Szene, indem die alte Häuserbewegung nur im Hinblick auf die militante Verteidigung erinnert wird, ist gefährlich und reaktionär. Das bedeutet nämlich, dass die Herschenden es geschafft haben die alte Szene in unseren Augen zu verklären.

 

Für eine autonome und kritische Aneignung unserer eigenen Geschichte, denn nur dann können wir verstehen, dass wir selbst Geschichte machen!

Für Solidarität mit Menschen ohne schwarzen Kapu!

Gegen Szene!

Entsolidarisierung bringt ja mal auch überhaupt nichts. erstmal muss man sich wahrscheinlich ein gewisse szenehaftigkeit zusprechen, um von Selbstkritik überhaupt sprechen zu können. wenn man von "unserer eigenen Geschichte" spricht, dann bezieht sich das auch auch genau auf so eine "Szene". Das kann natürlich mehr oder weniger "offen", "gesellschaftssensibel" etc. sein. Man kann auch statt Szene Klasse sagen, vielleicht kann man sich auch darauf einigen, dass man irgendwie "der Herrschaft des Kapitals widersteht", nur irgendwas muss es wohl sein, dass das "unsere" in dere Aneignung der Geschichte auf dieses spezifische Art rechtfertigt. In diesem Sinne ist Kritik angebracht, aber Entsolidarisierung heißt ja gleichzeitig auch eine Abwendung und Verdammung, in Kategorien, die selbst erst kritisch befragt werden müssten. Klar leben wir im hier und jetzt und da ist eine Existenz abhängig von z.B. dem Glas, das zubruch gegangen ist. Andrerseits sind hier auch Existenzen bzw. Wohnungen zerstörrt worden, das rechtfertigt natürlich nichts, sollte aber auch nicht vergessen werden. Denn letztlich ist es der Staat, der unsere Entsolidarisierung verdient hat und nicht diejenigen, die vielleicht (ist es wirklich so?) etwas hilflos (und wir soll man es sonst) dagegen angehen.

Wenn man wir ihr moralisch argumentiert, ist das sicherlich alles scheiße. Aber woher kommt denn dieser Maßstab überhaupt. Auch wenn der Zweck die Mittel nicht heiligt, gibt es auch keine an sich heiligen Mittel. Genauso wenig sollten unsere Zwecke uns heilig sein, besondern nicht dann, wenn sie abstrakt bleiben in Worten wie "befreite Gesellschaft", "Kommunismus" oder "Anarchie". Wenn wir das jetzt so begreifen, dass wir für eine andere Gesellschaft agieren, dann muss unser Handeln jeweils dafür angemessen sein und so sich in jeder Situation gefragt werden, wie dieses andere aussehen soll, dass das auch mal scheitern kann und die Angemessenheit verfehlt wird, liegt irgendwie auf der Hand.
Kritik ist wichtig, Solidarität - so würde ich sagen - eine unverzichtbare Waffe, nur aufbauend auf dieser ist Kritik überhaupt möglich, ansonsten ist die Überheblichkeit oder Maßregelung

@anonym.

Tach, ich kann nicht verstehen was du zu sagen hast.

Du beziehst dich auf einen Stream, der einen "privaten Schadensempfänger" zeigt.

Klar das der wütend ist, denn das Geld wird ihm auch nicht aus der Tasche wachsen,

um den Schaden zu begleichen."Wenn er nicht doch mal eine Versicherung hat."

Wenn es ums Eingemachte geht, dann ist sich Mensch doch wieder am nächsten.Oder?

Nicht falsch verstehen! Ich möchte es nicht gut heißen das von "armen" Besitzt zerstört wird.

Wenn Mensch xy keine erreichbare Möglichkeit in Aussicht gestellt wird, sich gegen diese Staatsübermacht zu wehren,

kann es ebend passieren, das im "eifer des Gefechtes" ein Stein oder Material "Unbeteidigter" in die Handlungen einfließt.

 

Ich finde auch, dass ein Stream nicht die Gesamtstimmung vermitteln kann.

Siehe WWW, da finden sich genügend andere Streams sowie Infos.

 

Mich würde auch dein Hintergrundwissen zu den anfänglichen Neunzigern interessieren (der Kiez wurde schon vorher belebt).

Warum sind die Menschen gekommen und in den "Kiez" eingezogen ????????

Es gab Leerstand und Ideen diesen zu nutzen. Was sich daraus entwickelt hat sei dahingestellt und soll auch nicht "Jedermanns Sache" sein.

Es entstand auf jeden Fall ein facettenreiches Angebot für das Leben (DiY usw) . Nutz es oder lass es.

 

Natürlich entsteht eine Raumaufwertung, wenn unbewohnter/ungenutzter Raum belebt wird.

Doch nur weil ein Raum durch die Menschen die Ihn mit Leben erfüllen auf einmal als "hipp" und "crazy" gilt,

ist dies noch kein Grund den Wohnraum ebend diesen Menschen zu viel zu hohen Preisen anzubieten (nach "Verschönerung u. Aufwertung "durch Sanierung). Das ist ein Prozess wie es ihn im Kapitalismus tausendfach gibt. Dieser sich andauernd windende, neu orientierungssuchende, alles anecktierende Kapitalismus bestimmt durch Trendscouts, Werbeinheiten und falschem Politikverständnis den Weg des Schicken und Neuen.

Oder hätte Anfang der 90er jemand gedacht das es bei "Pimkie" Punkerschick geben würde, oder Banken mit BLABLABLA ".....auch mal Spießer werden "

Werbung, widerlich, und es ist kein ENDE Sicht.

 

Über die rechtliche Situationen zu dem Zeitpunckt und die Beweggründe der Bewohner solltest du dich ebenfalls noch einmal informieren, wenn du über den Schlosswechsel schreibst.

 Vivavivaviva besetzte Häuser immer wiedaaaaaaaaaaaaaaaaa

@selbstkritik

du hast den text offensichtlich nicht verstanden. Mal abgesehen davon, dass du irgendwelche infos, wie das türschloss nimmst und vollkommen aus dem kontext losgelöst, diese gegen die geräumten menschen verwendest (Springerpresse?). Lies lieber mal die Chronik des Hauses, dann rallst auch du den wahren Grund für das Ersetzen des Schlosses - und dass die BewohnerInnen für die Räumung deshalb selbst Schuld seien.... GEHTS NOCH?!, auch ohne Grund wärs ok das Schloss auszuwechseln (Unkontrollierbarkeit). Mal abgesehen davon, ekelt mich deine permanente rechtfertigung der klassenjustiz an - das ist keine selbstkritik, sondern unreflektierte hetze, die du (Bulle, Fascho, ....) dir getrost schenken kannst, uns beeindruckt deine Scheisse nicht. Für ein unkontrollierbares, selbstbestimmtes Leben.
Solidarität mit den Riots für die Liebig14 - keep the fire burning!
Greifen wir den Staat da an, wo wir können. Räumungen sind teuer, werden aber noch viel teurer!
Übrigens: Solidarität mit Menschen (auch und vor allem mit schwarzer Kapu!) - gegen spaltender Hetze - Bullen, Faschos, oder was auch immer, verpisst euch aus unseren Foren!
VIVA AUTONIMIA - LIEBIG14 lebt weiter!

das dieser mit beleidigungen umsichwerfende arsch dem rbb geradezu gelegen kam war klar. 

und deine selbstkritik kannst du gerne behalten und mal reflektiren ob dein vermieter auch in deiner wohnung kommt, aber du hast ja eh nichts zu verbergen..

es war einmal vor 20 jahren: 20.000 menschen beteiligen sich an einer demonstration gegen die räumung der besetzten häuser in der mainzer straße in friedrichshain... vorher: anwohner-innen spenden lebensmittel, kleidung, gasmasken etc. an die hausbesetzer-innen

 

und noch heute, wenn du mit bewohner-innen, die damals schon hier gewohnt haben redest, sagen nicht wenige zu der damaligen situation: "es war wie krieg, es waren junge menschen, alle waren geschockt und hatten angst..." die sympatie war im gegensatz zu heute klar auf seiten der jungen leute in der mainzer, die sich dort gegen die staatsmacht gewehrt haben. vllt. war der glaser, den du hier so abfällig als "arsch" bezeichnest, zu der zeit auch mit auf der demo oder hat spenden vorbei gebracht, denn dort gab es zumindest noch den versuch eines solidarischen miteinanders, anstatt der isolations- und mikrokosmospolitik die sich dann später, nachdem alle besetzten häuser hier geräumt waren in der verbliebenen hausprojekte szene vollends durchgesetzt hat.

 

ich für meinen teil habe in den ganzen jahren, die hier schon wohne, keine schlechten erfahrungen mit meinen nachbar-innen gemacht, weder als ich in besetzten häusern gewohnt habe, noch später in mietshäusern. einer der hauptgründe, warum ich nach friedichshain gezogen bin, die menschen waren traditionell sehr offen hier und es hat sie nicht interessiert, wie du aussiehst sondern was du denkst. leider wurde die basis eines miteinanders mit diesen nachbar-innen durch solch dumme aktionen und das fehlen einer kommunikation und vernetzung mit ihnen (das sind auch die menschen, die die gentrifizierung hier zuerst getroffen hat, z.b. gibt es in friedrichshain kaum noch senior-innen)in den vergangenen jahren empfindlich gestört, es wird schwierig werden, da jetzt wieder einen kontakt herzustellen, was bitter notwendig ist, denn ansonsten endet friedrichshain wie der prenzlauer berg... ein anfang wäre, den glaser ausfindig zu machen, sich bei ihm zu entschuldigen und ihm eine finanzielle spende (selbst wenn diese nur symbolisch ist, immer noch besser als gar nix) zukommen zu lassen.

Denkt hier mal wer darüber nach, wie viel Arbeitszeit und Kraft, wie viel Kreativität und finanzieller Aufwand für den Erhalt und die Nutzung des Gebäudes in den vielen Jahren getätigt wurden? Dann lieber gleich kaufen!