Kein Platz mehr für Rechte im „Hexenkessel“

Erstveröffentlicht: 
10.01.2015

Zur Sache: Kein Platz mehr für Rechte im „Hexenkessel“


Der „Hexenkessel“ an der Ecke Saarland-/Rottstraße in Süd, der bis vor einem halben Jahr noch „Treiber Stuben“ hieß, sieht aus wie eine stinknormale Gastwirtschaft: 45 Plätze, geteilt in Raucher- und Nichtraucherbereich, zwei Spielautomaten, viel Nippes. Dunkles Holz dominiert. Über den Toilettentüren hängt ein Besen, daneben ein Bild von Frank Sinatra. Als Tagesmenü wird gerne ein Rindergulasch serviert. Ein Kaffee kostet 1,80 Euro. Dass sich dort im vergangenen Frühjahr die „Pfälzer Kulturfreunde“, etwa ein Dutzend Leute, getroffen haben, klang für die zwei Betreiberinnen erst mal unverdächtig. Zumal diese Runde von einer Bekannten eingefädelt wurde. „Wir wussten nicht, wer sich dahinter verbirgt“, beteuern Melanie S. (35), die das Lokal seit zwei Jahren führt, und ihre Mutter Elvira F. (55), die kocht. Sie nennen sich „Elli & Melli“.

 

Auch als ein kräftiger, großer Mann mit Glatze und vielen Tattoos ein halbes Jahr später nachfragte, ob sich im Lokal ein Stammtisch etablieren könne, dämmerte ihnen nicht, wen sie sich da ins Haus holen. Von der politischen Gesinnung Christian Hehls, dem Mann mit Glatze, wollen sie erst jetzt aus dem Internet erfahren haben. Der 45-jährige Ludwigshafener ist ein führender Kopf der Neonazi-Szene in der Region, die angeblichen „Pfälzer Kulturfreunde“ ticken ähnlich.

 

Ab August marschierten fortan hochrangige NPD-Funktionäre und bundesweit bekannte Referenten der rechtsextremen Szene jeden ersten Montagabend im Monat für zwei Stunden in den „Hexenkessel“ – auch zu „Schulungsveranstaltungen“, letztmals am 1. Dezember. Die für 5. Januar geplante Zusammenkunft wurde kurzfristig telefonisch abgesagt, wie „Elli & Melli“ berichten. Übrigens auch via Facebook vom NPD-Landesvorsitzenden.

 

Ein Grund mag sein, dass lokale Anti-Rechts-Bündnisse und die RHEINPFALZ Wind davon bekommen haben. Polizei – und wohl auch Verfassungsschutz – wurden aufmerksam. „Wir hatten das im Auge“, bestätigt Polizeipräsident Jürgen Schmitt. Jetzt haben auch „Elli & Melli“ Konsequenzen gezogen, den Nazi-Stammtisch „mit sofortiger Wirkung“ aufgelöst und das schriftlich fixiert. So wie es das Bündnis Ladenschluss, das in Süd seit Jahren gegen Rechte kämpft, gefordert hat. Elvira F. sagt: „Wir distanzieren uns zu 100 Prozent von den Nazis.“

 

Ortsvorsteher Christoph Heller (CDU) glaubt, dass „Elli & Melli“ nicht bewusst gewesen ist, „wen sie da bedient haben“. Er will nun den Ortsbeirat in die Kneipe einladen. „Um aufzuklären“, wie er sagt. „Wir werden alles tun, damit Süd nazifrei bleibt.“ (ier)

 

Quelle: Die Rheinpfalz – Ludwigshafener Rundschau, 10.01.2015, S. 15

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Zwar mit einiger Verspätung, aber zur Dokumentation und immerhin als gutes Beispiel kann festgehalten werden, dass die NPD aus der Gaststätte „Hexenkessel – bei de Elli un de Melli“ in Ludwigshafen-Süd rausgeflogen ist. Anfang Januar, nach Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit durch lokale antifaschistische Strukturen, sprachen die beiden Wirtinnen der NPD um Christian Hehl die Kündigung für deren Nutzung der Räumlichkeiten aus. Die NPD hatte dort regelmäßig Stammtische und Schulungsveranstaltungen durchgeführt, siehe https://linksunten.indymedia.org/de/node/130678

 

Manchmal ist es relativ einfach: Nazis raus.