Die Burschenschaft Normannia darf auf dem Schloss feiern

Erstveröffentlicht: 
28.11.2014

Die Heidelberger Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes fordern die Schlossverwaltung auf, das Stiftungsfest der rechten Burschenschaft abzusagen - Die hat aber scheinbar keine Handhabe

 

Von Micha Hörnle

 

Die Heidelberger Burschenschaft Normannia ist immer für Aufregung gut, zumindest im linken Lager: Vor knapp zwei Jahren demonstrierten rund 100 Personen gegen ein Strategietreffen von 15 Burschenschaften im Normannenhaus direkt am Schloss. Sie vermuteten dort ein Spitzentreffen von Rechtsextremen. Michael Paulwitz, Alter Herr der Normannen und Mitglied der Republikaner, beschimpfte die Demonstranten als "Linksfaschisten". Der Protest wurde getragen von Antifa, DGB, IG Metall, SPD, Grünen, Bunte Linke, Piraten und der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes.

Nun regt sich die Heidelberger Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/ Bund der Antifaschisten (VVN/BdA) über die Schlossverwaltung auf - weil die, laut Pressemitteilung, "der extrem rechten Burschenschaft Normannia" für deren Stiftungsfest im August 2015 den Königssaal vermieten will. Im Gegensatz dazu hätte die Wartburg-Stiftung im Juni erst die Deutsche Burschenschaft vor die Tür gesetzt, als die hoch über Eisenach ihren Burschentag feiern wollte. Die VVN/BdA fordert die Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg "erneut und öffentlich auf, die Versammlung von extrem rechten völkischen Burschenschaftern auf dem Schloss nicht zuzulassen". Andernfalls werde "die Veranstaltung von breitem gesellschaftlichen Protest begleitet".

Das beeindruckt Michael Hörrmann, Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser, nicht: "Natürlich haben wir prüfen lassen, ob gegen die Normannia etwas vorliegt, aber es gab keine Erkenntnisse." Anders gesagt: Man erkundigte sich beim Verfassungsschutz, dem wiederum die VVN/BdA misstraut: "Die jüngsten Ereignisse rund um den NSU haben gezeigt, dass der Verfassungsschutz in Sachen Aufklärung zu Neonazismus keine glaubhafte Informationsquelle sein kann." Tatsächlich bestätigt der Sprecher des Landesamtes für Verfassungsschutz Baden-Württemberg, Ilker Vidinioglu, dass seine Behörde die Burschenschaften nicht beobachte. Welche Organisation als verfassungsfeindlich einzuschätzen sei, sei nicht Sache der Linken: "Wir behalten uns unsere eigenen Methoden vor, um zu beurteilen, welche Organisation extremistisch ist." Und für die Burschenschaften gebe es "keine Anhaltspunkte". Das gilt auch für die Republikaner. Es gebe im korporierten Umfeld nur eine Ausnahme, die Burschenschaft Arminia Zürich zu Heidelberg (jetzt zu Karlsruhe), die aber keine Burschenschaft, sondern eine rechtsextreme Vorfeldorganisation sei. Übrigens: Die VVN/BdA wurde ab und an auch in Berichten von Vidinioglus Behörde erwähnt - und 2009 als "linksextremistisch beeinflusste Organisation" bewertet.

Somit hätte die Schlossverwaltung auch rein rechtlich keine Handhabe gegen die Normannen. Zumal diese ja auch im Mietvertrag unterschreiben mussten, dass das Stiftungsfest im August keine politische Veranstaltung, sondern eine interne Feier sei: "Und somit können wir es ihnen auch nicht verwehren", sagt Hörrmann. Außerdem seien die Normannen schon häufiger Gast auf dem Schloss gewesen - und nie gab es Beanstandungen oder gar Zwischenfälle.

Prinzipiell kann Vereinen aber schon der Zugang zum Schloss verwehrt werden, wenn die Art des Festes nicht mit der Würde des Denkmals vereinbar wäre. Und in aller Regel ist das Schloss auch für Parteien tabu, sagt Hörrmann: "Da lassen wir in der Regel gar keine Veranstaltungen zu - ganz egal, um welche Parteien es sich handelt. Wir wollen nicht, dass das Schloss parteipolitisch vereinnahmt wird."

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Die Rhein-Neckar-Zeitung hat nachgelegt und am 01.12.2014 einen Artikel zu einer erneuten Pressemitteilung der VVN veröffentlicht.