Free Adel – Keine Kompromisse mit Staat, Kapital und Faschisten

Free Adel! St. Pauli

Unser Freund und Genosse Adel sitzt. Wir haben bereits in unserem Text "stay rebel, stay criminal" angedeutet warum, jetzt ist die Anklageschrift da und wir können genaueres sagen. Grob geht´s darum: Adel ist Antifaschist. Er und einige andere – bei sieben von uns gab es Hausdursuchungen – sollen einem Typen seinen "Thors Hammer" abgenommen haben. Von der Staatsanwaltschaft wird diese kleine Kontroverse zwischen einem rechten Jugendlichen und einigen Genossen – in guter Weimarer Tradition nach dem Motto "Wenn einer links ist, dann erst mal das höchstmögliche Strafmaß rausholen" – als "Raub" gedeutet.

 

Dann gehts noch um ein paar Nazis am Rande einer NPD-Demo, die einen Schreck bekommen haben. Und wenn wir schon bei Schreck sind, eine Schreckschusspistole darf natürlich auch nicht in der Anklageschrift fehlen. Ansonten finden sich die alten Klassiker, einige Zivilbullen fühlten sich verbal und durch Gestiken "in ihrer Ehre angegriffen". Ob Menschen, deren "Ehre" nicht dadurch angegriffen wird, dass ihr gesamten Dasein aus stupidem Gehorsam besteht, in dieser Hinsicht überhaupt satisfaktionsfähig sind, lassen wir mal dahingestellt.

Adel hat eine Vorgeschichte. Er ist lange politisch aktiv, das eine oder andere Mal musste er schon Bekanntschaft machen mit den LKA-Bullen, die unangemeldet in seiner Wohnung zum Frühstück vorbeischauen wollten. Vor nicht langer Zeit ist er verurteilt worden, weil er einem Neonazi, so heißt es im Beamtensprech der Anklageschrift, "mit Faustschlägen und Fußtritten traktiert" hat.

Unsere Gewalt, eure Gewalt

Ein traktierter junger Mann, der ein T-Shirt trug, dass Judenmord und Angriffskrieg rechtfertigte, Zivilbullen, die sich in ihrer "Ehre" betatscht fühlen, eine Nazifamilie samt Anhang, die in Hellersdorf gegen ein Flüchtlingsheim protestieren – allesamt keine Leute, mit denen wir Mitleid haben.

Und so können wir guten Gewissens sagen: Die meisten Sachen, wenn sie denn so passiert sein sollten, wie die Staatsanwaltschaft das gerne will, sind aus unserer Sicht legitim. Wir müssen konsequent bleiben. Dieser Staat, diese Gesellschaftsordnung und selbstverständlich auch ihre Faschisten sind Gegenstand unserer Kritik, manchmal der theoretischen, bisweilen aber auch der praktischen.

Wir wollen keine Unschuldskampagnen, wir behaupten nicht, dass alles, was wir tun nach dem bürgerlichen Gesetzbuch legal ist. Aber nicht alles, was legitim ist, muss auch legal sein. Und nebenbei bemerkt: Was will uns ein Staat, der Jahrzehnte lang eine neonazistische Terrorbande finanziert, der Waffen in Krisengebiete exportiert, Angriffskriege führt, andere Länder ausnimmt und seine eigene Bevölkerung bespitzelt über Legalität sagen? In einer gewaltförmigen Gesellschaft wie dieser sehen wir grundsätzlich Gewalt als legitimes Mittel zur Überwindung des schlechten Ganzen an. Sicher, mit Maß und nur da, wo es notwendig ist.

In offener Feindschaft

Wir wissen, dass das, was wir tun, ihnen ein Dorn im Auge ist. Auch wenn es wenig ist, viel zu wenig. Sie wollen lieber die Grabesruhe, die Friedhofstille ganz ohne Widerstand und Protest. Deshalb veerfolgen sie uns auch nicht wegen dieser Auseinandersetzungen mit Faschos oder weil sich ein Zivibulle "in seiner Ehre gekränkt" fühlt. Alle angeklagten Personen "sind (...) der linksextremistischen Szene zuzuordnen", heißt es in dem Wisch der Staatsanwaltschaft. Abgehört wurde, überwacht, Anquatschversuche gab es zuhauf. 

Der berühmte chinesische Lyriker und Popart-Modell Mao Tse-Tung hat es so formuliert: Wenn der Feind uns verfolgt, ist das gut und nicht schlecht, denn es zeigt, dass wir etwas richtig gemacht haben.

Ganz so sehen wir das auch. Wir müssen euch nicht um Vergebung bitten, auch nicht um Gnade oder sonst irgendeinen Blödsinn. Wir bleiben in offener Feindschaft gegen Kapital, Staat und Nazis.  Jede Verhaftung zeigt uns nur, dass wir uns und unsere Freunde besser schützen müssen.

Adel schicken wir revolutionäre Grüße nach Moabit, wir sehen uns bald, Bruder.

Einige AntifaschistInnen und Autonome aus Berlin

 

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"Jede Verhaftung zeigt uns nur, dass wir uns und unsere Freunde besser schützen müssen."

 

An diesem Punkt verfehlt ihr leider, die Fehler durch die das aktuelle Verfahren erst zustande kam, öffentlich zu machen, beziehungsweise mögliche Schwachstellen einer militanten Praxis zu erläutern.

 

Im Grunde ließt man aus eurem Text, dass 7 junge Antifaschisten massiver Repression ausgesetzt sind, weil sie laut Staatsanwaltschaft dem kategorischen Imperativ folgend politisch betätigt haben.

 

Ich glaube damit macht ihr Menschen, die sich selber gut vorstellen könnten offensiv gegen Reaktionäre vorzugehen, primär Angst, da ihr zwar die möglichen Konsequenzen von praktischem Antifaschismus aufzeigt, aber verschweigt wie man sich vor der Repression schützen kann.

 

Adel & seinen Mitstreitern alles erdenkliche gute im Prozess, vielleicht ist es möglich sobald die Sache durchgestanden ist, sie auszuwerten um andere Gruppen aus dem Verfahren lernen zu lassen.

Da hast du völlig recht. Wir werden beizeiten besprechen, ob wir aufschreiben, was falsch gelaufen ist, und das dann veröffentlichen.

"Der berühmte chinesische Lyriker und Popart-Modell Mao Tse-Tung hat es so formuliert: Wenn der Feind uns verfolgt, ist das gut und nicht schlecht, denn es zeigt, dass wir etwas richtig gemacht haben."

 

Finde ich unpassend, jede und jeder die_der reprimiert wird, kann dies behaupten. Ist dies denn nun auch für alle richtig? Sicher nicht, schließlich sind die unzähligen Repressionen gegen sog. "Islamisten" in Deutschland nicht deshalb, weil sie (aus unserer) Sicht etwas "richtig" gemacht haben.

 

Ich nehme bewußt "Islamisten" und nicht Nazis, da die "Repression" dort ja lächerlich ist. Den Spruch kann Mensch also durchaus lassen, da er ein inhaltsloser Allgemeinplatz ist, den alle Gesetzesbrecher_innen verwenden können ohne das dabei was sinnvolles rauskommt.

 

Dass er noch dazu ein Pop-Art Modell ist, liegt sicher nicht daran, der er ein toller Typ war. Die Hintergründe liegen da sicher woanders.

Ehrlich gesagt, juckt es uns kaum, was einer, der seinen Beitrag mit "No Communism" überschreibt, "unpassend findet"... Zu dem inhaltlichen Part: Repression zeigt zudem einfach, dass da was passiert, was dem bürgerlichen Staat suspekt ist. Und natürlich ist das bei Islamisten auch so. Nur dass die eben für den Regress in eine feudalistische Dystopie arbeiten, und wir für eine Gesellschaft, in der es sich zu leben lohnt. Viele Gemeinsamkeiten sehe ich da jetzt nicht...

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der titel sollte eine (unverständlich) gebliebene abkürzung von "nein, nein, dass ist nicht der kommunismus" sein. dieses bild/spruch bildet nicht ohne grund auch mao ab.

 

gemeinsamkeiten gibt es da auch nicht, allerdings können die den spruch von mao ohne weiteres ebenfalls anwenden. ich bin gegen die verwendung des spruchs, weil er nichts linkes trägt und ich bin gegen eine unkritische darstellung von mao, da die (wenigen) positiven aspekte seines wirkens, nur in einem längeren text herrausgearbeitet werden können.

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Das Zitat ist aus der Sicht einer revolutionären Bewegung geschrieben und weist letztendlich auf die dialektische Verknüpfung zwischen Bewegung und Repression hin: Repression ensteht als Antwort auf eine Bewegung (deswegen kann sie ja auch "gut" sein, weil sie aufzeigt, dass die Bewegung genügend stark geworden ist, um als Ziel von Repression überhaupt in Frage zu kommen) umgekehrt kann jedoch Repression auch Bewegung hervorrufen (wie wir es aktuell z.B. in Hamburg sehen). Vielleicht "trägt der spruch nichts linkes" aber er verweist immerhin auf ein ziemlich reflektierte Verständnis der Beziehung zwischen Repression und Bewegung ist und als solcher meiner Meinung nach recht passend ausgewählt. Und nur weil es einen längeren Text bräuchte, um die positiven Aspekte von Maos Wirken herauszuarbeiten, heisst das deswegen nicht, dass man ihn nicht zitieren sollte.