Erster Feldbefreier hinter Gittern

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Berufsimker Michael Grolm ist der erste Feldbefreier, der für seine Aktionen ins Gefängnis geht. 200 GentechnikgegnerInnen, zahlreiche Imker und zehn Traktoren begleiteten ihn zu seinem Haftantritt in Weimar.

 

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Zusammen mit zahlreichen AktivistInnen von Gendreck-Weg! organisiert Michael Grolm öffentlich angekündigte Feldbefreiungen. Ziel ihrer Aktionen ist es, genveränderte Pflanzen unschädlich zu machen. Der Widerstand trägt entscheidend dazu bei, dass ein Verbot des kommerziell angebauten Genmais Mon810 im April 2009 erlassen wird.

 

Trotz des Anbauverbots, wird Michael Grolm vom Landgericht Frankfurt/Oder zu einer Geldzahlung von 1.000 Euro verurteilt. Der Imker weigert sich jedoch, das Strafgeld zu zahlen und kündigt an, stattdessen ins Gefängnis zu gehen, um seine Entschlossenheit gegen die Agrogentechnik deutlich zu machen.

 

Das Gericht verlangt jedoch einen Offenbarungseid, bevor die Ordnungshaft in Anspruch genommen werden kann. Den will Grolm nicht ablegen und muss nun in Erzwingungshaft.


cine rebelde Videoclip anschauen - 10:39 Minuten

 

 



Pressemitteilung vom 27. August

Haftantritt mit 10 Traktoren, 30 Imkern und 200 Unterstützern
Berufsimker Michael Grolm geht als erster Feldbefreier ins Gefängnis

Schon um 7.30 Uhr hatten sich über 200 Gentechnikgegnerinnen und -gegner in Weimar versammelt. Begleitet von 30 Imkern in ihren weißen Imkeranzügen und zehn mit Transparenten geschmückten Traktoren begab sich der Berufsimker und Feldbefreier Michael Grolm zur Gerichtsvollzieherin. Bevor sich die Tür zum Sitz der Beamtin verschloss, spielte die Schloßkapelle aus Tonndorf eine abgewandelte Version der Filmmusik "Biene Maja". Kurze Zeit später verließ der Gentechnikgegner in Handschellen das Haus, um in Begleitung von Polizeibeamten zum Gefängnis nach Suhl zu fahren. Die Demonstranten jubelten ihm zu, Trommler unterstützten ihre Rufe.

 

Der Imker wird die nächsten Tage im Suhler Gefängnis in Erzwingungshaft verbringen. Grolm war 2008 vom Landgericht Frankfurt/Oder zu einer Geldzahlung von 1.000 Euro verurteilt worden. Er hatte trotz einstweiliger Verbotsverfügung ein Genmaisfeld betreten und sich tatkräftig an der Feldbefreiung beteiligt. Die 1.000 Euro entsprechen nach dem Wunsch des Klägers in diesem Urteil zwei Tagen Haft. Der Feldbefreier war von Anfang an bereit, diese zwei Tage auch im Gefängnis verbringen, um seine Entschlossenheit deutlich zu machen und erneut für die gentechnikfreie Landwirtschaft zu werben. Allerdings verlangte das Gericht einen Offenbarungseid, bevor die Ordnunghaft in Anspruch genommen werden könnte. Den will Grolm nicht ablegen und muss nun in Erzwingungshaft. Wie lange diese dauert, ist ungewiss. Allerdings schreibt das Recht vor, dass die Verhältnismäßigkeit gewahrt bleiben muss.

 

Gentechnikgegner und Unterstützer Jochen Fritz sagte dazu in Weimar: "Es ist vom ersten Tag an unverhältnismäßig, einen Menschen ins Gefängnis zu schicken, der für die gentechnikfreie Landwirtschaft kämpft. Am Tag der Aktion war das Genmaissaatgut durch den damaligen Landwirtschaftsminister Seehofer verboten, in diesem Jahr hat seine Nachfolgerin Aigner konsequenter gehandelt und vor der Aussaat den Genmais gestoppt. Micha Grolm muss sofort freigelassen werden. Aus dem Verbot 2009 muss ein dauerhaftes werden."

 

Vor dem Gefängnis in Suhl erwartete den Imker bereits eine farbenfrohe Delegation. Eine Mahnwache vor den Toren des Gefängnisses informiert über den Feldbefreier hinter Gittern. In den nächsten Tagen sind vor dem Gefängnis Informationsverantaltungen geplant.

 

 


 

Newsletter von Gendreck Weg mit Tipps wie Mensch die Aktion von Michael Grolm unterstützen kann.

 

Der Berufsimker und Gendreck-weg-Aktivist Michael Grolm sitzt in Suhl im Gefängnis. Seinen Haftantritt begleiteten viele Gleichgesinnte, 30
Imker und zehn Traktoren am vergangenen Donnerstag in Weimar. Dort übergab ihn die zuständige Gerichtsvollzieherin der Polizei für die
Fahrt nach Suhl. In Weimar erlebten alle bewegende Momente. Michael Grolm bedankte sich für die Unterstützung und zeigte sich sehr
kämpferisch: Er werde mit seiner entschlossenen Arbeit für die Zukunft der bäuerlichen Landwirtschaft nicht nachlassen.

In Suhl erwartete eine weitere Gruppe den in Handschellen reisenden Imker. Jutta Ort berichtet:
"Vor dem Gefängnis in Suhl fieberten an einer eigens errichteten Mahnwache etwa 20 Gentechkritikerinnen und mehrere Presse- und
Kamerateams der Ankunft von Michael Grolm entgegen. Um 10.20 war es dann so weit, das Polizeiauto mit dem Berufsimker fuhr heran: Jubel
brandete auf, man winkte sich freudig zu. Sein Fahrer hielt jedoch nicht an, sondern das Fahrzeug entschwand zügig den Blicken der
Sympathisanten. Die Polizei hatte die Zufahrtsstraße zum Gefängnis gesperrt, nicht einmal die Presse durfte passieren. So konnten die
Unterstützerinnen nur mental dabeisein, als Michael Grolm den Knast betrat."

Bis heute weiß niemand, wie lange Micha im Gefängnis sein wird. Seine Haft ist "nur" eine Erzwingungshaft, die das Gericht anordnete, weil
der Feldbefreier keinen Offenbarungseid leisten wollte. Erst dann hätte er nach dem Willen des Gerichts für zwei Tage ins Gefängnis
gehen können, anstatt 1000 Euro zu zahlen, wozu er auf Drängen Monsantos und des Genmaisanbauers 2008 verurteilt wurde.
Laut Gesetz kann eine solche Beugehaft bis zu 6 Monate andauern - allerdings muss die Verhältnismäßigkeit gewahrt bleiben.
Für uns ist selbst ein einziger Tag im Knast nicht mehr verhältnismäßig. Schließlich sind es nicht die Gentechnikgegner, die das Problem gentechnisch verunreinigter Pflanzen und Honigernten verursachen. Die Feldbefreiungen haben vielmehr vorweggenomen, was heute mit dem Verbot des Genmaises endlich auch offiziell ist: Genmais gehört nicht auf den Acker, er gefährdet die biologische Vielfalt um ihn herum und die
Unabhängigkeit der Bauern. Die Existenz der Imker wird ebenfalls unmittelbar bedroht.


Hier kommen fünf Ideen für Dich und Deine FreundInnen:

1. Solibriefe an den Gefangenen

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Michael freut sich über Post ins Gefängnis. Hier nochmal die Adresse:
Michael Grolm, z.Z. JVA Goldlauter, Zellaer Str. 154, 98528 Suhl.

2. Spenden machen den Widerstand stark
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Außerdem wünscht sich Micha, dass viele Aktive mit täglichen Spenden - z.B. pro Gefängnistag
5 Euro - den Widerstand stärken und den Einschüchterungsversuch von Monsanto und Co. zurückweisen.
Rechtshilfe Gendreck-weg, Kontonummer 401 687 1300, bei der GLS Bank, BLZ 430 609 67

3. Solihonig bestellen!
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Der Honig wird dann nach Haftende versandt!
http://www.schlossimkerei.de/

4.Die Aktionen um den Haftantritt genauer anschauen!
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Presseinfo, Fotos, Filme (auch von Arte, MDR) und weitere Termine findet Ihr unter www.gendreck-weg.de

Besonders empfehlen wollen wir den aktuellen Videoclip!
Sowohl Michael Grolms Haftantritt, als auch die Gendreck-weg-Aktion 2007 haben die Videoaktivisten von Cine Rebelde mit der Kamera begleitet,
Herausgekommen ist ein vielseitiges Portrait des Berufsimkers und Feldbefreiers Michael Grolm, welcher derzeit für seine Überzeugung im
Erzwingungshaft sitzt und für seine baldige Freilassung unser Unterstützung benötigt.

Videoclip online anschauen unter:
http://www.cinerebelde.org/erster-feldbefreier-hinter-gittern-p-94.html?language=de
Dauer: 10:39 min
Auch als DVD oder in HD als Download erhältlich.


5. Michas Freilassung fordern - Briefaktion
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Noch etwas kann JedeR tun: Ein Brief an die Amtsrichterin in Weimar bzw. an das Landgericht in Frankfurt/Oder senden, um von denen zu
fordern, den Feldbefreier sofort frei zu lassen. Tatsächlich sind zwei Briefe sinnvoll, denn derzeit schieben die Gerichte in Weimar und
Frankfurt die Zuständigkeit hin und her.

Die Adressen:
Amtsgericht Weimar, Richterin Braunhardt, Ernst-Kohl-Str. 1
99423 Weimar
Landgericht Frankfurt/Oder, Müllroser Chaussee 55 ,15236 Frankfurt/Oder

Die Anrede muss natürlich angepasst werden. Der übrige Text kann so
verwendet werden oder als Anregung für eigene Formulierungen dienen.


Sehr geehrte Frau Richterin Brauhardt,
bzw. sehr geehrte Damen und Herren,

seit Donnerstag, dem 27.8. soll der Berufsimker und Gentechnikgegner Michael Grolm durch eine Beugehaft gezwungen werden, eine „Eidesstattliche Versicherung“ über seine wirtschaftlichen Verhältnisse abzugeben. Sie haben aufgrund seiner Weigerung einen Haftbefehl unterzeichnet. Der Agraringenieur Grolm wird den Offenbarungseid nicht leisten.

Ich bin empört darüber, daß Menschen ins Gefängnis gesperrt werden, weil sie sich konsequent gegen Gentechnik – und damit für die Erhaltung
von Natur und Umwelt und unserer zukünftigen Ernährungsgrundlagen einsetzen. Ich protestiere hiermit gegen die Verhaftung Michael Grolms und möchte meine Solidarität mit seinem Vorgehen zeigen.

Ich fordere seine sofortige Freilassung. Kein einziger Tag Erzwingungshaft ist hier angemessen. Angeklagt werden müssten die
Befürworter der Gentechnik die gegen jede demokratische Willensäußerung und wissend um die Risiken und Folgen der
Agrogentechnik allein ihren Profit im Auge haben. Angemessen ist ein endgültiges Verbot der Agro-Gentechnik.

Mit freundlichen Grüßen
XXYY

 


 

Interviews von Radio Dreyeckland mit

- Michael Grolm am Tag vor seinem Haftantritt

- Jutta Sundermann am Tag der Aktion in Weimar