Freiheit für Sonja!

SAP

Liebe Sonja,

seit nun zwei jahren wirst du gefangen gehalten. Die richter und staatsanwälte die deine verfolgung befohlen haben, handeln nach so vielen jahren noch immer getreu dem geist, der sie gerufen hat. Sie sind die vollstrecker eines systems der ausbeutung und unterdrückung, das jeden und alles seiner verwertung unterwerfen will und dabei alles widerständige zu zermalmen sucht.

Auch werden immernoch stadtschlösser gebaut, die die symbole des sieges dieser ordnung sind.

Und die siegessäule hier steht beharrlich und blickt auf ein zeitalter der permanenten raubzüge einer macht, die uns gegenüber steht, der wir nach wie vor widerstand leisten. Wir zollen all denen respekt, die heute dabei sind. Besonders aber soll dieser anlass dazu dienen, dir etwas von dem mut zurückzugeben, den du uns bringst.

"Verdammt lang quer“ denken wir uns, wenn wir von deinem schicksal hören. Es ist einfach schön zu sehen, dass es menschen gibt, die von dieser gesellschaft nicht irgendwann gebrochen werden. Wir wünschen dir daher weiter glück und gesundheit und werden das weiterführen, was einfach sein muss. Den kampf für frieden und freiheit.

Gestern abend um 22:30 folgten einige hände voll leute dem aufruf, im bezirk mitte in berlin zur software-rüstungsfirma SAP zu laufen und dem unmut über die repression gegen dich als exempel des antimilitaristischen kampfes und der kriegstreiberei überhaupt einen praktischen ausdruck zu verleihen. Mit feuerwerk und rauch wurde der lebhafte verkehr dort kurz gestoppt und so platz geschaffen, die repräsentative glasfassade von SAP zu zerstören. Auf flugblättern wurde gleichzeitig eine erklärung zu deiner situation abgegeben. Leider haben wir es in den letzten zwei jahren noch nicht geschafft, dich derart anzusprechen. In gedanken waren wir aber oft bei dir.

 

Warum wurde SAP angegriffen?

 

Schon die revolutionären zellen griffen mit ITT in ihrer ersten aktion anfang der siebziger eine firma an, die unter anderem kriegswichtige elektronisch gestützte rüstungsgüter entwickelte. Dieses „zivile“ unternehmen unterstützte den militärputsch pinochets in chile finanziell, da es an den bodenschätzen interesse hatte. Der angriff der RZ zeigte eine der hauptursachen für krieg auf.

Auch SAP ist auf krieg angewiesen. Zu den wichtigsten kunden dieser softwarefirma gehören unter anderem die bundeswehr, die us army und us navy. Insgesamt 14 nato-mitglieder benutzen ihre software SASPF, um ihre einsätze zu koordinieren.

Die bundeswehr greift seit 2009 auf diese software zurück, um logistische aufgaben zu bewältigen aber auch um konkrete einsätze durchzuführen. „Von der verwaltung bis zum soldaten“ erscheint auf den bildschirmen diese software, um daten aus den unterschiedlichsten quellen zusammenzuführen.

Genauso wie zahlreiche polizeibehörden profitieren die nutzer davon, bspw. satelitendaten, abhördaten, kontodaten, eigene protokolle oder „feindliche“ dokumente über ein programm und größtenteils automatisch auszuwerten und aktiv zu nutzen, sodass der verwaltungsaufwand für operationen erheblich sinkt. „Einsätze der heutigen art wären ohne SASPF nicht mehr vorstellbar“, behauptet daher ein generalmajor des einsatzführungskommandos der bundeswehr.

Da sich international immer mehr behörden diese software kaufen, vergrößert sich auch die wahrscheinlichkeit einer superkoordination von organisationen wie der nato oder interpol.

SAP ist zur festigung seiner führungsposition auf diesem markt auch jedes jahr auf dem internationalen polizeikongress in berlin als sponsor und aussteller tätig.

Krieg und überwachung sind die geldquelle dieser firma.

 

Weil du für die unversöhnliche haltung gegen diese logik zur verantwortung gezogen wirst, zeigen wir heute, dass dieses kapitel auch für uns noch nicht abgeschlossen ist, solange vorgeblich zivile firmen die hauptaufgaben der kriegslogistik bewältigen. Wir werden aber auch nicht aufhören, solange diese welt in krieg und umweltzerstörung getrieben wird. Gemeinsam mit dir.

 

Wir senden soldiarische und herzliche grüße!

Autonome Gruppen

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B.Z.: Farbanschlag auf SAP-Gebäude in Mitte

 

Die Glasfront des Gebäudes in Mitte ist mit Farbe beschmiert, Fenster sind zersplittert Die Täter hinterließen Flugblätter, auf denen sie die Freilassung zwei mutmaßlicher Links-Terroristen fordern Das SAP-Gebäude war bereits wiederholt Ziel von Farbanschlägen

 

Der Polizeiticker meldet:

Glasfassade eines Softwareunternehmens beschädigt

Mitte #2859

 

Unbekannte haben in der vergangenen Nacht die Glasfassade einer Softwarefirma in Mitte beschädigt. Kurz vor 23 Uhr warfen etwa zehn schwarz gekleidete sowie maskierte Personen mehrere Pflastersteine sowie Farbflaschen gegen die Hausfassade in der Rosenthaler Straße. Darüber hinaus ließen die Unbekannten ein Bengalofeuerwerk abbrennen und flüchteten anschließend in Richtung Torstraße. Der Polizeiliche Staatsschutz beim Landeskriminalamt führt die Ermittlungen und prüft die Hintergründe der Tat.