(HH): Außer Kontrolle!

WiB

Die letzten Monate gab es in Hamburg eine breit aufgestellte Offensive staatlicher Repression und Kontrolle.  Einige dieser Geschehnisse verdienen nochmal genauerer Betrachtung. Die aufgeführten Beispiele sind nur ein kleiner Ausschnitt der alltäglichen Repression – sie sind aber ein präzises Bild der aktuellen Entwicklung, sie sind als Experimente der Hüter_innen dieser Ordnung zu verstehen. Sie wollen ein Klima der permanenten Angst, des ungebrochenen Respekts vor Ihrer Ordnung schaffen, um Ihr reibungsloses Funktionieren zu garantieren.

 

Gefahrengebiete demaskieren und gefährden!

Was in St. Georg rund um den Hansaplatz und St. Pauli auf dem Kiez schon länger Realität ist, hat seit dem 1. Juni das Schanzenviertel erreicht. Ein permanentes Gafahrengebiet  wurde eingerichtet und berechtigt Bullen zu Kontrollen zu jeder Zeit an jedem Ort. Die damit verbundenen Szenarien und Auswirkungen sind in St. Georg deutlich zu spühren. Große Gruppen von Bullen , die gezielt ungewollte, d.h. nicht zahlungsfähige oder aufgrund von rassistischen Denkmustern ausgeschlossene Menschen kontrollieren und drangsalieren. Was auch hier wieder unter dem Deckmantel von Sicherheit läuft ist einfach zu demaskieren! In St. Georg soll sich der Sexarbeiter_innen entledigt werden und sozial, oder doch besser finanziel schwächere Menschen verdrängt werden um somit das Viertel aufzuwerten und profitabler zu machen. Im Falle des Schanzenviertels sind die Ziele die gleichen nur richtet sich das Gefahrengebiet hier hauptsächlich gegen die Drogenszene und aufgrund von Rassismus auch gegen migrantisch aussehende Menschen, die dieser oft automatisch zugeordnet werden.

Machen wir uns nichts vor, Bullen brauchen keine spezielle Rechtfertigungen für Kontrollen. Im Zweifelsfall steht ihr Recht auf ihrer Seite! Die Gefahrengebiete sind neben großen Machtdemonstrationen gezielte Offensiven zur Verdrängung durch permanente Schikane und Kontrolle!

 

Lasst euch nichts gefallen!

Am Abend des 11. Juli kam es auf der Holstenstraße zu einer Auseinandersetzung zwischen Bullen und jugendlichen Anwohner_innen. Zum wiederholten Mal hatten die Bullen Kontrollen gegen Grüppchen von Jugendlichen angewandt. Nach klar rassistischen Kriterien wurden und werden Leute, die nicht in das Bild der Bullen passen drangsaliert. In dieser Nacht haben sich einige gewehrt und es kam zu Auseinandersetzungen, die Verletzte und Festnahmen zur Folge hatten. Anwohner_innen solidarisierten sich und brachten das Bild der akzeptierten Ordnungshüter ins Schwanken.

In den nächsten Tagen herrschte angespannte Stimmung rund um die Holstenstraße. In den folgenden Abenden versammelten sich zum Teil Hunderte in großen Gruppen um sich solidarisch zu zeigen. Die Bullen besetzten die Umgebung und fuhren im Minuten-Takt die Straße mit Bereitschafts-Polizei sowie in Zivil auf und ab. Es kam zu Wut-Ausbrüchen. Einige Autos brannten und es gab Angriffe auf die Bullen.

Am darauf folgenden Wochenende, dem 20.07., fand eine Solidaritäts-Demonstration mit den Betroffenen der Repression und gegen Kontrolle statt. Diese Demo war aus einer Anwohner_innen Versammlung entstanden. Ein_e Teilnehmer_in der Demo hat es ganz gut auf den Punkt gebracht: “Lasst euch nichts gefallen!”

Der selbstorganisierte Widerstand sowie die breite Solidarität, die sich trotz medialer Hetze, die die Problematik auf Religion und Migration schieben wollte, ist ein Zeichen dafür, dass die Vorkommnisse in Altona keine Ausnahme, kein unglücklicher Zufall waren. Sie sind eine Realität die viele schon lange kennen! Die Konfrontation mit den Bullen, die Offenheit für Widerstand ist nicht vom Himmel gefallen und die Holstenstraße liegt auch nicht in einem isolierten Vorort, der vielleicht als “Problembezirk” bezeichnet wird.

Die Menschen, die sich nachts auf der Straße getroffen haben, haben sich ausgetauscht, sich verstanden denn sie teilen eine Welt, auch wenn sie unterschiedlich stark von ihren Auswüchsen betroffen sind. Die Ereignisse im Juli sind etwas, das jederzeit und überall wieder aufflammen kann.

 

Hand in Hand im Namen von Sicherheit und Kontrolle!

Als am Freitag Abend des 26.07. über 200! Wachhunde von Bullen, Bundesbullen, DB-Security und Hochbahnwache eine koordinierte Großoffensive starteten, geschah dies im Namen der “objektiven und subjektiven Sicherheit”. Rund 6000 Menschen wurden an S- und U-Bahnhöfen kontrolliert. Es gab mehrere hundert Strafen sowie Anzeigen, die es mal wieder richtig in den Kassen des HVV, sowie des Gerichts klingeln lassen.

Uniformen aller Coleur, Bewaffnete an jeder Ecke, so schmeckt Sicherheit und Freiheit!?

Die Kooperation von Innen- und Verkehrsbehörde, Bullen, HVV und Deutscher Bahn ist keine Überraschung sondern eine logische Koalition derer, die Interesse daran haben mit einem Klima der Angst, Überwachung und Kontrolle ihre Ordnung und Geschäfte reibungslos laufen zu lassen. Wer nicht mit kann oder will bekommt dies deutlich zu spüren! So ist sind zum Beispiel Großkontrollen in Kooperation mit Bullen mittlerweile  schon eine Realität an der S-Bahnstation Veddel.

Der einzig richtige Schluß aus einem solchen Angriff auf alle die frei und unkontrolliert leben wollen kann nur sein: Wir zahlen absolut nichts mehr und widersetzen uns!

 

Lasst uns unkontrollierbar werden!

All diese Beispiele lassen deutlich werden, dass die Stadt kein neutraler Raum ist, sondern ganz klar durch das Zusammenwirken und Wechselspiel von Herrschaftsmechanismen definiert wird. Es stellt sich also die Frage, wie wir dem Ganzen entgegentreten sollen, wenn die repressiven Angriffe so weit in unseren Alltag vordringen? Der Widerstand gegen eine solche Realität, gegen diese Verhältnisse, muss als alltägliche Subversion beginnen. Tun wir uns zusammen, demaskieren wir Unterdrückung und Ausbeutung schon da wo sie uns im kleinsten begegnet und ihre Wurzeln hat. Konfrontieren wir sie und greifen sie an!

Es bedarft neuer unkontrollierter Wege um den Auswüchsen der repressiven Verhältnisse etwas entgegen zu setzen. So gab es zum Beispiel am 24.08. einen “unkontrollierten Spaziergang” gegen Kontrolle durchs Karolinenviertel bis zum nahegelegenen Knast. Es wurden Plakate und Flyer gegen Gefahrengebiete, Bullen, Knäste, Repression und ihre Welt geklebt und verteilt sowie gesprüht ohne dass die Bullen eingreifen konnten. Für einen solchen Spaziergang bedarf es nicht mehr als Flyer, Plakate, Kleister und Sprühdosen, etwas Ortskenntnis und eine Gruppe von Mitstreiter_innen. Menschen kommen in Kontakt, Gespräche und Diskussionen miteinander, werden aufmerksam auf Konflikte und bevor die Bullen kommen sind schon wieder alle weg oder unter den anderen Passant_innen verschwunden.

Lasst uns viele gefährliche Momente und Gebiete für jede Kontrolle schaffen!

 

Für ein unkontrolliertes herrschaftsfreies Leben!

 

(Artikel aus dem anarchistischen Blatt “Wut im Bauch” Nr. 6, September 2013)

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

was für ein megabescheuertes Titelbild... da ist ja die Bleiwüste unserer lokalen A-Postille eine wahre Augenweide dagegen

...na, wenn Du " megabescheuerter "  sonst keine Probleme hast.....

abgesehen von gefahrengebieten und dem ganzen drumherum, in hamburg scheint die polizei grade auf 180 zu sein.
die ganzen open-air-parties die geprengt wurden, obwohls eh die letzten für dieses jahr wahren. auch die ganzen drogen-verkehreskontrollen... die beamten erzählten mir sie seien sowas wie die neue soko, sehen aus wie normale polizisten, benehmen sich auch so und sind NUR für die lieben drogen im straßenverkehr zuständig. sie seien extra dafür geschult worden, sagten sie. ist jetzt 3 wochen her der vorfall, geht einigen bestimmt ähnlich!

HA! der beamte sagte sogar er hege eine gewisse toleranz gegenüber cannabiskonsumenten. ABER eben nicht im straßenverkehr, auch nicht wenn die mitfahrer illegale substanzen mitführen. deshalb noch die lange drohung mit dem polizeihund, der dann doch nicht kam...

mit seiner Drogen-Ausbildung, hatt ich letzt im Landkreis Diepholz (bei Bremen) auch. Der war aber schließlich zu doof auf einem Laborblatt zu erkennen, dass im Blut des Opfers kein Cannabis nachweisbar war.

Diese Aussage belegt dass es dabei nicht um Verkehrssicherheit geht sondern um Gesamttrefferstatistikbeschönigung. Bewährtes Hausmittel gegen derartige Anmachen ist das Mitführen einer angebrochenen Schnapsflasche im Fahrzeug.