1. Mai Berlin - Agonie und Hoffnung

black block berlin

 Die unangemeldete 17:00 Demo am Mariannenplatz starte fast pünklich. Die Präsenz von Zivibullen war im Vergleich zu den beiden Vorjahren noch weiter heruntergeschraubt worden, nur vereinzelte Aufklärungsgruppen waren präsent. Schon nach 100 Meter wurde die Demo von 30 Bullen seitlich begleitet. 

Diese kleine Einheit war schon seit Stunden am Rande des Festes postiert und offensichtlich nicht extra für die Demo bereitgestellt worden. In Höhe Legiendamm/Adalbertstrasse stiessen drei weitere Wannen von vorne hinzu. Die Demospitze behauptete an dieser Stelle nicht selbstbewusst die Strasse, sondern wich trotz der ungefähr 1000 Leuten, die folgten, auf das Geländes des Carlo Giuliani Park aus, wo zu disem Zeitpunkt mehrere hundert Menschen einem Konzert des Barrio Antifaschista lauschten.

 

Von einer "lautstarken" Ansage von der Bühne abgesehen, dass "die Bullen hier nichts verloren hätten", konnte die kleine Bulleneinheit völlig unbedrängt die Demo weiter begleiten.

An der Ecke Adalbert/Waldemarstrasse bog die Demospitze wie schon vor zwei Jahren wieder in das zentrale Festgeschehen ein, erneut  verlor der Grossteil der TeilnehmerInnen zwischen Bühnen und MyfestbesucherInnen den Anschluss, bis auf die Demospitze war die Demo im weiteren Verlauf garnicht garnicht mehr als solche erkenntlich.

Als der Zug dann ohne das Eingreifen weiterer eintreffender Bulleneinheiten den Lausitzer Platz und damit den Startpunkt der 18.00 Uhr Demo erreichte, hatte das ganze lediglich den Charakter eines grosen Nachmittagsspaziergangs. Nach nicht mal einer halben Stunde war die Angelegenheit, die eher den Eindruck einer Pflichtveranstaltung machte, dann beendet.

 

Die "revolutionäre 1. Mai Demo" startete dieses Jahr lediglich mit der berlinüblichen Verspätung von einer Stunde, sodass man/frau/...  das Partygeballer auf dem Platz nicht wie im Vorjahr über 2 Stunden ertragen musste.

Es wurde die üblichen austauchbaren Textbausteine verlesen, an der Spitze jede Menge Rote Fahnen und Verbalradikalität.

Der autonom/anarchistische Block fand sich erstaunlich schnell, auf der Köpenicker Strasse liefen dann um die 500 Menschen komplett vermummt und grössenteils in Ketten.

Wie zu erwarten, beschränkten sich die Bullen darauf, die wenigen Querstrassen in Sichtweite, aber außerhalb der Steinwurfweite abzusperren.

Lediglich am Legiendamm war sowohl die Brücke in Richtung Ostbahnhof, als auch der Legiendamm selber von starken Einheiten mit WaWes besetzt, um ein mögliches Abweichen von der Route zu unterbinden. Kurz vor Erreichen der Heinrich-Heine-Strasse löste sich der komplette Block aus der Demo und zog quer durch den dortigen Neubaublock und anschliessend auf dem breiten Grünstreifen neben der Demo her.

Das erste sich bietende Ziel, eine Hundertschaft der Berliner Bullen, die die Demo verdeckt im Neubaublock begleitete, wurde in einem breiten Durchgang massiv mit Steinen angegangen und verzichtete sichtlich beeindruckt auf offensive Aktionen.

Während die Hunderschaft in Eile versuchte, wieder im Neubaublock verdeckt, zur Spitze des "schwarzen Blockes" aufzuschliesen, was ihr aber aufgrund mangelner Ortkenntnisse nicht gelang, kam es zu weiteren milianten Aktionen. Ein Firmenwagen von Vattenfall wurde zerlegt und umgedreht, die Sparkasse an der Ánnenstrasse entglast und die dort postierten WaWes beworden. (Ein Beispiel dafür, dass die Bullen bei aller akribischen Vorbereitung auch Fehler machen: Ohne operative Einheiten, lediglich mit einer kleinen begleitenen Einheit an dieser Stelle, war auch hier für die Bullen kein offensives Eingreifen möglich.)

Während sich nun grosse Teile des "schwarzen Blockes" auflösten, weil ab dem Moritzplatz eine seitliche Begleitung erwartet wurde, griffen kleinere Zusammenhänge noch Bullenfahrzeuge am Moritzplatz sowie 150 Meter weiter den Objektschutz an der Shell - Tankstelle an.

Die eigentlich zur seitlichen Begleitung vorgesehenden Hunderschaften (diese sollte wohl ab der 200 Meter weiter liegenden Bundesdruckerei beginnen), eilten aber herbei und ab diesem Zeitpunkt übernahmen die Bullen die Demoregie. Völlig von deren Gnade abhängig durfte die Demo in teilweise engem Spalier nach Mitte laufen und die üblichen "revolutionären Maulhelden" durften dort im Scheinwerferlicht  der Wasserwerfer vor schaulustigen Touristen "ihren Erfolg" feiern.

 

Eine erste Einschätzug

 

Trotz aller Skepsis gelang die Formierung eines "schwarzen Blockes" sehr schnell (Die Beobachtung in einer ersten Auswertung auf linksunten,  es habe dabei Schwierigkeiten und drei unterschiedliche Blöcke gegeben, können wir absolut nicht nachvollziehen).

Die Stimmung im Block war sehr angenehm: Kein Alk, kein Rumgeprolle, keine hirnrissigen Parolen. Wobei wenig gerufen wurde, aber alle haben sich wohl auch die Energie für das Kommende aufgespart. Es wurde sehr rücksichtvoll miteinander umgegangen, es kam keine Hektik auf,  einige nutzen die Präsenz des Blockes, um Parolen zu sprühen. Die Vermummung war für Berliner Verhältnisse ungewöhnlich fast durchgängig komplett und eben nicht lifestyle, was leider in letzter Zeit häufiger der Fall war.

Beim Ausscheren blieben alle gelassen, es wurde nicht unnötig gerannt, der Angriff auf die Bullenhundertschaft war entschlossen (was wohl auch ausschlaggebend für deren Passivität an dieser Stelle war). Wir fanden die weitgehende "Auflösung" vor dem Moritzplatz richtig.

An einen massenhaften Durchbruch zurück nach 36 war angesichts der verdeckt begleitenen Bulleneinheiten nicht wirklich zu denken und selbst wenn dieser gelungen wäre, hätte sich daraus keine weitere Handlungsoption ergeben. Eine Aufrechterhaltung des Blocks über den Moritzplatz hinaus hätte schnell zur einschliessenden  Begleitung und zum Angriff der Bullen auf den Block geführt, wobei wir dieser Konfrontation auf Dauer nicht gewachsen gewesen wären.

 

Insgesamt ergab sich aber das Dilemma für den Block aus der Kooperation des Demobündnisses mit den Bullen. War schon die Zielführung Brandenburger Tor eine Zumutung, weil völlig klar war, dass spätestens ab Bundesdruckerei/ Axel- Springer ausschliesslich die Bullen darüber entscheiden, ob und unter welchen Bedingungen die Demo ihr Ziel erreicht, war der Verzicht auf den ursprünglich vorgesehenen Schlenker durch Neukölln/ Kottbusser Damm eine Bankrotterklärung.

Um es in aller notwendigen Klarheit zu sagen: Aufstandsbekämpfung hat viele Gesichter ! Es bedarf keiner geheimen Gespäche zwischen den Bullen und dem Bündnis (Und wir sind auch keine Anhänger von Verschwörungstheorien), aber objektiv war der Preis dafür, dass die Demo nach Mitte ziehen durfte, das Einwilligen in eine Routenführung, die den Bullen eine möglichst effektive Kontrolle über das Geschehen einräumte und aktionswilligen Zusammenhängen ihre Handlungsoptionen massiv einschränkte.

 

Autonome Reloaded ?

 

Die Situation in Berlin für eine undogmatische, radikale Linke ist seit Jahren katastrophal.

Autonome Theoriearbeit oder zumindestens die Sammlung von Basics für eine grobe Einschätzung der gesellschaftlichen Situation findet jenseits kleiner Zirkel nicht mehr statt.

Militante Praxis beschränkt sich im wesentlichen auf das nächtliche Einfärben von Fassaden oder Glasbruch durch Kleingruppen.

Oder sie findet im Umfeld von Massenaktionen statt, die im wesentlichen von "Bewegungsmanagern" initiert und gesteuert werden (Antifa, Mietenpolitische Themen,...).  

Der Glanz der gelungenen Aktionen rund um die Räumung des Liebig ist lange verblasst, nach der euphorisch aufgenommenen Demo zu Carlos Ermordung kam eigentlich nichts selbstbestimmtes mehr.  

Erst mit der diesjährigen Demo im Februar zum Bullenkongress in Berlin gab es wieder den Versuch, unabhängig von den Elendsverwaltern der etablierten linken und linksradikalen Organisationen wieder eine eigenständige, "autonome" Politik zu gestalten.

 

Auch wenn wir nichts alles für gelungen halten, was in diesem Zusammenhang veröffentlicht wurde, gab es doch den Versuch, sich sowohl inhaltlich als auch praktisch substanzierter zu finden.

Und es gab auch, und dies halten wir für einen wesentlichen Punkt, eine ausführliche (öffentliche) Nachbereitung der beteiligten Zusammenhänge.

Ebenso wurden im Vorfeld des diesjährigen 1. Mai diverse Aufrufe zu einem eigenen Block veröffentlicht, sowie sich kritisch mit der Politik und den Handlungen des "Bündnisses  Revolutionäre 1.Mai Demo" auseinandergesetzt.

Wobei wir die Hoffnung, dieses durch interne und/oder öffentliche Kritik unter Druck setzen zu können, eigentlich nur als naiv bezeichnen können (soviel Kritik  muss bei aller Zuneigung gestattet sein).

Weil im Kern der Konflikt mit Gruppen wie der ARAB und der ALB (um mal Ross und Reiter zu nennen) ein politischer ist, der sich nicht zukitten lässt.

Das heisst, dass natürlich Bündnisse mit solchen hierachischen vulgärleninistischen und sozialdemokratischen Gruppen nur aus der Position der Stärke heraus gestaltet werden können, so man/frau/... sie überhaupt für wünschenswert hält.

Insofern war der autonom/anarchistische Block, sowie die Debatte darum, ein Schritt in die richtige Richtung, aber eben auch nicht mehr als EIN Schritt.

 

Auf die Fragestellung, was "autonome Politik" heute überhaupt sein kann, wenn sie sich nicht erschöpfen will in Dresscodes und dem oberflächlichen Kopieren vergangener scheinbar "glorreicher" Zeiten, muss an anderer Stelle ausführlicher eingegangen werden.

Wir werden uns daran ebenso mit Freude beteiligen  wie  an dem "Autonom- Anarchistischen Block auf der 1. Mai Demo.

 

Liebe Hoffnung Krawall

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das das nur die einschätzung einer einzelperson ist, die man auch als kommentar hätte posten können halte ich angesichts der flüchtigkeitsfehler (verrutschte buchstaben, dopplte wörter) für nicht unwarscheinlich...  

was du oder ihr von den 3 aktionen am rand abgewinnen kannst ist mir unklar, einmal rauch, ein kaputtes stromauto, ein privates, eine kaputte sparkasse (da haben die presseleute sicher applaudiert, oder?) und ein wenig sachschaden an ein paar bullenautos am rand. mehr als nach irgend einer kleineren demo unterm jahr war das auch nicht, dabei wären leute und ziele zu genüge da gewesen. nein lieber schnell zurück zum myfest...

Unter jedem Bericht zum 1. Mai 2013 dieser fast gleichlautende Spam. Diesmal wieder mit dem Kommentar "hat nur einer geschrieben". Kommentar bei fast allen Aufrufen.

 

Deine Stil ist so erbärmlich wie durchschaubar.

was man hätte alles erreichen können angesichts der größe und motivation des blockes. aber stattdessen wurden zwei kleine privatautos beschädigt... die gehörten eher nicht dem kapitalisten! streitereien untereinander über go oder no-go dieser aktion waren  sinnbildlich. der lidl gegenüber ging dafür leer aus (und blieb dementsprechend voll). mit nike-schühchen dann noch ne sparkassenscheibe klein gemacht,  was besonders groß war. während hinten aus dem geldbeutel die kundenkarte schaute.

um die nächste ecke aber, am hause des wahren feindes, war dann schon nichts mehr zu sehen von revolutionärer krawallpower. der axel weinte eine freudenträne und drehte sich, angesichts fehlender massages, ihm grabe wieder um.

einzig der karl-marx-straßen-aktion möchte ich applaudieren.

Die Situation in Berlin für eine undogmatische, radikale Linke ist seit Jahren katastrophal.

Autonome Theoriearbeit oder zumindestens die Sammlung von Basics für eine grobe Einschätzung der gesellschaftlichen Situation findet jenseits kleiner Zirkel nicht mehr statt.

Militante Praxis beschränkt sich im wesentlichen auf das nächtliche Einfärben von Fassaden oder Glasbruch durch Kleingruppen.

Oder sie findet im Umfeld von Massenaktionen statt, die im wesentlichen von "Bewegungsmanagern" initiert und gesteuert werden (Antifa, Mietenpolitische Themen,...).  

Der Glanz der gelungenen Aktionen rund um die Räumung des Liebig ist lange verblasst, nach der euphorisch aufgenommenen Demo zu Carlos Ermordung kam eigentlich nichts selbstbestimmtes mehr.  

Erst mit der diesjährigen Demo im Februar zum Bullenkongress in Berlin gab es wieder den Versuch, unabhängig von den Elendsverwaltern der etablierten linken und linksradikalen Organisationen wieder eine eigenständige, "autonome" Politik zu gestalten.

 

Auch wenn wir nichts alles für gelungen halten, was in diesem Zusammenhang veröffentlicht wurde, gab es doch den Versuch, sich sowohl inhaltlich als auch praktisch substanzierter zu finden.

[...]

Auf die Fragestellung, was "autonome Politik" heute überhaupt sein kann, wenn sie sich nicht erschöpfen will in Dresscodes und dem oberflächlichen Kopieren vergangener scheinbar "glorreicher" Zeiten, muss an anderer Stelle ausführlicher eingegangen werden.

 

Wie wahr! Steht leider nur vielfach im Widerspruch was ihr sonst so in dem Text geschrieben habt.

https://directactionde.ucrony.net/node/1976

 

Folgendes Schreiben erreichte uns:

 

„Am späten Abend des ersten Mai kam es in der Karl-Marx-Starße in Neukölln zu einer kurzen und entschlossenen Scherbendemo mit 40-50 Leuten. Dabei wurde die Straße mit Baumaterialien verbarrikadiert. Bei H&M und der Santander Bank wurden die Schaufenster eingeworfen, so das sie komplett offen standen und für proletarisches spät-shopping frei zugänglich waren bis sich die Büttel davor positioniert hatten. Bei ersterem wurde dazu "Remember Savar" an die Fassade gesprüht. Savar, die Ortschaft in Bangladesch wo am 24. April 304 TextilarbeiterInnen bei einem Fabrikeinsturz ihr leben verloren. Nachdem auch noch einige Steine auf eine Rossmann Filiale flogen verschwand der Mob genauso schnell wie er gekommen ist wieder.

 

Die Presse schweigt weitestgehend zu diesem Ereignis. Obwohl gestern fast alle größeren Zeitungen in ihrem Live-Ticker davon berichtet haben, ist heute nichts mehr davon zu hören. Hat man sich doch schon darauf geeinigt das es der friedlichste erste Mai seit 87 war. Es passt weder in das Bild der üblichen Suffrandale noch will irgendwer daran erinnert werden, dass ArbeiterInnen in der dritten Welt dafür verrecken müssen damit der Traum der Warenwelt hier gefeiert werden kann."

 

aus dem Morgenpost-Ticker 23.46 Uhr: Scheiben in Neukölln zerstört An der Karl-Marx-Straße in Höhe der Werbellinstraße haben Vermummte unmittelbar nacheinander eine Bankfiliale (Santander), einen H&M-Laden und eine Rossmann-Filiale angegriffen. In zwei Fällen gehen Scheiben zu Bruch, bei der Rossmann-Filiale gelingt es den Randalierern nicht, die Scheiben zu zerstören.

Diverse Sachbeschädigungen an Bürogebäuden - Eine Festnahme

# 1103

Unbekannte haben in der vergangenen Nacht im Stadtgebiet mehrere Bürogebäude durch Stein- oder Farbbeutelwürfe beschädigt. Eine Frau wurde dabei ertappt und festgenommen.
Gegen 1 Uhr hatte ein Passant beim Vorbeifahren an der Landesgeschäftsstelle der SPD in der Weddinger Müllerstraße vier Vermummte beobachtet, die Farbe an die Hauswand sprühten und Steine gegen die Fensterscheiben warfen. Dabei wurden mehrere Scheiben zerstört.
An einem Bürogebäude in der Axel-Springer-Straße, in dem u.a. Dienstleistungsunternehmen und Botschaften Räume angemietet haben, hatten Unbekannte bereits in der Nacht zu gestern die Fassade mit schwarzer Farbe beschmiert. Die Sachbeschädigung hatte ein Sicherheitsdienst festgestellt.
Insgesamt 80 Fensterscheiben haben unbekannte Täter durch Steinwürfe in der Tempelhofer Alarichstraße beschädigt. Ein Securityunternehmen hatte gegen 4.50 Uhr die Beschädigungen bemerkt und die Gebäudesicherung übernommen.
An einem Steglitzer Jobcenter in der Birkbuschstraße hatten zwei maskierte Männer kurz nach Mitternacht fünf Fensterscheiben zerstört. Ein Mitarbeiter der Polizei hatte gegen 0.10 Uhr Knallgeräusche gehört und anschließend die beiden Männer flüchten sehen.
Ein mit roter Farbe gefüllter Luftballon zerschellte heute früh an der Eingangstür des Jobcenters in Johannisthal. Eine Polizeistreife bemerkte die Sachbeschädigung gegen 2.10 Uhr am Groß-Berliner-Damm.
Anwohner von Wohnhäusern am Jobcenter Lichtenberg alarmierten gegen Mitternacht die Polizei in die Gotlindestraße, nachdem hier Unbekannte gewütet hatten. Noch vor dem Eintreffen der Polizisten flüchteten etwa vier dunkel gekleidete Radfahrer in verschiedene Richtungen. Sie hatten die Fenster, Türen und die Fassade des Jobcenters mit Steinen und Farbgläsern beworfen und mehrere Meter lange Schriftzüge mit Farbe an die Hauswand geschmiert.
Im Jobcenter Pankow hatten Unbekannte die Fußmatte des Eingangsbereiches mit einer brennbaren Flüssigkeit getränkt und angezündet. Dabei wurde die Tür leicht beschädigt. Das Feuer erlosch schließlich, ohne noch schlimmeren Schaden anzurichten.
Ein Wachschutzmitarbeiter und ein Polizeiangestellter hatten gegen 0.15 Uhr in der Charlottenburger Königin-Elisabeth-Straße eine Sachbeschädigung durch Pflastersteinwürfe gegen das Jobcenter bemerkt. Sie konnten eine 24-Jährige festhalten und den alarmierten Polizisten übergeben. Die Frau hatte sich zuvor eines mitgeführten Stoffbeutels entledigt, in dem sich etliche Pflastersteine befanden. Den beiden Komplizen der Frau gelang die Flucht.
Der Mitarbeiter des Reinickendorfer Jobcenters in der Miraustraße hatte heute früh gegen 6 Uhr die Polizei alarmiert, als er dort Sachbeschädigungen festgestellt hatte. Unbekannte hatten die Glasscheibe am Eingang beschädigt und anschließend mit Plakaten verklebt.
Da in allen Fällen von einer politischen Tatmotivation auszugehen ist, hat der Polizeiliche Staatschutz beim Landeskriminalamt die Ermittlungen übernommen.

nach intensivster anstrengenster und allerumfangreichster Geschichtsrechercherie haben wir (ich und mein alter ego) zu Tage fördern können, was niemand wohl für möglich gehalten haben konnte, eine solche Diskussion gibt es nicht erst seit gestern oder vorgestern (Ironie aus)

 

der liebe Genosse Erich Mühsam hat schon vor 100 Jahren ein kleines Verschen veröffentlicht, das es vielen autonomen Grüppchen erpart hätte, solch gewichtsschwere textchen veröffentlichen zu müssen:

 

Der Revoluzzer fühlt sich stark.

Der Reichen Vorschrift ist ihm Quark.

Er feiert stolz den ersten Mai.

(Doch fragt er erst die Polizei.)

 

Wobei aus sekundärrecherchen und nachtzermürbender Bücherfleißarbeit wir glauben bezweifeln können zu dürfen, dass sich seine perspektive auf Anarchismus in gesellschahftliche Relevanz an der Zahl der zerborsteten fensterchen sich hätte messen lassen können.

 

die kritik an der demoorganisation finden wir zutreffend, aber die eigene Analyse ist ganz schön hart verkürzt, und blendet ein wenig die verhältnisse aus in denen gelebt und widerstand geleistet wird, an denen allein in berlin übrigens noch weitere 3,5 millionen Menschen beteiligt sind.

Ist es nicht ein wenig einfach jetzt auf ALB und anderen Bündnis-Gruppen einzuhacken? Sie haben eine Demo nach mitte organisiert. Darum ging es erst einmal. Im Rahmen dieser Demo konnten verschiedene Gruppen (auch ihr!) militante Aktionen durchführen. Das Bündnis verhält sich solidarisch zu diesen Aktionen. Das Demo-Bündnis hat einfach ein anderes Ziel in diesem Zusammenhang gehabt. Das ist ja wohl auch in Ordnung.

 

Ich glaube beides (Demo und militante Aktionen) haben erst einmal zumindest teilweise ihre Ziele erreicht. Für mich sieht das eher so aus, als könnte das Zusammenwirken legaler Aktionsformen und illegaler in diesem Zusammenhang für die Zukunft gut funktionieren. Es gibt einfach Leute, die nicht bei riesigen militanten Aktionen teilnehmen können (aus gesundheitlichen und / oder sozialen Gründen etc. - mir geht es so...) und für die ist die Demo eine gute Möglichkeit trotzdem ihre Abneigung dem Kapitalismus gegenüber dorthin zu tragen, wo er hin soll. Und wenn man dabei noch nebenher anderen Gruppen oder Einzelpersonen Spielräume eröffnet, in denen sie militante Aktionen durchführen können, dann freue ich mich umso mehr.

 

Insofern kann ich diesem 1. Mai duchaus auch einen Erfolg zusprechen und ich würde mich freuen, wenn darauf aufgebaut wird und dies für die nächsten Jahre auch ausgebaut wird.

 

DANKE ALB, DANKE Autonome Gruppen!

was wäre eigentlich mit einer "selbstbestimmteren" demo, mehr militanten aktionen etc. am 1. mai gewonnen? am 2. mai sitzen alle wieder in schule/uni und werden dort zugerichtet oder am arbeitsplatz ausgebeutet und das soziale elend das aus der arbeitslosigkeit folgt, wäre mit einer unangemeldeten, militanteren demo auch nicht aufgehoben. Für die mangelnde Theorie die ihr konstatiert, seid ihr doch selber das beste beispiel. Ein Ergehen in Manöverkritik einer - gemessen an der gesellschaftlichen Totalität - vollkommen bedeutungslosen Demo, das wars dann...   

30.04. Schöneweide Demo
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30.04. Schöneweide Konzert
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30.04. Wedding Demo
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01.05. Schöneweide Demo
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01.05. Kreuzberg Sponti
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01.05. Kreuzberg 18-Uhr-Demo
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Ich will keine Paranoia verbreiten, aber ich glaube nicht das weniger Zivis unterwegs waren als letztes Jahr. Sorry aber dieses Thema gehört angesprochen.

Einfach mal mit Praktischer und Wirkungsvoller Arbeit anfangen wie wärs damit? 

Leute aufklären mit Texten und Bildern, Videos, Infomaterial usw...das machen leicder nur vereinzelt Gruppen aber da klappts auch mit den Leuten.

 

Die Menschen wollen mehr machen wissen nur nicht mehr wie!!!

Naja, eine solidarische Moderation hört sich aber anders an, aus der Moderation sprang nur die Angst, die Demo könne durch die Bullen zerkloppt werden, und damit das tolle Brandenburger Tor nicht auf sichtweite erreicht werden.

 

Am anfang beim Auftakt hieß es etwa "Lasst Euch nicht provozieren von der Polizei und den angereisten Gewalttätern". Es hieß nicht "Lasst Euch nicht provozieren von den angereisten Gewalttätern der Polizei!"

Als es zwischen Heinrich H Platz und Moritzplatz abging wurde erstmal gleich leicht denunziatorisch gerufen "Wir grüßen die Anarchisten, die hier links etwas schneller laufen".  Sprich: schwarz angezogen + Hassi auf = Anarchisten. War also gemeint, nicht andere, sondern die Anarchisten sind an Randale schuld, die Demo nicht, bitte bitte liebe staatsbüttel lasst die brave demo weiterlaufen. Naja, immerhin könnte der Gruß an sich wohlwollend ausgelegt werden, sich nicht so richtig distanziert zu haben.

Und es wurde gerufen: "Leute, kommt in die Demo, lasst euch nicht provozieren, was hier läuft könnt ihr euch später im Fernsehen anschauen". Immerhin wurde noch aufgerufen, Ketten zu bilden.

Diese unsinnigen Aussagen gegen den anarchistisch - autonomen Block aus dem Lauti des Bündnisses waren nicht zu überhören. Passen auch genau zu dem Kindergartenverhalten des Bündnisblockes. Weitere Beispiele: Mit auf Bambusstöcken gespiessten Schaumstoffgrauwacken (Steine) berührte man symbolisch die Gebäude von Lidl und Vattenfall. Auf der Tourimeile (Unter den Linden) angekommen, feierte man dies wie ein weiteres Revival von Take That...

 

Wie sehr man zur Geschichte der Autonomen steht, zeigt man auch auf der Seite des Bündnisses. Ältere Texte, die 1. Mai Broschüren 1987 und 1989 u.a. wurden gelöscht. Sie spielen in dem Bündnis keine Rolle mehr!

 

Glücklicherweise haben geschichtsbewusste anarchistische GenossInnen dieses fehlende Geschichts- und Informationsbedürfniss durch den Abdruck auf ihren Seiten korrigiert. Es sei erinnert, letztes Jahr feierte man noch 25 Jahre revolutionäre Geschichte.

 

Dieses ist nicht die Geschichte vieler (Rest-) K - Gruppen und der Linksjugend!

genau

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konnte diesmal leider nicht bei EUCH sein... aber genieße die schreibweise und ausdrucksweise hier jetzt gerade im moment... sehr angenehm zu lesen... das gibt und möge geben, hoffnung, kraft, solidarität. bis zum näxstenmal! für die emanzipative selbstorganisation

1. Mai Nazifrei 2013

 

Durchschnittlicher Provinz-Nazi-Aufmarsch wurde mit allen Mitteln durchgesetzt - trotz Antifa-Mobilisierungserfolg.

 

Gerademal 350 Neonazis hatten es zum Auftakt am S-Bahnhof Schöneweide geschafft. Die GegendemonstrantInnen waren 10 mal soviele. Die kurze Route vom Bahnhof, durch die Brückenstraße über die Spree, mit einem kurzen Schlenker durch Oberschöneweide und zurück zum Bahnhof Schöneweide war offensichtlich ein Kompromiss zwischen NPD und Polizei: Kurz, aber dafür blockadefrei. Auch mit dem neuen Polizeipräsident Klaus Kandt hat sich, trotz der frühen Bekanntgabe der Neonaziroute, nichts an der grundsätzlichen Strategie gegenüber Neonaziaufmärschen geändert: Der Tag war von der Anfahrt bis zum Abbau genau mit den Neonazis abgesprochen. Mit der Lahmlegung des Straßenbahnverkehrs, der S-Bahn und der Spreebrücken, sowie der Bereitstellung von Sonderzügen aus Schönefeld und über Südkreuz, kam man ihnen noch mehr entgegen als sonst. 

Die einzigen, die sich an diese Kompromisslösung nicht halten wollten, waren die antifaschistischen Proteste. Vom Ostkreuz und aus Neukölln machten sich tausende organisiert auf den Weg, teilten sich strategisch auf und bewegten sich durch unterschiedliche Straßen auf die Route zu. Die einzige ernstzunehmende Blockade fand an einer Stelle statt, die als Ausweichroute gehandelt wurde, strategisch aber für viele in eine Sackgasse führte. Alles andere scheiterte gnadenlos an hermetischer Abriegelung durch Gitter und der Verteidigung dieser durch massive Polizeipräsenz, exzessivem Einsatz von Pfefferspray, Knüppeln, Hunden und Wasserwerfern. Keine Neuigkeiten sind die Schikanierung von JournalistInnen direkt am Aufmarsch, die polizeiliche Besetzung von Hinterhöfen und brutale Festnahmen wegen Vermummung o.ä. Delinquenz.

Ein Novum war eine kleine Betonskulptur in der Brückenstraße. Vier Aktivisten hatten sich drei Stunden vor dem Aufmarsch in ihr fest gekettet. Pünktlich zum Start waren auch sie mit einer Hebebühne abtransportiert. Bekanntgeworden ist außerdem die halbstündige Störung der Anreise aus Schönefeld durch einen Feuerwehreinsatz zwischen Grünau und Schöneweide. Erfreulich war auch die Beteiligung der AnwohnerInnen, die sich nicht zuletzt aus Frust gegen die polizeilichen Maßnahmen mit den antifaschistischen Protesten solidarisierten.

 

Wesentliche Dinge ereigneten sich aber im Vorfeld: Einen Tag vorher gab es mit 4.000 Teilnehmenden die wohl größte antifaschistische Demonstration aller Zeiten durch Schöneweide (auch dank der Mobilisierungsstärke einiger Bands, die danach im Kranbahnpark aufspielten). Im Vorfeld wurde regional viel Aufwand betrieben um die AnwohnerInnen zu sensibilisieren (Massenzeitung an alle Haushalte, Nazi-Outings, Antifa-Fahrradtour, Veranstaltungen, Plakat- und Flyeraktionen, Kundgebungen usw.). Die Dauerpräsenz der "Braunen Straße" in den überregionalen Medien seit geraumer Zeit, hatte mit dem 1. Mai einen Höhepunkt erreicht. Noch vor dem 1. Mai wurde dem Buchladen des NPD-Funktionärs Henryk Wurzel gekündigt. Das gleiche Schicksal traf den Club "Dark Side" und die Nazikneipe "Zum Henker". Insofern haben sich die unterschiedlichen Kampagnen und Bündnisse der letzten zwei Jahre in Schöneweide endlich gelohnt.

 

Fazit: Die Neonazimobilisierung war ein klarer Flop. Es wird für Neonazis und ihre SympathisantInnen also immer unattraktiver die Hürden für ein Schaulaufen in kauf zu nehmen. Je kleiner die Aufmärsche desto dringender scheint die Polizei aber ihre Durchsetzung zu nehmen. Den Gegenprotesten mangelte es sicher nicht an Entschlossenheit. Vielmehr ist die polizeiliche Militarisierung bei solchen Versammlungen perfektioniert worden. Eine Entwicklung, die sicher nicht nur auf der Straße verhandelt werden sollte.

 

Bilder: 1. Mai (1, 2, 3, 4), 30. April (1, 2, 3, 4, 5)

 

http://antifa-fh.de.vu/